Pfade zur Erziehung – Zum Vorteil des Kindes

Datum: | Autor: Rav Matityau Salomon | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Vorteil

Rabbi Matisjohu Salomon ist Maschgiach Ruchani (geistiger Aufseher) der berühmten Jeschiwa „Beth Medrasch Govoha“ in Lakewood, New Jersey. Er ist ein Schüler von Rabbi Elijahu Lopian SZL.

Fortsetzung

Kap. 3: Zum Vorteil des Kindes

Im Gegensatz zu unserem Verhältnis mit dem Ribono schel Olam hat unser Einsatz im Chinuch ohne die richtigen Motive und Absichten keinen Wert. Die Gemara sagt (Pesachim 50b), “Le’Olam ja’asok Adam be Tora u we Mizwot afilu schelo lischmah sche mitoch schelo lischmah ba lischma – ein Mensch soll sich ständig mit Tora und Mizwot beschäftigen, auch wenn es nicht um ihretwegen ist, denn wenn er etwas nicht mit der richtigen Absicht tut, so wird dies dazu führen, dass er es schließlich mit der richtigen Absicht tut.” Auch wenn wir etwas nicht mit der richtigen Absicht tun, schelo lischma, hat dies bei der Awodat Haschem einen Wert.

Doch schelo lischma hat keinen Wert im Chinuch. Tatsächlich ist es sogar schädlich.

Wenn Eltern von ihrem Kind ein bestimmtes Benehmen als Teil seiner Erziehung verlangen, nicht weil es im Interesse des Kindes liegt, sondern weil es im Interesse der Eltern liegt, so ist dies kein Chinuch. Es wird nicht erfolgreich sein. Vielmehr wird es höchstwahrscheinlich große Verbitterung im Kind gegen die Eltern hervorrufen. Wenn ein Kind spürt, dass seine Eltern etwas von ihm verlangen, weil es ihnen gelegen kommt, so fühlt es sich benutzt und ausgenutzt und wird aufgeregt und wütend sein.

Der Ribono schel Olam ist zufrieden, auch wenn Menschen Ihm schelo lischma dienen, denn das wird schlussendlich zu lischma führen, doch ein Kind, das sich ausgenutzt fühlt, wird nicht so geduldig sein. Das Kind muss fühlen, dass das Verlangte und die Art, wie man es von ihm erwartet, für ihn gut ist und für keinen anderen Zweck. Es ist nicht daran interessiert, was die Zukunft bringen wird, nur am Jetzt und Hier. Wenn es das Gefühl hat, dass seine Eltern lischma handeln, in seinem besten Interesse, dann ist es damit einverstanden. Wenn es fühlt, dass die Absichten seiner Eltern schelo lischma sind, so wird es das inakzeptabel finden.

Wir sehen das immer wieder. Leute verlangen von ihren Kindern, dass sie vor Freunden und Familie angeben.

Zeige ihnen, wie viel Mischnajot du gelernt hast, sagen sie dem Kind. Zeige ihnen, wie gut du lesen kannst. Und so weiter. Was ist die Absicht der Eltern? Das Kind versteht sofort, dass es den Eltern um den eigenen Stolz geht. Die Eltern sagen sich vielleicht, dass sie es für den Chinuch machen. Sie sagen sich, dass sie wollen, dass das Kind eine starke Liebe zur Torah haben soll, dass es großes Wissen haben soll, fleissig sein soll, der Beste in seiner Klasse sein soll, dass alles zu seinem eigenen Vorteil ist. Doch meistens gibt man nur mit seinem Kind an, da dies einem Ruhm bringt. Alle Ziele und Ambitionen, die man selbst nicht erreicht hat, versucht man nun durch sein Kind zu erreichen. Man weiss es vielleicht nicht, doch das Kind weiss es und es ist nicht glücklich darüber, dass es benutzt wird.

Das ist also das nächstwichtigste Prinzip nach der Liebe. Es genügt nicht, sein Kind zu lieben. Man muss auch gänzlich für seinen Nutzen handeln und seine eigenen Bedürfnisse aus dem Spiel lassen. Ansonsten riskiert man elendes Versagen. Wir dürfen nur das tun, was unser Kind besser, stärker und sicherer macht. Wir dürfen nur das tun, was die Aussichten unseres Kindes im Olam Haba verbessern werden. Wenn man sich auf das erhabene, geistige Ziel im Olam Haba konzentriert, so wird man klarer sehen, was gut für das Kind und was gut für einen selbst ist.

