Die Entstehung der Kontinente – die Auswirkungen der ‘Mabul’ – 1. Teil

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Kontinente

Die geheimnisvolle Gestalt der Erde und ihrer Kontinente beschäftigt seit Jahrhunderten Wissenschaftler und Gelehrte; man machte sich so seine Gedanken und versuchte, sie beweisen zu können. In der nachstehenden Einführung dieses Artikels werden jedoch nur die wichtigsten Theorien und Fakten kurz zusammengefasst, die für unsere nachfolgenden Erläuterungen notwendig sind.

Die Kontinentaldrift-Theorie

Die Theorie des “Kontinentaldrifts” oder “Kontinentalverschiebung”, beschreibt die langsame Bewegung und Aufspaltung von Erdteilen. Der offensichtlichste und daher am frühesten erkannte Hinweis auf die Kontinentaldrift ist die Ähnlichkeit im Verlauf der Westküste Afrikas und der Ostküste Südamerikas.

Die älteste Vermutung einer Kontinentalverschiebung stand bereits im Atlas Theatrum Orbis Terrarum des flämischen Kartographen Abraham Ortelius von 1570-1596, wo die Ähnlichkeit der beiden Küstenlinien bereits gut zu erkennen war. Ortelius gilt heute als der erste, der aufgrund der zueinander passenden Umrisse vermutete, dass die Kontinente früher einmal ein zusammenhängendes Ganzes gebildet hätten und später durch „Erdbeben und Fluten“ auseinandergebrochen seien, so dass dadurch einst Amerika, Afrika und Europa entstanden sind. In seinem Werk „Thesaurus Geographicus“ erwähnt er diese These allerdings nur kurz.

Der deutsche Theologie-Professor Theodor Christoph Lilienthal in Königsberg brachte das Auseinanderbrechen der Kontinente mit der biblischen “Sintflut” in Verbindung. Doch all diesen Vermutungen wurden in der damaligen Zeit kaum Beachtung geschenkt.

Es fehlte der Wissenschaft an Beweismaterial.

In den Jahren 1799-1804 unternahm der deutsche Naturforscher und Geograph Alexander von Humboldt, einer der letzten großen Universalwissenschaftler, eine fünfjährige, grosse Erkundungsreise durch Südamerika und Mexiko, die man “die wissenschaftliche Entdeckung Amerikas” nannte. Der neue Kontinent ‘Amerika’ war damals zwar bereits einige Jahrhunderte zuvor entdeckt, jedoch noch lange nicht richtig erkundet worden. Als ausgezeichneter Geograph erkannte Humboldt als erster, dass die Ähnlichkeit zwischen den Atlantikküsten Afrikas und Südamerika weit über die offenkundige Tatsache hinausging, dass sie „ineinanderpassten“. Er forderte die Kollegen der naturwissenschaftlichen Disziplinen zu verstärkter Erforschung dieser Übereinstimmungen auf. Als er sein Beweismaterial zusammentrug, kam er zu folgender Schlussfolgerung: Der Atlantische Ozean ist „nur ein Tal“, das durch Erosion (Erdabtragung/Auswaschung) entstanden und durch das Wasser der Sintflut gefüllt worden war.

Mit der Erwähnung der biblischen „Sündflut“ geriet Humboldts Erklärung in wissenschaftlichen Kreisen bald in Misskredit.

Dort hatte man schon lange – seit man sich aus den mittelalterlichen Klauen der Kirche befreit hatte, und wegen “ketzerischen” Lehren nicht mehr verfolgt wurde – die Gelegenheit ergriffen, sich ausschließlich der Erforschung natürlicher Prozesse und geologischen Phänomene zu widmen, ohne der buchstäblichen Interpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte Beachtung zu schenken. Die Debatte zwischen den Dogmatikern der Kirche und den Naturforschern hatte drei Jahrhunderte wissenschaftlicher Arbeit beeinflusst und während dieser Zeit war man einer umfassenden Theorie über die Entstehung der Kontinente kaum näher gekommen.

