„lscha ki Tasria weJalda Sachar… – wenn eine Frau schwanger wird und einen Jungen geboren hat[, soll sie sieben Tage unrein sein…]“ (12,2)
‚Parschat Schemini‘ endet mit dem Satz (11,47): „Lehawdil ben haTame… – „zu unterscheiden zwischen dem Reinen und Unreinen, zwischen dem Tier das gegessen, und dem Tier, das nicht gegessen werden darf“.
Im Midrasch Tanchuma wird die Verbindung dieses Passuk mit dem Beginn der dieswöchigen Parscha gelehrt, der sich mit der Geburt eines Kindes und den darauffolgenden Reinigungstagen der Mutter befasst:
„Bei der Erschaffung der Welt schuf G‘tt zuerst alle Tiere und erst danach den Menschen; auch bei der Geburt eines Kindes gab Hkb“H zuerst die Speisegesetze über die Tiere, von denen man sich ernähren darf…“[1]
Die Rischonim sZl. machen auf die grosse Wirkung der richtigen und koscheren Ernährung der Mutter während ihrer Schwangerschaft und Stillzeit aufmerksam und auf die daraus folgenden physischen und geistigen Einflüsse auf das Kind, wie dies auch vom Rem“o im „Schulchan Aruch“ festgehalten wird[2].
Demgemäß erklären sie den erwähnten Midrasch so:
Die Torah hat deshalb die Gesetze der erlaubten und unerlaubten Tiere vor den Reinigungsvorschriften beim Neugeborenen erwähnt, um die Wichtigkeit der reinen Ernährung der Mutter zu betonen.
Damit werden die drei Fragen des Or haChajim haKadosch zu den im Passuk verwendeten Worten und Redewendung beantwortet:
a) Weshalb schreibt die Torah nicht einfach „Ischa Ki Teled – wenn eine Frau ein Kind gebärt“ und drückt sich so ausführlich aus: „lscha ki Tasria weJalda Sachar – wenn eine Frau schwanger wird und einen Jungen geboren hat“?
b) Warum beginnt der Passuk in der Zukunftsform („Wenn sie schwanger wird“) und endet in der Vergangenheitsform („und einen Jungen geboren hat“)?
c) Warum wird die Form „weJalda – und sie wird gebären“ verwendet, als ob sie mit Sicherheit ein Kind zur Welt bringen wird? Es wäre doch eher „im Teled – falls sie ein Kind gebären wird“ angebracht?
Die Torah möchte hier auf die Auswirkung der Monate der Schwangerschaft hinweisen, die als physische und geistige Vorbereitung für das zur Welt kommende Kind gelten.
Diese Zeit beginnt gleich mit dem Beginn der Schwangerschaft, und nicht erst – wie fälschlich angenommen – nach der Geburt! Die werdende Mutter muss sich daher ihrer Verantwortung noch vor Beginn der Schwangerschaft bewusst werden, wenn die Zukunft des Kindes noch vor diesem liegt und seine seelische und körperliche Gesundheit – bis zu einem gewissen Grad – in ihren Händen liegt. Nach der Geburt gehört ein grosser Teil ihres Einflusses bereits der Vergangenheit an!
a) Aus diesem Grund verlangte Hkb“H von Mosche Rabenu: „Rede zu den Bne Jisrael“ – kläre sie über ihre Verantwortung auf und sage ihnen, dass „Ischa ki Tasria“ – gleich, wenn eine Frau schwanger wird, mit denjenigen Vorbereitungen die sie macht – „weJalda Sachar“ – so wird ihr geborenes Kind sein! Daher diese ausführliche, etwas umständliche Ausdrucksweise des Passuk.
Deshalb verwendet der Passuk auch einen Ausdruck der Nachdrücklichkeit „sie wird gebären“; Es ist zwar nicht gesagt, dass sie ihr Kind zur Welt bringen wird, aber die Torah garantiert hier die Wirkung des Verhaltens der Mutter in den Schwangerschaftsmonaten auf das Kind.
Und daher beginnt auch der Passuk in der Zukunftsform:
„Wenn sie schwanger wird“ und endet in der Vergangenheitsform „und einen Jungen geboren hat“. Die Vorbereitungszeit für gute und gesunde Kinder beginnt mit der Schwangerschaft, wenn die vollständige Zukunft des Neugeborenen sozusagen noch in ihren Händen liegt. Nach seiner Geburt ist dieser Teil ihres Einflusses bereits Geschichte!
Auf diese Weise lässt sich der zunächst unverständliche Satz im bekannten Pijut „Echad mi Jodea“ verstehen, der von vielen in der ‚Sedernacht‘ gesungen wird. Dort heisst es: „Tisch’a mi jodea, Tisch’a ani jodea, Tisch’a Jarche Leda – Wer weiss, was „Neun“ bedeutet? Ich weiss, was „Neun“ bedeutet: Es sind die neun Monate der Schwangerschaft“.
Wie passen diese ‚neun Monate‘ zu den anderen in diesem Lied aufgezählten Sechujot (Verdienste) wie Brit Mila, Luchot haBrit, Chamischa Chumsche Torah etc. zusammen, mit denen der Klall Jisrael gelobt wird? Was ist daran lobenswert, diese Monate sind doch keine Mizwa, sondern nur ein natürliches Ereignis?!
Damit sind die unermüdlichen Bemühungen der verantwortungsbewussten jüdischen Mutter gemeint, mit denen sie sich und die Zukunft des Neugeborenen neun Monate lang vorbereitet.
Dieser Einsatz verdient ein spezielles Lob!
- Midrasch Tanchuma P. Tasria ende 1 ↑
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Schulchan Aruch Jore Dea 81,7 und ausführlich Pri Chadasch §7 ↑