Wir haben Kinder nicht, um Nachat von ihnen zu haben, sondern vielmehr, um ihnen zu helfen, ein Leben zu führen, das darin kulminieren wird, dass ihre heiligen Neschamot das Olam Haba betreten. Dieses Ziel sollte den Ton unseres Chinuchs bestimmen. Der Chinuch eines Kindes ist keine Investition, die den Eltern Ertrag bringen soll. Es gibt keine Frage von “Was liegt für mich drin?” Das ist nicht der Zweck des Kinderhabens.

Ein extremer Fall

Manchmal benutzen Eltern ihre Kinder, um für ihre eigenen Mängel aufzukommen und das findet normalerweise in widersprüchlichem Benehmen Ausdruck. Sie sehen diesen Widerspruch vielleicht nicht selbst, doch das Kind wird ihn klar sehen.

Ich habe einen extremen Fall davon selbst miterlebt. Ein Vater kam mit seinem kleinen Jungen nach Schul. Er gab dem Jungen ein Siddur, öffnete es und trug ihm auf, mit dem Dawenen zu beginnen. Dann wandte er sich zu seinen Freunden und begann, sich mit ihnen zu unterhalten. Die Tefilah nahm ihren Lauf, die Leute dawenten und der Vater schwatzte immer noch mit seinen Freunden. Dann bemerkte er, dass sein kleiner Junge nicht ins Siddur schaute. “Schau ins Siddur,” sagte er und gab dem Jungen einen Klaps. Nicht einen festen Klaps, das muss ich zugeben, doch trotzdem einen Klaps, eine klare Zurechtweisung für seine Nachlässigkeit.

Was hat der Vater erreicht? Geschah dieser Klaps aus Chinuch-Gründen? Lehrte er das Kind, wie man richtig dawente, wenn er selbst mit seinen Freunden schwatzte, anstatt zu dawenen?

Wie erzieht man ein Kind, richtig zu dawenen?

Nicht indem man es mit einem Siddur an einen Tisch setzt und ihm sagt, “Schau ins Siddur, sonst…“ Nicht indem man es schlägt, wenn es aus dem Siddur schaut. Der korrekte und einzige Weg, um ein Kind zu Tefilla zu erziehen, ist es nach Schul zu bringen und es zuschauen lassen, wie sein Vater betet. Es soll in der Nähe sitzen und vom Beispiel seines Vaters lernen. Schließlich wird es ein Gefühl für Tefilla erhalten und sie schätzen. Dann wird es beginnen, selber mit Gefühl und Überzeugung zu dawenen.

Doch wenn ein Vater sich mit seinen Freunden unterhält und sein Kind schlägt, weil es aus dem Siddur schaut, ist das dann Chinuch in Tefilla? Das Kind hat vielleicht etwas gesehen, das ein wenig Chinuch ähnelt, doch es hat keine Tefillah gesehen.

In diesem und in ähnlichen Fällen ist sich der Vater wahrscheinlich seiner Schwäche in Tefillah bewusst.

Er weiss, dass sein Benehmen in Schul nicht richtig ist, doch er findet es zu schwierig, sich zu verbessern. Er ist nicht bereit, eine stimulierende Unterhaltung aufzugeben, die er genießt, während die meisten anderen Leute dawenen. Doch er will nicht, dass sein Sohn dieselben schlechten Angewohnheiten entwickelt. Während er schwatzt, beharrt er darauf, dass sein Sohn ohne Unterbrechung dawent, auch wenn er nur ein kleiner Junge ist. Irgendwie wird sein schlechtes Gewissen beruhigt, denn auch wenn er selbst während der Tefillah schwatzt, so dawent zumindest sein Sohn richtig. In seinen Gedanken rationalisiert er Dinge. Das Kind sieht jedoch den Widerspruch im Benehmen seines Vaters und es versteht, dass es den Preis dafür zahlt.

Das ist natürlich ein extremer Fall, obwohl man überrascht sein könnte, wie oft so etwas vorkommt.

Subtilere Variationen dieses Szenarios sind noch öfter und sie schaden fast immer der Entwicklung des Kindes. Sie sind Gegensätze von Chinuch.

Der einzige Chinuch, der eine vernünftige Chance hat, erfolgreich zu sein, ist Chinuch, der gänzlich auf die Bedürfnisse und den Nutzen des Kindes fokussiert, Chinuch, der keinen Nutzen und Befriedigung für die Eltern mit sich trägt, außer der Befriedigung, das geliebte Kind dabei zu beobachten, wie es als Mensch und als Diener des Ribono schel Olam wächst und blüht.

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