Pfade zur Erziehung – Ein höherer Standard

Datum: | Autor: Rav Matityau Salomon | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Ein höherer Standard

Rabbi Matisjohu Salomon ist Maschgiach Ruchani (geistiger Aufseher) der berühmten Jeschiwa „Beth Medrasch Govoha“ in Lakewood, New Jersey. Er ist ein Schüler von Rabbi Elijahu Lopian SZL.

Fortsetzung. Kapitel 5.

Ein höherer Standard

Der Tanna Dewei Eliahu schreibt (21): „Ein Mensch sollte nicht sehen, dass seine Eltern unangemessen sprechen, und wenn er es sieht, sollte er Einwände erheben. Wenn er das nicht tut, werden er und sie ihr Leben – G“tt behüte – nicht zu Ende leben.“

Wenn ein Mensch sieht, dass seine Eltern Dinge sagen, die sie nicht sagen sollten, auch wenn es nur vulgäre Ausdrucksweisen sind, ist er verpflichtet, sie darauf hinzuweisen. Obwohl sie seine Eltern sind, hat er eine Mizwa der Zurechtweisung, aber er muss es natürlich in einer Weise tun, in der er die Gesetze des Kibbud Aw waEm nicht übertritt. Seine Zurechtweisung muss respektvoll und indirekt sein. Aber wenn er es unterlässt, sie zurechtzuweisen, riskieren sowohl er als auch seine Eltern, vorzeitig zu sterben.

Was bedeutet das jedoch? Seit wann wird vulgäre Ausdrucksweise mit dem Tod bestraft?

Es ist sicherlich nicht die vulgäre Ausdrucksweise selbst, die das Problem schafft. Es ist der Skandal, in solch einer Weise vor Kindern zu sprechen. Junge Kinder sind beeinflussbar, und wenn sie hören, dass ihre Eltern unangemessen sprechen, selbst wenn es nur aus einem Mangel an Vornehmheit geschieht, wie können solche Eltern noch einen positiven Einfluss auf ihre Kinder haben?

Wenn ein Mensch manchmal dem Jezer Hara unterliegt und die von der Tora gesetzten Grenzen überschreitet, kann dies entschuldbar sein, solange er sich nur um sich selbst sorgen muss. Wenn er jedoch die Zukunft seiner jungen Kinder beeinflusst und sich dennoch erlaubt, diese Grenzen zu überschreiten, so ist es unverzeihlich.

Eltern zu sein ist eine ehrfurchtgebietende Aufgabe. Man hält nicht nur die gesamte Zukunft seines eigenen Kindes in seiner Hand, sondern man muss auch über seine eigenen Taten und sein eigenes Verhalten doppelt besorgt sein. Alles, was man tut, wird im Blick der Kinder vergrössert, die für Chinuch zu einem aufschauen.

Eltern müssen in den Augen ihrer Kinder ein Vorbild sein. Die Kinder müssen sie als Prinzen, als Personen höchsten Formats sehen, die nie etwas Verbotenes oder auch nur Unschönes tun würden. Wenn den Eltern aber ihre eigene Würde gleichgültig ist, wie können sie dann von ihren Kindern erwarten, sie zu respektieren, zu ihnen aufzuschauen und von ihnen Anleitung und Rat anzunehmen? Sogar wenn die Kinder die Eltern gemäss den vorgeschriebenen Regeln des Kibbud Aw waEm behandeln, können die Eltern sicher sein, dass sie sie in ihrem Herzen nicht mehr respektieren.

Wenn Eltern das Wohlergehen ihrer Kinder vernachlässigen und zulassen, dass sie den Respekt der Kinder verlieren, ist bei ihnen selbst etwas ernsthaft nicht in Ordnung, und sie verdienen dafür eine Strafe. Es ist nicht die Awera selbst, die bestraft wird, sondern die Missachtung des Chinuch der Kinder. Und wenn ein älteres Kind anwesend ist, ein Kind, das fähig ist, in angemessener Weise zu den Eltern zu sprechen, und es dies nicht tut, teilt es die Konsequenzen.

Ein Kind strebt nach Führung durch seine Eltern. Es liebt seine Eltern, schaut zu ihnen auf und will sie zufriedenstellen. Knaben wollen wie ihr Vater sein und Mädchen wie ihre Mutter. Das ist die Natur eines Kindes. Wenn man beobachtet, wie Kinder „Vater und Mutter“ spielen, kann man leicht entdecken, was in ihrem Haus vorgeht, man kann das Bild des Elternteils sehen und wie das Kind in das Bild hineinpassen will.

Das bedeutet eine schwere Verantwortung für die Eltern. Unabhängig davon wie sie eigentlich sind, müssen sie vor ihren Kindern zu einem höheren Standard emporwachsen. Sie müssen äußerst vorsichtig sein, auch wenn sie nur am Telefon sprechen, falls die Kinder irgendwo sind. Denn Kinder hören alles und lernen aus allem, und die Eltern müssen sich bewusst sein, dass die Kinder alles, was sie tun, beurteilen – und aufgrund dieser Beurteilung ihren Weg in ihr eigenes Leben beschreiten.

Eltern müssen ihre Würde schützen, denn ohne Würde löst sich die Vater- und Mutterfigur auf, sie verlieren all ihren Einfluss. Man soll sich nie auf das Niveau seiner Kinder begeben und versuchen, ihr „Freund“ zu werden. Die Kinder benötigen die Eltern nicht als Freunde. Sie können viele andere Freunde finden. Aber sie haben nur einen Vater und eine Mutter. Sie müssen dieser Vater oder diese Mutter sein, mit der vollen Würde, Vornehmheit und dem gewissenhaften Verhalten, das gefordert wird.

Beispiele setzen

Der Sefer Hachinuch erklärt, dass die Mizwa von Kibbud Aw waEm zum Ziel hat, dem Mensch den Ribbono schel Olam näherzubringen. Vater und die Mutter dienen als physisches Beispiel für unseren Vater im Himmel. Indem wir unsere Eltern ehren und respektieren, sprechen wir unser Hakarot Hatov aus, unsere Dankbarkeit für alle guten Dinge, die sie immer für uns tun, vom jüngsten Kindesalter an, in dem wir nichts für uns selbst tun konnten, bis zu den Jahren unseres Wachstums zu unabhängigen Erwachsenen. Vor allen Dingen sind wir ihnen aber dankbar, dass sie uns Leben geschenkt haben.

Auf diese Weise knüpfen wir eine Verbindung zu ihnen und realisieren, dass wir auch verpflichtet sind, dem Ribbono schel Olam dankbar zu sein und Ihm unsere Dankbarkeit auszusprechen. Denn Er hat die ganze Welt erschaffen und unsere Neschama hinunter geschickt, um durch Tora und Mizwot verherrlicht zu werden. Das ist der Denkprozess, der von einem Menschen erwartet wird, um die Verbindung zwischen seinem irdischen Vater und seinem Vater im Himmel zu machen.

Wie identifizieren sich Kinder mit ihrem Vater im Himmel? Was empfinden sie gegenüber dem Ribbono schel Olam? Was bedeutet es für die Kinder, wenn ihre Eltern ihnen sagen, dass der Ribbono schel Olam ihr Vater im Himmel ist? Welche Art von Vorstellung wird in ihrem Geist gebildet? Sehen sie den Ribbono schel Olam als jemanden an, der ins Haus kommt und jeden anschreit und jedem Angst einjagt?

Wie kann man erwarten, dass Kinder eine positive Vorstellung von ihrem Vater im Himmel haben, wenn man ihnen kein gutes Beispiel zeigt? Das liegt auch in der Verantwortung der Eltern. Wenn sie nicht erfüllen, was von ihnen erwartet wird, auch wenn sie nur eine unschöne Ausdrucksweise am Telefon verwenden, kann der Schaden für ihre Kinder weitreichend sein, und wir können verstehen, warum die Strafe so streng ist.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT