Über den Minhag des „Schana Towa“-Wünschens

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
schana towa

Über den Minhag des „Schana Towa“-Wünschens

Es ist ein Minhag Jisrael (jüd. Brauch), beim Nahen des neuen Jahres seine Freunde, Verwandte und Bekannte mit Wünschen für „ein gutes Jahr“ zu segnen.

Wenn sich Leute im Monat Elul voneinander verabschieden oder sich gegenseitig Briefe schreiben, wird die Gelegenheit ergriffen, dem anderen seine „Schana Towa-Wünsche“ zu übermitteln. Dies gilt insbesondere in der Nacht von Rosch haSchana.

Neujahr-Grüsse in einem Brief

Die erste Quelle für diesen Minhag finden wir in den Minhagim des Mahari“l, der die Worte seines Rebben Rabbi Schalom von Neustadt sZl. (Österreich, ca 5100/1340) zitiert: „Wer ab dem Beginn des Monats Elul seinem Nächsten einen Brief schreibt, muss zu Beginn des Schreibens in irgendeiner Form verlauten lassen, dass er ihm ein gutes Jahr wünscht, wie z.B. „beSchana Towa Tekatew weTechatem“ (mit einem guten Jahr sollst du eingeschrieben und besiegelt werden), oder „Tole Erez al Blimah, jetiw lecha Ketiwa waChatima“ (Der den Erdball an Nichts aufgehängt hat, bzw. im freien Raum schweben lässt, erweise dir gutes Einschreiben und Besiegeln)“. – Und so verhielt sich auch der Mahari“l, der „Vater des Minhag Aschkenas“[1].

Obwohl hier das Anfügen seines Wunsches „am Anfang des Briefes“ verlangt wird, heisst es in den späteren Posskim hingegen „am Anfang oder am Ende des Briefs“[2] – und so ist es der allgemeine Minhag[3].

Dies ist auch aus zahlreichen Teschuwot der Posskim vergangener und der heutigen Generation ersichtlich, die bei ihren im Monat Elul geschriebenen Teschuwot dem Fragesteller immer am Ende ihre Wünsche zum neuen Jahr hinzufügten.

Es gilt jedoch zu bemerken, dass viele im Elul zu Beginn ihrer Briefe (Schir haSchirim 6,3) „Ani leDodi weDodi li – ich zu meinem Freund und mein Freund zu mir“ schreiben, was bekanntlich die Anfangsbuchstaben von „Elul“ ergibt. Der Sinn davon ist wahrscheinlich nicht nur als eine Erinnerung an den Monat Elul zu verstehen, sondern auch als eine gegenseitige Bitte/Tefila zum Wohlergehen des anderen; so als ob man sagen würde: „Ich bitte Haschem für das Wohl meines Freundes und er für das meinige“. Demnach dürfte man mit diesem Satz auch der Ansicht des Maharil gerecht werden.

Eine Andeutung zu diesem Minhag wird im Passuk gefunden (Schmot 18,7): „ו’ישאלו א’יש ל’רעהו ל’שלום – Es fragte ein Mann dem anderen nach dem Wohlergehen“. Die Anfangsbuchstaben ergeben das Wort „Elul“. Dies ist eine Andeutung, dass man sich über das Wohlergehen seines Nächsten kümmern und für ihn nach dem Frieden „fragen“ – von Hkb“H erbitten – solle[4].

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Wann wird damit begonnen?

Gemäss dem erwähnten Mahari“l wird damit ab Anfang des Monats Elul begonnen. Wie manche bemerken, spielt es dabei keine Rolle, ob es der erste oder zweite Tag des Rosch Chodesch ist oder gar Erew Rosch Chodesch[5]. Der Steipeler sZl. wünschte bereits ein „gutes Jahr“ nachdem man den Monat Elul am ‚Schabbat Mewarchim‘ gebenscht hat[6]. Bei den Chassidim wird bereits ab „Tisch’a beAw“, und insbesondere ab dem 15. Aw mit den „Neujahrsgrüssen“ begonnen[7]. Der Grund dafür ist, dass dann schon die „Tage des Erbarmens und der Teschuwa“ beginnen[8]. Der Munkatscher Rebbe sZl. fand dazu einen schönen Remes (Andeutung): Die Worte „Chamischa Assar beAw“ haben denselben Zahlenwert wie „Ketiwa waChatima Towa“[9].

