Messilat Jescharim – 22 – Die Demut

Datum: | Autor: Rabbi Moshe Chaim Luzatto | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Demut

Der große Rabbi Mosche Chaim Luzzatto lebte vor ca. 300 Jahren und ist vor allem für seine Schriften über jüdische Weltanschauung und Ethik bekannt. Sein Werk “Messilat Jescharim” («Der Pfad der Aufrechten»), welches den Weg des geistigen Wachstums eines jüdischen Menschen weist, wurde vom Gaon von Wilna hochgeschätzt und wird auch heutzutage überall auf der Welt studiert.

Fortsetzung

Zweiundzwanzigstes Kapitel – Die Demut

Es war bereits oben davon die Rede, wie hässlich der Hochmut ist. Daraus ergibt sich von selbst, wie rühmenswert die Demut ist. Hier wollen wir den umgekehrten Weg gehen. Wir wollen das Wesen der Demut erörtern, und daraus wird sich ein rechtes Bild von dem Hochmut ergeben.

Das allgemeine Prinzip der Demut besteht darin, dass man sich, im strikten Gegensatz zu jeder Anwandlung von Hochmut, in keiner Beziehung für etwas Besonderes halte. Aus diesem Prinzip ergibt sich für die Einzelheiten bei der Demut, dass auch sie ein Widerspiel der Züge sein werden, die der Hochmut uns zeigte.

Wenn wir das genauer untersuchen, so finden wir, dass für die Demut zweierlei ausschlaggebend ist:

Bescheiden von sich denken und sich bescheiden benehmen. Zuerst freilich muss die demütige Gesinnung vorhanden sein, nachher kann das demütige Benehmen folgen. Ist’s Einer nicht in der Gesinnung und will in seinen Handlungen die Demut hervorkehren, dann gehört er ja zu jenen eingebildeten, schlimmen Vertretern der Demut, von denen oben die Rede war, ja er ist geradezu ein Heuchler. Und gibt’s in der Welt etwas Schlimmeres, als ein Heuchler?! Zur Sache!

Bescheiden von sich denken! d. h. wir müssen durch reifliche Überlegung zu der Überzeugung gelangen, dass uns nicht Ruhm noch Ehre zukommen, dass wir noch viel weniger das Recht haben, uns über unsere Mitmenschen zu erheben. Das dürfen wir schon deshalb nicht, weil Jedem von uns notgedrungen manches fehlt, aber auch dann nicht, wenn wir nur das berücksichtigen, was Jeder von uns besitzt.

Dass Jedem von uns mancherlei abgeht, das ist klar!

Mag Einer auf noch so hoher Stufe der Vollkommenheit stehen, es müssen ihm immer viele Mängel anhaften. Seine Naturanlage weist Fehler auf, oder in Familie und Verwandtschaft ist nicht Alles in der Ordnung, seine Erlebnisse lassen zu wünschen übrig, oder in seinen Handlungen zeigen sich Mängel, denn „es gibt nun einmal keinen Frommen auf Erden, der immer das Gute täte, ohne zu sündigen.“[1]

Das sind alles Fehler, die Einem jeden Anspruch nehmen, sich als etwas Besonderes zu fühlen; wenn man noch so viele Vorzüge hat, die erwähnten Mängel genügen, sie zu verdunkeln. Das Wissen z. B. pflegt leicht zur Überhebung und Hochmut zu führen. Es ist ja in der Tat ein Vorzug, der das Innere des Menschen berührt, seinen vornehmsten Teil, den Verstand. Und doch gibt es keinen Gelehrten, der nicht auch einmal irrte, der nicht von seinen Fachgenossen, ja oft genug auch von seinen Schülern lernte.

Wie käme er nun dazu, sich wegen seines Wissens zu überheben.

Auch der, der einen geraden Verstand hat, der es dahin gebracht, ein großer, wirklich ausgezeichneter Gelehrter zu sein, der wird, wenn er es sich recht überlegt, zur Einsicht gelangen, dass er gar kein Recht darauf hat, sich als Etwas Besonderes zu fühlen. Denn wer Verstand hat, sodass er mehr weiß als die Anderen, der genießt nur den Vorteil einer natürlichen Anlage, wie der Vogel, wenn er fliegt, der Stier, wenn er aus Kräften zieht und dem Naturgesetze folgt. Wer klug ist, ist es, weil er die Anlage dazu hat. Hätte jener, der sich jetzt mit ihm nicht an Weisheit messen kann, den gleichen Verstand mitbekommen, dann würde er jetzt sich ebenso klug zeigen. Darf er sich also als etwas Besonderes fühlen? Vielmehr, hat er ein großes Wissen, nun gut, dann muss er davon denen mitteilen, die es brauchen können.

