Baalschem von Michelstadt – Kapitel 9 – Schinderhannes und das Geld

Datum: | Autor: Judäus (Rabbiner Dr. Herz Naftali Ehrmann) | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Geld

Kapitel 9

„Es mögen jetzt, ich weiß im Augenblick selbst nicht genau, wieviel Jahre her sein,“ hob der Schinderhannes an, „die Zeiten waren schlecht und die Überfälle und Plünderungen brachten so viel wie nichts ein. Da hörte ich, dass Aschaffenburger Kaufleute, welche die Frankfurter Messe besuchen wollten, ihren Weg über Seligenstadt und Babenhausen nehmen. Wenn die Leute auf die Messe gehen, so sind sie uns viel willkommener, als wenn sie von derselben kommen. Im ersten Falle führen sie bares Geld, im andern Falle nur Waren mit sich.“

„Meine Bande war im Spessart engagiert, ich arbeitete daher allein auf eigene Faust und stellte mich an einem Scheidewege in dem großen Walde zwischen Seligenstadt und Babenhausen hinter einen starken Baum, um die Vorüberziehenden abzuwarten und abzufangen. Als ich kaum eine halbe Stunde auf der Lauer gestanden, kam ein Wagen, aber nicht von Aschaffenburg, sondern aus der Richtung von Frankfurt her. In demselben saßen zwei Hebräer und ein christlicher Kutscher. Ich falle den Pferden in die Zügel und lasse einen schrillen Pfiff nach der einen Seite des Waldes hin ertönen, um die Reisenden glauben zu machen, ich hätte noch Helfershelfer zur Stelle; in Wirklichkeit aber war ich ganz allein.“

„Ich riss zunächst den Kutscher von seinem Sitze zu Boden und wollte ihm Hände und Füße fesseln; mit den Insassen des Wagens dachte ich dann schon allein fertig zu werden.“

„Die beiden waren ein ganz junger und ein älterer Mann, deren Widerstand ich nicht fürchtete. Aber während ich mit dem Kutscher zu tun hatte, geht der junge Mensch ganz ruhig aus dem Wagen, packt mich von rückwärts und wirft mich mit einer Kraft auf den Boden, dass ich mit dem Gesicht zur Erde zu liegen kam. Ich knirschte vor Wut und mache alle Anstrengung, um wenigstens das Gesicht nach oben zu bekommen; aber es war umsonst. Der junge Mann hatte eines seiner Knie in meinen Rücken mit einer Heftigkeit eingebohrt, dass ich glaubte, in einem Schraubstock zu stecken. Ich fluchte, wetterte und arbeitete mit aller Kraft, um den lästigen Angreifer abzuschütteln; es war umsonst.“

„Gib den Strick her,“ rief er dem Kutscher zu, „mit dem Dir der Strolch die Hände gebunden hat!“ „Das kann ich nicht,“ entgegnete der Kutscher, „die Hände sind mir ja zusammengeknebelt.“

„Warte“, rief der Alte, der immer noch ruhig im Wagen saß, “ich werde dem Kutscher die Stricke von den Händen lösen,“ und wollte aus dem Wagen steigen.

„Rabbi,“ rief der junge Riese dem Alten zu, „das erlaube ich nicht, dass Ihr Euch wegen eines solchen Schurken von Eurem Sitz bewegt. Es wäre doch eine ewige Schande für mich, wenn ich Euch deshalb bemühen sollte; mit dem Kerl will ich schon allein fertigwerden. Johann, komm hierher zu mir, dass ich Dir den Strick von der Hand nehme.“

Bei diesen Worten setzte der junge Mann auch sein zweites Knie auf meinen Rücken, die Hände aber ließ er von mir los, um den Strick lösen zu können. Aber er presste mich ohne Zuhilfenahme der Hände mit seinem bloßen Knie so fest an den Boden, dass ich hätte laut aufschreien mögen, wenn ich mich nicht geschämt hätte.

