Vorschriften für die Vorbereitung zum Seder-Abend

Datum: | Autor: Rav Schlomo Ganzfried | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
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  1. Man gebe sich Mühe, für das Gebot der vier Becher guten Wein zu bekommen. Wenn Rotwein zu haben ist, der ebenso gut wie der Weißwein und auch ebenso koscher ist wie der Weißwein, entspricht man mit ihm dem Gebot mehr als mit Weißwein; denn es heißt (Mischle 23, 31): schaue nicht auf den Wein, wenn er sich rötet! Daraus geht hervor, daß der Wein am besten ist, wenn er rot ist. Ferner, weil er an das Blut erinnert, wie Pharao Knäblein der Kinder Israel hinschlachtete. In Gegenden, wo die Völker so ungebildet und töricht waren, lügenhafte Verleumdungen aufzubringen, hörte man auf, zu Pessach Rotwein zu nehmen.
  2. Für das erste Eintauchen, das mit כרפס Kräutern geschieht, pflegen viele Petersilie zu nehmen; besser ist, Sellerie zu nehmen, weil sie auch roh gut schmeckt; das beste ist, Rettich zu nehmen.
  3. Als Bitterkraut pflegt man Meerrettich (Krein) zu nehmen; und da er sehr scharf ist, kann (und soll) man ihn auf dem Reibeisen erst reiben; nur achte man darauf, daß er seinen Geschmack nicht ganz verliere; man reibe ihn, wenn man aus der Synagoge kommt (und siehe oben Kap. 98 3, daß man ihn in veränderter Weise, nicht wie gewöhnlich, reiben muß). – Am Schabbat darf man ihn nicht reiben, sondern muß ihn vor Nacht reiben und bis Nacht zudecken. – Besser ist aber חזרת zunehmen, das ist Kopfsalat, weil er leicht zu essen ist; und er wird Bitterkraut genannt, weil, wenn er im Boden bleibt, der Stengel bitter wird.

Man kann auch mit Wermutkraut die Pflicht erfüllen (עולשין und חרחבינה, Arten von Endivie und Eryngium, kommen in unsern Ländern wenig vor). – Alle Arten, mit denen man seine Pflicht erfüllen kann, können zu einer Olive groß zusammengerechnet werden, und man kann sowohl mit den Blättern als auch mit den Stengeln die Pflicht erfüllen, aber nicht mit den Wurzeln, das sind die kleinen Wurzeln, die sich nach allen Seiten zerteilen; die große Wurzel aber, an der die Blätter wachsen, wenn sie auch in der Erde steckt, gehört zum Begriff des Stengels; doch ist besser, die Blätter und den Stengel, der sich außerhalb des Bodens befindet, zu nehmen, weil manche sagen, daß das, was im Boden steckt, Wurzel genannt wird. Mit den Blättern kann man die Pflicht nur erfüllen, wenn sie frisch sind, aber mit den Stengeln kann man die Pflicht erfüllen, sowohl wenn sie frisch als auch, wenn sie trocken sind, jedoch nicht, wenn sie gekocht oder eingemacht sind.

  1. Das Charoset (Kompott) muß dick sein, zur Erinnerung an den Lehm, und zur Zeit, wenn man das Bitterkraut eintauchen muß, gieße man Wein oder Essig hinein, damit es dünnflüssig wird, zur Erinnerung an die ägyptische Plage des Blutes, und damit es geeignet sei, darin einzutunken.

Man mache das Charoset aus Früchten, mit denen die Gemeinde Israels verglichen werden, wie Feigen, so heißt es (Schir Haschirim 2, 13), der Feigenbaum läßt seine Früchte knospen; Nüssen, so heißt es (dort 6, 11): in den Nußgarten; Datteln, so heißt es (dort 7,9): ich erhebe mich zur Palme; Granatäpfeln, so heißt es (dort 4,3): wie die Hälfte des Granatapfels; Äpfeln zur Erinnerung an das, was geschrieben (dort 8,5): unter dem Apfelbaum habe ich dich erweckt, wo die jüdischen Frauen in Ägypten ihre Kinder ohne Schmerzen gebaren; und Mandeln, weil der Heilige, gelobt sei Er, schnell das Ende der Sklaverei herbeiführte ( שקד sich eilen).

