Messilat Jescharim – 8 – Wie den Eifer zu erwerben

Datum: | Autor: Rabbi Moshe Chaim Luzatto | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Eifer

Der große Rabbi Mosche Chaim Luzzatto lebte vor ca. 300 Jahren und ist vor allem über seine Schriften über die jüdische Weltanschauung und Ethik bekannt. Sein Werk Messilat Jescharim («Der Weg der Geraden»), welches den Weg des geistigen Wachstums von einem jüdischen Menschen vorzeigt, wurde von Gaon von Wilna hochgeschätzt und wird auch heutzutage überall auf der Welt studiert.

Fortsetzung

Achtes Kapitel. Über die Methode, den Eifer zu erwerben.

Die Mittel, durch die der Eifer erworben wird, das sind ganz dieselben, durch die die Achtsamkeit erworben wird, und die verschiedenen Grade entsprechen einander, wie bereits oben erwähnt.

Die beiden Tugenden sind sehr nahe verwandt, und es ist kein anderer Unterschied zwischen ihnen, als dass die eine auf die Gebote, die andere auf die Verbote sich erstreckt. Und wer nun über die hohe Bedeutung der Mitzwot sich klar geworden, wer erkennt, wie weit unsere Verpflichtung hierin geht, der wird sein Herz unermüdlich spornen zum Dienste G-ttes. Der stärkste Ansporn aber wird es sein, wenn wir bedenken, wieviel Gutes der Heilige, gelobt sei Er, dem Menschen erweist, zu jeder Zeit und zu jeder Stunde, welch große Wunder Er an ihm vollführt von der Geburt bis zum Grabe. Je mehr er sich mit seinem Denken in diese Betrachtungen vertieft, desto deutlicher kommt ihm zum Bewusstsein, wie tief er diesem gütigen G-tt verpflichtet ist, und das wird dann ein Mittel, dass er in seinem Dienste nicht träge noch schlaff wird.

Der Mensch kann natürlich G-tt seine Güte nicht vergelten, darum wird er wenigstens Seinen Namen loben und Seine Gebote erfüllen. Es gibt keinen Menschen, in welcher Lage er auch sei, ob arm, ob reich, ob gesund oder krank, der in seiner Lage nicht Wunder und große Wohltaten erführe. Wer reich und gesund ist, ist G-tt für seinen Reichtum, für seine Gesundheit verpflichtet. Der Arme dafür, dass Er auch in seiner Armut ihn seinen Unterhalt in wunderbarer Weise finden und ihn nicht Hungers sterben lässt, der Kranke, weil Er ihn in seiner schweren Krankheit in seinen Leiden stärkt und ihn nicht dem Tode überantwortet u. s. f.

So gibt es keinen Menschen, der sich seinem Schöpfer nicht verpflichtet fühlen muss. Und wenn er nun diese Güter, die er von G-tt empfängt, in Erwägung zieht, dann wird ihm das ein Ansporn sein, seinen Eifer im Dienste G-ttes zu steigern. Wenn er bedenkt, dass all sein Glück von G-tt abhängt, und, was er nötig hat und was er braucht, nur von G-tt und von keinem Andern stammt, dann wird er nicht träge im Dienste G-ttes sein und Ihm nichts entziehen von dem, was Ihm zukommt.

Wie du siehst, habe ich hier in Kürze die drei Abstufungen geschildert, die ich in dem Kapitel von der Achtsamkeit ausgeführt.

Wie ja die beiden Tugenden nur eine sind, und was von der einen auch von der anderen gilt: Bei denen, die sich zur Vollkommenheit durchgerungen, ist das treibende Moment das Bewusstsein der Pflicht und die klare Einsicht in den Wert und die Bedeutung der guten Handlungen.

Bei denen, die auf einer niederen Stufe stehen, die Rücksicht auf das Jenseits und die Stellung, die sie dann einnehmen werden, auf dass sie am Tage der Vergeltung nicht beschämt dastehen, wenn sie sehen, wie sie das Glück, das ihnen erreichbar war, verscherzt haben.

Bei den Durchschnittsmenschen endlich die Rücksicht auf das Diesseits und seine Bedürfnisse, wie ich das alles eben ausgeführt habe.

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