Wochenabschnitt Wajakhel – Der „Kijor“ – Mahnmal zur Erinnerung an die Pflicht der jüdischen Mutter

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Kijor

„Er machte den Kijor (das Waschbecken) und sein Gestell aus Kupfer, aus den Mar’ot haZwa’ot (Spiegeln der versammelten Frauen), die sich am Eingang des Ohel Moed versammelt hatten“ (38,8).

Raschi erklärt dazu, was es mit diesen Kupferspiegeln auf sich hatte: „Die Frauen der Bne Jisrael besaßen Spiegel, die sie benutzten, um sich für ihre Ehemänner schön zu machen. Selbst diese behielten sie nicht für sich, sondern spendeten sie für den Bau des Mischkans. Mosche Rabenu jedoch wollte diese Spende zuerst nicht annehmen, weil sie zur Entfachung der Leidenschaft gedient hatten. Da befahl ihm Hkb“H, sie doch anzunehmen, und sagte: „Gerade diese gefallen mir am meisten unter allen Spenden! Denn durch sie haben die Frauen in Mizrajim mir viele „Heerscharen“ gegründet (Kinder gezeugt)… Deshalb werden sie „Mar’ot haZwa’ot“ genannt, die Spiegel der Heerscharen“.

„Weshalb jedoch wurde gerade der „Kijor“ (das Waschbecken) daraus angefertigt?

Weil die „Sota“ – die vom Ehemann des Ehebruchs verdächtigte Frau – vom Wasser des Kijor trinken musste, und so wieder der Frieden zwischen Mann und Frau hergestellt wurde“.

Da der Hauptzweck des Mischkans das Ruhen der g’ttlichen Schechina (Präsenz) auf Erden war, galt der „Aron haKodesch“ (Bundeslade) mit den darin aufbewahrten „Luchot haBrit“ (steinernen Tafeln), die Zeugen des g’ttlichen Bündnisses mit Jisrael waren, als bedeutendstes und wichtigstes Objekt im Mischkan. Auch der ‚Misbeach‘ (Altar), auf dem die Korbanot dargebracht wurden, wodurch jeder Jehudi seine Awerot (Vergehen) sühnen konnte und sich wieder mit G’tt vereinen konnte, war sicher ebenfalls etwas ganz Spezielles. Das Gleiche gilt für die anderen heiligen Geräte, die für die Ausübung des G’ttesdienst verwendet wurden, wie z.B. der goldene Misbeach für das „Ketoret“ (Räucherwerk), die „Menorah“ (siebenarmiger Leuchter) und der „Schulchan“ (Tisch mit den Schaubroten).

Der für die Hände- und Fusswaschung der Kohanim bestimmte Kijor hingegen, stand doch gewiss weit unten in der Rangordnung der „Kle Kodesch“ (heiligen Gerätschaften).

Mit ihm wurde ja keine eigentliche „Awodah“ ausgeführt, sondern sich nur dafür vorbereitet. Wie ist dann diese Aussage von Hkb“H über die gespendeten Spiegel zu verstehen, dass diese Ihm am Meisten gefielen?

Haschem erklärte Mosche, dass die ganze Schöpfung der Welt ohne die Existenz des Klall Jisrael keinen Sinn hat. Sie wurde eigens wegen Jisrael und der Torah erschaffen, damit sie G’tt auf dieser Welt mit der Erfüllung der Mizwat haTorah dienen. Als Jisrael im ‚Galut Mizrajim‘ (ägyptischen Exil) geknechtet, Tag und Nacht ausgenutzt und gepeinigt wurden, besaßen die Bne Jisrael gar keinen Willen mehr zum Familienleben. Müde und ohne eigenen Willen befolgten die Männer ihre Arbeiten und dachten gar nichts anderes. Außerdem sahen sie keinen Sinn mehr darin, Kinder zu haben, da diese ja auch nur ein Leben als Sklaven erwartete. Warum sollten sie dann weitere Jehudim auf die Welt bringen?!

