Einige Mitzwot finden nur in Eretz Jisrael Anwendung, vor allem solche, welche Bearbeitung des Bodens und Früchte betreffen, die auf diesem Boden wachsen. Ein typisches Beispiel ist die Schmitta-Mitzwa (im Brach-Jahr), während dessen die meisten landwirtschaftlichen Arbeiten verboten sind. Besondere Dinim betreffen auch die Früchte, die in diesem Jahr gereift sind, sogar, wenn sie in andere Länder exportiert werden.
Jahrhunderte lang hatten solche Mitzwot nur für die wenigen Siedler in Eretz Jisrael Bedeutung. Heutzutage sind sie von universeller Wichtigkeit — ein Resultat der Entwicklung der letzten fünfzig Jahre. Für die Besucher von Eretz Jisrael und für die noch größere Zahl derer, die von den Erzeugnissen dieses Landes essen, die in so viele Länder exportiert werden, sind die Mitzwot, die mit Eretz Jisrael verbunden sind, Teil ihrer alltäglichen Verpflichtungen geworden.
Wer eine Reise nach Eretz Jisrael plant, muss sich mit diesen Mitzwot des Landes vertraut zu machen, bevor er sich noch auf den Weg macht.
Absondern von Teruma und Ma’aser
Produkte, die in Ererz Jisrael gereift sind, dürfen nur dann gegessen werden, wenn zuvor bestimmte Absonderungen stattgefunden haben. Dies gilt auch dann, wenn sie in Chutz La’aretz (in der Diaspora) gegessen werden. Auch Kohanim und Leviim müssen die Absonderung von ihrem Essen vornehmen.
Dies gilt unabhängig davon, ob die Lebensmittel roh, gegart, getrocknet oder gebacken sind, ob sie in ursprünglich fester Form oder in weiterverarbeiteter flüssiger Form, z.B. als Wein oder Orangensaft vorliegen, oder ob sie mit anderen Lebensmitteln vermischt sind.
Was muss abgesondert werden?
Vier Absonderung müssen gemacht werden:[2]
(a) Teruma — eine geringe Menge (ursprünglich die Gebühr für den Kohen)
(b) Ma’aser rischon — ein Zehntel der Ernte (ursprünglich die Gebühr für die Leviim)
(c) Teruma ma’aser — ein Zehntel des Ma’aser (wurde ursprünglich dem Kohen vom Levi gegeben).
(d) Ma’aser scheni oder Ma’aser oni — ein Zehntel der Ernte, die nach dem Abführen des Ma’aser rischon übrig blieb. Von Früchten, die im ersten, zweiten, vierten und fünften Jahr des siebenjäh- rigen Schmitta-Zyklus gereift sind, wird ein Zehntel zu Ma’aser scheni, welches ursprünglich von seinem Besitzer bei dessen Besuchen in Jeruschalajim gegessen wurde; waren diese Früchte im dritten oder sechsten Jahr des Zyklus gereift, wurde früher ein Zehntel den Armen gegeben (Ma’aser oni).
Was wird mit dem Abgesonderten gemacht?
Man muss eine Erklärung sprechen (siehe Ende des Kapitels), während man die richtigen Mengen absondert. Dann muss man die Teruma und die Terumat Ma’aser wegwerfen, da sie heutzutage wegen der nicht vorhandenen vollkommenen Reinheit (Taharah) nicht von einem Kohen gegessen werden dürfen. In dieser Erklärung wird die Ma’aser scheni-Menge zurückerworben, und dann kann man Nutzen daraus ziehen. Es folgt eine Erklärung des Rückkaufs.
Rückkauf des Ma’aser scheni
Man kauft das Ma’aser scheni zurück, indem man seine Heiligkeit auf eine Münze überträgt. Diese Münze muss zurückgelegt werden um ausschließlich zu diesem Zweck benutzt zu werden und sollte an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, so dass sie nicht mit anderem Geld verwechselt wird.
Man beachte: Ausländisches Geld kann man nicht zum Rückkauf von Ma’aser scheni benutzen, nur die Währung des Landes, wo der Rückkauf stattfindet.
Der Mindestwert dieser Münze muss mindestens eine Peruta betragen. Wenn man eine Münze benutzt, die mehrere Perutot wert ist, so bezieht sich die Heiligkeit des Ma’aser scheni, die man auf sie überträgt, auf nur einen Teil des Münze, d.h. auf einen Teil im Wert von einer. Daher kann eine Münze, die beispielsweise zwanzig Perutot wert ist, zwanzigmal zum Rückkauf von Ma’aser scheni benutzt werden.[3]
Man beachte: Wenn man eine Münze das erste Mal zum Rückkauf benutzt, muss der Mindestwert des zurückgekauften Ma’aser scheni eine betragen.[4]
Wenn man danach Ma’aser scheni auslösen muss, das weniger als eine Peruta wert ist, wird die Keduschah nur auf einen entsprechenden Anteil der Münze übertragen.
Bi’ur Ma’aser scheni[5]
An jedem Erew Pessach des vierten und siebten Jahres des Schmitta-Zyklus muss man die Münze bzw. die Münzen, die man bis dahin zum Auslösen des Ma’aser scheni benutzt hat, zerstören — durch Auflösen oder Zerkleinern oder indem man sie ins Meer wirft.
Absondern von unterschiedlichen Arten von Lebensmitteln
Man darf Teruma und Ma’aser nicht von einer Sorte Lebensmittel mit der Absicht absondern, dass dies auch für andere Sorten von Lebensmitteln gelten soll.
