אֵלֶּה פְקוּדֵי הַמִּשְׁכָּן מִשְׁכַּן הָעֵדֻת אֲשֶׁר פֻּקַּד עַל פִּי מֹשֶׁה עֲבֹדַת הַלְוִיִּם בְּיַד אִיתָמָר בֶּן אַהֲרֹן הַכֹּהֵן, וּבְצַלְאֵל בֶּן אוּרִי בֶן חוּר לְמַטֵּה יְהוּדָה עָשָׂה אֵת כָּל אֲשֶׁר צִוָּה ה‘ אֶת מֹשֶׁה (38,21-22).
„Geld ist nicht alles!“, lautet ein bekanntes Sprichwort. Es ist nicht die äussere Erscheinung und Aufmachung, die prunkvolle Verwendung von Edelmetallen oder Edelsteinen, die den Wert einer Sache bestimmt. Wer wirklich etwas von Kunst versteht, ob Fachmann, Künstler oder Sammler, der betrachtet das Kunstobjekt mit ganz anderem Auge und bewertet es nach anderen Masstäben. Es ist der innere Wert und die tiefere Bedeutung, die Besonderheit und Einzigartigkeit des Werkes und seine kraftvolle Ausstrahlung, die es begehrenswert und speziell machen.
Mischkan
Wie Rabbi Owadja Seforno sZl. (gest. 5310/1550 in Bologna/Italien) erklärt, wird auch das „Mischkan“ als ein solches einmaliges Kleinod geschätzt und bewertet. Bekanntlich konnte sich das Mischkan von Mosche Rabenu niemals mit der Kunstfertigkeit und dem Reichtum des ersten ‘Bet haMikdasch‘ messen, das Schlomo haMelech bauen liess. Und die Herrlichkeit des ersten Bet haMikdasch wiederum erblasste vor der Pracht des von Herodes erbauten zweiten Bet haMikdasch, über das Chasal bezeugten: „Wer den Bau von Herodes nicht gesehen hat, der hat noch nie ein prachtvolles Gebäude gesehen!“[1]
Trotzdem ist uns nichts davon erhalten geblieben. All diese Herrlichkeiten sind in die Hände der Feinde gefallen und für immer verloren gegangen. Einzig das Mischkan ist nie in die Hand von Nochrim gefallen. Seine Teile sind zwar verschwunden, jedoch nicht verloren. Sie sind in Verstecken erhalten geblieben und werden uns – wenn Moschiach kommen wird – zurückgegeben werden. So lernen Chasal aus dem Passuk (Schmot 26,15): „Aze Schitim omdim“ – die Bretter des Mischkan sollen aus Zederholz gemacht werden – aufrechtstehend – für immer bestehend![2]
Der innere Wert des Mischkan
Dies, obwohl die Bretter später gar nicht mehr gebraucht werden! Der Grund dafür ist, dass das Mischkan einen grösseren inneren, ruchnius’digen (geistigen bzw spirituellen) Wert hatte als die anderen Heiligtümer. Es war während der ganzen Zeit seines Bestehens (480 Jahre) ein Zentrum für den „Aron haKodesch“ – für die Torah. Im ersten Bet haMikdasch hingegen wurde der Aron haKodesch versteckt[3] und zur Zeit des zweiten Bet haMikdasch befand er sich nie an seiner Stelle, sodass selbst die g’ttliche Schechina (Präsenz) dort nicht im selben Umfang wie bisher ruhte![4] Als dann beide Bate Mikdasch in die Hand der Nochrim fiel, fanden sie jeweils zu ihrer Verwunderung ein leeres ‘Kodesch Kodschim‘ (Allerheiligstes) vor. Im bestgehütetsten Zentrum des Bet haMikdasch befand sich nichts, nur gähnende Leere!
Daher betont der Passuk hier bei der Fertigstellung des Mischkans (38,21): „Ele Pekude haMischkan, Mischkan haEdut – Dies sind die Berechnungen für das Mischkan, das Mischkan (Ruheort) des Zeugnisses“. Das Mischkan hatte einen wahren, inneren Wert; es war das Zentrum des „Aron haKodesch mit den Luchot haBrit (steinernen Bundestafeln)“.