Meinem Bezwinger schien diese Arbeit gar keine Anstrengung zu machen, er griff ruhig in die Tasche, holte sein Messer heraus, schnitt den Knoten des Strickes durch und schnürte meine beiden Hände auf den Rücken, dann fasste er mich im Genick und trug mich ungefähr zehn Schritte schwebend bis zu dem großen Baum, an welchem meine Flinte lehnte, ließ sich aus dem Wagen einen zweiten Strick geben und band mich so fest an den Baum, dass ich kein Glied regen konnte. Das alles ging dem Riesen so leicht und glatt, als ob er sich ein Paar Handschuhe anziehe.

Ich war mit der vorderen Seite des Körpers an den Baum gefesselt, aber mein Kopf und Hals war frei, so dass ich ihn rechts und links bewegen konnte.

„Ist Dein Gewehr geladen?“ fragte er mich dann, mit einer Ruhe, als ob die Bezwingung von Räuberhauptleuten sein tägliches Geschäft sei kaltblütigen Besonnenheit des jungen Mannes einen so höllischen Respekt bekommen, dass ich ganz unterwürfig und verschüchtert antwortete:

„Nein, mein Herr, es ist nicht geladen, ich habe auch niemals einen Menschen getötet und wollte auch Euer Leben nicht antasten.“

„Nicht?“ rief mein Bezwinger, „was wolltest Du denn sonst?“

„Die Zeiten sind schlecht, ich wollte Euch Euer Geld abnehmen.“

„Woher wisst Ihr denn, dass wir Geld haben?“

„Hebräer haben immer Geld, und Ihr scheint gar von Frankfurt zukommen.“

„Und meint Ihr denn, dass wir uns unser Geld so ruhig abnehmen lassen?“

„Es scheint nicht, wie ich jetzt einsehe, denn eine so derbe Faust wie die Eurige habe ich noch nicht gesehen; sie würde dem ersten Räuberhauptmann alle Ehre machen, so wahr ich Johannes vom Walde heiße.“

„Was, der Schinderhannes!“

„Die Welt nennt mich so, aber ich heiße Johannes durch den Wald. Denn es tat mir wohl, dass mein Überwinder von mir gehört hatte, und ich glaubte aus dem Ton seiner Frage einen gewissen Schreck, vielleicht sogar etwas wie Achtung zu hören.

„Er ging zum Wagen zurück und unterhielt sich mit dem Alten im Frankfurter Judendeutsch, das ich aber so gut verstehe wie unsern Dialekt im blauen Ländchen.[1] Ihre Unterhaltung drehte sich zunächst darum, ob man mir den Schädel einschlagen oder mich der Polizei ausliefern solle; ich hätte damals für mein Leben keinen Pfifferling mehr gegeben. Dann entnahm ich aus ihren Reden, dass sie zum Fürsten von Dalberg zu fahren im Begriffe waren, dass sie 400 Gulden bei sich führten als Lösegeld für zwei unschuldig eingezogene Hebräer.

Als ich das hörte, ging mir zum ersten Male ein Licht darüber auf, was für ein niederträchtiger Schuft ich im Vergleich mit diesen beiden Ehrenmännern sei.

Sie setzen sich einer gefahrvollen Reise aus, um einen unschuldig Eingekerkerten zu befreien, und ich Scheusal wäre imstande gewesen, Ihnen das dazu mitgebrachte Geld abzunehmen! Das ging mir in dem Augenblick näher, als die Sorge um mein Leben; ich rief laut zu ihnen hinüber:

„Wenn ich gewusst hätte, was für brave Leute hier durch den Wald fahren und für welchen Zweck Ihr Euer Geld mit Euch führt, bei meiner Seligkeit, ich hätte Euch nicht angehalten, obwohl ich keinen Kreuzer in der Tasche und heute noch nichts gegessen habe.“

Die Herren müssen aus dem Ton meiner Stimme die Aufrichtigkeit meiner Gesinnung herausgehört haben, denn der Riese kam auf mich zu und fragte mit einer Weichheit und Gutherzigkeit in der Stimme, die ich nie vergessen werde, und zwar per „Ihr“, während er mich bis dahin geduzt hatte:

„Ihr habt heute noch nichts gegessen? Ihr könnt mit uns essen, wir werden sofort unser Mittagsmahl herrichten und Euch daran teilnehmen lassen. Inzwischen wollen wir überlegen, was wir mit Euch anfangen.“

Ich sagte mir sofort, Menschen, die so gut sind, einem Räuber, der sie im Walde anfällt, noch zu essen zu geben, werden mich nicht totschlagen, wie ich es wohl verdient habe.