Wie es R. Jochanan, der Sohn Sakkais, ausgesprochen : „Hast du viel Tora gelernt, so tue dir darauf nichts zu Gute; denn dazu bist du ja erschaffen.“[2] Ist er reich, dann freue er sich seines Anteils und unterstütze den, der nichts besitzt. Ist er stark, dann helfe er den Schwachen und rette die Bedrückten. Alle sind nur wie Diener in einem Hause. Da hat ein Jeder seine Obliegenheit und hat treu das Amt auszufüllen, das er erhalten, damit die Arbeit im Hause und was dazu gehört, möglichst vollkommen ausgeführt werde.

Da ist kein Raum für irgend welche Überhebung.

Solche Gedanken und Überlegungen müssen einen Jeden beherrschen, dessen Verstand gerade und nicht krumm geraten ist. Und wem das völlig klar geworden ist, der ist mit Recht bescheiden zu nennen, er ist im Innersten seines Herzens bescheiden. Wie David zu Michal sagen konnte: „Ich bin bescheiden in meinen Augen.“[3] Und die Weisen sagen: „Wie hoch stehen die, die demütigen Sinnes sind. Als der Tempel stand, da wurde dem, der ein Brandopfer darbrachte, der Lohn für ein Brandopfer, dem, der ein Speisopfer brachte, der für ein Speiseopfer. Doch, der sich niedrig dünkt, dem wird es so angerechnet, als ob er alle möglichen Opfer gebracht, denn es heißt: „Die Opfer G-ttes sind: ein demütiger Sinn.“[4] Solches Lob wird denen zu Teil, die demütigen Sinnes sind, die bescheiden in ihrem Innersten von sich denken.

Unsere Weisen bemerken ferner[5]:

„Weil ihr mehr als die anderen Völker euch herabsetzt“, spricht G-tt zu Jisrael, „darum habe Ich euch lieb. Selbst wenn Ich euch erhöhe, erniedrigt ihr euch vor mir. Ich habe Awraham erhöht, er sprach: „Ich bin Staub und Asche.“[6] Ich habe Mosche und Aron erhöht, sie sprachen: „Was sind wir?“[7] Ich habe David erhöht, er sprach: „Ich bin ein Wurm und kein Mann.“[8] Ein gerader Sinn lässt sich eben von keinem Vorzug, den er sich zuschreiben darf, betören, der Betreffende weiß genau, dass er darum doch nicht so hochsteht, wegen der vielen Mängel, die ihm notwendiger Weise anhaften müssen.

Dazu kommt, dass er, selbst bezüglich dessen, was er von G-ttes Geboten wirklich erfüllt, nicht bis an das eigentliche Ziel gelangt. Endlich genügt schon die eine Unvollkommenheit, sollte auch sonst keine an ihm zu finden sein, dass er vom Weibe geboren, ein Wesen von Fleisch und Blut ist. Das allein weist ihm eine so niedrige und tiefe Stellung an, dass jede Überhebung ungebührlich ist. Jeder Vorzug, den er erwirbt, ist ja dann nur ein Geschenk der Liebe G-ttes, mit dem er nach Seinem Willen begnadet wird. Seiner Natur und seiner Materie nach ist er ja völlig unbedeutend und verächtlich. Darum steht ihm nichts Anderes an als dem zu danken, der ihn begnadet hat, im Übrigen aber in Demut sich zu bescheiden. Wenn z.B. ein armer, dürftiger Mann ein Gnadengeschenk erhält, wird ihn das Gefühl der Beschämung übermannen und je grösser die Gnade, desto stärker wird in ihm dies Gefühl.

So ist’s bei jedem, der seine Augen offen behält für eine richtige Selbsteinschätzung, wenn er von G-tt mit guten Gaben bedacht wird.

Wie der König David es ausspricht: „Wie soll ich dem Herrn all Seine Wohltaten gegen mich vergelten?“[9] Selbst die großen frommen Männer mussten es bei all ihrer Frömmigkeit büßen, wenn sie sich auf sie etwas zu Gute taten. Von Nechemia sagen die Weisen: „Weshalb geht das Buch der Bibel, das er geschrieben, nicht unter seinem Namen? Weil er sich selbst ein Verdienst zugeschrieben.“[10] Und Chiskija sagt: „Bei allem Heil widerfuhr mir Bitteres.“[11]

Er hatte nämlich auf sein eigenes Verdienst gepocht „denke doch daran, wie ich vor Dir in Treue gewandelt bin.“[12] Darum hatte G-tt ihm sagen lassen: „Ich schirme diese Stadt und rette sie um Meinetwillen und meines Knechtes David willen.“ So lautet auch ein Ausspruch: „Wer sein eigenes Verdienst in den Vordergrund rückt, dem gibt man zu verstehen, dass ihm das Verdienst Anderer beisteht.“[13] Wenn man nun das Gute, das man geleistet, sich nicht als Verdienst anrechnen darf, umwieviel weniger darf man sich deshalb überheben und hochmütig sein!