Einzig die jüdischen Frauen erkannten, dass dies eine falsche Einstellung war:

Erstens müssen die Gesetze der Torah auch dann befolgt werden, wenn man deren Zweck nicht versteht und sie nach menschlichem Ermessen keinen Sinn machen. Zweitens gaben sie ihre Hoffnung auf die kommende Erlösung nie auf; Welche Generation würde den später erlöst werden können, wenn sie nicht für den Nachwuchs sorgten?

Deshalb versuchten sie mit allen Mitteln, ihr Familienleben selbst unter diesen schwierigen Bedingungen aufrecht zu erhalten, indem sie sich mit Hilfe ihrer Spiegel für ihre Männer schön machten. So gründeten sie die „Generation der Erlösung“, die aus Mizrajim zog und die Torah beim Berg Sinai erhielt.

Folglich war Hkb“H diesen Frauen äusserst dankbar und erklärte Mosche Rabenu, dass eben diese Spiegel, die dem Weiterbestand des Klall Jisrael dienten, Ihm am Besten von allen Spenden gefalle, mehr noch als alles Gold und Edelsteine, obwohl diese für viel heiligere Geräte benutzt wurden.

Was hätten Ihm dann der aus Gold angefertigte „Aron haKodesch“ oder der „grosse Misbeach“ gebracht, wenn keine Jehudim vorhanden gewesen wären?

Wer hätte denn die im Aron liegende Torah gelernt und bei der Darbringung der Korbanot auf dem Misbeach G’tt gelobt und gepriesen?

Sicher steht die Torah und die „Awodat Haschem“ höher als alles andere auf der Welt, und sie sind das eigentliche Ziel der ganzen Schöpfung, doch ohne die „Spiegel des Kijor“, ohne die Erschaffung der Heerscharen zahlreicher Soldaten und Diener G‘ttes, wäre das Ziel nie erreicht worden!

Deshalb wurde der Kijor auch genau beim Eingang des „Ohel Moed“ (Vorhof) platziert und zwar zwischen diesem und den Misbeach der Korbanot. Für das Waschen der Kohanim selbst hätte der Kijor nicht unbedingt dort stehen müssen, sondern eher beim Eingang des Hofes, durch den die Kohanim vor Beginn der Awoda eintraten. Der aus den „Mar’ot haZwa’ot“ hergestellte Kijor soll jedoch jeden Jehudi daran erinnern, dass zwar die Awoda auf dem Misbeach oder die im „Kodesch Kodschim“ (Allerheiligsten) liegende Torah das Wichtigste sind, sie aber nicht ohne den Kijor erreicht werden können. Wer sich nicht um die nächste Generation des jüdischen Volkes kümmert, diese zur Welt bringt und sie zur Ehrfurcht G’ttes erzieht, dessen Torah und Awoda hat keinen Bestand!

Es genügt nicht, wenn Eltern selber fromm sind und die Torah in Ehren halten, wenn sie dies nicht auch ihren Kindern vermitteln.

Anscheinend haben Chasal deshalb den Inhalt der am Morgen gesagte „Birkat haTorah“ so verfasst, dass man darin nicht nur für sein eigenes Torah-Lernen bittet, sondern gleichzeitig auch für das seiner Nachkommen: „Weha’arew na…“ – „Lass uns Haschem die Worte Deiner Torah lieblich in unserem Mund sein und im Mund des ganzen Haus Jisraels. Und wir und unsere Nachkommen des ganzen Haus Jisraels sollen Deinen Namen erkennen und Deine Torah lernen“. Zudem spricht auch die Frau dieses Gebet, obwohl sie nicht zum Lernen und der Weitergabe der Torah an ihre Kinder verpflichtet ist. Sie ist aber verantwortlich für die jüdische Erziehung, ihre Kinder für die Torah und Awodat Haschem vorzubereiten, wie der „Kijor“ der die Kohanim zur Vorbereitung des G’ttesdienstes diente…

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