Sie nahmen eine Kiste aus dem Wagen, welche Töpfe und sonstiges Essgeschirr enthielt. Der Kutscher suchte dürres Holz zusammen, schlug mit Stahl und Zunder Feuer und zündete das Laub und die dürren Reiser an, um das bereits gekochte Essen zu erwärmen. Als dies geschehen war, brachte mir der Riese einen Teller voll Reis und gab mir, da ich keine Hand frei hatte, einen großen Löffel davon tief in den Mund. Der Reis war aber so siedend heiß, dass ich mir Zunge und Gaumen furchtbar verbrannte und laut aufschrie, als ich einen zweiten Löffel davon haben sollte.

„Wir haben heute schon wenigstens gefrühstückt,“ bemerkte mit mildem, teilnehmendem Lächeln der junge Mann, während Ihr noch gar nichts gegessen habt. Deshalb wollten wir Euch zuerst sättigen. Da Euch das Essen aber zu heiß ist, so werden wir jetzt zuerst essen, inzwischen kann Euer Reis sich abkühlen.“

Während des Essens sprachen die zwei Reisegefährten wenig und das wenige so leise, dass ich kein Wort verstehen konnte. Dann kam mein Mann, gab mir den Reis in den Mund und fragte mich dann, ob ich Pulver und Kugeln bei mir habe.

Ich verneinte die Frage, worauf der Riese bemerkte:

„Ich sollte Euch eigentlich durchsuchen, aber ich glaube, dass Ihr die Wahrheit sagt: Ihr seid zwar ein schlechter Kerl, aber im Grunde seid Ihr noch mehr bemitleidenswert. Wir haben uns entschlossen, Euch frei zu lassen, aber nur unter einer Bedingung. Ihr müsst uns erstens versprechen, wenn Ihr beim Räuberhandwerk verbleiben wollt, an Euern bisherigen Gepflogenheiten festzuhalten und erstens niemals einen Menschen zu töten, zweitens müsst Ihr uns versprechen, dass Ihr niemals einen Juden anfallen und berauben wollt, sondern dass Ihr denselben in jeder Weise getreulich zur Seite stehen wollt, bei all den Plackereien und Verfolgungen, die sie von Hoch und Nieder zu erdulden haben. Ihr nehmt Euch ja auch sonst der Gedrückten und Verfolgten an; wollt Ihr das, so seid Ihr frei.“

Ich wollte sprechen, aber der Jüngling fiel mir ins Wort:

„Gemach, nur keine Überstürzung! Ihr seid jetzt unser Gefangener und befindet Euch daher in einer Zwangslage, in welcher ein abgerungenes Versprechen keine moralisch bindende Kraft hat. Ihr könnt uns jetzt Euer Versprechen nicht einmal durch einen Handschlag bestätigen, da Eure Hände gefesselt; sind; ich will Euch erst freimachen.“

Sprachs und band die Stricke auf, so dass ich in wenigen Sekunden wieder ein freier Mann war; wenigstens körperlich war ich frei. Aber mit meiner ganzen Person stand ich im Bann des Fremden, der mich durch seine Ruhe und Güte noch mehr als durch seine Körperkraft beherrschte. Ich griff seine Hand, drückte einen Kuss darauf, und schwur ihm, dass ich niemals einen Menschen töten und keinem Juden etwas zu leide tun werde; ich beschwor es bei meiner ewigen Seligkeit.

Da lächelte der junge Mann wehmütig und meinte, ich könnte nicht bei etwas schwören, das vielleicht, ja sogar wahrscheinlich gar nicht existiere, wie ich denn an meine himmlische, einstige Seligkeit glauben könne, nachdem ich ein so lasterhaftes irdisches Leben geführt habe, wenn ich wirklich an eine ewige Seligkeit glaube, so sollte ich meinen verbrecherischen Lebenswandel aufgeben und zu einem ehrbaren Leben zurückkehren.