Das alles müsste sich der zu Gemüte führen, der auf der Stufe eines Awraham, Mosche, Aron, David und der anderen obengenannten Frommen stände.

Aber für uns, die wir aller Verdienste bar sind, gilt das Alles nicht. Wir haben so viele und so große Mängel, dass es gar nicht einer großen Überlegung bedarf, um unsere Minderwertigkeit einzusehen. Unser Wissen ist gleich Null. Der größte Gelehrte unter uns ist so viel, wie einer der geringeren Schüler in den alten Zeiten. Das müssen wir uns recht klar machen, damit wir nicht ohne Grund uns überheben. Wir müssen einsehen, dass unsere Erkenntnis unbedeutend, unser Verstand durchaus schwach ist. Die Unwissenheit ist bei uns so groß, der Irrtum nimmt überhand, und was wir wissen, ist so furchtbar wenig, dass uns wahrlich keine Überhebung ansteht, sondern das Gefühl der Beschämung und das Bewusstsein unserer Niedrigkeit.

Wir haben bisher darüber gesprochen, wie man bescheiden von sich denken, wir reden jetzt darüber, wie man sich bescheiden benehmen soll. Es sind da vier Punkte hervorzuheben: Ein bescheidenes Wesen soll man zeigen, Beleidigungen geduldig hinnehmen, jede führende Stellung meiden und jede Ehrenbezeugung fliehen und endlich allen Menschen Ehre antun.

Ein bescheidenes Wesen soll man zeigen: Wenn man spricht, wenn man geht, oder wo man sitzt, in allen Bewegungen.

Wenn man spricht: Man soll sanft, meinen die Weisen[14], mit den Menschen reden, wie es ausdrücklich in der Schrift heißt: „Die Weisen lassen sich sanft vernehmen.“[15] Man soll in seinen Worten Rücksicht auf die Ehre des Anderen nehmen und ihm keine Verachtung bezeugen. „Den Nächsten behandelt verächtlich, wem es an Verstand fehlt.“[16] „Wo der Frevler hinkommt, kommt er mit Verachtung.“[17]

Wenn man geht: Vom heiligen Lande sandten sie den Ausspruch: „Wer wird des jenseitigen Glückes teilhaftig? Wer demütig, bescheiden ist und den Nacken beugt, wenn er ein- und ausgeht.“[18] Man soll nicht mit hochgerecktem Halse umhergehen, nicht, als ob man die Füße nicht heben könnte, den einen Fuß hart vor den anderen setzen, sondern wie alle anderen Leute, die ihren Geschäften nachgehen. So sagen die Weisen: „Wer mit hochgerecktem Halse einhergeht, der stößt, wenn man so sagen darf, die Füße der göttlichen Herrlichkeit hinweg.“[19] Und ferner heißt es: „Die ihren Kopf hochtragen, werden gefällt.“[20]

Wo man sitzt: Man wähle seinen Ort unter den Niedrigen und nicht unter den Hohen.

Wie es ausdrücklich in der Schrift heißt: „Dränge dich nicht vor den König und stelle dich nicht auf den Platz der Großen. Denn es ist besser, dass man zu dir sage: Komm hier herauf, als dass man dich heiße herniedersteigen vor den Edlen, wie du es ja oft gesehen.“[21] Im Midrasch steht: „Halte dich von dem Ort, der dir gebührt, noch zwei bis drei Stufen fern und setze dich dorthin, damit man dir sage: „Komm herauf!“ Geh aber nicht herauf, man könnte dir sagen: „Geh hinunter!“[22] Und von dem, der um der Tora willen auf seine Ehre verzichtet, bemerken die Weisen, er werde im Jenseits groß dastehen.[23]

Sie bemerken ferner: „Wer hinieden groß ist, wird im Jenseits klein dastehen.“[24] Und ebenso umgekehrt: Wer hinieden klein dasteht, den erwartet im Jenseits eine große Stellung. Im Talmud heißt es: „Man soll von seinem Schöpfer lernen. G-tt hat all die hohen Berge übergangen und seine Herrlichkeit auf dem Berge Sinai ruhen lassen, eben weil er niedrig ist.“[25] Und ferner: „Er vergibt die Schuld dem Überrest seines Erbes, d. h. dem, der sich als geringwertigen Überrest betrachtet.“[26]

Das Zweite war: Beleidigungen geduldig hinnehmen.

Ausdrücklich sagen die Weisen: „Wem vergibt G-tt die Schuld, der selbst über einen Frevel verzeihend hinwegsieht.“[27] Sie sagen ferner[28]: „Die Betrübnis empfangen, ohne zu betrüben, ihre Schmach anhören, ohne zu erwidern, auf sie findet der Vers Anwendung: „G-ttes Lieblinge erstrahlen, wie die Sonne, wenn sie in ihrem Glanze aufgeht.“[29] Von der Sanftmut Babas, des Sohnes von Buta, wird uns erzählt.[30] Eine Frau hatte in missverständlicher Auffassung eines Auftrages ihres Mannes auf dem Kopfe dieses Gelehrten, als er dem Gericht präsidierte, zwei Lampen zerbrochen. Er fragte sie nur: „Wie kommst du dazu?“ Und als sie ihm erwiderte: „So hat mir mein Mann befohlen‘“, da sprach er: „Du hast den Willen deines Gatten ausgeführt, mögen dir zwei Söhne beschert sein, die mir an Gelehrsamkeit gleich kommen.“ Und von Hillels Sanftmut werden ja im Traktat Schabbat eine ganze Reihe von Zügen erzählt[31].

R. Abahu fand bei all seiner Demut, dass er noch immer sich nicht demütig nennen dürfte. Er sagte von sich: „Anfangs glaubte ich, ich wäre demütig. Als ich aber sah, wie R. Abba aus Akka über seinen Schüler, der im Gegensatz zu ihm eine andere Begründung vortrug, nicht zornig wurde, da sagte ich mir: ich bin doch noch nicht demütig.“[32]

Jede führende Stellung meiden und jede Ehrenbezeugung fliehen:

Das steht klipp und klar in der Mischna: „Liebe die Arbeit und hasse das Amt.“[33] Und ferner: „Wer dreist Gesetzesentscheidungen trifft, der ist ein Tor, ein schlechter und ein hochmütiger Mensch.“[34] Ferner: „Wer auf der Jagd nach Ehren ist, den fliehen sie.“[35] Und das Schriftwort: „Dränge dich nicht zu einem Streit, was willst du am Ende tun, wenn der Andere dich beschämt“[36], das deuten sie: „Dränge dich nicht zu einem Amt! Was willst du am Ende tun? Wenn sie morgen kommen und dir Fragen vorlegen, was willst du ihnen antworten?“[37]

Ferner[38]: R. Tanchuma sagt im Namen R. Tanchums: „Wer ein Amt annimmt, um davon Vorteil zu haben, treibt gewissermaßen Ehebruch.“ Und ein Ausspruch R. Abahus: „Ich, sagt G-tt, werde heilig genannt. Hast du aber nicht all die Tugenden, die Mir eigen sind, dann sollst du nicht ein Amt annehmen.“[39] Und die Schüler R. Gamliels sind der beste Beweis. Obwohl sie so arm waren, dass sie es nötig hatten, wollten sie doch nicht ein Amt annehmen. Als sie es nun nicht annehmen wollten, wurde ihnen bedeutet: „Meint Ihr, ich gebe Euch ein Amt, eine Bürde gebe ich Euch.“[40] Ferner: „Weh dem, der ein Amt annimmt, es bereitet ihm sein Grab.“[41] Das sehen wir an Joseph: weil er ein Amt angenommen, starb er vor seinen Brüdern[42].

Kurz, das Amt lastet nur als Bürde auf dem, der es annimmt.

Solange Einer für sich in seinem Volke wohnt, und unter den Anderen verschwindet, trägt er nur für sich die Verantwortung, sobald er aber zu einem Amt, zur Würde gelangt ist, trägt er die Verantwortung für Alle, die seiner Macht und seiner Leitung unterstehen. Denn er hat ja die Pflicht, auf Alle zu achten, sich um sie in verständiger Überlegung zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie recht handeln. Und wenn das nicht geschieht, dann „ruht die Schuld auf den Führern“ bemerken die Weisen.[43]

Die Sucht nach Ehre ist eitel Tand, sie lässt den Menschen, was er sich und seinem Schöpfer schuldig ist und all seine Pflichten vergessen.

