In Litauen gab es eine Stadt, die Zhitel[1] hiess.
Der Raw der Stadt hiess Raw Salman Sorotzkin sZl. Raw Salman liess sich später in Erez Jisrael nieder.
Eines Tages hörte Raw Salman, dass es einen jüdischen Bachur gab, der begonnen hatte, als Taxifahrer zu arbeiten. Der Bachur stammte aus einem guten Hause. Seine Eltern waren fromme Jehudim und er war es auch, als er begann, als Taxifahrer zu arbeiten. Er hielt alle Mizwot. Doch mit der Zeit – vielleicht hatte er schlechte Freunde – begann er bei der Einhaltung des Schabbats nachzulassen. Schließlich transportierte er Passagiere sogar am Schabbat.
Reb Salman schmerzte es sehr, das zu hören. Er rief den Bachur zu sich, sprach sehr ernst mit ihm und bat ihn, Teschuwa zu tun. Der Bachur versprach: „Rabbiner, ich werde mich darum kümmern . Machen Sie sich keine Sorgen.“
Doch der Rabbiner machte sich Sorgen – und hatte Recht.
Leider hielt der Bachur sein Versprechen nicht ein.
Was sagte der Vater des Jungen? Wir können über den Vater nicht urteilen. Er war kein gesunder Mann, er litt unter einer Krankheit und war zu schwach, um sich mit seinem Sohn zu streiten.
Einmal reiste der Raw nach Wilna zu einer Konferenz von litauischen Rabbanim. Unter den teilnehmenden Rabbanim waren der Chofetz Chaim sZl. und Raw Chaim Oser Grodzensky sZI.
Auf der Rückreise von der Konferenz reiste Raw Sorotzkin gemeinsam mit dem Chofetz Chaim.
Raw Sorotzkin sass am Fenster des Zuges und wartete auf die Abfahrt des Zuges. Plötzlich sah er einen Jehudi, der sich auf einen Stock lehnte und mit großer Mühe zum Zug humpelte. Es war der Vater jenes Bachurs, des Taxifahrers, der nicht mehr Schabbat hielt. Raw Sorotzkin stand auf und half dem Mann in den Zug.
„Wie geht es Ihnen?“ fragte der Raw. „Konnten die Ärzte in Wilna Ihnen helfen?“
„Nicht wirklich“, antwortete der Mann stöhnend.
„Weshalb eilen Sie dann nach Zhitel zurück?“
„Ich will nach Radin reisen. Das ist der Zug nach Radin und ich will dorthin gehen, um den Chofetz Chaim zu sehen.“
„Weshalb denn?“
„Letzte Nacht hatte ich einen Traum. In meinem Traum sah ich meine Großmutter. Sie sagte zu mir, „Weshalb gehst du zu Ärzten? Sie werden dir nicht helfen. Geh zum Chofetz Chaim!‘ Nun reise ich nach Radin, um ihn zu sehen.“
„Sie müssen nicht bis Radin reisen“, entgegnete Raw Sorotzkin. „Der Chofetz Chaim ist hier in diesem Zug, im nächsten Wagon.“
„Wirklich?” Der Jehudi war überrascht und freute sich. „Das ist unglaublich.“ Er ging sofort zum nächsten Waggon, wo sich ein Minjan versammelte, bei dem der Chofetz Chaim vorbetete . Er hörte dem großen Zaddik beim Dawenen zu und wartete auf die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen .
In der Zwischenzeit dachte Raw Sorotzkin, dass dies eine Chance war, etwas für die Treue zum Schabbat zu tun.
Er verließ den Waggon und bat den Mann der Enkelin des Chofetz Chaim, seinem Großvater auszurichten, dass dieser Jehudi, der mit ihm sprechen möchte, einen Sohn hatte, der den Schabbat nicht hielt.
Doch als die zwei Männer zurückkehren, sahen sie, dass es schon zu spät war. Der Mann weinte schon zum Zaddik, erzählte ihm von seinen Krankheiten und Leiden und auch von seinem Traum. Der Chofetz Chaim hörte aufmerksam zu und überraschte dann alle Anwesenden. „Du bittest mich, dir eine Bracha zu geben?“ fragte er den Mann. „Halte ich Brachot in meiner Hand? Weisst du nicht, was die Quelle aller Brachot ist? Der Schabbat! Schabbat ist der “Mekor haBracha”, der “Ursprung aller Bracha”. Ich bin nicht der richtige, den du fragen sollst.“
Der Chofetz Chaim sprach weiter. „Wenn du Schabbat gemäß der Halacha halten wirst, so wirst du viel Bracha sehen.”
„Aber … aber …“ Der Mann war sehr verstört. „Halte ich denn nicht schon Schabbat gemäss Halacha?”
Der Chofetz Chaim antwortete: „In der Torah steht über Schabbat: „Du sollst keine Melacha tun – du und dein Sohn…‘ Bei keiner anderen Mizwa wird der Vater zusammen mit seinem Sohn gewarnt. Mit anderen Worten: Wenn der Vater wirklich Schabbat hält, der Sohn aber nicht – dann wird der Schabbat auch dem Vater keine Bracha geben. Denn die Verantwortung lastet auf ihm.“
Der Vater hörte diese Worte und weinte. Er weinte stark und lange. Und dann versprach er: „Ich werde alles tun … alles, um meinen Sohn vom Fahren am Schabbat abzuhalten.“
Dann endlich gab der Chofetz Chaim ihm seine Bracha.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags “Die Jüdische Zeitung”
-
Dziatłava ↑