„Das möchte ich sofort tun,“ antwortete ich, „wenn alle Richter und sonstige Menschen so gut und brav und edel wären, wie Ihr seid.“

„Aber wenn ich heute umkehren und ein ordentlicher Mensch werden wollte, wer würde mirs glauben? Man hat einen hohen Preis auf meinen Kopf gesetzt, den möchten alle gern verdienen, dass eine allein ist für alle Welt Grund genug, mir nicht zu glauben, mich vielmehr hinter Schloss und Riegel zu stecken, um mir nachher den Prozess zu machen.“

„Das darf Euch nicht abhalten“, erwiderte mein Befreier, „Euer Verbrecherleben aufzugeben, wenn Euch auch das Schlimmste daraus entstehen sollte. Ihr müsset das vielmehr als eine willkommene Sühne ansehen für alle Schuld, die auf Euch lastet. Und wenn man Euch hinrichten würde, seid Ihr denn wirklich so feige, den Tod zu fürchten, mit dem Ihr frevelhafter Weise spielt und dem Ihr Euch täglich aussetzt? Wenn ich Euch heute in der Notwehr niedergeschlagen hätte, die Menschen hätten mich dafür belohnt und selbst vor G-ttes Richterstuhl wäre ich vielleicht frei ausgegangen. Kommt, fahrt mit uns und geht wieder als redlicher Mensch unter die Menschen!“

„Unter die Menschen?“ gab ich zurück.

„Die Menschen hasse ich, die Menschen haben mich ausgestoßen, an den Menschen will ich mein Mütchen kühlen, so lange ich noch ein Glied rühren kann. Lange wirds ja nicht dauern, früher oder später werden sie mich doch einfangen, Eure Menschen, von denen ich Euch sage, dass sie zum großen Teil abgefeimtere Spitzbuben sind als ich. Sie belisten, betrügen, bekriegen und bestehlen sich gegenseitig so raffiniert, dass sie keinem Räuber von Profession nachstehen, dass sie aber keine wirklichen Räuber sind, daran ist nur ihre Furcht vor dem Galgen schuld.

Aber den Juden, das verspreche ich Euch, werde ich kein Haar mehr krümmen und ich weiß, dass ich Euch damit Großes versprochen habe. Denn durch ihre Nüchternheit, Sparsamkeit und Emsigkeit bringen sie es leichter zu einem gewissen Wohlstand; durch ihre Religion und ihr äußeres Auftreten sind sie die Prügelknaben der großen blöden Masse, man kann sich ungestraft an ihnen vergreifen. Aber hier habt Ihr meine Hand, von mir wird es nimmermehr geschehen, auch meinen Räubern werde ich dasselbe einschärfen: und wehe ihnen, wenn einer von ihnen je mein Wort nicht respektieren sollte!“

Da ergriff der Jüngling meine Hand, hielt sie einige Minuten fest und sprach zu mir die mir ewig unvergesslichen Worte, indem er seine guten, klugen Augen tief in die meinigen senkte:

„Herr Hauptmann, ich nehme Euer Versprechen an und bemerke Euch dazu noch folgendes. Der liebe G-tt hat eine ganz eigene Buchführung, er wird Euch gewiss für jede Eurer Freveltaten am Tage der Verantwortung zur Rechenschaft ziehen. Er wird Euch aber ebenso sicher auch jede gute Tat lohnen, die Ihr mit in die Ewigkeit bringt. Eine solche ist jede Schonung und Guttat, die Ihr meinen bedrängten und verfehmten Brüdern und Schwestern erweist, dafür gebe Euch G-tt Kraft und Segen! Aber haltet auch ehrlich Euer Versprechen, denn der Fluch G-ttes wird Euch treffen, sobald Ihr es brechet; merkt Euch das!“

Goldsticker hatte bis jetzt ohne ein Wort zu verlieren, den Ausführungen des Räuberhauptmannes gelauscht. Jetzt konnte er sich aber nicht zurückhalten, indem er bemerkte: „Und Ihr habt Euer Versprechen gebrochen, wie Euer Lebensretter in Erfahrung gebracht hat, Herr Hauptmann! Deshalb sendet er mich zu Euch, um Euch daran zu erinnern. An dem Fluch des Himmels, den ein solcher Mann Euch vorhergesagt hat, für den Fall, dass Ihr es leicht mit Eurem Handschlag nehmt, möchte ich kein Teil haben.“