Wenn man also verschiedene Arten von Früchten oder Gemüse hat, oder eine Mischung dieser Arten, wie in einem Obst- oder Gemüsesalat, muss man von jeder Art extra abtrennen. Man kann jedoch eine Erklärung für Teruma und Ma’aser für alle Arten, um die es geht, sprechen, indem man sich mit dem Plural auf sie bezieht (siehe weiter unten „Die Erklärung“).
Man beachte: Wenn man Lebensmittel in verschiedenen Läden gekauft hat, bei denen man sich nicht darauf verlassen kann, dass sie Teruma und Ma’aser abgesondert haben, oder sogar auch im gleichen Laden an verschiedenen Tagen, muss man Teruma und Ma’aser für den Einkauf in jedem Laden und an jedem Tag einzeln absondern (ohne Bracha).
Begründung: Es könnte sein, dass Erzeugnisse, die in einem Laden oder an einem Tag gekauft wurden, nicht „auf dem gleichen Niveau“ stehen, wie andere zugleich gekaufte, Es kann also sein, dass ein Ladeninhaber die Absonderung vorgenommen hat, aber ein anderer nicht, oder dass in einem Laden die Absonderung an einem Tag vorgenommen wurde, an einem anderen Tag aber nicht.
An Schabbat oder Jom Tow
Am Schabbat und am Jom Tow darf man Teruma und Ma‘aser nicht absondern. Wenn man sich also nicht vor Schabbat oder Jom Tow um die verschiedenen Absonderungen gekümmert hat, darf das fragliche Lebensmittel nicht gegessen werden.
Der Vorgang des Absonderns
Bevor man die Erklärung spricht, legt man etwas mehr als ein Hunderstel der Frucht, des Gemüses, des Brotes, der Mazza, des Kuchens, der Flüssigkeit, der Süßigkeiten oder der Schokolade, um die es geht, zur Seite, die dann zu Teruma und Terumat Ma’aser werden. Hat man zum Beispiel zehn israelische Orangen, schneidet man etwas mehr als ein Zehntel einer Orange ab, was einem Hunderstel und etwas mehr aller Orangen zusammen entspricht. Man darf mehr, aber nicht weniger abschneiden.
Beabsichtigt man, eine Erklärung für mehrere Früchte oder Gemüse abzugeben, legt man zuerst je eine Portion von etwas mehr als einem Hunderstel und von jeder Sorte beiseite.
Die Erklärung
Dann erklärt man diese zu Teruma und Ma’aser, indem man das Folgende oder den hebräischen Text am Ende des Kapitels spricht. Wenn man von mehreren Arten gleichzeitig absondert, sagt man das Eingeklammerte oder das, was passt:
1. Das, was ein Hunderstel an Menge überschreitet von dem, was ich (von jeder Art) abgetrennt habe, soll Teruma werden für das Ganze (jeder Art), und sein Ort soll an der Nordseite der Menge (Mengen), die abgetrennt wurde(n), sein.
2. Das Hunderstel, das ich (von jeder Art) abgetrennt habe und weitere neun gleiche Teile, insgesamt zehn Hunderstel, die sich auf der Nordseite dieser Menge (jeder Art) befinden, soll Ma’aser rischon für das Ganze werden.
3. Ein weiteres Zehntel, das sich auf der Südseite (jeder Art) befindet, soll Ma’aser scheni oder Ma’aser onı werden, je nachdem, was erforderlich ist.
4. Das Hunderstel, das ich (von jeder Art) abgetrennt habe, soll nun Terumat Ma’aser werden.
5. Das Ma’aser scheni plus ein Fünftel seines Wertes soll jetzt durch eine der Münze, die ich zum Auslösen weggelegt habe, ausgelöst sein, oder durch einen gleichen Wert, falls das Ma’aser scheni weniger als eine wert ist.
Jemand, der diese ganze Erklärung nicht auswendig weiß, oder der keine Zeit hat, die ganze Erklärung zu sprechen, sollte das Hunderdstel abtrennen (von jeder Art, wenn es um verschiedene Arten geht) und sprechen:
„Alle Absonderungen und das Auslösen soll der Formel des Chason Isch (oder wie in diesem Buch gedruckt) entsprechen.“
Die übrigen Lebensmittel dürfen jetzt gegessen werden.
Die Menge von einem Hunderstel, die man zu Beginn zur Seite legt und inzwischen zu Teruma und Terumat Ma’aser erklärt hat, müssen, wenn möglich, verbrannt oder eingewickelt und weggeworfen werden.
Fortsetzung folgt ijH.
- Mit ausdrücklicher Genehmigung der Familie des Verfassers und des Übersetzers und Copyrightbesitzers der deutschen Ausgabe Ulrich Michael Lohse. ↑
- Terumah heißt „Abtrennung“; Ma’aser rischon heißt „‚das erste Zehntel”; Ma’aser scheni heißt „das zweite Zehntel“; Ma’aser oni heißt „das Zehntel für die Armen“ ↑
- Da der in heutiger Währung ausgedrückte Wert einer in Bezug zum Silber-Preis steht, unterliegen die obigen Zahlen oben Schwankungen. Je höher der Silberpreis, desto geringer die Zahl der Rückkäufe, die man tätigen kann. Ein Euro entspricht gegenwärtig mehr als dem Hundertfachen einer Peruta. ↑
- Wenn das Ma’aser scheni weniger wert ist als eine und man keine Münze hat, die vorher zum Rückkauf benutzt wurde, (und man daher das Ma’aser scheni nicht zurückkaufen kann), muss man es genau wie die Terumah wegwerfen. ↑
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Bi’ur bedeutet „ausräumen“. ↑