Wer war das?
Bei der Schilderung eines so vielseitigen Mannes lässt sich mit dem Finger kaum auf nur einen Schwerpunkt deuten. Einerseits war er ein Gaon im Nigle, in der offen vor uns liegenden Tora, andererseits ein Gaon im Nisstar, in den tiefen Schichten der Kabbala. Und dazu – ein Mann der Tat. Privat? Unvorstellbares Leid, über das er sich erhob, um für sein Volk geradezustehen.
Zehn Jahre war er Maggid Mescharim in seiner Stadt (fast jeder Ort in Litauen und Polen hatte einen Maggid Mescharim – jemanden, der die Leute durch seine Ansprachen auf dem rechten Weg halten sollte.).
Ob es in jenen Jahren war, dass er die Werke des Gaon miWilna zum Druck vorbereitete?
Er führte die dritte Gruppe der Schüler des Wilnaer Gaon an, die nach Erez Jisrael hinaufstiegen. Das war im Jahre 1809 – die Schwierigkeiten und Abenteuer, die es zu bewältigen gab, sind kaum zu schildern. Es zog ihn nach Zefat, dort stand ein anderer Schüler des Wilnaer Gaon, Rabbi Menachem Mendel aus Schklow, einer kleinen aschkenasischen Kehilla vor. Die ‚Pruschim’, wie die Schüler des Wilnaer Gaon genannt wurden, zählten dort 40 Familien, 150 Personen. In Zefat konnte sich die Gemeinde leichter integrieren als es in Jeruschalajim der Fall war, aber – der Hunger war fürchterlich, die Parnassamöglichkeiten minim, die Gemeinde war nahe dran sich aufzulösen.
Man bestürmte ihn sehr, nach Europa zurückzugehen, um effiziente Hilfe zu beschaffen. Kaum war er also wenige Monate in Zefat musste er nochmals den Wanderstab ergreifen. Sicherlich bestand ein Zusammenhang zwischen dem Hunger und der 1813 ausbrechenden Seuche.
Er wandte sich zuerst seinem Geburtsland Litauen zu.
Dann Polen, verhandelte mit den Vorstehern der ‚Kollelot‘ in Amsterdam. Sein staatsmännisches Auftreten ließ den Gedanken an ‚Hilfe für Erez Jisrael‘ in eine Art ‘Steuer für Erez Jisrael’ umwandeln. Seine flammenden Reden erweckten in Leuten den Wunsch, ebenfalls ins Erez Hakodesch hinaufzuziehen. Die Hilfe der europäischen Jehudim versuchte er zu einer fixen, beständigen Einnahme zu stabilisieren. Zur selben Zeit 1810 – 1813 wurde auch die chassidische Gemeinde aufgefordert, um ebenfalls dem Kollel aus der großen Not herauszuhelfen. Er, nun, einer der größten Schüler des Wilnaer Gaon, in den Jahren nach den ernsten Zusammenstößen der Ideen und ihrer Träger, verstand es mit dem Abgesandten des chassidischen Kollels Hand in Hand zu arbeiten. So wie er auch später in Zefat und Jeruschalajim niemals die Gegensätze hervorhob sondern das Gemeinsame.
Bei seiner Aufgabe in Europa war es vor allem Rabbi Chaim Wolozhiner, der berühmteste Schüler des Wilnaer Gaon, der ihm zur Hand ging. Drei Jahre verbrachte er in Europa, fern von seiner Familie. Sein Geist, der Geist des reinen Lernens, ruhte auch in Europa nicht. In Minsk ließ er seine Erklärungen, „Taklin Chadetin’ zu Massechet Schkalim mit den Anmerkungen des Wilnaer Gaon, drucken.
Wie erwähnt, 1813 kehrte er, diesmal über Warschau, Wien und Konstantinopel, also auf dem Landweg, nach Zefat zurück.
Aber da tobte schon die Seuche. Er verlor seine Frau, zwei Söhne, zwei Töchter und Schwiegersohn. Nur die jüngste Tochter blieb am Leben. Die Jehudim flohen in die Berge und nach Jeruschalajim. Auch er wandte sich nach Jeruschalajim, kehrte aber nach drei Jahren, nach dem Erlöschen der Magefa nach Zefat zurück. Der andere Schüler des Wilnaer Gaon, Rabbi Menachem Mendel von Schklow blieb in Jeruschalajim. Jetzt wurde er an dessen Statt zum Haupt der Adat Hapruschim gewählt.
Als die erste Druckerei in Zefat von Reb Jona Beck gegründet wurde, gab er sein Sefer über die Mizwot hatlujot baArez bei ihm in den Druck. Er nannte sein Werk „Die Ecke des Tisches“, behandelte es doch diejenigen der Mizwot hatlujot baArez, welche der „Gedeckte Tisch”, der Schulchan Aruch, nicht näher behandelte. Im Galil wüteten Unruhen, sodass es drei Jahre währte, bis der Druck des Sefers vollendet werden konnte.
Inzwischen war seine Gemeinde auf 600 Personen angewachsen.
Es gelang ihm, Hilfe aus Europa zu erhalten. Der Staatsmann in ihm ließ ihn einen Schaliach nach Jemen, Teman, schicken um dort nach den zehn Stämmen zu forschen. Der Staatsmann in ihm sorgte nicht nur für Schalom zwischen allen Strömungen und Gemeinden wie Sefardim, Chassidim und Peruschim – er fand auch eine Sprache nach außen, mit den Jischmaelim.
Für ihn, der unterschreibt „Afar Erez Jisrael – der Staub des Landes“ – findet der Chasam Sofer die wärmsten Worte: „Er gab mir sein Sefer zur Begutachtung, aber wie könnte ich in der Dunkelheit des Galut überdenken, was in der Atmosphäre des heiligen Landes durch diesen Gaon geschaffen wurde. Seine Psika[1] ist bindend.“
Natürlich trat er, der große Possek, in einer Generation von großen Posskim in den Schatten seines Rebben, den Wilnaer Gaon, zurück.
Zu Recht gilt er als einer der Begründer der aschkenasischen Ansiedlung in Erez Jisrael.
Rabbi Jisrael ben Schmuel Aschkenasi mi’Schklow
der Baal Peat Haschulchan
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