„Ich habe mein Wort nicht gebrochen“, unterbrach ihn erregt der Räuberhauptmann, „so oft auch die Versuchung an mich herangetreten ist!“

“Habt Ihr nicht dem Mendel Löw von Sötern erst vor wenigen Wochen das Haus angezündet und ihn der Armut und Verzweiflung mit seiner Familie preisgegeben?“

„Dem Mendel Löw von Sötern? Allerdings. Ich könnte Euch sogar noch zwei Fälle nennen, in welchen ich seitdem Juden gebrandschatzt habe. Aber das waren keine Juden, wenigstens keine solche, wie es mein Lebensretter ist. Sie haben schlecht und hart gegen christliche Schuldner gehandelt und haben diese an den Bettelstab gebracht. Ich habe alles genau vorher untersucht und hätte ihnen gewiss kein Haar gekrümmt, wenn sie schuldlos gewesen wären. So war mein Versprechen nicht gemeint. Ich habe versprochen, keinen Juden anzufallen und ihm Hab und Gut wegzunehmen. Aber mein Versprechen sollte kein Freibrief für die Schlechtigkeiten der Juden sein, wollt Ihr diese Schliche und Kniffe, die kein Richter zur Verantwortung ziehen kann, etwa rechtfertigen?“

„Rechtfertigen nicht“, entgegnete mit Festigkeit der Gefragte, „aber bei einem bisschen guten Willen, wird man doch manchen Milderungsgrund dafür geltend machen können.“

„Das wäre ich begierig zu hören”, unterbrach ihn erregt der Hauptmann.

„Wenn ein Jude sich ein derartiges Unrecht zu Schulden kommen lässt, so handelt er gewiss doppelt schlecht, das will ich nicht in Abrede stellen. Aber nehmt einmal die Dinge, wie sie in Wirklichkeit liegen, wie man uns Juden jeden offenen, redlichen Handel erschwert und verbietet, wie das Gesetz uns den Besitz von Grundstücken untersagt und uns so von der Landwirtschaft ausschließt, wie die Handwerker und ihre Zunft uns zurückweisen, wieder Staat uns die Beamtenkarriere verschließt, wie uns also nichts übrig bleibt, als der Schacher und das Geldgeschäft im Großen und Kleinen, wieder Jude alle Sinne anstrengen, früh und spät, in der Jugend und im Alter darauf bedacht sein muss, Geld und wieder Geld sich zu schaffen.“

„Weil sein Besitz die einzige Möglichkeit ist, um das Leben einigermaßen erträglich und menschenwürdig zu gestalten, überdenkt das alles, Herr Hauptmann, und noch vielmehr dazu, dass ich jetzt nicht alles aufzählen kann, wollt Ihr Euch dann wundern, wenn auch ein Jude einmal auf dem schmalen Pfad der Pflicht schwankt und dem Unrecht seinen Tribut zollt, dem sonst ungestraft die ganze Welt huldigt, wollt Ihr einen Stein-“

„Kein Wort weiter, Hebräer“, unterbrach ihn der Räuberhauptmann, „Ihr habt Recht, ich werde für die Folge das beachten; es war mir in der Tat entgangen. Sagt das Eurem Herrn, der Euch zu mir gesandt hat und bittet ihn, er möge nicht schlecht deshalb von mir denken, ich werde sein Vertrauen zu ehren wissen und mich seiner würdig zeigen, darauf kann er sich für alle Zeit verlassen.“

Mit diesen Worten erhob sich der Hauptmann, ein Zeichen, dass er die Unterredung zu beenden wünschte.

Er reichte Goldsticker die Hand, dankte ihm, dass er sich der Mühe unterzogen, ihn in dieser Abgeschiedenheit aufzusuchen, um seinen Auftrag auszurichten, und versprach, ihm sechs berittene Genossen mit auf den Weg zu geben, die ihn zu seinem Schutze bis zu seinem Wohnort begleiten sollten.

Fortsetzung folgt ijH

  1. So heißt im Volksmunde noch heute die Gegend im ehemaligen Herzogtum Nassau, in welcher der Schinderhannes geboren war.

TEILEN

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT