Wochenabschnitt Wajakhel – Das Mischkan – Haus des Glaubens

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Im Mischkan, im „Haus des Glaubens“

Zum Bau des Mischkans mussten zuerst die verschiedenen Baustoffe und Materialien gespendet werden, die im Passuk aufgezählt werden. Wie die Meforschim bemerken, waren es insgesamt 13 Materialien, obwohl 15 aufgezählt werden. Manche erklären, dass die drei Sorten Wolle „T‘chelet, Argaman und Tola’at Schani“ als ein Baustoff gerechnet werden. Laut anderen werden die drei Metalle „Gold, Silber und Kupfer“ als ein Baumaterial gezählt.

Rabbi Jisrael Friedmann, der Tschortkover Rebbe sZl., erwähnt die Worte des Arisa“ls, wonach man sich bei der Ausführung der Mizwa der Zedaka, wenn diese mit Kawana (Andacht) ausgeführt wird, mit der g’ttlichen „Midat haRachamim“ verbindet, die bekanntlich aus 13 Eigenschaften besteht. Denn wer richtigen „Chesed und Rachamim“ (Güte und Erbarmen) ausübt, öffnet somit für sich die 13 „Scha‘are Rachamim“ (Tore des Erbarmens). Aus diesem Grund wurden für den Bau des Mischkans gerade 13 Baumaterialien gespendet, damit der Klall Jisrael durch diese Zedaka die 13 Tore des Erbarmens für sich öffnen und die Sühne für ihr Vergehen beim ‘Egel‘ (goldenes Kalb) erlangen konnten.

Denn durch Sünde entfernt sich Jisrael von Haschem. Durch das Mischkan aber wurde das „Achdut“ – die Verbindung und die Einheit – zwischen Jisrael und Haschem wieder hergestellt. Der Zahlenwert von 13 ergibt “Echad” [1+8+4][1].

In diesem Sinn wird auch ein in den Sefarim haKedoschim zitierter Midrasch gedeutet, der den Passuk (25,2) „Wejikchu li Teruma“ mit dem Passuk (Dewarim 6,4) „Schma Jisrael Haschem Elokenu Haschem Echad“ verbindet. Worin besteht der Zusammenhang? Durch die Spende der 13 Materialien und den Bau des Mischkans wurde – „Höre Jisrael“ wieder mit „Haschem Echad“ vereint – das ‘Achdut‘ wieder hergestellt.

Das Mischkan war somit ein „Haus des Glaubens“, der die Emuna von Jisrael in „Haschem Echad“ wieder festigte. Dies ist auch aus anderen Anordnungen betreffend des Mischkan zu erkennen. So wird z.B. die Bauweise der drei heiligen Geräte „Aron haKodesch, Menora und Schulchan“ (heilige Bundeslade, Leuchter und Tisch) in der „Parschat Teruma“ nacheinander geschildert, obwohl sich im Inneren des Mischkans auch der „Misbeach haKetoret“ (Altar des Räucherwerk) befand, dessen Bauanweisung jedoch getrennt von den anderen in der „Parschat Ki Sissa“ erwähnt wird.

In der „Parschat Wajakhel“ hingegen stehen alle schön nacheinander, da sie alle zusammen im selben Raum standen.

Die Trennung dieser Geräte bei der Bauanleitung wird von den Meforschim (Kommentatoren) als stiller Fingerzeig aufgenommen, dass die ersten drei Geräte eine gemeinsame Verbindung haben, die vom „Misbeach haKetoret“ nicht geteilt wird.

Der heilige Rabbi Elimelech von Lizensk sZl. (Jahrzeit am 21. Adar), erklärte, dass diese drei Geräte für das Herunterbringen der Haschpa’ot (Fülle) von „Bone, Chaje und Mesojne – Kinder, Leben und Ernährung“ zuständig waren. Im Aron haKodesch lag die Torah, die als „Ez Chajim – Baum des Lebens“ (Mischle 3,18) bezeichnet wird. Deshalb wurde durch ihn die ‘Schefa‘ (Fülle) des Lebens und der Gesundheit gegeben. Durch den Schulchan mit den darauf liegenden „Lechem haPanim“ erhielt Jisrael seine Parnassa (Wohlstand). Die Lichter der Menora gaben die ‘Schefa‘ für Kinder. Chasal sagen[2] über das vermehrte Lichteranzünden für Schabbat oder Chanuka, dass diese eine Segula (erprobtes Mittel) seien, um Kinder zu erhalten, die ‘Talmide Chachamim‘ sind, die das Licht der Torah und Mizwot erstrahlen lassen[3].