Eine der grundlegenden Fragen, auf die man eine Lösung suchte und die schon Aristoteles (berühmter griechischer Philosoph und Naturforscher, gest. 322 v.) Kopfzerbrechen bereitet hatte – warum sich Fossilien von Meeresorganismen auf dem Festland im Gestein hoher Gebirge befindet – blieb unbeantwortet. Und je mehr die Gelehrten ihre neue Freiheit nutzten und ihre Untersuchungen vorantrieben, desto öfter stießen sie auf neue Probleme.

Die im 19. Jahrhundert erfolgte geduldige Erforschung der weltweiten Verbreitung von Pflanzen und Tiere zeigte, dass identische Arten von Schlangen, Schildkröten und Eidechsen, von denen keine in der Lage gewesen wäre, einen Ozean zu überqueren, sowohl in Afrika wie auch in Südamerika vorkamen – also auf beiden Seiten des Atlantiks. Diese verwirrende Entdeckung der Vorkommnisse identischer Lebensformen auf verschiedenen Kontinenten brachte verschiedene Wissenschaftler wie z.B. den österreichischen Paläontologen Melchior Neumayr dazu, dies mit einer untergegangenen Verbindung der Kontinente zu erklären.

Er rekonstruierte eine Karte, wonach die Oberfläche der Erde einst aus drei Großkontinente bestanden haben soll.

Diese Karte inspirierte viele andere Naturwissenschaftler, ihre eigenen Ergebnisse in einer ähnlichen Form zu interpretieren und vergleichbare Superkontinente zu konstruieren. Grosse Beliebtheit erfreute sich dabei die Theorie, wonach ein System von breiten Landbrücken, die später zusammenbrachen, in ferner Urzeit die Kontinente verbanden, und pflanzliche wie tierischem Leben die Möglichkeit zu ungehinderter Ausbreitung von einem Kontinent zum anderen gegeben hatten.

Für den Grund des Verschwindens dieser Landbrücken gab es wieder verschiedene Spekulationen, von denen eine jahrzehntelang als „die vorherrschende geologische Theorie des Zeitalters“ aufrecht erhalten wurde. Demnach soll sich die Erde einst in einem glutflüssigen Zustand befunden und in der Phase ihrer Abkühlung regelrecht „eingeschrumpft“ sein. Auf diesem Weg sollten sich die hohen Gebirge ähnlich den Schrumpeln eines vertrockneten Apfels gebildet haben.

Eine bessere Theorie veröffentlichte Antonio Snider-Pellegrini, ein in Paris lebender Amerikaner, in seinem 1858 erschienenen Buch „La Création et Ses Mystères Dévoilés“ (‘Die Schöpfung und ihre entschleierten Geheimnisse’). Er vertrat unter anderem die Meinung, dass alle Kontinente einst eine zusammenhängende Masse waren, die sich auf einer Seite der Erdkugel gebildet habe. Er beging jedoch den selben Fehler wie Alexander von Humboldt und schrieb das Auseinanderbrechen dieses Urkontinents der Sintflut zu.

Mit der Verwendung dieser “überholter” biblischen Katastrophen-Lehre verlor er jegliche wissenschaftliche Unterstützung und sein Buch wurde nie ernst genommen.

An einem Herbsttag des Jahres 1911 stöberte der Geowissenschaftler und Polarforscher Alfred Wegener, Dozent für Astronomie und Meteorologie an der Marburger Universität, in der dortigen Bibliothek. Dabei fiel ihm eine wissenschaftliche Schrift in die Hände, die zwar überhaupt nichts mit seiner Arbeit und Fachgebiet gemeinsam hatte, Wegener jedoch völlig faszinierte. In der Schrift wurde die Theorie einer früheren Landbrücke zwischen Brasilien und Afrika verfochten, und die darin angeführten Beweise brachten ihm dazu, andere Forschungsberichte nach weiteren Einzelheiten zu untersuchen. Bevor er wusste wie ihm geschah, wurde die momentane Abschweifung von seinem Arbeitsgebiet zu einer regelrechten Besessenheit. Wegener vermutete sogleich, dass die vorliegenden paläontologischen Beweise der übereinstimmende Pflanzen und Tierwelt verschiedener Kontinente, nicht die Existenz versunkener Landbrücken dokumentierte – wie die irrige Annahme der gefundenen Schrift und der damaligen Wissenschaft überhaupt vertreten wurde – sondern, dass die Kontinente einst vereint gewesen und danach auseinandergetrieben waren (wie die Theorie von Antonio Snider-Pellegrini).

