Wochenabschnitt Miketz – Die Geburt von Efraim und Menasche – die Rolle von Osnat

Datum: | Autor: Rav Schimschon Raphael Hirsch | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Osnat
Bearbeitet von Dr. Ari Lewenstein und erschienen im Buch „Glanzlichter der Tora – Meore Hassar“. 

מא (נ) וּלְיוֹסֵף יֻלַּד שְׁנֵי בָנִים בְּטֶרֶם תָּבוֹא שְׁנַת הָרָעָב אֲשֶׁר יָלְדָה לּוֹ אָסְנַת בַּת פּוֹטִי פֶרַע כֹּהֵן אוֹן.

Kap 41,50: Josef wurden aber zwei Söhne geboren, bevor ein Jahr der Hungersnot kam, die ihm Osnat die Tochter Potiferas, des Priesters zu On, geboren hatte.

Es hat hier zwei Schwierigkeiten im Passuk: Zum einen: die Geburt wird doppelt erwähnt: „dem Josef wurde geboren… welche ihm geboren hat…“. Es hätte genügt zu schreiben: „Osnat gebar dem Josef zwei Söhne…“. Zudem steht das Wort יֻלַּד in Einzahl. Eigentlich müsste es heißen וּלְיוֹסֵף יֻלְּדוּ שְׁנֵי בָנִים, Mehrzahl. Die Torah will uns hier zwei wichtige Gedanken vermitteln.

‏יָלְדָה לוֹ oder וַתֵּלֶד לוֹ bedeutet üblicherweise, dass die Frau das Kind dem Manne gebärt, dass sie es seiner Erziehung und seinen Idealen unterstellt, so dass das Kind unter beiderseitigem Einfluss zu ihrem Ebenbild heran wächst. Es kann aber sein, dass die Frau das Kind zwar physisch auf die Welt setzt, aber dieses nicht im Geiste seines Vaters aufwächst, deshalb nicht sein Kind bleibt und somit nicht dem Vater geboren wurde. Diese Befürchtung war in diesem Falle sehr aktuell. Osnat war die Tochter einer angesehenen priesterlichen Familie, die mit allen ägyptischen „Geheimnissen“ und Anschauungen aufgewachsen war. Sie war praktisch eine Prinzessin, während ihr Mann ursprünglich ein freigelassener Sklave und Iwri war.

Standesunterschiede und unterschiedliche Weltanschauung hätten die Söhne von Josef entfremden können.

Er war zwar Gebieter des Landes, aber dies macht ihn nicht zum Gebieter über eine hochmütige Frau, die ihre Kinder nach ihren Vorstellungen erziehen will. Es hätte genügt, wenn Osnat nicht ganz mit Geist und Seele sich mit Josef identifiziert hätte, und der חִנּוּךְ der Kinder wäre nicht gelungen. Hier wird darum ausgesprochen, dass Osnat ihre Söhne dem Josef gebar und sie auch im Geiste von Josef aufwuchsen. Es ist großes Lob für Osnat und für Josef, dass es unter diesen Umständen in dieser Umgebung gelang, die Knaben zu Vorbildern für das ganze jüdische Volk zu erziehen, mit denen alle jüdischen Eltern ihre Kinder benschen (segnen).

Dazu braucht es eine besondere זְכִיָּה und große Hilfe von הקב“ה. Dies wird mit den Worten וּלְיוֹסֵף יֻלַּד ausgedrückt. Die Torah will weniger den Fakt erzählen, dass dem Josef zwei Söhne geboren wurden, sondern, dass diese Geburt etwas Besonderes war. Dem Josef „wurde geboren“, diese Geburt „geschah ihm“, es war ein von oben gelenktes Ereignis. G-tt begleitete die Geburt und die Erziehung mit einer speziellen הַשְׁגָּחָה פְּרָטִית, um die Anstrengungen der Eltern dauernd zu unterstützen.

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