Wochenabschnitt Ekew – Zu einem Weizen- und Gerste-… zu einem Oliven- und Dattelland

Datum: | Autor: Rav Schimschon Raphael Hirsch | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Dattel

(ח) ח אֶרֶץ חִטָּה וּשְׂעֹרָה וְגֶפֶן וּתְאֵנָה וְרִמּוֹן אֶֽרֶץ־זֵ֥ית שֶׁמֶן וּדְבָשׁ:

8,8 Zu einem Weizen- und Gerste-, Weins und Feigen- und Granatapfellande, zu einem Oliven- und Dattelland.

Es bedarf der Ermittelung, warum die Beschreibung des Bodenreichtums in zwei durch die Wiederholung des Wortes אֶרֶץ offenbar geschiedenen Gruppen gegeben wurde.

Irren wir nicht, so gehören die sieben Fruchtgattungen in der Reihe, in der sie genannt werden, immer wärmeren Klimaten an, und zwar gehört die Dattelpalme, [1]דבש, entschieden der heißen Zone an, während Wein nur in der gemäßigten Zone gedeiht. Vielleicht sagt der Satz: es ist ein Weizen-, Gersten-, Wein-, Feigen- und Granatäpfelland, in welchem nicht nur auch Oliven und Dattelpalmen vorkommen, sondern das ebenso auch ganz eigentlich ein Oliven- und Palmenland ist, in welchem ebenso wie Korn und Wein, so auch Oliven und Datteln vorzüglich gedeihen. Dafür spräche auch das Makif (Bindestrich) zwischen ארץ und זית, welches den Ölbaum noch prägnanter als charakteristische Eigentümlichkeit des Landes mit diesem zu einem Begriff verbindet.

Nach Oken[2] ist Eretz Jisrael die eigentliche Heimat des Ölbaums, und ist er erst von dort nach Griechenland u. s. w. verpflanzt worden. Es hat somit dieses Land den glücklichen Vorzug, eine Fülle der vorzüglichsten Früchte aller Zonen zu tragen. Daß mit dem zweiten אֶרֶץ eine zweite, der mit dem ersten אֶרֶץ eingeleiteten an Vorzug gleiche Eigentümlichkeit des Bodens zum Ausdruck gebracht wird, ist auch aus der Halacha[3] ersichtlich, nach welcher hinsichtlich der zu sprechenden Beracha vor dem Genuße Datteln den Granatäpfeln vorangehen, weil jene an zweiter Stelle, diese aber erst an fünfter Stelle nach אֶרֶץ genannt sind. –

Ebendaselbst heißt es: כל הפסוק כולו לשיעורין נאמר, alle die in unserem Texte genannten Früchte seien für Maßbestimmungen ausgesprochen.

Mir zeigte einmal der Verfasser eines Werkes über die halachischen Maßbestimmungen die ersten Druckbogen seiner Schrift, worin er eine, wie mir scheint, sehr beachtenswerte Bemerkung über diesen Satz gegeben hatte. Er weist darin nach, wie auch außer dem jüdischen Kreise in der alten Welt überhaupt für die Grundeinheiten der Längen- und Gewichtsmaße Früchte, wie Gerste, Oliven u.s.w. angenommen waren. Natürlich mußte nun auch im Völkerverkehr für diese Maßfrüchte wiederum die Fruchtart eines bestimmten Landes als Normalfrucht gelten. Es wären nun die Früchte Eretz Jisraels im Weltverkehr so als die vorzüglichsten bekannt gewesen, daß sie eben die Normaleinheit für die Längen- und Gewichtsgrößen abgaben, und man nicht nach Gerste, Oliven überhaupt, sondern nach Gerste von Eretz Jisrael, Oliven von Eretz Jisrael u.s.w. Maßbestimmungen feststellte, sich somit שבח ארץ ישראל, die Vorzüglichkeit der Bodenfrüchte von Eretz Jisrael darin zeigte, daß sie als die bekanntesten allgemein als Maßeinheiten gelten.

  1. Wajikra 2,11
  2. Oken, Lorenz “Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände” 1843
  3. Berachot 41b

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