Seine bereits 1912 in zwei Vorträgen verkündete Theorie – und danach 1915 während des ersten Weltkrieges veröffentlichtes Werk „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ fand jedoch kaum Beachtung. Drei weitere Auflagen folgten, worin Wegener seine Theorie immer mehr erweiterte und mit gesammelten Beweisen untermauerte. Die dritte Auflage erschien zu einem besseren Zeitpunkt und auch erstmals in verschiedenen Sprachen, so dass sie für großes Aufsehen sorgte. Doch ganz anders als erhofft wurde eine bahnbrechende Theorie von den meisten angesehenen und führenden Gelehrten als totales Hirngespinst abgetan und abgelehnt. Wegener stellte nicht nur die geologische Doktrin einer sich abkühlenden und schrumpfenden Erde in Frage, sondern er tat es obendrein als Außenseiter: Er war als Meteorologe und Astronom ausgebildet und hatte nichts mit Geophysik, Geologie und Paläontologie zu tun.

Natürlich nahmen die Verteidiger der orthodoxen Lehrmeinung diesen Emporkömmling unversöhnlich aufs Korn.

Seine einleuchtende und schlüssige Theorie, die heute von jedem Kind, das die Weltkarte zur Hand nimmt, von selbst erkannt wird, erforderte bei den Wissenschaftlern eine völlige Umstellung ihrer Betrachtungsweise der Erde und ihrer Geschichte. Wegener war seiner Zeit weit voraus, es fehlten ihm noch viele schlüssige Beweise insbesondere der Botanik, Zoologie und Ozeanographie, deren Daten ihm damals nicht zur Verfügung stand. Es dauerte daher noch lange bis seine Theorie in der wissenschaftlichen Welt Anerkennung fand, und bis dahin wurde er regelrecht zur Zielscheibe des Spottes aller Wissenschaftler.

Erst 1960, dreissig Jahre nach Wegeners Tod und hundert Jahre nach der Veröffentlichung von Snider-Pellegrinis Buch, kamen Zweifel an der herkömmlichen Lehrmeinung auf. Mittlerweile verfügten Geologen, Ozeanographen, Geophysiker, Seismologen und Paläomagnetiker über eine Vielzahl von Fakten und Daten, die im Widerspruch zu den bisher akzeptierten Annahmen und Theorien standen. Grund dafür waren hauptsächlich die neuen Erkenntnisse über den Aufbau des Meeresbodens, die Existenz der Ketten riesiger Unterwassergebirge und der sogenannten “Plattentektonik“. Diesen Erkenntnissen zufolge besteht die äussere Schale der Erde (Lithosphäre), sei es Festland oder Meeresboden, aus sieben großen und einer Anzahl kleinerer Platten, die sich mit unterschiedlichen relativen Geschwindigkeiten bewegen – weniger als einen und bis zu 12 cm pro Jahr. Keine Platte kann sich bewegen, ohne auf eine andere einzuwirken, und die Aktivität einer einzigen Platte kann eine andere beeinflussen, die Tausende von Kilometern entfernt ist.

Wie später erkannt wurde, werden fast alle (natürlichen) Erdbeben von dieser Plattenbewegung ausgelöst.

Diese Lehre will damit unter anderem auch die natürliche Entstehung verschiedener Felsformationen und Gebirgszüge, wie z.B. der bekannte ”Grand Canyon” in den USA, die wie aufeinander geschoben erscheinen oder wie dies an anderen Stellen zu beobachten ist, das gegenüberliegende Felsenketten die in ihrer Mitte durchgetrennt scheinen, obwohl sie einige Meter voneinander getrennt liegen.