Einen weiteren Zusammenhang erwähnte der Lubawitscher Rebbe sZl. mit der bekannten Andeutung der heiligen Tage im Passuk (Amos 3,8): „Arje scha’ag mi lo jira – Wenn der Löwe brüllt, wer fürchtet sich dann nicht?“ Das Wort אריהist ein Akronym (Notarikon) von „E-lul, R-osch Haschana, J-om Kippur und H-oschana Rabba“. Da das Sternzeichen (Masal) des Monats Aw ein Löwe ist, wird damit angedeutet, dass bereits in diesem Monat die Vorbereitung zu den heiligen Tagen beginnt[10].

An manchen Orten beginnt man ab dem 15. Aw auch die Bitte für ein „gutes Jahr“ in einem „Quittel“ (dem Zadik oder an heilige Orte gelegte Bittzettel) hinzuzufügen[11].

Viele begeben sich vor Rosch haSchana zu ihren Rabbonim oder zu einem Zadik und lassen sich von ihnen mit mit einem „guten Jahr“ segnen. Manche besuchen auch ‚Kiwre Zadikim‘ (Gräber der Gerechten), um im Sechut des Zadiks gesegnet zu werden. Viele Gedolim und Admorim besuchen einander vor den heiligen Tagen, um ihre „Schana Towa-Wünsche“ persönlich zu überbringen.

In manchen Kreisen wünscht man sich gegenseitig: „A gute Kssiwe weChassime toiwe“ (eine gute Niederschrift wie auch eine gute Besiegelung). Dabei möchte man betonen, dass die Ketiwa wie auch die Chatima von Anfang an „gut“ sein mögen. Man sagt nicht einfach „Ketiwa waChatima Towa“, das den Anschein haben könnte, als ob nur die Besiegelung eine „gute“ sein solle[12]. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/AlphonseL%C3%A9vy_Shofar.jpg

Sinn und Kraft der Wünsche

Bemerkenswert ist, dass besagter Mahari“l nur von „Schana Towa-Grüssen“ beim Schreiben eines Briefes spricht und nicht auch vom Überbringen mündlicher Wünsche.

Mir scheint daher, dass der Beginn dieses Minhag sich ausschließlich auf das Schreiben der Wünsche konzentrierte, weil man mit dieser Niederschrift dem Nächsten auch „ein gutes Schreiben im Himmel“ wünscht. Im Nachhinein entwickelte sich daraus auch das gegenseitige mündliche Wünschen eines guten Jahres.

Wie in den Sefarim haKedoschim betont wird, soll die Kraft dieser gegenseitigen Wünsche nicht leicht genommen werden. So wird im Namen des Chose von Lublin sZl. zitiert, der den Passuk (Tehilim 47,6) „Ala Elokim biTeruah – Es erhebt sich G’tt unter Jubel“ so deutet: „Mit Elokim ist die Midat haDin, die Anklagen über Jisrael gemeint, die durch die „Teruah“ (womit ansonsten der Schofarton interpretiert wird) aufgehoben werden. Das Wort „Teruah“ kann auch als von „Re’ut/Freundschaft“ abgeleitet verstanden werden. Durch die Kraft der gegenseitigen freundschaftlichen „Schana Towa-Wünsche“ können die Anklagen vereitelt werden![13]

In diesem Sinn wird auch der bekannte an den Jamim Nora’im gesagte Pijut gedeutet: „weChol Ma’aminim scheHu Oneh Lachasch – Alle glauben daran, dass Er leises Gebet erhört“. „Lachasch“ bedeutet flüsternde, beschwörende Worte; wir glauben, dass die von einem zum anderen einander geflüsternde Wünsche von Hkb“H erhört werden[14].

