Koscher durch das Jahr – Kapitel 3 – Fleisch, Fisch und Eier

Datum: | Autor: Rav Schaul Wagschal SZL | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Fleisch

‏‎Koscheres Fleisch und seine Probleme

Welches Fleisch ist koscher?

Es existieren drei verschiedene Arten koscherer Haustiere:

(a) Rinder

koscheres Fleisch - Rinder

(b) Schafe

koscheres Fleisch - Schafe

(c) Ziegen

koscheres Fleisch - Ziegen

sowie mehrere Arten von koscherem Wild, z.B. Rotwild und Rehe.

Geflügel

Prinzipiell sind alle Vögel, außer den in der Torah (3.B.M., Wajikra, Kap. 11) erwähnten, koscher. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, diese zu bestimmen. Daher dürfen wir nur solche Arten von Vögeln verzehren, welche traditionell als koscher gelten, also Hühner, Gänse, Puter, sowie einige Sorten domestizierter Enten und Tauben.

Unterarten dieser Tiere bedürfen hinsichtlich ihrer Kaschrut eines rabbinischen Zertifikates. Jemeniten und einige Sefaradim haben hinsichtlich koscherer Geflügelarten eigene Traditionen.

Anmerkung: In einigen Ländern gibt es verschiedene Kreuzungen zwischen koscheren und nicht-koscheren Arten von Enten. Diese Enten sind nicht koscher. Dies Problem kann sich auch auf andere Geflügelarten erstrecken. Rabbiner, die für Geflügel einen Hechscher erteilen, sollten dies immer im Auge behalten.

Schechitah und koschere Metzger

Koschere Tiere dürfen nur gegessen werden, wenn sie von einem verlässlichen Schochet geschlachtet wurden. Die Schechitah ist in vor allem ein Chok (Gesetz ohne logische Erklärung), zugleich ist sie auch die humanste und barmherzigste Art ein Tier zu töten.

Um die Kaschrut zu schützen, sind nur solche Metzgereien als verlässlich anzusehen, welche die Lizenz einer rabbinischen Autorität vorweisen können. Wo es dergleichen nicht gibt, hängt es von der Verlässlichkeit des betreffenden jüdischen Metzgers ab, ob man das von ihm angebotene Fleisch essen darf oder nicht.

Anmerkung: Wegen der elementaren Bedeutung der Kaschrut, darf man einen Nicht-Juden nicht beauftragen, Fleisch von einem jüdischen Metzger zu besorgen, es sei denn, die Verpackung trägt ein spezielles Zeichen oder Siegel oder die Person wird von einem Juden begleitet.“

Blut, Fett, Adern und Sehnen

Obwohl alles Fleisch von koscheren Tieren gegessen werden darf, sind das Blut, einige Arten von Fett und bestimmte Adern und Sehnen Trefah.

Das Blut muss dem Fleisch durch Einsalzen (was man Koschermachen nennt) oder durch Rösten entzogen werden (siehe Kap. 11 und 12). Das verbotene Fett und die Sehnen werden normalerweise entfernt, bevor das Fleisch an den Endverbraucher verkauft wird. Nur eine besonders ausgebildete Person (Menaker, darf diese verbotenen Teile entfernen, da nur jemand mit Fachkenntnissen die unerlaubten Teile erkennen kann. Diese Tätigkeit wird Trebern oder nikur genannt.“

Fleisch, welches in einem koscheren Laden gekauft wurde

Kauft man Fleisch bei einem verlässlichen Metzger, kann man sich darauf verlassen, dass alle verbotenen Teile entfernt worden sind. Dies gilt jedoch nicht für das Einsalzen, welches nicht zu den Pflichten des Metzgers gehört. Macht er es dennoch, ist dies ein Service gegenüber seinen Kunden und es obliegt jenen, sich der Zuverlässigkeit des Metzgers zu versichern. Wo sich die Kunden jedoch nicht darüber im Klaren sind, dass das Fleisch koscher gemacht werden muss, oder wo den Kunden die zum Koschermachen erforderlichen Kenntnisse fehlen, kann es auch durchaus die Pflicht des Metzgers sein, alles Fleisch vor dem Verkauf koscher zu machen.

Wenn man seinen Metzger wechseln will und man hat immer bei einem Metzger kauft, wo das Fleisch koscher gemacht worden ist, muss man sich darüber informieren, ob auch der neue Metzger nur koscher gemachtes Fleisch verkauft.

Leider kann man sich heute nicht darauf verlassen, dass die Kaschrut in jedem jüdischen Haus gehalten wird. Wird man in einer Gegend, wo nicht koscher gemachtes Fleisch verkauft wird, in ein anderes Haus zum Essen eingeladen, mag es angezeigt sein zu fragen, ob das servierte Fleisch zuvor eingesalzen worden ist.

Drei Gründe, warum man Fleisch nur bei einem verlässlichen Metzger kaufen soll

1. man muss sicher sein, dass alle verbotenen Teile ordnungsgemäss entfernt worden sind und

2. dass das Fleisch binnen 72 Stunden ordnungsgemäß eingesalzen wurde.