Plötzlich kehrte man zu den 150 Jahre alten Aufzeichnungen Alexander von Humboldts zurück und untersuchte – wie er es damals gewünscht hatte – seine Beobachtungen der auffallenden Ähnlichkeit zwischen Gesteinsformationen auf beiden Seiten des Atlantiks. Es stellte sich heraus, dass die Gesteinsschichten Westafrikas mit denen der Ostküste Brasiliens genau übereinstimmten, was den Schluss zuließ, dass die Gesteine Teile derselben Formation waren. Hinzu kam der 1969 von Paläontologen auf einer Antarktis-Expedition getätigte „bedeutendsten Fossilienfunde aller Zeiten“, wie es in der Beschreibung hieß. Man fand die versteinerten Knochen desselben Reptils, das auch in Afrika, Indien und China gelebt hatte. Dieser Fund deutete darauf hin, dass die Antarktis und Südafrika einst in breiter Form vereint waren.

Diese und viele andere Erkenntnisse bestätigen somit, dass früher einmal alle Kontinente ein Ganzes bildeten, und erst später aus irgendwelchen Gründen auseinandergebrochen sind und seitdem umherdriften.

Es wird daher von der modernen Wissenschaft angenommen, dass sich durch die tektonische Plattenbewegung immer mehr Bruchlinien in der einstigen großen Landmasse bildeten, die alle Kontinente vereinten – ”Pangäa” genannt, das auf Altgriechisch „alles Land“ bedeutet. Dies ließ eine immer grössere Menge Magma (geschmolzenes Gestein) aus dem Erdmantel zur Oberfläche empor dringen. Die Dehnung und Schwächung der kontinentalen Kruste und das Aufsteigen der schweren Basaltlava erzeugten tektonische Brüche und Absenkungen. Dadurch entstanden Becken und Grabenbrüche, in die Meerwasser einströmte, so dass schliesslich ein langer, schmaler Meeresarm zwischen den entstandenen Teilkontinenten entstand. Diese Meeresarme waren die Vorläufer der heutigen Ozeane. Was genau diesen ungeheuren Erguss basaltische Gestein und Lava verursachte, der die Kontinente spaltete, kann die Wissenschaft nicht mit Gewissheit sagen.

Die Mabul

Falls die bisher erwähnten Theorien tatsächlich zutreffen sollten, so wissen wir, dass solch umwälzende Ereignisse unbedingt irgendwo in der Torah erwähnt oder angedeutet sein müssen. Jisrael – Ma’aminim Bne Ma’aminim – deren ganzer Glauben und Haschkafa (Weltanschauung) auf die g’ttlichen Worte und Überlieferung der schriftlichen und mündlichen Torah basieren, haben keine Probleme damit, das Kind beim Namen zu nennen.

Die moderne Wissenschaft hingegen bleibt lieber bei ungeklärten Fragen, die im Gewirr anderer hochgepriesenen Theorien und Erkenntnissen untergehen.

Zuerst bestritt man Jahrhunderte lang die Theorie des Kontinentaldrifts, nur weil sich deren Erfinder an die Worte der Bibel/Torah geklammert hatte und die Ursache einer g’ttlichen Fügung – der Mabul – zugeschrieben haben. Dies darf aber nicht sein! Die Existenz eines höheren Wesens – G’tt – in die Geschichte der Welt und Entwicklung des ”aufgeklärten” Menschen darf auf keinen Fall miteinbezogen werden!

Und danach, als man vor einigen Jahrzehnte endlich die Wahrheit anerkennen musste, blieb die Wissenschaft dennoch lieber wieder bei ungelösten Fragen stehen und versucht alles andere zu verpönen und zu verdrängen: Was ist die treibende Kraft, die hinter der Plattentektonik steckt und solch immense Kräfte besitzt, diese Platten dauerhaft zu verschieben?

Was genau hat den Bruch der Kontinente herbeigeführt und wo ist die Ursache dieser ungeheuren Vorgänge zu finden?

Wenden wir uns nun dem Ablauf der Mabul zu wie sie von der Torah, Chasal und den großen Kommentatoren geschildert wird (Bereschit 7,11): „Es brachen alle Quellen der großen Tiefe auf und die Schleusen des Himmels wurden geöffnet“. Über die „Quellen der großen Tiefe“ heisst es in der Gemara, dass die Generation der Mabul mit מים רותחין, mit ‘siedend heissem Wasser’ bestraft wurde[1]. Als nämlich das Wasser aus der Tiefe des Abgrunds hervorquoll, versuchten die Sünder mit ihren Füssen die Löcher zu verstopfen. Da erhitzte Hkb”H das Wasser und es verbrannte ihre Füße bis auf die Knochen[2], wie es heisst (Ijow 6,17): „In der Zeit der Hitze werden sie verschnitten/begossen, durch Seine Hitze werden sie von ihrem Ort weggestossen”. Eine Andeutung, dass die Sünder der Mabul vom heißen Wasser verbrannt wurden oder von ihren Plätzen wegspringen mussten[3].