Man muß Gewürze hineintun, die dem Stroh gleichen, wie ganzen Zimt und Ingwer, die nicht ganz fein gestoßen sind und in denen noch Fäden wie Stroh vorhanden sind, zur Erinnerung an das Stroh, das sie in Ägypten in den Lehmkneteten. – Am Schabbat gieße man nicht den Wein oder den Essig in das Charoset, weil man es in veränderter Weise tun muß, sondern tue das Charoset in den Wein oder Essig. – Das Salzwasser (selbst, wenn Jomtow nicht auf Schabbat fällt), mache man schon am Erew Jomtow zurecht; wenn man es erst am Jomtow macht, muß man es in veränderter Weise machen, daß man zuerst das Wasser ins Gefäß tut und dann das Salz.

  1. Als das Heiligtum zerstört war, ordneten die Weisen s. A. an, daß, während man die Hagada vorträgt, zwei Arten von Speisen auf dem Tische seien, eine zur Erinnerung an das Pessachopfer und eine zur Erinnerung an das Festopfer, die man darbrachte, solange das Heiligtum stand. Der Gebrauch ist, daß eine der Speisen Fleisch sei und zwar von dem Glied, das זרוע (Oberteil des Vorderfußes) genannt wird, zur Erinnerung, daß der Heilige, gelobt sei Er, Israel mit ausgestrecktem Arm erlöst hat; es werde auf Kohlen gebraten, zur Erinnerung an das Pessach, das über dem Feuer gebraten wurde.

Die andere sei ein Ei, weil ein Ei auf Aramäisch ביעא heißt; das soll bedeuten: בעי es will der Barmherzige uns mit ausgestrecktem Arm erlösen! – Man pflegt das Ei entweder zu braten oder zu kochen. Man muß sie am Erew Jomtow solange es noch Tag ist, braten und kochen; wenn man es vergessen hätte, brate und koche man sie bei Nacht; man muß sie dann aber am ersten Tag Jomtow essen; und ebenso brate und koche man welche in der zweiten Nacht und esse sie am zweiten Tag Jomtow; denn man darf nicht von einem Tag Jomtow für den nächsten und nicht von Jomtow für Wochentag kochen. Und weil man in diesen beiden Nächten kein gebratenes Fleisch ißt, darum muß man den Vorderfuß nur am Tag essen; und auch, wenn man sie am Erew Jomtow brät, werfe man sie nicht nachher weg, sondern lege sie am zweiten Tag Jomtow in die Speise, die man kocht, und esse sie.

  1. Man bereite, solange es noch Tag ist, mit schönen Decken, soweit man kann, seinen Sitz vor, und zwar in einer Weise, daß man sich nach links neigen und anlehnen kann; auch einer, der linkshändig ist, lehne sich links wie jeder Mensch an. – Auch die Sederschüssel bereite man schon am Tag vor, damit man gleich, wenn man aus der Synagoge kommt, ohne Verzögerung den Seder geben kann.
  2. Obschon es im ganzen Jahr gut ist, zur Erinnerung an die Zerstörung des Tempels wenig schöne Geräte zu verwenden, so ist es dennoch in der Pessachnacht gut, nach Kräften möglichst viele schöne Geräte zu verwenden; und auch Geräte, die nicht zur Mahlzeit nötig sind, ordne man schön auf dem Tisch zum Schmuck als Zeichen der Freiheit.
  3. Die Ordnung der Schüssel sei so: Man lege drei Mazzot (der Mizwa) auf die Schüssel und breite eine schöne Decke darüber aus; darauf lege man den Knochen rechts von sich hin und das Ei links, das Bitterkraut für die Bracha in die Mitte, Charoset unterhalb des Knochens (vor denselben), Kräuter unterhalb des Eies (vor dasselbe), Bitterkraut zur Einhüllung mit Mazza in die Mitte, wie folgt:

Ei                                       Knochen

      Bitterkraut

Kräuter                             Charoset

       Bitterkraut

  1. Die Becher seien heil, ohne jede Scharte und gut ausgespült und sollen wenigstens ein Viertel Log (annähernd 1/7 Liter) fassen.
  2. Unser Gebrauch ist, den Kittel (das Sargenes) anzuziehen; man bereite ihn ebenfalls schon am Tag vor; wer sich in Trauer befindet, was der Ewige verhüten möge, ziehe ihn nicht an, ist aber verpflichtet, sich anzulehnen; nur wenn er vor Jom-Tow überhaupt keine Trauer gehalten hat, wenn er z. B. seinen Toten am Jom-Tow begraben hat, ist der Gebrauch, daß er sich nicht anlehnt; er sage aber Hallel, weil Hallel eine Pflicht für ihn ist.
  3. Ein Sohn beim Vater muß sich anlehnen; aber ein Schüler beim Lehrer braucht es nicht zu tun.

Übersetzung von Rabbiner Dr. Selig Bamberger SZL

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