Nicht kaufen!

Datum: | Autor: Rav Scholom Schwadron | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Sein Sohn erhielt von seinem Schwiegervater als Mitgift einen Pardes (ein Garten). Dieser brachte ihm aber kein Glück.

Geschichte von Rav Scholom Schwadron

Mit freundlicher Genehmigung der Jüdischen Zeitung Zürich

Nicht kaufen!

Bei den Zaddikim können wir sehen, wie sehr sie sich vor dem kleinsten Verdacht von Diebstahl in Acht nahmen.

Der Maschgiach der Jeschivat Lomza, der Zaddik Rav Elijahu Duschnitzer, das Andenken des Gerechten zum Segen, besass einen ‚Pardes’, einen Etrog-Garten. Wie kam er dazu?

Sein Sohn erhielt von seinem Schwiegervater als Mitgift einen Pardes (ein Garten). Dieser brachte ihm aber kein Glück. Er hatte mehr Verluste als Gewinne. Wie es der Fall bei den meisten Etrog-Gärten in jener Zeit war, war der Zustand des Gartens sehr schlecht. Es kam soweit, dass er durch die grossen Ausgaben für die Pflege des Gartens Schulden machte. Das störte ihn auch bei seinem Tora-Lernen. Er beschloss, dass er die erstbeste Gelegenheit ergreifen werde, um den Garten los zu werden. Er wollte ihn verkaufen, sobald er konnte.

Die verzwickte Lage seines Sohnes tat Reb Elijahu sehr leid und so beschloss er, den Pardes seines Sohnes zu kaufen, in der Hoffnung, dass sich der Zustand des Pardes ändern würde.

Es vergingen einige Jahre und der Zustand des Pardes verschlechterte sich noch mehr. Nun war es Reb Elijahu, der sich durch den Pardes verschuldete. Reb Elijahu wusste nicht, was er machen sollte. Er davente und bat Haschem um Hilfe und so bat er auch andere Leute, für ihn zu davenen, dass er Erfolg haben sollte, den Pardes zu verkaufen.

Es vergingen noch einige Jahre und ein Schüler von Reb Elijahu, der inzwischen Grundstückmakler wurde, traf einen Jehudi aus dem Ausland. Dieser bat ihn, ihm einen Etrog-Garten in Erez Jisrael zu finden, den er kaufen konnte. Der Makler freute sich und rief sofort seinen Maschgiach, Reb Elijahu, an und teilte ihm mit, dass er einen Käufer für seinen Pardes habe. Er bat ihn, zu ihm nach Jeruschalaim zu kommen, um sich mit dem potenziellen Käufer zu treffen und den Verkauf zu besprechen.

Reb Elijahu kam, traf sich mit ihm und erklärte sich mit dem Verkauf einverstanden. Danach bestiegen sie zu dritt den Bus nach Tel-Aviv, wo sich der Pardes befand.

Während der Reise von Jeruschalaim nach Tel-Aviv begann Reb Elijahu dem Käufer über den Pardes zu erzählen. Er besprach mit ihm jeden einzelnen Baum im Garten und erklärte ihm: „Dieser Baum ist verfault… Den Baum daneben solltest du lieber nicht berühren, usw.“ Er erzählte ihm über alle Probleme der Bäume und erklärte anschließend alle Schwierigkeiten mit der Bearbeitung der Erde. So führte er den Käufer auch in die generelle Pflege eines Etrog-Gartens ein. Ein Zuhörer hätte meinen können, dass Rav Elijahu das Ziel hatte, den potenziellen Käufer abzuschütteln und ihm vom Kauf abzuraten.

Nach diesem langen Gespräch, schloss Reb Elijahu mit den Worten: „Hören Sie mir zu, werter Jehudi. Wenn es Ihnen möglich ist, sich in der Nähe des Pardes aufzuhalten und jeweils die Arbeiten auf dem Feld zu beaufsichtigen, dann ist es gut. Ansonsten würde ich vom Kauf abraten. Es wäre schade um Ihr Geld…!“

Das war aber noch nicht alles. Als sie den Pardes erreichten, verkündete Reb Elijahu, während er sich an den Käufer wandte: „Die Erzählung ist nicht das Gleiche wie wenn man es selbst sieht! Ich werde mit Ihnen nun zu jedem Baum gehen und Ihnen die Probleme jedes Baumes zeigen!“

Der Makler konnte seinen Augen nicht trauen. Es war allgemein bekannt, dass Reb Elijahu infolge des Pardes verschuldet war und schon seit einigen Jahren versuchte, seinen Pardes zu verkaufen! Wie konnte es dann sein, dass er dem Käufer vom Kauf abriet?

Die Führung von Reb Elijahu wurde aber bald abgebrochen. Denn während dem Rundgang nahm der potenzielle Käufer ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche, und entschuldigte sich, dass er kurz einen Schluck davon nehmen müsse. Reb Elijahu fragte ihn verwundert, weshalb er denn dieses Mittel einnehmen müsse und bekam zur Antwort, dass er an einem bestimmten Herzleiden litt und deshalb immer diese Medizin schlucken müsse.

Reb Elijahu segnete ihn aufs Herzlichste: „Sie sollen bald eine vollkommene Heilung haben! Ich kann Ihnen jedoch diesen Pardes nicht in einem solchen Zustand verkaufen!

Hier platzte aber die Geduld des Käufers und er sagte: „Was stört es Sie, wenn ich diesen Etrog-Garten kaufen möchte?“

Er konnte Reb Elijahu jedoch nicht von seinem Beschluss abbringen: „Sie leiden doch unter Herzbeschwerden! Sie werden mit diesem Pardes keinen Erfolg haben. Ich werde Ihnen meinen Garten nicht verkaufen!“

Und so ging die Geschichte zu Ende. Der Mann ging mit leeren Händen weg, hatte aber einen Segen des Zaddiks verdient, der ihm eine Refu’a Scheleima wünschte und erhielt auch eine große Lektion im Vermeiden von Diebstahl!

Aus der Jüdischen Zeitung (Schweiz)

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