Der Munkatscher Rebbe sZl. untermauert die Kraft der Wünsche mit der im Midrasch berichteten Geschichte von Rabbi Schimon ben Chalafta und seinen Freunden, die an einer Brit Mila teilnahmen. Der Vater des Kindes schenkte ihnen danach Wein ein und sprach: „Ich vertraue auf den himmlischen Vater, dass ich euch von diesem Wein auch bei der Heirat meines eben beschnittenen Kindes zu trinken geben werde“. Darauf entgegneten sie: „keSchem scheHichnassto laBrit, ken tachnitehu leTora uleChuppa – So wie du ihn in den Bund eingeführt hast, wirst du ihn zur Tora und unter die Chuppa führen“. Auf ihrem Heimweg traf Rabbi Schimon den Mal’ach haMawet, der eine traurige Miene machte und sich bei ihm beklagte: „Ich besaß bereits den Auftrag des himmlischen Gerichts, das Kind, das heute beschnitten wurde, nach 30 Tagen von dieser Welt zu nehmen. Durch die Kraft eurer Berachot aber ist die ‘Gesera’ (g’ttliches Urteil) aufgelöst worden!“[15] Daraus sehen wir, dass Hkb“H die vom ganzen Herzen ausgedrückten Wünsche der Menschen respektiert und sie erhört. Es ist daher möglich, durch sie auch schlechte Verhängnisse abzuwenden[16].

Rabbi Jizchok Se’ew Jadler sZl., einer der grossen Talmide Chachamim der vergangenen Generation in Jeruschalajim, pflegte in den Tagen vor Rosch haSchana jeden, den er traf, mit den Worten „Ketiwa waChatima Towa“ zu segnen. Er meinte dazu: „Jede Beracha, die man von seinem Nächsten erhält, fügt sich für den Jom haDin zum Guten zusammen!“[17]

In der Familie des Komarner Rebbe sZl. gibt es eine alte Überlieferung im Namen des Ba’al Schem Tov sZl., dem von seinem Rebben Ähnliches gelehrt wurde: „So oft man einem Jehudi vom 15. Aw an bis Rosch haSchana mit einem „guten Jahr“ gesegnet hat, so viele Fürsprecher (Melize Joscher) besitzt er, die für ihm dann Gutes erbitten!“[18]

Das Verschicken von Neujahrskarten

Im Lauf der Jahre verbreitete sich der Brauch der Neujahrskarten, der insbesondere in den aschkenasischen Gemeinden tief verankert war. Mit dem Erschallen des Schofartons im Elul – und vielleicht auch schon etwas früher – begannen einst die Kärtchen-Händler mit ihrer Tätigkeit. In den belebten jüdischen Gässchen und Marktplätzen wurden ganze Reihen von Verkaufsständen und Tischen aufgestellt. Auf ihnen waren alle möglichen Sorten von Neujahrskärtchen geordnet, je nach Grösse und Sorte. Da gab es ganz einfache Karten, oder vornehme mit Gold- oder Silberprägung, oder gar künstlerisch gestaltete mit schönen Bildern. Die Motive variierten von jüdischen Aspekten, insbesondere solche, die mit dem Monat Tischri in Zusammenhang standen, oder sie enthielten auch ganz allgemeine Motive.

Die in den jüdischen Häusern ankommenden Neujahrskarten ließen eine festliche Stimmung aufkommen, immerhin erhielt man zahlreiche warme Grüsse von nah und fern. Verwandte und Bekannte hielten auf diesem Weg zumindest einmal im Jahr Kontakt. Andere ergriffen dadurch die Gelegenheit gewisse Streitigkeiten und Konflikte zu bereinigen. Der Postkasten wurde regelrecht überflutet von der Menge der ankommenden Karten, und die Briefträger mussten wegen der Sortierung und Verteilung der Briefe zahlreiche Überstunden machen. ‚Mosdot haTora‘ und ‚Gemilus-Chessed Instutionen‘ pflegten – wie dies heute noch von vielen gemacht wird – eigene Karten zu drucken, die sie an ihre Spender verschickten, um ihre Grosszügigkeit und tatkräftige Unterstützung mit ihren besten „Schana-Towa Grüsse“ zu würdigen.

Äußerst beliebt war damals in Chuz la’Aretz der Erhalt solcher Karten aus Erez Jisrael mit den bewegenden Motiven aus Jeruschalajim, Kewer Rachel, Meron etc. Damit wurde an die Gefühle der weit vom heiligen Land wohnenden Leute appelliert, die armen Talmide Chachamim von Jeruschalajim, Zfat, Meron oder Twerja zu unterstützen[19].

