Wer was das?
Ob nun eine Legende oder nicht, ist das wichtig? Das Besondere dieses Menschen spiegelt sie allemal wider: Des Sultans Tochter in Sahle, nicht weit vom Meer, bereitete ihre Hochzeitskleidung vor. Er war berühmt für sein Verfahren, Goldfäden in Tücher einzuwirken. So kamen die Boten des Sultans, um ihn zu bewegen, die Kleidung in kürzester Zeit fertigzustellen.
Er aber hatte das Prinzip, nur ein Arbeitspensum zu bewältigen, welches für den Unterhalt notwendig war, seine übrige Zeit aber der Tora zu widmen. Für seine Weigerung, von seiner Grundsatz abzuweichen, sollte er in den Löwenkäfig geworfen werden. Man hungerte die Tiere aus. Doch als er in den Käfig gestoßen wurde, wedelten die Löwen freundschaftlich mit ihren Schwänzen. Es war ein Sieg des menschlichen Geistes über die Geschöpfe.
Seine Erziehung lag hauptsächlich in den Händen seines Großvaters, dessen Namen er auch trug.
Dieser Großvater, der ein eigenes Bet Haknesset besaß, war berühmt dafür, mit einem Minimum an Schlaf auszukommen und des öfteren zwei bis drei Tage hintereinander zu fasten. Er, der Enkel, tat es ihm gleich und erreichte eine ungeheure Stufe in Prischut und Keduscho, in Abgewandtheit von den Dingen dieser Welt und Konzentration auf die verschiedenen Ebenen der Tora.
Er verließ die Welt mit nur 47 Jahren, kinderlos. Aber hinterließ uns einen solchen Reichtum: Zur Gemoro sein Werk „Chefez Haschem“, zum Schulchan Aruch (Jore Dea) „Pri Toar“, zu den Newiim „Rischon Lezion“ und zum Chumasch… Sein Chumasch-Kommentar vereint Nigle, Nistor und Halocho. Zum Possuk „Im Bechukotai telechu“ kannte er 42 Auslegungen, auch wenn er sie uns nicht alle anbietet.
In seiner Einleitung zum Sefer Bereschit dichtete er:
Ihre Worte sind gezählt
ihre Buchstaben gewählt
wer kann die Bedeutungen zählen
die sich in jedem Ausspruch verbergen
dort ist die Lebensquelle.
Oder seine Formulierung: Es führt eine gerade Linie vom Licht der Tora zur Seele des Menschen.
Oder: (zu der Beschreibung des Tenach zu Jonathan ben Schauls Handlung):
„Ich kostete (die Tora) mit dem Ende des Stabes, und sie schmeckte süßer als Honig.“
Sein Schüler, der Chido, erzählt, dass er bei Kidusch-Lewono „Boruch Jozrech“.. in den vier Brachot den Namen Jakow angedeutet sah: „Die Anfangsbuchstaben von Jozrech, Ossech, Konech, Bor’ech = dein Bildner, dein dich Schaffender, dein Herr, dein Schöpfer.“
Seine Herkunft? Sein Lebenslauf? Sein Name meint wörtlich „Wohlgeruch, Gewürze oder auch Gewürzhändler.“ In den Städten Marokkos, in Fez, Meknes und Tiruan war er nicht selten Verfolgungen ausgesetzt, so dass er sich entschloss, seinen alten Traum zu verwirklichen und nach Erez Jisrael zu reisen.
Er kam nach Livorno in Italien und wurde dort warm aufgenommen. Hier gab er auch seine ersten Sfarim in Druck und lobte die Drucker später sehr für ihre sorgfältige Arbeit. Die Reichen der Stadt versprachen ihm, für eine Jeschiwa in Jeruscholajim aufzukommen, falls er sie dort gründen würde. Mit einem Gefolge von 30 Menschen schiffte er sich via Alexandrien nach Erez Jisrael ein. Der Kapitän des Schiffes sollte von dort nach Jaffo weiterfahren, erreichte aber stattdessen Akko.
Der Fehler hatte sein Gutes:
Sowohl in Jaffo als auch in Jeruscholajim war eine Seuche ausgebrochen. So blieb er vorläufig im Norden des Landes. Sein Schüler, Rabbi Jischmael Sgeniviniti, erzählt: „Akko wurde der Ausgangspunkt, um viele Kiwre Zadikim aufzusuchen.“ Unter anderem kamen sie in das Dorf Jaschiw und fanden dort zehn Baale Batim, die die Mizwot Hatelujot baArez[2] voll erfüllten.
Es war das Schmittojahr und sie ließen die Felder „keDat ukeDin“ unbearbeitet. Es herrschte ein idyllisches Zusammenleben zwischen den Bauern. Hier war das Kewer von Chuschai Hoarki, dem Freund Dovid Hamelechs, der den Ratschlag Achitofels zunichte machte. Er und seine Schüler saßen lange an diesem Grab und lernten die Geschichte Chuschais nach allen Gesichtspunkten, vertieften sich in Tehilim. Andere Reisen führten die Gruppe nach Zfat, Meron und Pekiin. In Pekiin war ihr Ziel die Höhle, in der sich Rabbi Schimon bar Jochai vor den Römern verbarg. In Meron stieg er vom Esel, um den Berg zu Fuss zu ersteigen, aus Ehrfurcht vor Rabbi Schimon bar Jochai.
In jener Zeit war der greise große Rabbi Abulafia der Raw von Tweria.
Er bat ihn sehr, sein Nachfolger zu werden und seine Jeschiwo dort zu eröffnen. Beide, er und Rabbi Chajim Abulafia, baten die italienischen Finanziers um die Erlaubnis, doch schließlich stand die Jeschiwo in Jeruscholajim. Elf große Talmide Chachomim und vier junge Bachurim bildeten die Kerngruppe der Jeschiwo.
Sein Einfluss, seine Ausstrahlung waren unbeschreiblich. Sowohl das sefardische als auch das aschkenasische Judentum standen in seinem Bann.
Sein Schüler, der Chido, der damals erst 18 Jahre alt war, beschreibt seine erhabene Persönlichkeit und bezeugt, dass aus den herrlichen Sforim vielleicht nur 1/10 seiner Größe zu ermessen sei.
Noch eine Begebenheit, die den Rahmen der Schulweisheit sprengt:
Um sich über eine Gesejra des Paschas zu beraten, traf man sich heimlich an einem Versammlunggsplatz der Karaim (diejenigen, die die Tora scheb’al Pe nicht anerkannten). Er stolperte über die erste Stufe und wurde nur schwer aus einer Ohnmacht erweckt. Sich aufrichtend, bat er unter der Stufe nachzusehen, was sich dort befände. Man fand die Schriften des Rambam, von den Karaim böswillig versteckt, weil der Rambam sie bekämpft hatte. Er reagierte: „Ihr werdet hier niemals ein Minjan zusammenbringen.“ So geschah es auch: Gewannen sie ein neues Mitglied, verstarb ein anderes aus ihrer Gemeinschaft.
Als er niftar wurde, wie gesagt, mit nur 47 Jahren, war es in Erez Jisrael Mozae Schabbat. Zur selben Stunde setzte sich der BaalSchem Tow im weit gelegenen Międzybóż, in Polen zu Se’uda Schlischit. Er seufzte tief auf: „In dieser Minute ist in Erez Jisroel das Ner Hamaarowi erloschen.