Chasal berichten im Midrasch: „Korach minoss’eh ha’Aron haja“, dass Korach zu den Trägern des ‚Aron haKodesch‘ (der Heiligen Bundeslade) gehörte[1]. Der Aron, der als Behälter für die heilige Tora diente, war von innen und aussen aus Gold angefertigt[2]. Daraus lernen Chasal, welche besonderen Eigenschaften ein Talmid Chacham besitzen sollte, der, dem Aron haKodesch gleichend, ein Behälter und Träger der Torah ist: „Tocho keBaro“, das Innere muss dem Äusseren gleichen[3].
Da Korach ein Träger des Aron haKodesch war, traf auch auf ihn die in der Geamara erwähnte Regel zu:
„Wer einen Befehl des Königs verkündet, muss ihn als erster befolgen!“[4] Die Träger des Aron hatten demzufolge ein mustergültiges Beispiel eines echten ‘Talmid Chacham‘ vorzuleben!
Korach dagegen kritisierte Mosche Rabeinu und behauptete (16,3): „Kol haEdah Kulam Kedoschim ubetocham Haschem“ – „Die ganze Gemeinschaft, alle, sind heilig und in ihrer Mitte ist Haschem“ – Wir alle hörten am Berg Sinai die Stimme von G’tt[5].
Diese Behauptung traf gewiss zu, alle hatten die Stimme von Haschem am Berg Sinai vernommen. Jeder Jehudi erhielt sogar als Bestätigung dafür G’ttes Licht in Form von Kronen auf sein Haupt, als sie die einzigartigen Worte „Na’asseh weNischma“ ausriefen. „Na’asseh“ – „wir werden machen“ bedeutet die Erfüllung der Torah durch körperliche, äußerliche Tätigkeiten (Baro), und „Nischma“ – „wir werden hören“ bezieht sich auf die innere Verbindung mit der Torah, das Hören und in-sich-Aufnehmen der Torah (Tocho). Durch das Torahlernen und dem ‘Kijum haMizwot‘ (Ausüben der Gebote), wird der äußerliche Körper mit der inneren Neschama vereint und mit Hkb“H verbunden.
Nach der Sünde des ‘Egel haSahaw‘ (Goldenen Kalbs), wurde ihnen jedoch alles wieder weggenommen.
Sie waren des Tragens der Kronen nicht mehr würdig, da ihr Inneres nicht mehr ihrem Äußeren glich. Durch ihr törichtes Verhalten fielen sie von ihrer hohen Madrega (Geistesstufe), die sie beim Berg Sinai erreicht hatten, hinunter.
Korach hingegen realisierte diesen Unterschied nicht. Deshalb meinte er, dass ein „Talit scheKula Techelet“, also ein gänzlich aus himmelblauer Wolle bestehender Talit, keinen blauen Zizitfaden mehr benötigen würde[6]. Irrtum! Ein „Talit scheKula Techelet“ bedeckt nur das Äußere – das Baro des Menschen. Das Tocho aber – sein Inneres, der himmelblaue Faden der Zizit, die den Jehudi an das Himmlische, an Hkb“H erinnern – fehlt!
Denselben Irrtum hegte Korach in Bezug auf ein „Bajit male Sefarim“, also ein Haus voller Sifre Torah, das seiner Ansicht keine ‚Mesusa‘ mehr benötigten würde6. Aber ein Haus voller Sefarim ist ebenfalls nur eine äußere Erscheinung; wie ein Bücherschrank, der als Abstellort nur die äußere Hülle der Bücher präsentiert, jedoch keinen Bezug auf deren Inhalt besitzt. Während die Mesusa am Türpfosten des Hauses den Jehudi beim Ein- und Austreten des Hauses an Hkb“H – an das Tocho – den geistreichen Lebensinhalt der Torah, erinnert.
Sowohl Zizit als auch Mesusa dienen dem Jehudi zur fortwährenden Erinnerung an Hkb“H und dessen Forderungen an Jisrael. Wenn aber diese Erinnerung fehlt, so verschlingt das Irdische den Menschen – sowie die Erde den Korach verschlang, weil er sich nur auf weltliche Äußerlichkeiten konzentrierte und die innere, geistige Verarbeitung ausser acht liess.