Mit dem Einzug der modernen Kommunikationsmittel wie Telefon, Fax, und elektronische Netzwerke sind die Neujahrskarten ziemlich in Vergessenheit geraten. Das Geschäft der gedruckten Kärtchen floriert nicht mehr, im Postkasten landet kaum noch eine Karte. Dennoch sollte der schöne Brauch der „Schana Towa-Wünsche“ auch heutzutage aufrecht erhalten werden, und diese zumindest mündlich (telefonisch) übertragen werden.

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Gegner und Befürworter der Neujahrskarten

Es gab jedoch solche die sich gegen den Brauch der „Schana Towa-Karten“ stellten, weil dies ihrer Meinung nach kein alter jüdischer Minhag sei, sondern lediglich eine Nachahmung der Nochrim, die solche Karten anlässlich des zivilen Neujahrs verschickten.

Schon die alten Perser pflegten ihren Freunden Eier zu schicken, auf denen sie ihre Glückwünsche aufschreiben, und die Römer beschenkten sich anlässlich des neuen Jahres gegenseitig mit teuren Aufmerksamkeiten. Jedenfalls war es bei den ‚Umot haOlam‘ üblich, den Freunden Segenswünsche für das Neujahr zu überbringen. Deshalb meinen manche, dass die Jehudim diesen Brauch von den Nochrim kopierten[20].

Laut der Untersuchung verschiedener Historiker dürfte dies jedoch nicht der Fall sein. Vielmehr hat man in jüdische Kreisen mit der schriftlichen Überbringung seiner Wünsche zum „neuen Jahr“ unabhängig von den Bräuchen anderer Völker begonnen. Insbesondere wird ja dieser Minhag bereits vom oben erwähnten Mahari“l und seinem Rebbe als „Minhag Jisrael“ bestätigt und unterstützt. Wenn also dieser Brauch schon bereits seit vielen hundert Jahren in Jisrael eingeführt ist, und wir dies auch bei zahlreichen Gedole Jisrael beobachten konnten, so darf dieser nicht bemängelt werden![21]

Diesen Minhag kannten jedoch einst nur die Aschkenasim; er fand erst in jüngster Zeit auch bei den Sefaradim Einzug[22].

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Das „Schana Towa-Wünschen“ am Rosch haSchana

Der Höhepunkt dieser Wünsche wird in der ersten Nacht von Rosch haSchana erreicht, wo jeder seinem Nächsten ein „gutes Jahr“ wünscht.

So schreibt Rabenu Jakov, der Ba’al haTurim: „In Aschkenas ist es üblich, dass jeder seinen Freund besucht und ihm wünscht: „Tikatew beSchana Towa – Du sollst zu einem guten Jahr eingeschrieben werden“[23]. Dieser Minhag wird zwar vom Bet Josef nicht in seinem Schulchan Aruch erwähnt, der Rem“o fügt ihn jedoch hinzu[24].

Es gilt dabei zu bemerken, dass es tatsächlich der alte Minhag war, seine Freunde in ihren Häuser zu besuchen, um ihnen ein „gutes Jahr“ zu wünschen, wie dies aus erwähntem Tur, aus alten Machsorim und Minhag-Büchern hervorgeht. Auch in der alten Wormser Gemeinde war dies der Minhag[25].

Der Rem“o und spätere Minhag-Bücher hingegen erwähnen diese „Freundschafts-Besuche“ nicht mehr und schreiben einfach: „Jeder wünscht seinem Freund nach der Tefila leSchana Towa….“[26]. Wahrscheinlich konnte man diese Hausbesuche nur in Dörfern und Kleingemeinden ausführen. In einer großen Stadt wie Frankfurt, Krakau und Prag dagegen war dies nur schwer machbar.

Jedenfalls sieht man, wie wichtig die Gedolim dieses Wünschen am Rosch haSchana betrachteten, da sie sich die Zeit und Mühe nahmen – sogar an einem solch heiligen Abend, wo jede Minute kostbar ist – jeden einzelnen Jehudi von Gross bis Klein ein „Gutes Jahr“ zu wünschen. Selbst der Steipeler sZl., der als großer Matmid bekannt war, stand stundenlang und benschte mit strahlendem Gesicht jedem Jehudi, während ganz Bnei Berak bei ihm vorbeikam. Auch viele andere berühmte Rabbanim und Admorim verbrachten damit sogar mehrere Stunden!

