Sendschreiben des Chofetz Chajim – geschrieben nach Pogromen in Chevron

Datum: | Autor: Chafetz Chaim | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Schabbat

an die Versammlung der Rabbanim in Wien im Monat Elul 5689 (1929), geschrieben nach Pogromen in Chevron

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Und insbesondere jetzt – nach schrecklichen und beängstigenden Ereignissen, welche im Heiligen Landinfolge unserer zahlreichen Sünden geschahen, als Haschem’s Hand unsere Heilige Stadt Jeruschalajim und die Stadt der Grabstätte unserer Väter Chevron traf, und insbesondere die Siedlungen, welche dem Schwert, Plünderungen und Verwüstung durch die Mörderhand zum Opfer fielen, und es wurden dort Heilige und Reine, gross in Tora und G-ttesfurcht, die Schüler der heiligen Jeschiwa in Chevron getötet – gebührt es sich, gemäss den Worten des Propheten ereignet sich in einer Stadt etwas Böses, und Haschem hat es nicht getan?[1],

über diese schreckliche Sache nachzudenken,

unsere Wege zu untersuchen und unsere Brüder die Kinder Jisraels dazu zu erwecken, darüber nachzudenken, was es ist, was G-tt uns angetan hat[2], so dass jeder einer sich erstarkt im Hüten der Tora und ihrer Gebote – und auch unseren verletzten und ausgeraubten Brüdern im Heilgen Land zur Hilfe zu eilen; Haschem erbarme sich über sie und lasse unsere Ruinen auferstehen!

Ich sagte zu mir aber, dass man sie dazu erwecken muss, auf die Grundlagen und zentrale Prinzipien unserer Heiligen Tora zu achten, welche heutzutage infolge unserer zahreichen Sünden sehr ins Wanken gerieten, denn zu unserem grossen Leidwesen unsere Augen sehen, und können es nicht mehr mitansehen, wie die junge Generation “frei erzogen” wird ohne Tora und ohne Glauben

Uns obliegt die Pflicht, mit der ganzen Wucht und Kraft das Licht der Tora in der Mitte unserer Brüder, Kinder Jisraels, zu verbreiten, insbesondere unter den Jungen unseres Volkes. Der einzige Weg dazu ist, bereits vorhandene Chadorim und Talmudei Tora, Jeschiwot Gedolot und Ketanot zu unterstützen, sie auf richitger und stabiler Basis aufzustellen, außerdem neue Chadorim in heiliger Reinheit zu gründen, um dort den Kindern Jisraels die Tora von Haschem und seine Gebote zu vermitteln. Außerdem müssen wir uns bemühen, Vereine zu gründen, welche dem Wort G-ttes lauschen, wie Chaburot Schas und Chaburot Mischnajot, Abend-Schiurim für Arbeiter unter unseren Brüdern, Kindern Jisraels, wie “Tiferet Bachurim” und dergleichen.

Außerdem müssen wir achtgeben auf den Heiligen Schabbat, welcher eines der Fundamente der Tora und des Glaubens ist.

Schabbat zu hüten wurde uns in einer besonderen Warnung befohlen, dergleichen wir in der ganzen Tora nicht vorfinden. Es kommt sonst nicht vor, dass Tora ausdrücklich und detailliert wegen der Söhne und Töchter warnen würde, wie es geschrieben steht: “Mache keine Arbeit, du, dein Sohn und deine Tochter”. Wir finden auch, dass unsere Weisen sagten, dass das Hüten von Schabbat die künftige Erlösung stark nähert.

Wehe uns, dass wir in diesen Tagen so weit gekommen sind zu sehen, wie dieser heilige Tag buchstäblich zu einem Wochentag wurde. Wie freute ich mich zu hören, dass man sich jetzt in ganz Klall Jisrael erweckte, das Hüten des Heiligen Schabbat zu stärken, und in allen Ländern wurden Vereine der Schomrei Schabbat gegründet.

Und besonders muss man anspornen unsere Brüder, Kinder Jisraels, in jenen Ländern, in welchen durch den Staat gesetzlich festgelegt wurde, dass jemandem, der ein Schomer Schabbat ist, erlaubt ist, sein Geschäft am Sonntag zu öffnen, dass sie sich mit aller Kraft bemühen, dass am Heiligen Schabbat die Geschäfte geschlossen bleiben und sollen keinen Handel treiben, denn in einem solchen Fall wären sie vollkommen absichtliche Übertreter.

Auch muss man auf das große und heilige Fundament – die Reinheit des Familienlebens – achtgeben,

die Basis der Heiligkeit des jüdischen Volkes, welche in unseren Tagen infolge unserer zahlreichen Sünden sehr ins Wanken geriet. Uns obliegt es, (in dieser Sache) Regelungen und Richtlinien zu machen, und insbesonedere die Frauen und ihre Vereinigungen in dieser heiligen Sache zu erwecken.

Nicht die Reden sind allerdings die Hauptsache, sondern die Taten, und nicht von unseren Worten kommt der Nutzen, sondern von den Taten, und eine große und heilige Pflicht ist es für jeden, dessen Herz von G-ttesfurcht berührt wurde, und für die Teilnehmer dieser Versammlung, nicht tatenlos zu sitzen, sondern zu tun alles, was in unserer Macht liegt, zu erklären und anzuspornen unsere Brüder, die Kinder Jisraels, an welchen Orten sie sich auch befinden mögen, die Heilige Tora zu hüten.

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Jisroel Meir Hakohen aus Radin

  1. “?אִם⁠ תִּהְיֶה רָעָה בְּעִיר וַה‘ לֹא עָשָׂה” (Amos 3,6)
  2. Paraphrasiert nach Bereschit 42,28

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