Wochenabschnitt Teruma – Die Torah kann nur durch ‘Achdut‘ bestehen

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
achdut

וְיִקְחוּ לִי תְּרוּמָה מֵאֵת כָּל אִישׁ אֲשֶׁר יִדְּבֶנּוּ לִבּוֹ  – sie sollen für mich eine Hebe in Empfang nehmen, von jedermann, den sein Herz zur freiwilligen Spende bewegt… (Schmot 25,2)

Es ist bemerkenswert, dass die Torah – obwohl sie bereits über den ganzen Ablauf von „Matan Torah“ (Übergabe der Torah) in Parschat Jitro berichtete – nochmals zu diesem Thema am Ende der Parschat Mischpatim zurückkehrt und verschiedene Details hinzufügt. Gerade der Höhepunkt von „Kabbalat haTorah“ (Annahme der Torah) von Seiten des Volkes – das gemeinsame Ausrufen von „Na’asse weNischma“ – wird erst im Nachhinein berichtet.

Daraus ist die enge Verbindung zwischen „Matan Torah“ und dem Bau des Mischkan ersichtlich, weshalb die Torah diese beiden Ereignisse aufeinander folgen lässt. Tatsächlich bildete der Mittelpunkt des Mischkan die Torah, die im „Aron haKodesch“ (heiligen [Bundes]lade) im ‘Kodesch Kodschim‘ (Allerheiligsten) aufbewahrt wurde.

Doch dieser Zusammenhang dürfte ein viel tieferer sein, und nicht nur lediglich aus dem blossen Ruheort der „Luchot haBrit“ (steinerne Gesetzestafeln) im Mischkan bestanden haben.

Beim Bau des ‘Aron haKodesch‘ steht (25,10) „we’Assu Aron – und sie sollen den Kasten machen“, während bei allen anderen heiligen Geräte „we’Assisa – und du sollst machen“ stehst. Chasal lernen daraus: „Hkb“H befahl, dass sich am Bau des ‘Aron haKodesch‘ ganz Klall Jisrael beteiligen solle, damit alle einen Teil an der Torah besitzen“[1].

Hier erinnert die Torah an die wichtige bei ‘Matan Torah‘ gelernte Regel des notwendigen „Achdut“ (Einigkeit) zum Erhalt der Torah (siehe Artikel zu Wochenabschnitt Mischpatim).

Die Torah wurde Jisrael nur dann gegeben als sie „ke’Isch Echad beLew Echad“ (wie ein Mann, mit einem Herzen) waren, als sie diese geeint empfangen und erfüllen wollten. Denn die Aufgabe der Torah ist nur dann erfüllbar, wenn Einheit im Volk herrscht. Ohne „Minjan“ z.B. gibt es keine Tefilot beZibbur, ohne „Kohanim“ kann Jisrael keine Korbanot darbringen, und die Kohanim wiederum erhalten ohne Jisrael keine der 24 „Matnot Kehuna“, die an den Kohen abgegeben werden müssen, „Zedaka waChessed“ (Wohltätigkeit) muss mit dem Nächsten ausgeführt werden etc. So wie sich niemand selbst begraben kann, sondern auf ‘Chessed schel Emet‘[2] angewiesen ist, können die 613 Mizwot nur gemeinsam mit dem ganzen Volk gemacht werden. Auch zum Verstehen der Torah benötigt man einen Lehrer und ein geistiges Vorbild in der ‘Awodat Haschem‘ (G‘ttesdienst).

Bei der Spende und Bau des Mischkan ging es folglich auch um den Erhalt dieser Einheit des gesamten Volkes, an dem alle einen Anteil hatten. In diesem Sinne gibt der bekannte Mekubal Rabbi Chajim Vital sZl., den Grund für die benötigte Spende von genau „13“ im Passuk aufgezählten Elementen zu verstehen, die für den Bau des Mischkan benötigt wurden. Er sieht darin eine Andeutung auf den Zweck des ganzen Mischkan – dem „Achdut“, denn der Zahlenwert von 13 ergibt das Wort „Echad“ [אחד = 1+8+4].

Er erklärt, dass bei der Sünde des „Egel“ ([goldenen] Kalbs) ein ‘Pirud‘ (Kluft) zwischen Haschem und Klall Jisrael geschah.

Die Teschuwa von Jisrael jedoch bewirkte, dass ihr Herz sich wieder mit G’tt vereinte, und dadurch (26,6) „Wehaja haMischkan Echad – und das Mischkan wurde eins [zu einem Ganzen]“, schuf das Mischkan wieder das Achdut zwischen Hkb“H und Jisrael[3].

Wir müssen jedoch hinzufügen, dass durch die Sünde des „Egel“ auch Streit und Uneinheit inmitten des Volkes entstanden war. Die Mitglieder des ‘Stammes Levi‘ töteten auf den Befehl Mosches die Frevler, selbst wenn diese ihre eigene Verwandten waren. Erst der gemeinsame Bau des Mischkan brachte wieder alle Herzen näher, und deshalb betont der Passuk fortwährend in Bezug der Spende zum Bau des Mischkan: „Ascher jidweno Libo – den sein Herz zur freiwilligen Spende bewegt“. Denn bei dieser Spende geht es um das Herz, um die Vereinigung der Herzen Jisraels mit G’tt und unter sich selber.

Demgemäss ist verständlich, weshalb Mosche Rabenu, als er das Volk beim „Egel“ sündigen sah, die „Luchot haBrit“ (steinerne Gesetzestafeln) zerbrach.

Als er nämlich das Fehlen des „Achdut“ sah, das durch die Sünder entstanden war, die nicht auf die Frommen und ihre geistigen Führer hören wollten, wusste er, dass die Torah ohnehin keinen „Kijum“ (Existenz) haben kann. Jetzt aber, beim Bau des Mischkan, da ganz Jisrael wieder vereint beim G’ttesdienst teilnahm, wurde somit der Erhalt der Torah gefestigt. Dies war der Zweck des Mischkan und deshalb lässt der Passuk „Matan Torah“ am Ende der Parschat Mischpatim wiederholen, um es an den „Bau des Mischkan“ anzureihen.

Somit lassen sich auch die Worte des Ba’al haTurim deuten, der im Wort „Teruma“ (תרומה) die Buchstaben von „Torah“ (תורה) fand und im übriggebliebenen Buchstaben „Mem“ eine Andeutung auf die 40 Tage sah, die Mosche beim Erhalt der Torah auf dem Berg Sinai verbrachte. Denn durch die Teruma des Mischkan, durch die Wiedererlangung des „Achdut“, wurde die am Sinai erhaltene Torah gehütet und die Erfüllung ihrer Gebote garantiert.


  1. Midrasch Bereschit Rabba 34,2 und siehe ausführlich in Ramba“n zur Stelle
  2. Die Bestattung eines Toten wird “wahrhafte Gnade“ genannt, weil sie ohne Erwartung einer Vergeltung durch den Toten verrichtet wird, udnd daher eine „echte“ Wohltat ohne eigennützige Hintergedanken ist.
  3. Ez haDa’at Tov Parschat Teruma

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