Der Nussach der Wünsche

Der allgemeine Nussach des Wunsches entspricht dem des Rem“o: „leSchana Towa tikatew/i[27] und so ist es in den üblichen Sidurim und Machsorim gemäss ‘Nussach Aschkenas‘ abgedruckt[28].

Chasal sagen, dass das Urteil der Zadikim am Rosch haSchana nicht nur im „Sefer haChajim“ (Buch des Lebens) niedergeschrieben, sondern auch dort sofort versiegelt wird, während das Urteil der „Benonim“ (der Mittelmäßigen) bis ‚Jom Kippur‘ aufgeschoben wird[29]. Deshalb ist der Magen Awraham der Ansicht, dass man auch das Wort „weTechatem/i“ hinzufügen solle, um den anderen zu den „Zadikim“ zu rechnen, die sogleich besiegelt werden. Aus diesem Grund wird auch das Wünschen am zweiten Tag von Rosch haSchana unterlassen[30].

Danach aber zitiert er die Erklärung des Mekubal Rabbi Menachem Asarja von Fano sZl. (Rem“a miFano), der die erwähnten Worte von Chasal genau umgekehrt interpretiert und schreibt: „Niemand wird bereits am Rosch haSchana besiegelt, auch das Urteil der Zadikim erfolgt erst am Jom Kippur. Der Unterschied zwischen den Zadikim und den Benonim besteht vielmehr im „Schreiben“ und nicht in den Besiegelung. Denn während das Urteil der Zadikim am Rosch haSchana geschrieben wird, wird die Niederschrift der Benonim bis Jom Kippur aufgeschoben, an dem es dann auch besiegelt wird“[31]. Folglich, führt der Magen Awraham aus, braucht man nach dieser Ansicht kein „weTechatem“ zu erwähnen! Auch der Wilnaer Gaon sZl. teilt diese Meinung, jedoch aus anderem Grund[32].

In den Sidurim und Machsorim gemäss ‘Nussach Sefard‘ hingegen hält man sich an die Meinung des Magen Awraham, auch „weTechatem“ hinzuzufügen, was auch von verschiedenen Posskim festgehalten wird[33].

Andere fügen auch die Worte „leAlter leChajim Towim uleSchalom“ an, das dem Wortlaut der erwähnten Gemara entspricht: „Die Zadikim werden „leAlter leChajim“ – sofort zum Leben besiegelt“[34].

Der Sigeter Raw sZl. erwähnte dazu einen interessanten Remes, dass manche das Wort לאלתר hinzufügen, weil es die Anfangsbuchstaben von „Lo Te’une Elecha Ra’ah“ (es soll dir nichts Böses geschehen) enthält[35].

Zeit der Bewünschung

Gemäss dem üblichen Minhag werden diese Wünsche nur in der ersten Nacht von Rosch haSchana ausgesprochen[36]. Nach der Ansicht mancher kann man es auch am zweiten Abend wünschen[37]. Jedenfalls soll man es am Tag höchstens nur bis Chazot wünschen, da nach Chazot das Urteil bereits gefällt ist[38]. Der Pri Megadim schreibt, dass man dann auf jeden Fall „leSchanat Towa techatem“ wünschen darf[39].