Mosche baut das Mischkan
Doch es gab noch weitere Unterschiede zwischen dem Mischkan und den Bate Mikdasch; die Art und Weise, in der sie gebaut wurden und durch wen. Beim Mischkan heisst es ferner: „Ascher pukad al pi Mosche – die berechnet wurden auf den Befehl von Mosche“. Der gesamte Bau des Mischkans, von Beginn bis zur Schlussrechnung, wurde von Mosche Rabenu geleitet. „Awodat haLewijim bejad Itamar ben Aharon haKohen – die Arbeit der Lewijim war in der Hand von Itamar“, die für das Hüten der heiligen Geräte des Mischkan verantwortlich waren und von Itamar beaufsichtigt wurde. „uBezalel…. assa et kol ascher ziwa Haschem et Mosche“ – Bezalel leitete und befehligte alle Kunsthandwerker beim Bau des Mischkan.
Ein solcher Bau, der vom ‘Zadik haDor‘ (Mosche Rabenu) befehligt, von Zadikim gebaut und von Zadikim gehütet, bewacht, zusammengelegt und wieder aufgestellt wurde und in dessen Mitte die Torah von Haschem ständig aufbewahrt und gehütet wird, ist unendlich kostbar und daher auch unzerstörbar! Es verwundert daher nicht, dass das Mischkan einen viel höheren Wert als beide ‘Bate Mikdasch‘ besass. Diese waren nämlich nicht nur durch Nochrim zerstört, sondern auch durch nichtjüdische Arbeiter und Handwerker aufgebaut worden!
Bate Knessiot uMidraschot
Auch unsere Bate Knessiot uMidraschot (Synagogen und Lehrhäuser), welche die Bezeichnung von „Mikdasche Meat“ (kleine Heiligtümer) tragen, messen sich nicht nur nach ihrem Äusseren, das sicher auch als ‘Hidur Mizwa‘ (Verschönerung der Mizwa) seine Wichtigkeit hat. Viel wichtiger ist jedoch der innere Wert, die Beachtung von „Keduschat Bet haKnesset“, wie man sich in ihnen aufführt, sowie der Wert der in ihnen verrichteten Tefilot und gelernten Torah.
Bet Knesset in Bojan
Als man am Schawuot des Jahres 5664/1904 die Schul in Bojan (Bukowina/Ukraine) einweihte, diskutierten die Chassidim, wie man die inneren Wände verzieren sollte. Die einen fanden, dass man den leuchtend weissen Kalk nicht übermalen sollte, andere bevorzugten bunte Ölfarben. Als die reichen Gebrüder Ornstein den Bojaner Rebben, Rabbi Jizchak Friedmann sZl. darüber befragten, antwortete er ironisch: „Ihr fragt mich ob man die Schul bunt bemalen solle? Es wäre gut, wenn ihr sie so bemalen könnt, dass man darin nicht während der Tefila redet!“[5]
Bet Knesset des Belser Rebben
Von Rabbi Schalom Rokach sZl., dem ersten Belser Rebbe, wird berichtet, wie er mit gewaltigem ‘Mesirut Nefesch‘ für den Bau seiner berühmten Schul gearbeitet hat. Zuerst hatte er 800 Nächte durchwacht und Torah gelernt, um es sich zu verdienen, dass Elijahu haNawi mit ihm die „Hilchot Bet haKnesset“ lernt. Danach begann er mit dem Bau seines Bet haKneset und arbeitete sogar selbst mit! Setzte eigenhändig und unter innigen ‘Kawanot‘ (Andacht) Zielgesteine ein. Er kontrollierte jeden Schritt, dass alles wirklich gemäss seinen Vorstellungen eines „Mikdasch meat“ entsprach.
Über solche Bate Knessijot sagen Chasal, dass sie auch ‘leAtid lawo‘ wenn Moschiach kommen wird, aus dem Galut nach Erez Jisrael gebracht und dort weiter existieren werden[6]. Wegen ihrer Keduscha (Heiligkeit) und ihrem geistigen Wert können sie niemals untergehen! Nicht ihr äusserlicher Prunk, sondern ihr innerer Wert ist es, der sie beschützt, und sie ihrer Wichtigkeit wegen auf ewig bestehen lässt.
- Baba Batra 4a ↑
- Joma 72a ↑
- Das erste Bhm“K stand 410 Jahre, doch der König Joschijahu versteckte den Aron haKodesch ca. 30 Jahre vor der ihm vorausgesagten Zerstörung des Bhm“K, damit er nicht in die Hände der Feinde fiel. ↑
- Joma 21b ↑
- Kisswej Reb Jossel Ornstein (-Bojan) ↑
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Megila 29a ↑