3. Ein unzuverlässiger Mensch könnte in Versuchung geraten, dass billigere trefah Fleisch zu verkaufen.

Fische

Wie man einen koscheren Fisch erkennt

Schuppen sind das charakteristische Merkmal koscherer Fische, da zwar alle Fische Flossen haben, jedoch nur koschere Fische Schuppen und Flossen. Fische mit Schuppen, die sich nicht von der Haut ablösen lassen, sind nicht koscher. Bei der Kaschrut von Fischen mit Schuppen, die sich nur äußerst schwer ablösen lassen, bedarf es einer rabbinischen Entscheidung.

Wenn man einen ganzen Fisch kauft (mit Kopf und Haut), kann man einen koscheren Fisch an seiner äußeren Erscheinung erkennen und man muss ihn nicht auf Schuppen untersuchen (d.h., er ist koscher, auch wenn man keine Schuppen finden kann). Man darf jedoch nicht auf seine eigenen Kenntnissen vertrauen, einen speziellen Fisch zu erkennen, wenn man nur einen Teil des Tieres sehen kann.

Fischfilet

Fisch ohne Haut darf man nicht bei einem nicht-jüdischen Fischhändler oder von einem Juden kaufen, der die Kaschrut nicht hält. Dies gilt auch dann, wenn jener einem sagt, um was für einen Fisch es sich handelt, da der Nachweis der Kaschrut unerlässlich ist.

Wenn man Fischfilets kauft, muss der Fischhändler den Fisch entweder im Beisein des Kunden filetieren oder ein Stück Haut am Fleisch belassen. Wird der Fisch nach Hause geliefert, reicht es nicht, dass die Haut im selben Päckchen mitgeliefert wird, sondern sie muss noch mit dem Fleisch verbunden sein.

Fischrogen

Fischrogen von einem trefah Fisch, z.B. Kaviar, ist trefah. Fischrogen darf nicht von einem nicht-jüdischen Fischhändler oder einem nicht gesetzestreuen Juden gekauft werden, wenn der Kunde nicht mit eigenen Augen gesehen hat, dass der Rogen aus dem Fisch entnommen worden ist. Auch wenn der Rogen auf demselben Tablett ausgelegt wird wie der koschere Fisch, beweist dies nicht, dass er auch von diesem Fisch stammt.

Fischpaste und tiefgefrorener Fisch

Gehackter Fisch, Fischpaste, tiefgefrorener Fisch und Räucherfisch ohne Haut benötigen alle ein Kaschrut-Zertifikat.

Fischkonserven

Kauft man Fisch als Dosenkonserve, und es sind keine Schuppen zu erkennen, muss man sicherstellen, dass der Fisch tatsächlich koscher ist. Die gilt insbesondere, wenn keine Haut mehr vorhanden ist. Ebenso muss man ermitteln, ob das verwendete Öl rein pflanzlichen Ursprungs ist. Hinzu kommt das Problem von Bischul nochri (durch einen Nicht-Juden gekochte Speise).

Fisch mit Fleisch oder Milch

Es ist anerkannter Brauch, dass Fisch und Fleisch nicht zusammen gekocht und zu gleicher Zeit gegessen werden dürfen. Wenn man nacheinander Fleisch und Fisch isst, soll man zwischen beiden Gängen etwas essen oder trinken.

Ob man Fisch mit Milch kochen oder mit milchigen Speisen gemeinsam essen darf, unterliegt dem individuellen Minhag.

Eier

Der Kauf von Eiern

Alles, was von trefah Tieren hervorgebracht wird, ist trefah. Demnach sind Eier von trefah Vögeln und Milch von trefah Säugetieren verboten.

Wenn man Eier im Laden oder beim Bauern kauft, muss man nicht befürchten, diese könnten trefah sein, da so gut wie alle vermarkteten Eier von koscheren Vögeln stammen. Wo es bezüglich der Herkunft der Eier Grund zum Zweifel gibt, ist der Nachweis der Kaschrut erforderlich. Bei mportierten Eiern, die aus Ländern stammen, in denen trefah Eier produziert werden, insbesondere bei gefrorenen Eiern oder Eipulver, muss nachgeforscht werden.

Eier im Nest

Eier, die man in einem Nest findet, darf man nicht essen, es sei denn, es handelt sich unstrittig um das Nest eines koscheren Vogels.

Beispiele nichtkoscherer Eier
Beispiele nichtkoscherer Eier

Wie man ein trefah Ei erkennt

Sind beide Enden bei einem Ei rund oder spitz, ist dies ein Hinweis, dass das Ei von einem trefah Vogel stammt. Wenn das Ei jedoch an der einen Seite rund ist und an der anderen Seite spitz zuläuft, ist das für sich allein kein absoluter Beweis der Kaschrut, da auch einige trefah Eier diese Form haben.

Fortsetzung folgt ijH.

  1. Mit ausdrücklicher Genehmigung der Familie des Verfassers und des Übersetzers und Copyrightbesitzers der deutschen Ausgabe Ulrich Michael Lohse.

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