Koscher durch das Jahr – Kapitel 26 – Scha’atnes

Datum: | Autor: Rav Schaul Wagschal SZL | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Scha'atnes

Das Verbot von Scha’atnes bezieht sich auf das Tragen von Kleidungsstücken, welche zugleich Wolle und Leinen enthalten. Dies ist ein Toragebot, das in die Kategorie der Chukim fällt und betrifft gleichermaßen Männer, Frauen und Kinder.

Ein Jude darf Scha’atnes herstellen oder damit handeln, vorausgesetzt, er verkauft dieses nicht einem nicht-gesetzestreuen Juden zur eigenen Benutzung. Man darf einem Juden nicht beim Bekleiden mit einem Scha’atnes-Kleidungsstück helfen, sei dieser erwachsen oder ein Kind, selbst unter dem Alter von Bat/Bar Mizwah; man darf ihm ein solches Kleidungsstück noch nicht einmal reichen.

Ein Kleidungsstück gilt als Scha’atnes, wenn es aus einer Mischung von Schafwolle und Leinengewebe oder -faden hergestellt wurde. Selbst das Futter eines wollenen Kleidungsstückes darf weder aus Leinen hergestellt noch mit einem Leinenfaden vernäht sein. Auch Knöpfe oder irgendwelche Applikationen an einem wollenen Kleidungsstück dürfen nicht mit einem Leinenfaden angenäht sein.

Dieser Din betrifft hauptsächlich Mäntel, Anzüge, Kostüme, Hosen, Unterwäsche, Hüte, Handschuhe, Strümpfe und Schuhe.

Das Verbot von Scha’atnes bezieht sich auch auf wollene Abdeckungen, z.B. Decken, wenn diese mit Leinenfaden genäht sind. Ebenso darf man nicht auf weichen Stoffen aus Scha’atnes sitzen, wenn diese sich nach oben aufbiegen. Auf steifem Gewebe darf man sitzen. Leinen und Wolle, die mit einer Sicherheitsnadel verbunden sind, gelten ebenfalls als Scha’atnes.

Scha’atnes-Kontrolle

Kauft man für sich oder für seine Kinder (auch Säuglinge oder Babys) Kleider oder will man ein gekauftes Kleidungsstück verschenken, muss man sich vergewissern, dass dieses frei von Scha ‚atnes ist.

Weil schwierig zu erkennen ist, aus welchen Fasern Kleidungsstücke oder Fäden hergestellt sind, darf man sich in Fragen von Scha’atnes nicht auf den „fachkundigen“ Schneider oder „liebenswürdigen“ Verkäufer oder den „sympathischen“ Geschäftsführer verlassen, sei er Jude oder Nicht-Jude. Sicherheit in Scha’atnes-Angelegenheiten gibt es nur durch eine wirkliche Garantie, vorzugsweise gestützt durch das Zertifikat eines der anerkannten Scha’atnes-Laboratorien.

Ein Scha’atnes-Experte untesucht den Stoff unter dem Mikroskop
Ein Scha’atnes-Experte untesucht den Stoff unter dem Mikroskop

Die meisten größeren Städte in Europa, Amerika und Israel haben spezielle Scha’atnes-lnstitute. Jedes gekaufte Kleidungsstück, bei dem es in dieser Hinsicht den geringsten Zweifel gibt, muss vor dem Tragen in einem dieser Institute untersucht werden.

Zeichen verschiedener Scha’atnes-Labore
Zeichen verschiedener Scha’atnes-Labore

Anprobe

Ein Kleidungsstück, bei dem es bezüglich Scha’atnes Zweifel gibt, darf jedoch anprobiert werden, um zu sehen, ob es passt. Dies ist zulässig, weil man nicht die Absicht hat, es als Kleidungsstück zu tragen. Wenn es zum Zeitpunkt der Anprobe jedoch auch den Zweck eines Kleidungsstückes erfüllt, d.h., wenn man ohne dieses Kleidungsstück die Umkleidekabine nicht verlassen könnte, wäre das Anprobieren nicht erlaubt.

  1. Mit ausdrücklicher Genehmigung der Familie des Verfassers und des Übersetzers und Copyrightbesitzers der deutschen Ausgabe Ulrich Michael Lohse.

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