„Sot Chukat haTora…. weJikchu elecha Parah Adumah – Dies ist das (unbegründete) Gesetz der Tora…. Sage den Bne Jisrael, dass sie zu dir eine rote Kuh nehmen“ (19,1)
Im Midrasch sagen Chasal: „Hkb“H sagte Mosche Rabenu: „Dir enthülle ich den Grund der Parah Adumah. Für andere aber bleibt es ein unbegründetes Gesetz“[1]. Es gilt daher zu verstehen, weshalb es überhaupt solche Mizwot gibt, die als „Chuka“, als „unbegründetes Gesetz des Königs“ gelten, und wieso Mosche dennoch ihr Grund offenbart wurde.
Warum blieben sie nicht auch für ihn eine „Chuka“?
Die Meforschim wundern sich auch über Raschi, der einerseits im Namen von Rabbi Mosche haDarschan einen Grund für diese Mitzwa zitiert – „Es komme die Mutter und reinige die Verschmutzung ihres Kindes (die Sünde des ‚Egel haSahaw‘) – und anderseits die Bezeichnung „Sot Chukat“ so erklärt: „Hier handelt es sich um ein Gesetz ohne Begründung, und deshalb werden die Völker Fragen darüber stellen…“
Schon seit langer Zeit versuchen Philosophen und Theologen, die sich mit dem Sinn und Zweck der Religionen befassen.
Sie behaupten, dass der Zweck einer Mitzwa nicht in der Handlung selbst, sondern in der Erkenntnis und der Lehre ihres geistigen Inhalts besteht. Doch gegen diese Theorie sagte bereits Dawid haMelech (Tehilim 119,85-88) – gemäss der Interpretation des Sefer ha’Ikarim von Rabbi Josef Albo sZl.: „Die mutwilligen Bösewichte graben gegen mich Gruben, die nicht dem Sinn Deiner Tora entsprechen. Alle Deine Mizwot sind nur Glauben; mit dieser Lüge verfolgen sie mich – Hilf mir! Fast hätten sie mich vernichtet, doch ich verließ nicht Deine Gesetze. Nach Deiner Gnade lasse mich leben und ich werde die Gesetze Deines Mundes hüten“[2].
Damit die Völker uns nicht vom richtigen Weg abbringen können, so wie sie dies andauernd versuchen, hat uns Hkb“H einzelne Mizwot als so genannte „Chukim“ – Gesetze ohne Grund – gegeben. Damit ist nämlich eindeutig bewiesen, schreibt Rabbi Jisrael Friedmann, der zweite Rebbe von Tschortkov sZl., dass es bei der Ausführung der Mitzwa hauptsächlich um deren Handlung (Assijah) geht. Denn nach der Meinung der Irrenden müsste uns unbedingt der Sinn und Grund jeglicher Mitzwa mitgeteilt werden, sonst verliert sie an jegliche Bedeutung!
Man darf dennoch nicht annehmen, dass die Mizwot einfach so ohne Nachdenken und Andacht erfüllt werden können. Selbstverständlich gehört auch die „Kawana“ (Andacht) zum ‘Kijum haMizwot‘, denn: „Mitzwa bli Kawana, keGuf bli Neschma“ – eine Mitzwa ohne Andacht, ist wie ein Körper ohne Seele!
Deshalb stellt sich die Frage, wie nun diese Chukim mit der richtigen ‘Kawana‘ ausgeführt werden können, wenn wir ja gar nicht deren wahren Sinn und Bedeutung kennen?
Aus diesem Grund, gab der Tschortkover Rebbe zu verstehen, wurde der wahre Grund der „Parah Adumah“ zumindest Mosche Rabenu offenbart. So verbindet sich die Handlung jedes Kohen Gadol, der eine solche Kuh verbrennt und mit deren Asche einen Unreinen bespritzt, mit der bereits gehegten Kawana von Mosche Rabenu, der diese bei der Verbrennung der ersten aller „Roten Kühe“ hegte[3].
Somit verstehen wir die von Raschi zitierte Erklärung von Chasal zum Passuk:
„Wejikchu elecha Parah Adumah – Sie sollen zu dir eine rote Kuh nehmen“. Was hat die rote Kuh mit Mosche zu tun? Hkb“H sagte zu Mosche: „Alle Parot Adumot werden einmal nicht mehr sein, während deine immer existieren wird“[4]. Die Asche der durch Mosche Rabenu verbrannten Kuh, wurde nämlich aufbewahrt, und bei der Herstellung jeder weiteren Parah Adumah wurde ein wenig davon beigemengt. Weshalb? Weil Mosche der Einzige war, der den Grund dieser Mitzwa kannte und sie mit der richtigen Kawana ausgeführt hat. Um auch bei allen späteren Parot Adumot, die nötige ‘Kawana‘ mit der „Ma’asseh haMitzwa“ (Handlung) verbinden zu können.
Demgemäß verstehen wir auch die Worte von Rabbi Mosche haDarschan, der diese Mitzwa damit erklärte, dass sie eine Sühne für die Sünde des ‘Egel haSahaw‘ war. Da uns ja der wahre Grund der „Parah Adumah“ nicht offenbart wurde, dürfte es sich dabei auch gar nicht um den Grund dieser Mitzwa handeln. Vielmehr möchte uns Rabbi Mosche haDarschan auf die Wichtigkeit und den Sinn der „Chukim“ hinweisen: Bei der Sünde des Egel behauptete das Volk, lediglich bei der Ausführung einer unsinnigen Zeremonie des aus Mizrajim mitgekommenen „Erew Rav“ teilgenommen zu haben, im Herzen und Gedanken hätten sie jedoch ihre Emuna an Hkb“H beibehalten. Wer konnte denn auf die Idee kommen, einen solch großartigen G’tt, Der sich ihnen bei ‘Jeziat Mizrajim‘ und ‘Matan Torah‘ offenbart hatte, gegen einen lächerlichen, irdischen Metallklumpen einzutauschen?
Durch die Offenbarung der Chukim wurden sie jedoch eines Besseren belehrt:
Es ist in vorderster Linie die Tat und die Handlung, die zählt, erst danach kommt der seelische Inhalt. Deshalb, behauptet Rabbi Mosche haDarschan zu Recht, dass durch die Parah Adumah diese Verfehlung des Egels gesühnt wird, da sie bei dieser Mitzwa eine Handlung ausführen müssen, ohne deren Inhalt zu verstehen. Eine von einem Menschen ausgeführte Handlung oder Tat, kann demnach keine unwichtige und wertlose Kleinigkeit sein. Selbst dann nicht, wenn sie kopflos und gedankenverloren begangen worden ist. Er vergleicht daher die Parah Aduma mit einer Mutter: Das Gebot der ‘Parah Adumah‘ ist die Lehrmutter der „Chukim“, die den hinterlassenen Schmutz und Irrtum des Vergehens beim Egel bereinigt. Künftig muss das Volk Jisrael lernen, auf jede seiner Taten zu achten, selbst auf die unverständlichen und daher in den Augen der Menschen leicht genommene Dinge!
- Midrasch Bamidbar Rabba 19,6 ↑
- Ikarim 3,21 ↑
- Ginsej Jisrael (Neuauflage 5774, P. Chukat S.489) ↑
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Midrasch ibid. ↑