Wir sind auf halbem Weg durch den Elul. Bald ist Rosch Haschana, der Jom HaDin, Tag des Gerichts, auf den die Asseret Jemei Teschuwa folgen, eine besondere Zeit der Reue.
Die Chasal sagen (Rosch Haschana 18a): „Sucht Ihn auf, wenn Er zu finden ist, ruft Ihn an, wenn Er nahe ist. Dies sind die zehn Tage zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur.“
„Sucht Ihn auf“, denn dann ist „Er zu finden“ – es ist eine Zeit, in der Teschuwa akzeptiert wird.
dDenn dann ist die Zeit der Kirvat Elokim, der Nähe zu Haschem: „Ruft Ihn an, wenn Er nahe ist.“ Dies ist eine himmlische Gnade; obwohl wir am Rosch Haschana bereits gerichtet wurden und das Urteil gefällt wurde, haben wir noch die Aseret Jemei Teschuwa und können Reue tun.
Am Ende dieser zehn Tage können wir – am Jom Kippur – die Sühne erreicht. Der Monat Elul wird „Jemei HaRachamim“ genannt, “Tage der Gnade”. Es liegen 40 Tage zwischen Rosch Chodesch Elul und Jom Kippur; während dieser 40 Tage war Mosche Rabbeinu im Schamajim (Himmel) und plädierte für den Fall von Klal Jisrael, nachdem die Bundestafeln zerbrochen wurden und Hashem den Jiden für die Cheit HaEjgel (die Sünde des goldenen Kalbs) vergab.
Jedes Jahr während dieser Tage kommt die Wirkung der Eigenschaft der G-ttlichen Gnade (Middat Harachamim) zurück.
Das Konzept der Middat Harachimim ist, dass, wenn ein Mensch sich versündigte, er Rachamim braucht – schließlich wird er im Himmel für seine Sünden gerichtet. Obwohl Teschuwa jederzeit möglich ist, ist die Reue im Elul leichter zu schaffen; es ist eine Zeit von der Sijatta d’Schemaja (himmlischen Beistandes) für Teschuwa. Während der Aseret Jemei Teschuwa ist es noch einfacher, aber der Elul ist trotzdem eine Zeit besonderer Siyatta d’Shemaya für Teschuwa.
Deshalb blasen wir während Elul den Schofar: Der Schofar bewegt uns zur Teschuwa, wie der Pasuk sagt (Amos 3,6), „Wenn in der Stadt ein Schofar geblasen wird, wird das Volk dann nicht erzittern?“ Es ist natürlich, dass der Schofar-Klang erschreckend ist – auch wenn es um materielle Sachen geht.
Aber hier, wo es um spirituelle Dinge geht, regt der Schofar uns zur Teschuwa an.
Das ist der Grund für den Brauch des Schofarblasens vor Rosch Haschana. Aus dem gleichen Grund wird auch „L’Dawid Haschem Ori“ gesagt, ein Gebet für die Teschuwa.
Dieser Psalm enthält auch Bitten um Ruchnijut (Geistiges): „Achat sha’alti mej’ejt Haschem, ota awakesh, schivti b’wejt Haschem kol jemei chajai“ – „Ich erbitte nur eine Sache von Hashem; darum bitte ich: ich will wohnen in Hause Haschems alle Tage meines Lebens.“ Und: „Horeini Haschem darkecha“ – „Zeig mir, Haschem, Deinen Weg.“