Koscher durch das Jahr – Kapitel 27 – Einführung in die Berachot über Suppen

Datum: | Autor: Rav Schaul Wagschal SZL | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Suppen

Suppen und vermischte Speisen

Vermischte Speisen oder Suppen mit unterschiedlichen Zutaten erfordern meistens nur eine einzige Bracha. Dies ergibt sich aus dem Grundsatz, dass Lebensmittel, die verglichen mit der Hauptmahlzeit (ikar) nur eine geringe Bedeutung (tafel) haben, in die Bracha für die Hauptmahlzeit mit einbezogen sind.

Beispiel: Bei Hühnerbrühe, die noch Möhren oder Reis enthält, sagt man „schehakol“ auf die Suppe (in diesem Fall das Hauptgericht). Man sagt keine extra Bracha auf die Möhren und den Reis (diese haben verglichen mit der Suppe eine geringfügige Bedeutung).

Was aus einem Gericht die hauptsächliche Speise macht, hängt ab

1.) von der Menge der verschiedenen Zutaten.

2.) welche Zutat das hauptsächliche Element darstellt.

3.) dem Zweck der Zutat zum Zeitpunkt des Kochens.

4.) der Menge von Mehl oder Mehlprodukten (wenn verwendet) und deren Verwendungszweck.

Verflüssigte Gemüse oder Früchte

Gemüse oder Früchte, die nicht mehr erkennbar sind (d.h., die ihre ehemalige Form gänzlich eingebüßt haben) verlieren ihre ursprüngliche Bracha und man sagt an deren Stelle die Bracha „schehakol”. Dies gilt auch für Suppen, welche man aus verflüssigtem Gemüse hergestellt hat.

Bracha auf das Wasser, in welchem das Gemüse gekocht wurde

Wir unterscheiden vier Fälle

1) Wenn das Gemüse in erster Linie gekocht wurde, um anschließend das Gemüse zu essen, ordnet sich das Wasser dem Gemüse unter und erfordert keine extra Bracha, wenn das Gemüse gleichzeitig gegessen wird.

2) War die ursprüngliche Absicht beides zu essen, also das Gemüse und das Wasser, sei es zusammen oder jedes für sich, ist die Bracha für die Flüssigkeit, „ha’adamah“ wenn sie getrunken wird.

3) War die ursprüngliche Absicht, das Wasser abzulassen und fortzugießen, später möchte man es jedoch für sich allein trinken, sagt man die Bracha „schehakol”.

4.) War die ursprüngliche Absicht, eine Suppe mit Gemüsegeschmack zu kochen, ist also die Brühe die Hauptsache (und nicht das Gemüse), ist die Bracha für die Suppe „schehakol”. Dann sagt man keine extra Bracha auf das Gemüse, weil es sich der Brühe unterordnet.

Gemüsesuppen mit Fleisch oder Knochen oder solche, in denen Milch (oder vorwiegend Milch) statt Wasser verwendet wird

Wenn man die Suppe ohne das Gemüse isst, sagt man immer die Bracha „schehakol“, sei es wegen des Fleischgeschmacks oder wegen der Milch. Sie gelten als ikar.“ Wurde jedoch das Fleisch hinzugegeben, nachdem man den Gemüsegeschmack erzeugt hat, bleibt die Bracha auf die Brühe „ha’adama“.

Zugaben in der Suppe

Zugaben aus Mehl, z.B. Lokschen, Nudeln, Kreplach oder Kneidlach unterliegen einer Ausnahme der obigen Regeln, da sie einen Eigenwert als Speise haben. Man sagt auf sie „bore minej mesonos“, nachdem man zuerst die erforderliche Bracha auf die Suppe gesagt hat. Es muss angemerkt werden, dass man in diesem Fall nich der gewohnte Ordnung beim Sprechen der Brachot folgen kann und zuerst „bore minej mesonot“ sagt, weil es dann nämlich hinterher einen Zweifel gäbe, ob die Suppe einer weiteren Bracha bedürfte.

Anmerkung: Enthält die Suppe eine beträchtliche Menge solcher Zugaben, kann sie durchaus ihre eigene Bedeutung verlieren und die Zugaben werden zur Hauptsache. Daraus folgt dann, dass die Suppe keine eigene Bracha mehr benötigt.

Andere Zugaben erfordern keine eigene Bracha, etwa ein wenig Reis in der Tomatensuppe; man betrachtet sie als etwas Selbstständiges und folglich haben sie eine untergeordnete Bedeutung verglichen mit der Suppe (tafel). Wo nicht offensichtlich ist, dass die Zugaben etwas Selbstständiges sind, können auch zwei Brachot erforderlich sein.

Verdickungsmittel

Verdickungsmittel, auch wenn sie aus Mehl oder Mehlprodukten gemacht wurden, beeinflussen nicht diese Art der Bracha für die Suppe.

Gerste in der Suppe

Bei Gerste kann man keine genaue Anweisung geben, weil man nur schwer feststellen kann, wann Gerste, die zunächst einmal „pr iha’adama“ ist, während des Kochen zu mason wird. Der Rat ist, Suppe mit Gerste nur in der Mitte einer Mahlzeit zu essen, wenn zugleich Brot gegessen wird. Andernfalls ist es fraglich, ob die Bracha rischona „ha’adama“ oder „bore minej mesonot“ lautet und ob die Bracha acharona „bore nefaschot“ oder „al hamichja“ lautet. Einen weiteren Zweifel gibt es, ob die Flüssigkeit eine eigene Bracha erfordert oder nicht.

Auf reines Gerstenwasser sagt man „schehakol“.

Bracha auf gekochtes Gemüse

Obwohl die eigentliche Bracha für Gemüse „ha’adama” ist, gibt es auch hier Ausnahmen, die sich danach richten, ob der Geschmack des Gemüses durch das Kochen verbessert wurde oder nicht; so ist z.B. die Bracha auf gekochte Zwiebeln „schehakol“.

Pilze gelten nicht als Gemüse. Die Bracha ist „schehakol“. Hülsenfrüchte, also Linsen, Bohnen und Erbsen erfordern dieselbe Bracha wie Gemüse. Die Regeln für Gemüsesuppen gelten in gleicher Weise auch für Suppen aus Hülsenfrüchten.

Bracha acharona

Die Bracha acharona für alle Suppen ist „bore nefaschot”. Wenn Zugaben aus Mehlprodukten gemeinsam mit der Suppe gegessen werden, muss man auch noch „al hamichja“ sagen.

  1. Mit ausdrücklicher Genehmigung der Familie des Verfassers und des Übersetzers und Copyrightbesitzers der deutschen Ausgabe Ulrich Michael Lohse.

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