Interessant ist die Erklärung von Raschi, weshalb Noach die Tejwa (Arche) mit עצי גופר bauen musste. Gemäss den meisten Ansichten wird es mit ”Zedernholz” übersetzt[4]. Manche begründen dies damit, weil dieses Holz leicht im Wasser schwimmt[5] oder weil es nicht im Wasser verfault[6], sondern davon sogar noch stärker wird[7]. Raschi aber schreibt: „Warum von dieser Art? Weil sein Name an das ”Gofrit” (Schwefel) erinnert, durch das die Menschen dieser Generation aufgelöst werden sollten”[8].

Demnach stammte das von Chasal erwähnte heisse Wasser, mit dem das Dor haMabul gerichtet wurde, aus unterirdischem Schwefel, das aus dem Gehinom stammte[9].

Die Sünder wurden also während des Baus der Tejwa gewarnt, was für eine Strafe ihnen blüht, falls sie keine Teschuwa machen würden. Gemäss dem Midrasch war dies auch als Lehre für Noach gedacht, der eigentlich ebenfalls mit ihnen in diesem ‘Gofrit’ gerichtet werden sollte, jedoch Gunst in den Augen G’ttes fand. Die Verwendung dieses Holz war daher als Sühne für ihn gedacht[10].

Während aus den bisher zitierten Quellen hervorgeht, dass von oben gewöhnlicher kalter Regen runterkam und nur das untere Wasser kochend heiß war[11], lernt Rabbi Jochanan aus dem zitierten Passuk, dass sie (auch) vom heissem Regen verbrannt wurden und sagt: „Jeder Tropfen, den Haschem von oben runterkommen liess, liess Er zuvor im Gehinom erhitzen, nahm ihn von dort wieder hinaus und ließ ihn auf sie runter regnen”[12].

Chasal streiten sich darüber, ob die Generation der Mabul einen Anteil am ‘Olam haBa’ (Zukünftige Welt) haben oder ihn verloren haben[13]. Laut einer Ansicht wurden sie während der Mabul bereits mit dem Feuer des Gehinoms gerichtet und besitzen deswegen weiterhin ihren Anteil am Olam haBa[14].

Auch aus einem anderen Passuk in Ijow (22,20) wird im Midrasch gelernt, dass sie mit himmlischem Feuer gerichtet wurden:

„Hast du nicht gesehen, wie ihr Bestand vertilgt und ihre Übriggebliebenen vom Feuer verzehrt wurden”. Die Leute der Mabul-Generation aber waren sehr stark, widerstandsfähig und sehr hoch und starben deshalb nicht alle durch das aus dem Abgrund hervorsteigende Wasser. Also ließ Haschem Feuer vom Himmel auf sie niedergehen bis sie verbrannten[15].

In diesem Sinn deutet der Ba’al Rokeach den Passuk (6,17): „wa’Ani Hineni mewi et haMabul – siehe, Ich bringe die Flut”. Eigentlich sollte nur „mewi Mabul” stehen, das überflüssige את המבול kommt einzuschließen, dass außer Wasser auch Feuer herunterkam”[16].

Auch an einer anderen Stelle im Midrasch wird im Namen von Rabbi Jochanan zitiert: „Obwohl wir wissen, dass die Generation des Mabul mit Wasser und die Sodomiter mit Feuer gerichtet wurde, wurde Sdom zusätzlich auch mit Wasser und die Leute der Mabul mit Feuer und Schwefel gerichtet…”[17].

Genauso wie bei den „Quellen der Tiefen“ Wasser mit “Feuer” (Schwefel) ausströmte, kam solches auch aus den „Schleusen des Himmels“ herab. Die auf Bergspitzen flüchtenden Menschenriesen und großen Tiere, die auf ihre Größe und Stärke vertraut hatten, wurden von einem Regen aus Feuer verbrannt.

