Das Licht der Menorah – unsere heutige Waffe

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Licht

Antisemitischer Terror

Die gegenwärtige Lage in Erez Jisrael und vielerorts in Europa, in der wir leider immer wieder mit antisemitischem, brutalem Terror und niederträchtigen Mord konfrontiert sind, versetzt uns ein wenig in die Tage der Chanuka-Geschichte zurück.

Drei Jahre lang hatten die Seleukiden Erez Jisrael besetzt und das jüdische Volk erbärmlich tyrannisiert. Vielleicht stimmen die Gründe der heutigen Verfolgungen nicht ganz mit den damaligen überein. Doch letztendlich spielt es keine Rolle, denn die Opfer sind dieselben: unschuldige jüdische Männer, Frauen und Kinder – unsere Brüder und Schwestern.

Zumeist gar Zivilpersonen, die mit dem eigentlichen Kampf überhaupt nichts zu tun haben, und schon gar nicht an den Hebeln der Macht sitzen, um etwas an der Politik des Landes zu ändern.

Klar ist jedoch, dass auch bei der Arabischen Liga und ihren Bundesgenossen – wie seinerzeit bei den Seleukiden, und überhaupt bei allen unseren Verfolgern – der Antisemitismus nicht nur massgebend diesen Terror beflügelt, sondern ihn geradezu wachsen lässt!

Wenn eine Regierung alles Mögliche unternimmt, um den Hass gegen Jehudim bei seiner Bevölkerung durch falsche Anschuldigungen in den Medien, verleumderische Karikaturen in Zeitungen und im Internet, durch Computerspiele und Satiren in Videofilmen und im Fernsehen einzuhämmern, so überschreitet sie die Grenze eines „gewöhnlichen Krieges” oder einer politischen Meinungsverschiedenheit über enteignetes Land. Wie sollte es möglich sein, dass Kinder, die von klein auf mit Kriegsspielen und antisemitischem Schulmaterial konfrontiert wurden, denen nur der Tod und Untergang des jüdischen Volkes eingeprägt wird, plötzlich ihre Gesinnung und Ideologie ändern, wenn der von allen lang ersehnte Frieden jemals erreicht werden sollte?

Sie können gar nicht mehr etwas anderes denken, da man sie nie die Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens mit den jüdischen Nachbarn gelehrt hat!

In den arabischen Medien und der täglichen Gehirnwäsche islamischer Geistlichen ist nie die Rede davon, dass der Friede der eigentliche Zweck des Kampfes sei! Es ist wird nur gehetzt und gepöbelt!

Spätestens jetzt, müsste jeder Freund des arabischen Friedens in „unserem“ Lager erkennen, dass jegliche Diskussion um den Frieden von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Nicht etwa wegen den ungenügenden Eingeständnissen der israelischen Regierung, sondern wegen dem eindeutigen Desinteresse aller terroristischen Vereinigungen am Frieden!

Wer aber meint, die Lösung dieser Probleme lasse sich mit einer Änderung der israelischen Politik und Strategie lösen, wie etwa auf militärischer Basis etc., der irrt sich ebenfalls. Solche Überlegungen sollten uns fern sein!

Krieg zur Rettung der Torah

Dies ist nämlich der grundlegende Unterschied zwischen unserer heutigen Lage und derjenigen zur Zeit der „Chaschmona’im”. Damals hatte Hkb“H unser Volk eigens durch seine Newi’im (Propheten) aus dem babylonischen Exil nach Erez Jisrael zurückgebracht und sie das „Zweite Bet haMikdasch” bauen lassen. Deshalb war es die Aufgabe unserer geistigen Führer, das jüdische Volk in den Kampf gegen die Bedränger zu führen und deshalb erhielten sie auch die aussergewöhnliche g’ttliche Hilfe, den zahlmässig überlegenen Feind zu besiegen – „Rabim beJad Me’atim”.

Wir hingegen befinden uns immer noch im ‘Galut’ (Exil), auch in Erez Jisrael. Sicher besitzen wir das Recht zur Selbstverteidigung und dürfen uns schützen. Doch dieser Schutz hat eine Grenze, deren Art und Weise nur durch unsere geistigen Führer, den ‘Gedole haDor’, festgelegt werden kann – nicht durch weltliche Regenten und Politiker. Leider aber liegen die Zügel der Macht nicht in den Händen unserer Rabbanim, und so wird es auch bis zu den Tagen des Moschiach bleiben.