Schana Towa uMetuka

Ähnliches Foto


  1. Minhage Mahara“sch 463 (in Kürze) und Minhage Mahari“l (Hilchot Jamim haNora’im 3). Von dort wird es auch im Elja Rabba 581,1 und Baer Hetew 581,10 zitiert. S.a. Moed leChol Chai (Palag’i, 11,4). – Über den Wortlaut von „Tole Erez etc.“ vergleiche den Text des „Jehi Razon“ am Ende der Tefilat Hoschana Rabba (Aschkenas/Sefard) und Selichot von Ne’ila (Sefard).
  2. Mate Efrajim 581,10 und Kizur Schulchan Aruch 128,2. – S.a. Einleitung des Schu“t Awodat haGerschuni.
  3. Likute Mahari“ch Bd3/S.56b u.a.
  4. Likute Mahari“ch ibid.
  5. Siehe ausführlich Ozar Minhage Chaba“d
  6. Orchot Rabenu Bd2/S.165
  7. Minhag Tschernobel, Sqwer, Munkatsch, Slonim (siehe in den Briefen am Ende der Sefarim Bet Awraham und Birkat Awraham), Lubawitsch u.a.
  8. Siehe ausführlich in Or haMe’ir im Namen des Meseritscher Maggid sZl. (Drusch leRosch haSchana S.255b), Igra deKala (Haftara zu P. Matot), Awodat Jisrael (Koschnitz, P. Dewarim), Da’at Mosche (Koschnitz, Drusch leJom haKippurim S.173b), Sefer Ma’amarim des Maharscha“b (Lubawitsch, 5670/S.229) u.a. Mehr dazu siehe auch in Minhag Jisrael Tora 581,2.
  9. Scha’ar Jisachar (Ma’amar Jom Tawor Magal 2) und Darke Chajim weSchalom 684
  10. Ozar Minhage Chabad
  11. Rasa deUwda (Kretschnov) S. 57
  12. Minhag Rus’zin, Nadworna, Skulen u.a.
  13. Sot Sikaron (Lublin) S.47
  14. Diwre Tora (Munkatsch) Bd1/106
  15. Kohelet Rabba 3,4
  16. Diwre Tora ibid.
  17. beTuw Jeruschalajim (von seinem Sohn der Maggid R. Ben-Zijon Jadler sZl.)
  18. Zeitschrift „haBe’er“ aus dem Jahr 5697 (R. Mosche Jakov von Komarno sZl., empfing dies vom Trisker Maggid, der es von seinem Großvater Rabbi Nachum von Tschernobel sZl. hörte. Und dieser hörte es von seinem Rebbe dem Besch“t, der es von seinem Rebbe Achja haSchiloni, der Rebbe von Elijahu haNawi, empfing).
  19. Zeitschrift „Hamodia“ 15. Elul 5762 (Artikel von J.A. Landau)
  20. Ozar Kol Minhage Jeschurun
  21. Siehe hierzu auch Schu“t Nachlat Pinchas (Meyers) Bd2/36 und Keter Schem Tov (Gaguine) Bd6/S.22
  22. Keter Schem Tov ibid.
  23. Tur O“Ch 582
  24. Rem”o O“Ch 582,9
  25. Minhage Worms (Schamesch, Bd1/135 und Kirchheim, S.99) und Mekor Chajim (Kizur Halachot Ende 274)
  26. Rem“o ibid., Minhage R. Eissik Tirnau S.93, Noheg Kazon Josef (Minhage Frankfurt, R“H 2), Machsor Ma’agle Zedek (Cremona 5317-21), Schu“t Schew Jakov (Prag, Ewen haEser 16), Magen Awraham 582,8 u.a.
  27. Rem“o ibid.
  28. Schu“A haRaw 582,7, Minhage Worms (Kirchheim, S.99), Sidur Awodat Jisrael, Noheg Kazon Josef S.263 u.a.
  29. Rosch haSchana 16b
  30. Magen Awraham 582,8, wobei er den Nussach von „weTechatem“ aus dem Machsor Ma’agle Zedek ibid. zitiert.
  31. Assara Ma’amarot (Ma’amar Chikur haDin 2,10)
  32. Biur haGr”o 582,9
  33. Mate Efrajim 582,26, Chaje Adam 139,5 und Aruch haSchulchan 582,14, Sidur haTanja, Kizur Schu“A 129,8 u.a.
  34. Kezeh haMate 38 und Elef haMagen 40 zu Mate Efrajim ibid.
  35. Jitaw Panim (-Siget, Awne Sikaron zu R“H 79)
  36. Lewusch O“Ch 596, Elja Rabba 596,2 und Mate Efrajim 599,3
  37. Ta“s 582,4 und Schulchan Aruch haRaw 582,7. S.a. Kizur Schu“A 129,8. (Diese Meinung wird jedoch vom Elja Rabba ibid. bestritten).
  38. Magen Awraham und Lewusche Srad 582,8, Kizur Schu“A ibid.. – Gemäss der zuvor erwähnten Ansicht (§34) bezieht sich dies auch auf den zweiten Tag! (Pri Megadim M“S 582,4)
  39. Pri Megadim in Eschel Awraham 582,8

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