Judentum und Umweltschutz

Datum: | Autor: Rav Aryeh Carmell | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Umweltschutz

ln diesem Artikel versucht Raw Aryeh Carmell SZL (naher Schüler von Raw Elijahu Elieser Dessler und Herausgeber von Raw Dessler’s Buch “Michtaw Me’elijahu”), halachische Richtlinien für die Lösung moderner Probleme zum Schutz der Umwelt aufzustellen. Er berücksichtigt auch die tieferen moralischen Fragen, die sich dabei ergeben, und skizziert die grundlegenden Änderungen in unserer Einstellung, die seiner Meinung nach nötig sind, um eine Welt ohne Verschmutzung herbeizuführen.

DAS JUDENTUM UND DER UMWELTSCHUTZ

„Und G-tt nahm den Menschen und stellte ihn in den Garten Eden, um ihn ‏zu bearbeiten und zu bewachen“. (Bereischis: 2,15)

„Als der Allmächtige Adam erschuf, führte Er ihn durch den Garten Eden. „Betrachte meine Werke“, sagte Er, „Sieh, wie wunderschön sie sind, wie großartig! lch habe sie für Dich erschaffen. Siehe zu, dass Du meine Welt nicht verdirbst und nicht zerstörst; falls Du das tust, kann niemand sie wieder in Ordnung bringen“. (Midrasch Rabba – Kohelet: 7)

EINFÜHRUNG:

Der obenerwähnte prophetische Midrasch übergibt eindeutig dem Menschen die Verantwortung für die Reinheit und die Unverfälschtheit der Umwelt. Die Resultate unseres Versagens. diese Warnung einzuhalten. werden immer offensichtlicher. Nicht nur ist als Folge unserer Aktivitäten die Welt ein weniger angenehmer Platz zum Leben geworden; sie wird täglich untauglicher als Umgehung.

Nachdem dieses Problem seit einigen Jahren in die vorderste Linie der Weltprobleme gerückt ist, sind wir mit Literatur, Berichten und Konferenzen über dieses Thema überflutet worden. Trotzdem haben nur Wenige die weitreichende Bedeutung dieser Krise und der Kraft, uns die grundlegenden Voraussetzungen unserer Zivilisation überdenken zu lassen, erfasst. Wir werden im letzteren Teil dieses Artikels versuchen, einige dieser grundlegenden Folgerungen zu betrachten. Vorher wollen wir jedoch eine kurze Übersicht über das halachische Material in Bezug auf dieses Problem geben. Wir werden sehen, wie die Halacha sich mit ähnlichen Problemen in der Vergangenheit befasst hat, und dabei möglicherweise einen Beitrag zur Lösung unserer jetzigen Schwierigkeiten finden. Es wird offensichtlich werden, dass das Judentum sich schon immer um diese Dinge gekümmert hat, und dass viele der Angelegenheiten, die uns heute verwirren, schon vor Jahrtausenden das Thema der Tora-Gesetzgebung waren.

I. UMWELTVERSCHMUTZUNG UND HALACHA

Probleme der Umwelt können in vier Gruppen unterteilt werden:

GESUNDHEIT

Unsere wahrscheinlich dringendste Sorge ist der Einfluss der Umweltverschmutzung auf die Gesundheit der Menschen. Dies schließt ein die Verschmutzung der Umwelt durch Abgase, lndustrie- und radioaktive Abfälle, Verschmutzung des Wassers durch unbehandeltes Abwasser und lndustrie-Ausflüsse, Verschmutzung von Esswaren durch eine Überdosis von Pestiziden und chemischen Zugaben verschiedener Art.

SCHÖNHEIT

Der Mensch kann nicht in einer komplett künstlichen Umwelt gedeihen. Um den Körper und den Geist gesund zu erhalten. brauchen wir einen ständigen Zugang zu einer natürlichen Umgebung. Lärm, Störungen, Schmutz, Beraubung der Natur, alle haben einen ungünstigen Einfluss auf unsere geistige Gesundheit. Wo immer solche Verschmutzung existiert, leiden die Menschen.

ÖKOLOGIE

Alle Arten von tierischen und pflanzlichen Lebewesen sind eng und unentwirrbar miteinander verbunden und voneinander und von der gemeinsamen Umgebung abhängig. Wenn etwas in drastischer Weise diesen delikaten natürlichen Ausgleich stört, kann dies weitreichende und unabsehbare Einflüsse auf das ganze System, von welchem das menschliche Leben ein Teil ist, haben. Viele Verunreinigungen drohen der Umwelt in dieser Art, indem sie Gattungen ausrotten und so im ganzen System das Gleichgewicht stören. Hier stößt das Problem der Verschmutzung auf ein zweites grundlegendes Problem – das der Erhaltung.

KULTURELLE VERSCHMUTZUNG

Wir können die Probleme der Umwelt nicht nur auf die Bereiche der körperlichen und geistigen Gesundheit begrenzen. Es ist ironisch, dass gerade, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Gefahren der physischen Verschmutzung gelenkt wird, die Schleusen zur moralischen und kulturellen Verschmutzung geöffnet werden. Die Verschlechterung unserer Umgebung in dieser Hinsicht war in den letzten Jahren viel bemerkenswerter als in anderer Zeit. Als Tora-Juden müssen wir diese Entwicklung mit äußerstem Ernst betrachten.

Wir werden nun einige der Anschauungen und Lösungen der Tora zu diesen vier Problem-Gruppen darlegen, sowohl vom gesetzgeberischen, halachischen Aspekt als auch vom Standpunkt tiefliegender Prinzipien.

(Erschienen in der Jahresschrift zum Jubiläum der Jüdischen Schule Zürich, herausgegeben von R’ A. Lewenstein SZL).

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