Deshalb müssen wir darauf achtgeben, dass wir uns nicht vom Strom der Geschehnisse mitreissen lassen, und den schwerwiegenden Fehler begehen, unsere wahre Position im Galut zu vergessen:

Der Klall Jisrael wurde nämlich zu Beginn des Galut von G’tt beschworen, sich nicht gegen die „Umot haOlam” (Völker der Welt) aufzulehnen[1]. Wir dürfen uns zwar verteidigen, nicht aber über andere erheben!

Überhaupt hatte der Kampf der Chaschmona’im (Makkabäer) nichts mit Selbstverteidigung zu tun! Drei Jahre lang (3619-22/) hatte sich niemand gegen die hellenistischen Bedränger gewehrt[2]. Was veranlasste also ‘Matisjahu Kohen Gadol’ plötzlich zu seinem Entscheid, in den Kampf zu ziehen, und erst noch mit einer so kleinen Anzahl Kämpfer? Und wo befanden sich alle anderen torahtreuen Jehudim?

Aus den geschichtlichen Quellen geht hervor, dass viele Jehudim, die sich weigerten die Erfüllung der Mizwot aufzugeben, ermordet wurden, dennoch blieben viele übrig, die sich auf Hügeln, in Höhlen und Wäldern versteckten und daher keinen Kontakt mit den Chaschmona’im besassen und gar nichts von deren Aufruf zum Kampf hörten. Andere wieder fürchteten sich vor dem zahlenmässig überlegenen Feind. Viele flüchteten gar ins Ausland, wo sie ungestört Mizwot erfüllen und Torah lernen konnten.

Und schliesslich gab es auch noch diejenigen, die ihre Probleme durch ihre Hellenisierung zu lösen glaubten.

Es war also nicht die physische Bedrohung des Lebens, die Matisjahu zum Kampf gegen den Feind veranlasste. Man konnte im Untergrund oder im Ausland überleben, und auch die Chaschmona’im hätten sich absetzen können.

Beim Kampf der Makkabäer ging es jedoch um den Erhalt des geistigen jüdischen Erbes! Sie erkannten zu Recht, dass das restliche in Erez Jisrael verbliebene Volk auf die Dauer keine Kraft mehr haben würde, sich dem Einfluss der griechischen Kultur zu entziehen, wenn sie ebenfalls flüchten werden. Immer mehr Jehudim verfielen den Versuchungen des Hellenismus oder konnten den vielen schweren und hinterhältigen Verhängnissen (גזירת השמד) einfach nicht widerstehen. Am Schlimmsten wurde Jisrael durch das Verbot des Torahlernens getroffen. Hier wurde gezielt das Fundament des jüdischen Glaubens angegriffen: Denn ohne Torah hatte der überlebende Klall Jisrael keinen Sinn und Existenzmöglichkeit. Es galt daher mit allen Mitteln wieder den „Keren haTorah” aufzurichten – und dies war in diesem Fall der „Aufruf zum Krieg gegen den Feind”!

Das Licht der Menorah

Der Beweis, dass diese Absicht das einzige Ziel der Chaschmona’im bei ihrem verzweifelten Aufstand gegen die „Hellenisten” (Jewanim) war, zeigte sich in ihrer ersten Reaktion gleich nach dem Sieg über den Feind. Statt sich zuerst vom Blut des Feindes zu reinigen und zur wohlverdienten Ruhe zu begeben, galt ihre erste Sorge dem Bet Hamikdasch, das gereinigt werden musste. Ein Korban (Tamid schel ben Arbajim) konnte nicht dargebracht werden, dafür fehlte in der kurzen Zeit bis zum Tagesende die notwendigen Mittel: Der Misbeach musste renoviert werden und ein koscheres Tier herbeigeschafft werden.

Also versuchten sie wenigstens das Licht der Menorah zu entzünden.

Doch, oh weh! Es gab weder Menorah noch reines Olivenöl im Bet haMikdasch, alles war geplündert oder verunreinigt worden! Eilends suchten sie nach einer Lösung und siehe da: Ein unversehrtes, mit dem Siegel des ‘Kohen Gadol’ versehenes Ölkrüglein, wurde in einer abgelegenen Nische gefunden[3]. Für die Menorah mussten schliesslich acht Eisenstangen herhalten, aus denen schnell ein provisorischer Leuchter angefertigt wurde[4]. „weHidliku Nejrot beChazrot Kodschecha”[5] – endlich konnten sie wieder die Lichter im heiligen Gehöft entzünden!