Auch Chasal wunderten sich über Korach:
„Korach schePikeach haja – Korach, der ein kluger Mann war, was hatte ihn zu dieser Torheit veranlasst?“ Sie antworten: „Sein [prophetischer] Blick hatte ihn irregeführt! Er sah, dass Schmuel haNawi von ihm abstammen wird, der mit Mosche und Aharon gleichgestellt wurde. Außerdem werden 24 ‚Mischmarot‘ (Gruppen) von seinen Nachkommen abstammen, die alle Newi’im (Propheten) waren. Da dachte Korach: Ist es möglich, dass so viel Großes aus mir entstehen wird und ich verstummen werde?“[7]
Sein „Blick“ hatte Korach irregeführt; er ließ sich von seinem äußeren Glanz, seiner Größe und seinem Reichtum, wie auch von der Größe seiner künftigen Nachkommen blenden (Baro), ohne zuvor seinen eigenen Inhalt (Tocho) zu kontrollieren. Er übersah dies, weil sein Interesse nicht dem „Tocho“ galt. Vielmehr zog er es vor, Kohen Gadol zu werden, da es ihm nach dessen prächtigen Kleidern und seiner Ehre (Baro) gelüstete!
Deshalb beschwor Jakov Awinu seine Kinder, dass sein Name in keiner Weise mit Korach in Verbindung gebracht werden soll[8]. Daher wird im Passuk (16,1) bei der Aufzählung von Korachs ‘Jichus‘ (Abstammung), dessen Vorfahren nur bis zum Stammesvater „Levi“ aufgezählt ohne auch noch seinen Vater Jakov zu nennen.
Denn in der Torah wird in Bezug von Jakovs Ableben nicht das Wort מת (Tot) erwähnt, weil „Jakov Awinu lo met“ – „Jakov Awinu ist nicht gestorben“[9], sein Körper hatte sich dermassen mit seiner Neschama vereinigt, bis sich auch sein Äusseres (Chizonijut) – seine gaschmiut’dige (materielle) Körperhülle – zur Neschama, zu einem ruchaniut’digen (geistigen), immerbestehenden Inhalt (Pnimijut), entwickelte. Somit stellte Jakov Awinu das genaue Gegenteil von Korachs Interessen und Denkweise dar und durfte nicht mit ihm identifiziert werden.
Der Arisal erwähnte hinsichtlich des Irrtums von Korach den Passuk in Tehilim (92,13):
„Zadik kaTamar Jifrach“ – „Der Gerechte wird wie eine Palme blühen“, dessen Endbuchstaben den Namen “Korach“ ergeben. Damit wird seine Rehabilitierung zu Moschiachs Zeiten angedeutet[10], weil dann dem Standpunkt von Korach, sich dem Äußeren zu widmen, mehr Beachtung geschenkt wird. Jeder Mensch auf der Erde wird dann G’ttes Ehre und Größe anerkennen, weil seine Seele vom ‘Jezer haRa‘ (Trieb zum Bösen) befreit sein wird. Erst dann kann sich der Mensch auf das Äußere konzentrieren, auf die Reinigung und Heilung des materiellen Körpers und aller anderen Äußerlichkeiten der irdischen Welt. Nachdem Hkb“H das Innere bereits gereinigt und geläutert hat – „Ma Mikwa metaher et haTeme’im, af Hkb“H metaher et Jisrael“ – „wie eine Mikwa die Unreinen reinigt, wird G’tt Jisrael reinigen…“[11]
- Midrasch Bamidbar Rabba 18,3 ↑
- Schmot 25,11 ↑
- Joma 72b ↑
- Baba Mezia 83b ↑
- Raschi zur Stelle gemäss Midrasch Tanchuma P. Korach 4 ↑
- Bamidbar Rabba ibid. ↑
- ibid. 18,8 und Raschi 16,7 ↑
- Raschi Bereschit 49,6 ↑
- Raschi ibid. 49,33 gemäss Ta’anit 5b ↑
- Likute Tora zu Tehilim 92 ↑
-
Joma 85b ↑