Bearbeitet von Dr. Ari Lewenstein und erschienen im Buch „Glanzlichter der Tora – Meore Hassar“.
לה (לג) וְלֹא תַחֲנִיפוּ אֶת הָאָרֶץ אֲשֶׁר אַתֶּם בָּהּ כִּי הַדָּם הוּא יַחֲנִיף אֶת הָאָרֶץ וְלָאָרֶץ לֹא יְכֻפַּר לַדָּם אֲשֶׁר שֻׁפַּךְ בָּהּ כִּי אִם בְּדַם שֹׁפְכוֹ.
Kap. 35,33: Machet das Land, in welchem ihr seid, nicht zum Heuchler, denn das Blut macht das Land zum Heuchler, und dem Land wird für das Blut, das in ihm vergossen wurde, keine Sühne, wenn nicht mit dem Blut dessen, der es vergossen hat.
In den beiden vorherigen Pessukim hat die Tora davor gewarnt, für den absichtlichen oder unabsichtlichen Mörder Sühnegeld anzunehmen, um ihn so vor der Todesstrafe, bzw. vor der Verbannung zu bewahren:
(לא) וְלֹא תִקְחוּ כֹפֶר לְנֶפֶשׁ רֹצֵחַ אֲשֶׁר הוּא רָשָׁע לָמוּת כִּי מוֹת יוּמָת. (לב) וְלֹא תִקְחוּ כֹפֶר לָנוּס אֶל עִיר מִקְלָטוֹ לָשׁוּב לָשֶׁבֶת בָּאָרֶץ עַד מוֹת הַכֹּהֵן.[1]
Die Tora mahnt nun וְלֹא תַחֲנִיפוּ אֶת הָאָרֶץ, macht das Land durch Duldung von unschuldig vergossenem Blut nicht zum Heuchler. Heucheln heißt, äußerlich eine bessere Erscheinung zeigen, die nicht der Wirklichkeit im Innern entspricht. Auf welche Art kann ein Land heucheln? Was sind die konkreten Folgen einer „Heuchelei des Landes“?
Der Boden des Heiligen Landes ist eigentlich dazu bestimmt, die reichste Fülle der Frucht zu tragen. Der Mensch darf diesen Segen erwarten, solange er auf diesem Boden seine Bestimmung erfüllt. Andernfalls kann es sein, dass der Boden die Erfüllung seiner Bestimmung nur heuchelt, nur vortäuscht, sodass trotz Fruchtbarkeit des Bodens, trotz Tau und Sonnenstrahl, der Ertrag qualitativ nicht den Erwartungen entspricht, oder auch wenn das Wachstum segensreich scheint, die Frucht verloren geht.
So warnt die Tora in der תּוֹכָחָה (Zurechwesung)[2]:
זֶרַע רַב תּוֹצִיא הַשָּׂדֶה וּמְעַט תֶּאֱסֹף כִּי יַחְסְלֶנּוּ הָאַרְבֶּה וְגוֹ – viel Saat bringst du aufs Feld hinaus, und wenig bringst du ein, denn die Heuschrecke frisst es ab, usw[3]. Nun heißt es also in unserem Passuk: Du sollst das Land nicht zum Heuchler machen. Die Duldung von unschuldig vergossenem Blut würde eure materielle Existenz in diesem Land in Frage stellen. Das Land würde euch die Erfüllung seiner Aufgabe nur noch vortäuschen – der Segen würde ausbleiben.
- “Ihr dürft kein Lösegeld für das Leben eines Mörders nehmen, der todesschuldig ist; denn er muss hingerichtet werden. Und ihr dürft kein Lösegeld für das Fliehen in seine Aufnahmestadt nehmen, um wieder zurückzukehren, im Lande zu wohnen, bis der Priester gestorben”. ↑
- Dewarim 28,38-40 ↑
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Siehe Ramban zu unserer Stelle ↑