Wenn eine Gruppe schwacher Leute von einem starken Feind bedroht wird, so hilft ihr meistens nur die List, um mit dieser Übermacht fertig zu werden. Der überlegene Feind muss in eine Falle gelockt, in die Irre geleitet oder auch mit einem plötzlichen Angriff überrascht werden wenn er am wenigsten damit rechnet.
„Wajar Balak….“, als der König von Moaw einsehen musste, „ki Raw hu“, dass ihm die Bne Jisrael überlegen waren, dachte er, dass er die Bne Jisrael mit ihren eigenen Waffen besiegen könnte. Er recherchierte und erkundigte sich bei den Midjanim, bei denen Mosche Rabenu viele Jahre gelebt hatte, was denn ihre Geheimwaffe sei. Sie teilten ihm mit, dass die Spezialität der Bne Jisrael in der Kraft ihres Mundes liegen würde[1]. „Wenn dem so ist“, meinte Balak, „so werde ich mein Heer mit derselben Waffe ausrüsten“, hergestellt von Bil’am.
Bil’am, über den gesagt wurde (Dewarim 34,10):
„weLo kam Nawi od beJisrael keMosche“ – „Nie stand noch ein Prophet in Jisrael so wie Mosche auf“ – in Jisrael nicht, aber bei den Völkern ja[2]. Deshalb dachte Balak, dass Bil’am die gleiche “Kraft des Mundes” hätte wie Mosche.
Später musste er jedoch feststellen, dass dem nicht so war. Es wäre klüger gewesen, wenn er die neue, für viel Geld eingekaufte Waffe zuvor genauer inspiziert hätte! „Mo ekov lo kabo kel“ – „Wie kann ich fluchen, wenn Haschem nicht fluchen will?“ (23,8), musste sich Bil’am kleinlaut eingestehen.
Die Wahrheit war, dass Bil’am überhaupt keine Kraft des Mundes besaß, sondern nur (24,16) „Jodea Da’at Eljon“ war, d.h. er erkannte den genauen Zeitpunkt der „Rega“, des kurzen „Moments“, in dem Hkb“H täglich wegen den Götzendienern auf der Welt zürnt. In diesem Moment verfluchte Bil‘am jeweils seine Opfer, und brachte so den g’ttlichen Zorn über sie[3]. Aber ohne diesen „Moment“ war sein Mundwerk gänzlich hilflos.
Deshalb öffnete Haschem plötzlich den Mund der Eselin und ließ sie sprechen.
Damit zeigte er dem sprachlosen Bil’am, dass nur ER der Herr über „Mund und Sprache“ ist, und niemand ohne Seine Einwilligung jemanden anders segnen oder verfluchen kann[4].
Auch Mosche fragte Haschem (Schmot 4,11): „Mi sam Peh le’Adam“ – „Wer gab dem Menschen die Kraft des Redens?“ Auch wenn es manchmal den Anschein hat, dass die Welt sich von alleine dreht und dass die Menschen alles nach ihrem Wohlgefallen machen können, so ist dies nur eine Täuschung!
Nach dieser schmählichen Niederlage blieb Balak nur noch die List. Da er keine geeigneten Waffen gegen den Feindes besaß oder sich aneignen konnte, musste er diesen durch Tücke schlagen. Es galt daher, die Schwachstelle von Jisrael ausfindig zu machen. Der hinterlistige Bil’am lieferte sie ihm sofort: Selbst dort wo die Kriegskunst versagt, bleibt der Boden für die Verführung des menschlichen Triebs fruchtbar. Er ließ sie durch die Töchter von Midjan verführen – ein wahrhaft gemeiner und unmoralischer Rat!
Dies ist die Arbeitsweise des „Jezer haRa“:
Dort wo er einsehen muss, dass er den Waffen eines toratreuen Jehudi nicht gewachsen ist, greift er zur List und zu “unfairen“ Mittel. Er scheut keine Mühe und bedient sich jeglicher Methode, um ans Ziel seiner Absichten zu gelangen. Deswegen bitten wir Haschem jeden Abend (Tefilat Ma’ariv): „weHosser Satan miLefanenu umeAcharenu“ – „Entferne den Widersacher vor- und hinter uns“. Hilf uns vor ihm in jeder Weise, ob er uns mit normalen Mittel und in fairer Art oder auf gemeine und hinterlistige Art entgegentritt!
- Raschi 22,4 gemäss Midrasch Tanchuma P. Balak 3 ↑
- Sifri zur Stelle ↑
- Berachot 7a und Sanhedrin 105b ↑
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Midrasch Bamidbar Rabba 20,14 ↑