Von allen heiligen Aufgaben im Bet haMikdasch, hatte die Entzündung der Menorah den Vorrang. Weshalb?

Warum geschah ihnen nicht ein anderes Wunder, damit sie sofort das „Korban Tamid” darbringen konnten?

Die Chaschmona’im hatten für den Erhalt und den Weiterbestand der heiligen Torah gekämpft, und Haschem bestätigte die Richtigkeit ihrer Bemühungen mit dem Wunder des gefundenen Ölkrügleins. Wie in den Sefarim haKedoschim erklärt wird, symbolisiert das Öl die „Chochmat haTora“ (Weisheit der Torah), denn Olivenöl stärkt das Erinnerungsvermögen der Gehirnzellen. Und die Lichter der Menorah, symbolisieren das Licht der Torah – „ki Ner Mizwa weTora Or“[6].

So wie die Makkabäer für den Weiterbestand der Torah garantierten, brannte das Licht des gefundenen Öls acht Tage lang, bis neues, reines Öl gepresst und hergebracht werden konnte[7]. Vielleicht bezeichnete man deshalb diese heldenhafte Familie mit dem Titel חשמונאים [8], ein Akronym der Worte ח‘ שמן נאים – acht [Tage] schönes (reines) Öl.

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Im Midrasch wird erzählt, weshalb Haschem eigens Aharon haKohen das Entzünden der Menorah übergeben hatte:

„Als alle Fürsten der Stämme Jisraels ausser dem Schewet Levi ein Einweihungs-Korban für das Mischkan darbringen durften, begann sich Aharon zu sorgen. Er sagte sich, dass dies seinetwegen geschehe, weil er sich beim „Egel haSahaw“ (‘goldenen Kalb’) versündigt hatte. Da sagte ihm Hkb“H: „Du hast nichts zu befürchten, denn du bist zu einer grösseren Aufgabe ausersehen worden. Die Korbanot werden einmal aufhören, aber deine Lichter werden ewig erhalten bleiben!“[9]

Der Ramban wundert sich darüber, da mit der Zerstörung des Bet haMikdasch nicht nur die Darbringung der Korbanot, sondern zugleich auch das Anzünden der Menorah aufhörte. Er erklärt daher, dass es sich bei diesen “ewig währenden Lichter”, um die Chanukka-Lichter handelt, die von den Chaschmona’im, den Nachkommen Aharons eingeführt wurde[10]. Eine andere Erklärung lautet, dass mit den Lichtern der Menorah, das symbolische Licht der Torah gemeint ist, das ewig scheinen wird.

Jedenfalls ist schwer zu verstehen, weshalb sich Aharon ob der Sünde des ‘Egel’ sorgte?

Haschem hatte ihm schon beim Antritt seines Amtes als „Kohen Gadol” versichert, dass Er ihm vergeben hatte und ihn gerade deshalb für diesen Posten auserwählt habe[11].

Aharon haKohen sorgte sich um die Zukunft des Klall Jisrael: Womit werden sie in späteren Zeiten sich vor einem weiteren „Egel haSahaw“, vor dem Einfluss anderer Nationen und deren ‘Awodot Sarot’ und schlechten Kulturen schützen können? Hkb“H antwortete ihm, dass in späteren Zeiten, wenn kein Bet haMikdasch und keine Korbanot mehr existieren, um sie davor zu schützen, die „Awodat Haschem“ (G’ttesdienst) sehr schwer sein wird. Dann wird es nichts anderes als das Licht der Torah – die ewig scheinenden Lichter der Menorah – geben. Diese wird ihre einzige Waffe und das einzig wirksame Schutzmittel vor dem zerstörerischen Einfluss der “Umot haOlam” sein.

Chasal nennen die Verordnung des Anzündens der Chanuka-Lichter eine „Mizwat Skenim“, also ein Gebot, das von “den Alten” verordnet wurde[12].

Dies ist eine ungewöhnliche Bezeichnung für eine durch die Rabbanan verordnete Mizwa!