Wer den Wert der Ehren richtig zu schätzen weiß, der wird sie verschmähen und verwerfen, und das Lob, das ihm von den Menschen zu Teil wird, fühlt er als eine Last. Wenn er bemerkt, dass sie an ihm Eigenschaften rühmen und preisen, die er gar nicht besitzt, dann fühlt er sich beschämt. Und seiner Brust entringt sich der Seufzer: Es ist nicht allein darin so schlimm mit mir bestellt, dass mir all diese Vorzüge fehlen, man erdrückt mich noch mit falschen Lobeshymnen, dass ich immer größere Scham empfinden muss.

Das Vierte war: allen Menschen Ehre antun. So heißt es: Wer wird als Ehrenmann angesehen, wer die Anderen ehrt[44]. Ferner: „Wenn Einer weiß, dass ein Anderer nur in einem Punkt grösser ist als er, dann muss er ihm alle Ehre antun.“[45] Ferner: „Grüße jeden Bekannten zuerst.“[46] Von R. Jochanan, dem Sohne Sakkais, erzählt man[47], er sei Jedem, auch einem Nichtjuden, auf dem Markte mit dem Gruße zuvorgekommen. In Wort und Tat soll man dem Nächsten Ehre erweisen. Die Weisen erzählen[48]: Vierundzwanzig Tausend Schüler R. Akibas wären gestorben, weil sie einander nicht Ehre erwiesen. Wie verächtliche Behandlung als charakteristisch für die Frevler gilt nach dem obenerwähnten Schriftwort: „Wo der Frevler hinkommt, kommt er mit Verachtung“, so wird als für die Frommen bezeichnend hervorgehoben, dass die Ehrerbietung mit ihnen untrennbar verknüpft ist: „Vor seinen Alten steht die Ehre.‘‘[49]

Hiermit hätten wir die wesentlichen Punkte der Demut und die Einzelheiten von allgemeiner Bedeutung erörtert.

Je nach Ort und Zeit und nach den Persönlichkeiten wären noch viele andere Punkte zu berücksichtigen. „Zu dem, was der Weise gehört hat, fügt er eigenes Wissen.“[50] Das ist sicher, dass die Demut dem Menschen viele Hindernisse aus dem Wege räumt und ihm viel Gutes erleichtert. Da der Demütige sich wenig um das Irdische bekümmert und Keinen um den Tand hinieden beneidet, da die Gesellschaft eines Demütigen einem Jeden lieb ist und ein Jeder an ihm seine Freude hat, so kann es gar nicht zu Aufregungen und Streitigkeiten kommen, alles geht still und ruhig zu. Darum Heil dem, dem diese Eigenschaft zu Teil geworden.

Und unsere Weisen sagen: „Ist die Weisheit eine Krone für das Haupt, so ist die Demut ein Stützpunkt für den Schuh.“[51]

  1. Kohelet 7,20
  2. Pirke Awot 2,9
  3. 2 Shmuel 6,22
  4. Sota 5b nach Tehillim 51,19
  5. Sota 5b nach Tehillim 51,19
  6. Bereschit 18,27
  7. Schemot 16,7
  8. Tehillim 22,7
  9. Tehillim 116,12
  10. Sanhedrin 93, 2
  11. Jeschaja 38,17
  12. Jeschaja 38,3
  13. Der Ausspruch, wie die Bemerkung über Chiskija Brachot 10b
  14. Juma 86a
  15. Kohelet 9,17
  16. Mischlej 11,12
  17. Mischlej 18,3
  18. Sanhedrin 88b
  19. Kiduschin 31a
  20. Jeschaja 10,33
  21. Mischlej 25,6
  22. Wajikra Rabba 1,5
  23. Bawa Mezia 85,2
  24. Jalkut zu Jechezkel 21,31
  25. Sota 5,1
  26. Rosch Haschana 17,1
  27. Ebds. nach Micha 7,18???
  28. Schabbat 88,2
  29. Schoftim 5,31
  30. Nedarim 66,2
  31. Schabbat 30b,f
  32. Sota 40,1
  33. Pirke Awot 1,10
  34. Pirke Awot 4,9
  35. Nach Eruwin 13,2
  36. Mischlej 25,8
  37. Jalkut zur Stelle
  38. Jalkut zur Stelle
  39. Jalkut 940
  40. Horijes 10,1
  41. Pessachim 87,2
  42. Brachot 55,1
  43. Dewarim Rabba 1, 10 nach einer Umdeutung von Dewarim 1,13
  44. Pirke Awot 4,1
  45. Pessachim 113,2
  46. Pirke Awot 4,15
  47. Brachot 17,1
  48. Bereschit Rabba 61,1
  49. Jeschaja 24,23
  50. Mischlej 1,5
  51. Jeruschalmi Schabbat 1,3

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