Wer war das?
Sicher steuert er den Lernenden durch die schwierigen Sugiot von Bawa Batra. Da gibt es kaum eine Passage, die er nicht von allen Seiten beleuchtet hätte. Dieses Werk erhielt im Laufe der Jahrhunderte einen aus Liebe gebildeten Namen, daraus entstanden, dass der Verfasser nach der Zusammenfassung einer jeden Sugia sagte: „Es ist uns gelungen…”
Mit seinem berühmten Cousin, dem Ramban, war er auch verschwägert: Der Sohn des Ramban, Rabbi Schlomo, heiratete seine Tochter. Als er unerwartet niftor wurde, erwartete seine Tochter ein Kind. Der Ramban wünschte, falls es ein Sohn sein würde, das Kind nach ihm, dem Vater seiner Schwiegertochter, zu benennen, denn „wesarach Haschemesch ubah Haschemesch“, die Sonne geht auf, die Sonne geht wieder unter.
Es sind mehr als 700 Jahre her, dass dieser Gadol aus Kastilien seine Augen schloss,
doch noch heute summen Tausende, die an ihrer eigenen Herzensbildung arbeiten, die ergreifenden Töne zu seinen Worten.
Er versuchte, uns mit allen Mitteln aus der Lethargie der Schablone zu einer aktiven Selbstkritik und Selbstkontrolle zu bringen: Über den Weg seiner Erklärung zu Mischle und zu Mesechet Awot und in direktem „Angriff“.
War er nicht ein Vorläufer der Mussarbewegung 500 Jahre vor Rabbi Jisroel Salanter? Er spricht zu uns in allen Tonarten, welche die Saiten eines Herzens zum Klingen bringen können: Streng, zart, in Reimen in seiner fast tenachischen Sprache.
„Die Sekte der Schmeichler lässt sich in neun Kategorien aufteilen….“
„Es gibt neun verschiedene Arten von Lügnern“….“Von Laschon Hara Sprechern – sechs.“ „Apikorsut hat seine Wurzel in Respektlosigkeit“.
Er zitiert dazu die Gemara, die den totalen Untergang von Gechasi darin sieht, dass er seinen Herrn, den Nawi beim Namen, ohne Titel „Nawi“ nennt: זֹאת הָאִשָּׁה וְזֶה בְּנָהּ אֲשֶׁר הֶחֱיָה אֱלִישָׁע (statt: der Nawi Elischa).
Hunderte von Jahren später rief Rabbi Akiwa Eiger beim Studium seiner Mussarbücher aus: „Ich habe Angst vor ihm, denn er ist ja ein Possek.“ Rabbi Akiwa Eger wollte damit sagen: seine Mussarforderungen sind Halachot Psukot, bindende Halachot.
Und doch gibt es eine tragische Note im Leben dieses hochstehenden Mannes:
In seiner Jugend lernte er in den Jeschiwot Frankreichs bei den gelehrten Brüdern Rabbi Mosche Ben Schneor, dessen Bruder Rabbi Schmuel von Evreux und bei Rabbi Schlomo Ben Awraham von Montpellier (min Hahar). Als dessen Schüler lehnte auch er die philosophischen Werke des Rambam, wie vor allem den More Newuchim, ab. Als er mit dem monumentalen Halachawerk des Rambam in Berührung kam, bereute er seine frühere Haltung zutiefst. Ja, er ging so weit, die Verbrennung des Talmud in Paris (1242) als eine Strafe des Himmels für die Kritik am Rambam anzusehen.
Er nahm auf sich, das Kewer des Rambam in Tweria aufzusuchen und dort mit einem Minjan um Mechila zu bitten. Aber – לא הסתייע מילתא der Tod kam ihm zuvor. In seiner berühmten Jeschiwa in Barcelona erwähnte er in seinen letzten Jahren den Rambam in jedem seiner Schiurim. Die Jeschiwa Barcelonas und vor allem er persönlich schenkten uns eine Generation von Gedole Jisrael. Unter seinen Schülern: Rabbi Hillel Ben Schmuel aus Verona, Rabbi Schlomo Ben Awraham Aderes – der Raschb“a. Eine Generation später noch würde es der Rosch (Rabbi Ascher) niemals wagen, selbst wenn er anderer Ansicht war, eines seiner Worte als Irrtum zu erklären. Höchstens sagte der Rosch: Seine Schüler hätten sich geirrt.
Er verließ Barcelona, um sein Neder zu erfüllen, um nach Twerja zu gelangen.
Auf seinem Weg durch Toledo bestürmte ihn die dortig Kehilla, eine Weile bei ihnen zu bleiben. Die Zeit verrann, es wurden zwei Jahre – er starb in Toledo. Sein Cousin und Mechutan, der Ramban, verfasste eine Kina, die seine Größe in der Tora und seine Frömmigkeit beschrieb. Der Reim auf seiner Matzewa klingt in folgender Klage aus:
Nicht so häufig erfährt ein Buch solche Popularität. Es wurde wieder und wieder nachgedruckt. Die kleine „Europakarte“ mit den Jahreszahlen der Drucke sprechen für sich selbst: In Pano, dann 1518 in Konstantinopel. ca. 100 Jahre später in Prag, in Sulzbach.
Rabenu Jona b. Awraham miGirondi, 1200-1263
Vefasser unter anderem von Scha’are Teschuwa, Derech Teschuwa, Scha’ar Hajir‘a