Wasser und Feuer

Das Dor haMabul wurde also nicht nur mit dem Wasser, dass von oben und von unten kam, gerichtet, sondern auch mit dreierlei Arten Feuer: a) aus dem Abgrund emporsteigendes, siedend heisses Wasser, dass aus dem Gehinom stammenden Schwefel erhitzt wurde, b) durch im Gehinom erhitzte herunterfallende Wassertropfen (Regen), und c) mit vom Himmel fallendes Feuer.

Bemerkenswert ist die Erklärung des Malbi”m, auf welche Weise die besagten Wasserquellen aufbrachen und zur Erdoberfläche empordrangen: „Die tief im Innern der Vulkane lodernden Feuer explodierten und ließen riesige Flüsse kochender Lava emporquellen.

Diese durchbrachen die Erdoberfläche und die heissen Wasser quollen hervor“[18].

Weshalb die Generation des Mabul mit Wasser gerichtet wurde, erklären Chasal damit, da sie sich mit ihrem ”Galgal Ajin” (der wie ein Rad runde Augapfel oder im übertragenen Sinn die sich bewegende Pupille) versündigt hatten und sich jeglichen fremden Besitz, den sie sahen, mit Gewalt aneigneten. Daher öffnete Hkb”H alle ”Ma’ajanot” (sich drehende und bewegliche Gewässer) und überwältigte sie damit[19].

Außerdem wurden sie überheblich aufgrund der gewaltigen Fülle von Gutem, die G’tt ihnen gab[20]. Es regnete nur einmal in 40 Jahren und dies genügte ihnen völlig[21]. Sie mussten auch nur einmal säen und es wuchs für sie Getreide, dass für 40 Jahre lang reichte[22]. „Aus diesem Grund, schreibt der Mahara”l von Prag, wurden sie ”Mida keneged Mida” mit einer zu grossen Menge Regen und Wasser überhäuft, bis sie es nicht mehr ertragen konnten! Außerdem glich das Wasser ihrem unersättlichen Auge, mit dem sie gesündigt hatten, denn das Auge besteht aus Wasser (gemeint ist hier das Kammerwasser der vorderen und hinteren Augenkammer)”[23].

Auch die Ba’ale Mussar finden im ”Element des Wassers” ein Symbol für die irdischen Genüsse und Gelüste[24].

Nachdem das Dor haMabul auch mit Feuer gerichtet wurde, lernen Chasal daraus, dass jeder, der überheblich wie das Dor haMabul ist, mit Feuer gerichtet wird[25]. Gemäss den Ba’ale Mussar symbolisiert das Element des (aufsteigenden) Feuers die schlechte Charaktereigenschaft des Stolzes bzw. Hochmuts[26].

Der Maharsch”o fügt hinzu, da sich das Dor haMabul völlig der Sünde des Ehebruchs und Sittenlosigkeit hingab[27], weshalb sie ‘Mida keneged Mida’ mit Wasser und Feuer bestraft wurden: Wasser symbolisiert die irdischen Gelüste und das Feuer die Erhitzung des Menschen zur Sünde[28].

Auch der Kli Jakar versteht die Strafe des Feuers als Ergebnis ihres Sittenbruchs und ihrer Zügellosigkeit. Bekannt ist der Ausspruch von Chasal, dass איש (Mann) und אשה (Frau) die Buchstaben Jud und Hej enthalten. Falls sie ihre Ehre in Reinheit halten, dann ruht die g’ttliche Schechina zwischen ihnen.

Wenn aber nicht, so bleiben nur die Buchstaben אש (Feuer) übrig![29]

Aus dem bisher Gesagten geht nun eindeutig hervor, dass es sich bei der Mabul nicht nur um eine sogenannte ”Wasserflut” handelte, wie manche diese bezeichnen. Vielmehr waren hier gewaltige Kräfte am Werk – siedendes Schwefelwasser, speiende Vulkane mit Flüssen kochender Lava – die eine richtige Zerstörung der gesamten Erdoberfläche (ausser Erez Jisrael) bewirkten. Man kann sich daher sehr gut vorstellen, dass die Mabul nicht nur das Antlitz der Erdoberfläche völlig veränderten, sondern zudem auch das Auseinanderbrechen der Kontinente verursachte. Die frühere vereinte riesige Landmasse, begann sich nun ganz langsam, in kaum erkennbaren Schritte in viele kleinere Teile aufzuspalten und auseinander zu driften.