Deshalb, betont Rabenu Bachja (gest. 5100/1340 in Spanien), soll die Frau beim Zünden der Schabbatlichter diese Zeit unbedingt ausnutzen und dafür zu dawenen, dass ihre Kinder zu „ehrlichen und g’ttesfürchtigen Jehudim“ heranwachsen[4].

Rabbi Asarja Figo sZl. (gest. 5339/1647) aus Venedig, erklärt die Verbindung dieser drei heiligen Geräte anhand der bekannten Regel des Sefer ha’Ikarim, nachdem unsere Emuna auf drei Grundsätzen basiert, die eine Kurzform der 13 Glaubensartikel (Ani Ma‘amin) des Rambam darstellen: „Mezius Haschem“ – der Glaube an die Existenz G’ttes, „Torah min haSchamajim“ – dass die Torah uns von G’tt gegeben wurde und „S’char weOnesch“ – der Glaube an die G’ttliche Belohnung und Bestrafung all unserer Taten.

Im Mischkan, im „Haus des Glaubens“, standen daher drei besondere heilige Kejlim (Geräte), die diese drei Glaubensgrundsätze symbolisierten. Das Licht der Menora, erinnert an die ewige Existenz von Haschem, denn „Ner Haschem nischmat Adam – das Licht G’ttes ist die Seele des Menschen“ (Mischle 20,27). Vielleicht brannte deshalb das „Ner haMa’arawi“ (westlichste (ganz linke) Licht der Menora) ständig, solange Jisrael den Willen von Hkb“H ausführten. Es bedeutete, dass der Klall Jisrael sich gegenüber Haschem nicht versündigen kann, solange ihm die ewige G’ttesexistenz vor Augen liegt.

Der Aron haKodesch mit den „Luchot haBrit“ (Tafeln des Bundes) und der darinliegenden „Sefer Torahh“ deutete auf den Grundsatz von „Torah min haSchamajim“.

Der Schulchan mit den Broten wies auf die G’ttliche Vorsehung hin, die jedem Geschöpf auf der Erde alles Nötige gibt, es ernährt und beschützt oder auch wenn nötig bestraft – „S’char weOnesch“. Deshalb hießen die Brote „Lechem haPanim – Brote des Angesichts“ und mussten „ständig auf den Tisch vor Haschem liegen“ (25,30), weil sie an die ständige g‘ttliche Vorsehung erinnern[5].

Chasal machen auf die dreimalige Erwähnung des Wortes „Teruma“ zu Beginn der Parschat Teruma aufmerksam, aus der sie die Abgaben dreier verschiedener Terumot lernen. Auch diese drei Abgaben erinnern an die Festigung der „drei Glaubensgrundsätze“ durch den Bau des Mischkans. Zum einen wurde für den Bau des Mischkan selber und seine Gerätschaften gespendet, um der g’ttlichen Schechina einen Ruheort zu errichten. Somit wurde der Glaube an die „Meziut Haschem“, die ständige G’ttlichen Existenz, bestätigt. Ferner wurde ein halber Schekel für die „Adanim“, den silbernen Füße des Mischkans gespendet, die an die Basis, das Ziel und Jesod des Mischkans erinnern – „Torah min haSchamajim“, die uns von G’tt am Berg Sinai gegebene Torah. Aus diesem Grund bestand das Mischkan aus insgesamt 48 Brettern [20+20+8] entsprechend den „48 Kinjane haTorah“, die 48 Dinge mit denen die Torah erworben wird[6], und die 5 Riegel auf den Bretterwänden erinnerten an die 5 Chumaschim (Bücher) der Torah[7].

Und schließlich wurde ein weiterer halber Schekel für den Kauf der Korbanot gespendet, die einen doppelten Sinn hatten: ein Teil der Korbanot waren Dankes- und Huldigungsopfer (Schlamim und Olah) und andere waren Sühne- und Schuldopfer (Chat’at und Ascham), womit der Grundsatz von „S’char weOnesch“ (Lohn und Bestrafung) symbolisiert wurde. Deshalb hießen die Opfer „Korbanot“ vom Wort „Karow“ (Nähe) abgeleitet: Der S’char we’Onesch ist die Messlatte für die „Kirwa Elokit“, d.h. der Mensch kann daran erkennen wie nahe er in Wirklichkeit zu G’tt ist.


  1. Sefer Neser Jisrael
  2. Schabbat 23b und Raschi zur Stelle
  3. Da’at Mosche (Koschnitz)
  4. Rabenu Bachja Parschat Jitro 19,3
  5. Sefer Bina le’Itim (Drusch 69)
  6. Rokeach 26,23 gemäss Pirke Awot 6,6
  7. Rokeach 26,26

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