In den Sefarim haKedoschim wird gelehrt, dass sich in diesen Lichtern, das Licht der „kommenden Erlösung“ verbirgt[13]. Was möchten sie uns damit sagen? Die Chanuka-Lichter sind die von unseren „Skenim“ (Alten/Weisen) vorgeschriebene Waffe bis zur Zeit der endgültigen Erlösung. Bis dahin wird Jisrael keinen Krieg mehr gegen seine Feinde und Bedränger führen, wie seinerzeit die Chaschmona’im.

Deshalb verordneten Chasal zu Beginn der Feiertage von Chanuka kein Andenken an den Krieg, nur für das Wunder des Öls. Weil die hauptsächliche Freude am Chanuka sich auf die Erhaltung der Torah konzentriert.

Die Tefilat „Al haNissim” hingegen wurde nicht durch die Chaschmona’im, sondern erst 20 Jahre später von ‘Jochanan Kohen Gadol’ verfasst[14], als auch die restlichen Feinde besiegt waren und es keine Kämpfe mehr gab[15]. Deshalb wird in diesem Dankesgebet nur ein Dank auf die wunderlichen Kriege ausgesprochen und nicht auch auf das Öl-Wunder, da für dieses bereits seit Jahren die Chanuka-Lichter acht Tage lang im Jahr angezündet wurden. [D.h. die Chaschmona’im verordneten zwar gleich bei der ersten Chanuka-Feier הלל והודאה, dass man ausser das ‘Halel-Gebet’ auch ein Dankesgebet in der Tefila und bei ‘Birkat haMason’ einschalten soll[16]. Vielleicht verordneten sie damals aber nur das Sagen des ersten Stück von „Al haNissim”, das man auch am Purim sagt. Während der restliche Text beginnend mit „Bijme Matisjahu ben Jochanan Kohen Gadol”, erst durch Jochanan Kohen Gadol, der 20 Jahre später amtierte, verordnet wurde.]

Auch in der Gemara wo alle Halachot von Chanuka ausführlich behandelt werden, wie auch in der “Megilat Ta’anit”, in der alle wichtige Ereignisse, die während des “Zweiten Bet haMikdasch” geschahen, von Chasal festgehalten wurden, wird der Krieg samt seinem wunderbaren Sieg mit keiner Silbe erwähnt.

Für sie zählte nur das Wunder der Menorah! Der Krieg an und für sich war eine aussergewöhnliche Massnahme gewesen, keine Regel die irgendwo halachisch festgehalten werden muss. Denn wir sollen und können bis zum Kommen des Moschiach keine Kriege führen. Nur das Licht der Menorah, das Torahlernen, ist für die künftigen Generationen als Waffe und Schutzmittel geblieben. Eine wichtige Regel, die wir in unserem Galut nie vergessen dürfen!

  1. Siehe Ketuwot 111a
  2. Siehe ausführlich über die geschichtlichen Ereignisse in Sefer Chamona’im 1,1 und Toldot Am Olam (-Rottenberg, Bd2/Teil 3-4)
  3. Schabbat 21b, Raschi, Tosafot, Hagahot haBa”ch und Me’iri zur Stelle, wie auch Jozrot zum zweiten Schabbat Chanuka und Kol-Bo 44
  4. Psikta Rabbati Kap.2, Megilat Ta’anit Kap.9, Awoda Sara 43a und Menachot 28b
  5. Aus der Tefilat ‘Al haNissim’
  6. Mischle 6,23
  7. Siehe Rambam Hilchot Chanuka 3,2 und Ra”n und Me’iri zu Schabbat 21b
  8. Über die Bedeutung dieser Bezeichnung gehen die Meinungen auseinander.
  9. Midrasch Bamidbar Rabba 15,6
  10. Ramban Bamidbar 8.2
  11. Siehe Raschi Wajikra 9,7 gemäss Torat Kohanim
  12. Midrasch Tanchuma Parschat Nasso 29
  13. Siehe Sche’erit Jisrael (-Wilednik, Scha’ar haSemanim-Chanuka S.131) im Namen des Tschernobler Magid sZl., Me’or Enajim (P. Mikez) und ausführlich Bne Jisachar zu Chanuka (Kislev 2,18-21)
  14. Kol-Bo Ende 44 und Ende 125, deshalb enthält dieses Tefila 124 Worte gemäss dem Zahlenwert von יוחנן.
  15. Sieheן ausführlich ‘Toldot Am Olam’ Bd2/5,1
  16. Schabbat 21b und Megilat Ta’anit Kap.9 (Mehr dazu siehe in ‘haTakanot beJisrael’ (Bd1/Kap.6 §4)

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