Es ist ein weitverbreiteter Brauch im jüdischen Volke, vor dem Anfang des Monats Siwan um rechtschaffene Nachkommenschaft voller Torahwissen zu beten (laut dem Text, den das Buch “Schnej Luchot ha-Brit” anführt und dem Rat ihres Autors).
Raw Schimschon David Pinkus SZL schreibt in seinem berühmten Buch “Schearim be-T’fila” (“Tore im Gebet”) über die große Wichtigkeit und Kraft des mehrmaligen, sich ständig wiederholenden Gebetes.
Außerdem muss man sich noch die Worte des großen Mentors und Gesetzeslehrers unseres Volkes, Chafetz Chajim SZL, vor Augen führen: In seinem Kommentar Mischna Brura[1] auf “Schulchan Aruch” zur Stelle, welche über die Segenssprüche auf das Toralernen spricht, mahnt er, dass man G-tt darum bitten sollte, dass die eigenen Nachkommen Toragelehrte werden mögen: “Jeder Vater und jede Mutter sollte sich angewöhnen, in ihren Gebeten zu bitten, dass ihre Söhne ständig Tora Lernen, und dass sie zu rechtschaffenen Leuten mit hervorragenden Charaktereigenschaften heranwachsen mögen”.
Deshalb sollte man folgende Passagen im Gebet mit besonders großer Andacht sprechen:
- das Gebet “Ahava Rabah” (das Gebet, das man vor dem Lesen des Schma-Jisrael-Gebets im Morgengebet spricht, im Nussach Sfard beginnt das Gebet mit den Worten “Ahawat Olam”).
- den Teil des Segens auf das Toralernen, in welchem wir sagen: “und wir und unsere Nachkommen werden”
- das Gebet “Uwah leZion goel” (“und es wird der Erlöser nach Zion kommen”, dieses Gebet wird gesagt nach Tachanun und “Aschrej”); hier muss man sich besonders auf die Worte konzentrieren, “damit unsere Mühen nicht fruchtlos bleiben und wir nicht für den plötzlichen Tod gebären”[2].
Neben dem oben Erwähnten empfehlen wir folgendes kurze Gebet für Kinder, dass durch den großen Lehrer und Toragelehrten unseres Volkes, den Autor des Buches “Chason Isch”, zusammengestellt wurde:
יְהִי רָצוֹן מִלְּפָנֶיךָ, שֶׁתְּרַחֵם עַל פְּלוֹנִי בֶּן פְּלוֹנִית וְתַהֲפֹךְ אֶת לְבָבוֹ לְאַהֲבָה וּלְיִרְאָה שִׁמְךָ, וְלִשְׁקֹד בְּתוֹרָתְךָ הַקְּדוֹשָׁה, וְתָסִיר מִלְּפָנָיו כָּל הַסִּבּוֹת הַמּוֹנְעוֹת אוֹתוֹ משקידת תּוֹרָתְךָ הַקְּדוֹשָׁה, וְתָכִין אֶת כָּל הַסִּבּוֹת הַמְּבִיאוֹת לְתוֹרָתְךָ הַקְּדוֹשָׁה, כִּי אַתָּה שׁוֹמֵעַ תְּפִלָּה בְּרַחֲמִים, בָּרוּךְ אַתָּה ה’ שׁוֹמֵעַ תְּפִלָּה.
Möge es Dein Wille sein, dass Du Dich (Name des Kindes – Name der Mutter) erbarmst und sein Herz der Liebe und Ehrfurcht vor Deinem Namen und der Arbeit an Deiner heiligen Tora zuwendest. Und entferne alle Hindernisse, die ihn von der Arbeit an der heiligen Tora abhalten könnten und bereite für ihn alles Notwendige für das Lernen der heiligen Tora – denn Du nimmst Dich der Gebete mit Barmherzigkeit an. Gesegnet sei Der, Der den Gebeten Gehör schenkt!
Leider gibt es auch Familien, die von einer großen Not heimgesucht wurden: Kinder, die vom Weg der Tora abkamen; Auch für solche Fälle gibt es ein Gebet und zwar ein Gebet für die T’schuwa – Rückkehr zum Schöpfer:
Möge es Dein Wille sein, oh Haschem, unser G-tt und G-tt unserer Vorväter, dass du einen besonderen Gang unter Deinem Thron der Ehre gräbst, um alle Sünder Deines Volkes, des Hauses Jisrael, zu Dir in vollkommener Buße zurückkehren zu lassen. Und lass zusammen mit ihnen auch (Name des Kindes – Sohn/Tochter – Name der Mutter) zu Dir in vollkommener Rückkehr zurückkehren, denn du streckst Deine rechte Hand allen entgegen, die zu Dir zurückkehren und hast Wohlgefallen an ihrer Rückkehr. Amen, Selah.
[Dieses Gebet eignet sich für jeden, der für die Teschuwa von jemand anders beten möchte.]
Der große, rechtschaffene Toragelehrte der vorhergegangenen Generation, Raw Arje Lewin, sprach folgende Einschaltung im Gebet “Schomea T’fila” und ebenso am Ende vor dem Lesen des Verses “Mögen Dir meine Worte und das Sinnen meines Herzens zum Wohlgefallen sein” (es handelt sich dabei um einen Auszug aus dem HaMapil-Gebet, also dem Gebet für Regen): “Und möge mein Lager (all meine Nachkommenschaft) vollkommen vor Dir sein”.
Selbstverständlich sind Gebete allein noch lange nicht genug: Die Kinder müssen im Geiste des Glaubens und der G-ttesfurcht erzogen werden.
Man muss die Kinder auf jeden Fall auf Schulen schicken, in denen die Lehrer selber Vorbilder in Sachen Glauben und Ehrfurcht vor dem Schöpfer sind und außerdem auch in der Lage sind, die Seelen der Kinder für das Licht der Tora wachzurütteln. Der Verdienst derer, die sich nicht nur um die Erziehung der eigenen, sondern auch anderer jüdischen Kinder kümmern, ist groß.
Eine wichtige Grundlage dafür, dass unsere eigenen Bitten erhört werden, sind Gebete nicht nur für die eigenen Kinder, sondern auch für alle Kinder des Volkes Jisrael.
Sollen wir den Verdienst haben, dass die Worte der Propheten in jeder jüdischen Familie erfüllt werden:
“‘Und es wird Erlöser kommen zum Zijon und zu den sich von der Sünde abwendenen Söhnen Jaakows – G-tt sprach. ‘Und Ich, hier ist Mein Bund mit ihnen’ – spricht G-tt: Mein Geist, der auf dir ruht und die Worte, die Ich in dein Mund gelegt habe – mögen sie niemals von deinem Mund, oder deiner Nachkommen Mund, oder der Nachkommen deiner Nachkommen Mund weichen – spricht G-tt – von jetzt an und bis in alle Ewigkeit”[3], ”Und alle deine Söhne lernen die Tora G-ttes”[4].
- Mischnah Brurah (Kommentar auf die in 2) genannte Stelle, 10) ↑
- Siehe Jeschajahu 65:12 und Wajikra 26:16 ↑
- Jeschajahu 56:20-21 ↑
- Jeschajahu 54:13 ↑