Der Grund dieser Trennung, wie auch die Entwicklung der Meere und die Besiedlung der Welt, werden wie bH in der nächsten Folge unseres Artikels, gemäss unseren Quellen in der Torah und Midrasch untersuchen. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie es sich mit der Existenz der Dinosaurier etc. verhält.
Fortsetzung folgt ijH
  1. Rosch haSchana 12a, Sanhedrin 108b u.a.
  2. Sohar haKadosch P. Noach S.66a
  3. Pirke deRabbi Elieser Ende Kap.22 und Targum zu Ijow zur Stelle
  4. Targum Unkelos und JbU, Sanhedrin 108b und Midrasch Bereschit Rabba 31, 8. Mehr dazu siehe Bereschit Rabba Ausgabe Chanoch Albeck S. 281/§, Toraht haElokim (Heidenheim) zu Bereschit 6,14, Emet leJakov (-Kaminetzki) und Jeriot Schlomo (Randbemerkungen von Schlomo Buber zum Sefer Raw Poalim von R. Awraham ben haGr”o S.37).
  5. Reda”k, Rabenu Bachja u.a.
  6. Midrasch haGadol 6,14 und Chiskuni
  7. Midrasch haChafez und Midrasch Or ha’Afela 6,14 – vergl. ‘Bechor Schor’, der alle drei Erklärungen zitiert.
  8. Raschi. S.a. Ba’ale Tosfot haSchalem 6,14/§4
  9. Tosfot (ibid./§7)
  10. Midrasch Aggada 6,14
  11. Siehe ebenso in Sohar haKadosch Bd1/S.68b und 107b
  12. Der Midrasch lernt dies entweder aus den Worten ”Seine Hitze” – womit das Gehinom gemeint ist oder von ”von ihrem Ort weggestossen” – mit ihrem Ort wird nicht nur der jetzige Standort gemeint, sondern ihr eigentlicher Ort – im Gehinom – der sie vom jetzigen Standort wegstieß (Meforschim).
  13. Siehe Meforschim zum zitierten Jeruschalmi und Midrasch, und die Moschna zu Beginn des 11. Perek von Sanhedrin
  14. Jeruschalmi Sanhedrin 53a, Midrasch Bereschit Rabba 28,9, Wajikra Rabba 7,6 und Targum JbU zu Bereschit 7,10
  15. Midrasch Tanchuma Noach 7, Tanchuma (Buber) 10 und Midrasch Bereschit Rabbati 7,12
  16. Rokeach zur Stelle S.103
  17. Siehe Midrasch Bereschit Rabba 27,3 und 49,5, der es aus einer ‘Gesera Schawa’ Raba-Raba lernt.
  18. Malbim Bereschit 7,11
  19. Samhedrin 108a mit Raschi, Midrasch Bereschit Rabba 32,7 u.a.
  20. Sanhedrin 38a
  21. Midrasch Bereschit Rabba 13,9 und ‘Jozrot’ zur Tefilat Tal
  22. Midrasch Tanchuma (Buber) Ende P. Bereschit 40 und Midrasch Bereschit Rabba 34,11. Siehe jedoch in Sohar Chadasch (P. Noach S.27b), dass sie eigentlich überhaupt nicht säen und ernten mussten!
  23. Mahara”l in Chidusche Aggada zu Sanhedrin 108a
  24. Scha’ar haKeduscha 1,2 u.a.
  25. Midrasch Bereschit Rabba 28,9, Wajikra Rabba 7,6 und Midrasch Tanchuma Zaw 2
  26. Scha’ar haKeduscha ibid.
  27. Siehe Raschi
  28. Maharsch”o zu Sanhedrin 108b
  29. Kli Jakar 6,15 – Vielleicht wurden sie deshalb mit zwei verschiedenen Feuerkräfte bestraft, dass von oben und unten kam, entsprechend dem männlichen und weiblichen Feuer.

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