Unser Volk durchlebt schwierige Tage. Ein schreckliches Massaker im Gasastreifen, ein schweres Pogrom, wie wir es seit der Schoah nicht mehr erlebt haben. Wir alle sind auf der Suche nach Schutz und wahrer Unterstützung. Deshalb möchte ich uns alle daran erinnern, dass G-tt, Er und nur Er die Welt regiert (siehe Tehillim 127:1). Er wird “ Zur Jisrael“ genannt – das Firmament Jisraels, aber sein Schutz hängt davon ab, wie stark wir uns auf ihn verlassen. Hier bieten wir Ihnen eine kurze, aber äußerst wichtige und für jeden von uns relevante Passage aus dem Buch Nefesch HaChaim (Pforte 3, Kapitel 12). Wir hoffen, dass die Worte von Raw Chaim von Wolozhin, einem großen Schüler des Wilnaer Gaon, uns dazu bringen werden, unseren Glauben zu stärken und so dazu beitragen, jeden unserer Leser sowie unser Land als Ganzes zu schützen:
וּבֶאֱמֶת הוּא עִנְיָן גָּדוֹל וּסְגֻלָּה נִפְלָאָה לְהָסִר וּלְבַטֵּל מֵעָלָיו כָּל דִּינִין וּרְצוֹנוֹת אֲחֵרִים שֶׁלֹּא יוּכְלוּ לִשְׁלֹט בּוֹ וְלֹא יַעֲשׂוּ שׁוּם רֹשֶׁם כְּלָל.
Und in Wahrheit – es ist eine grosse Sache und ein wundersames Mittel [סגולה נפלאה], von sich alle Urteile und Begehren von anderen zu entfernen und zu beseitigen, so dass sie nicht in der Lage sind, über dem Mensch zu herrsches, und keinerlei Eindruck hinterlassen werden.
כְּשֶׁהָאָדָם קוֹבֵעַ בְּלִבּוֹ לֵאמֹר הֲלֹא ה‘ הוּא הָאֱ-לֹקִים הָאֲמִתִּי וְאֵין עוֹד מִלְּבַדּוֹ יִתְבָּרַךְ שׁוּם כֹּחַ בָּעוֹלָם וְכָל הָעוֹלָמוֹת כְּלָל וְהַכֹּל מָלֵא רַק אַחְדוּתוֹ הַפָּשׁוּט ית“ש.
Wenn ein Mensch in seinem Herzen festsetzt und sagt: „Haschem ist der wahre G-tt, neben dem es keine andere Macht auf der Welt und auf allen Welten gibt und Alles ist erfüllt nur von Seiner einfacher Einheit, gelobt sei Sein Name.“
וּמְבַטֵּל בְּלִבּוֹ בִּטּוּל גָּמוּר וְאֵינוֹ מַשְׁגִּיחַ כְּלָל עַל שׁוּם כֹּחַ וְרָצוֹן בָּעוֹלָם.
Und er annuliert in seinem Herzen vollständig und ignoriert komplett alle anderen Kräfte und Begehren, die es in der Welt gibt.
וּמְשַׁעְבֵּד וּמְדַבֵּק טֹהַר מַחֲשַׁבְתּוֹ רַק לָאָדוֹן יָחִיד ב“ה.
Und unterwirft die Reinheit seiner Gedanken nur dem Einzigen Herrscher, gelobt sei Er, und klammert sich an Ihn.
כֵּן יַסְפִּיק הוּא יתב‘ בְּיָדוֹ שֶׁמִּמֵּילָא יִתְבַּטְּלוּ מֵעָלָיו כָּל הַכֹּחוֹת וְהָרְצוֹנוֹת שֶׁבְּעוֹלָם שֶׁלֹּא יוּכְלוּ לִפְעֹל לוֹ שׁוּם דָּבָר כְּלָל.
Dann wird der Allerhöchste, gepriesen sei Er, ihn so leiten, dass alle Mächte und Versuche in der Welt von ihm ablassen und ihm nichts antun können..
וְגַם יִגְזֹר אוֹמֵר וְיָקָם לוֹ לִפְעֹל עִנְיָנִים וְנִסִּים נִפְלָאִים הִפּוּךְ סִדּוּר כֹּחוֹת הַטְּבָעִים. כֵּיוָן שֶׁמְּשַׁעְבֵּד ומדב‘ טֹהַר אֱמוּנַת לְבָבוֹ בֶּאֱמֶת בַּל תָּמוּט רַק לוֹ יתב‘ לְבַד וְאֶצְלוֹ יִתִּב‘ הַכֹּל שָׁוֶה כָּל רֶגַע.
Außerdem wird Er dafür sorgen, dass sich für ihn erstaunliche Ereignisse und Wunder ereignen, entgegen der natürlichen Ordnung der Dinge, weil der Mensch unterwirft sich unabänderlich wahrhaftig und hängt durch die Reinheit des Glaubens seines Herzens einzig und allein an Ihm, gepriesen sei Er, und Ihm ist in jedem Augenblick alles gleich.“
In dieser Passage macht „Nefesch Hachaim“ eine überraschende Entdeckung: Selbst ein Mensch, der weit von der Größe und Ganzheit des Wissens um den Schöpfer und Seine Allmacht entfernt ist, der Seine Einheit nicht spürt, der kein hohes Maß an Vertrauen in Ihn erreicht hat, kann in einer schwierigen Situation den Einfluss verschiedener Kräfte teilweise oder ganz aufheben.
Dazu muss er seinen Glauben an den Einen Schöpfer stärken. Natürlich erfordert dies zunächst eine ernsthafte Vorbereitung und ständige Arbeit.
Man muss sich bewusst machen und spüren, wie groß der Allerhöchste ist, dass Er über die Welt regiert, und zwar ständig, und dass Seine Macht absolut ist.
In Zeiten der Angst und Sorge sollte man nachdenklich die Worte von „Schma, Jisrael“ lesen und verstehen – „Höre, o Israel, der Herr ist unser G-tt, der Herr allein“.
(Konkret bedeutet dies, dass Er der Herrscher über alle Dinge ist). Oder wir können den Vers lesen, den wir am Ende von Jom Kippur sagen – „Der HERR, Er ist der allmächtige G-tt“.
Daran sollte man sich erinnern, auch wenn es aus den Nachrichten nicht hervorzugehen scheint. Man sollte versuchen, in allen Situationen daran zu denken und es zu leben. In Zeiten großer Not sollten wir uns daran erinnern, dass absolut alles, selbst unsere schwersten Probleme, vom Schöpfer kommen. Alles, was er tut, ist zu unserem Besten. Es liegt in seiner Macht, alle unsere Probleme zu lösen. Wenn Er sie nicht so löst, wie wir es uns wünschen, dann ist es notwendig und besser für uns. Außerdem sollte man den Tanach und andere Seforim lesen und darüber nachdenken, was darin gesagt wird, und vor allem tief in die Bedeutung von „Schma, Jisrael“ eindringen. Natürlich ist es schwierig, dies zu tun, wenn man sich in einer Situation befindet, die hoffnungslos erscheint („G-tt bewahre!“).
Aber wer ständig daran arbeitet, sich der absoluten Autorität des Schöpfers bewusst zu werden, wird der Prüfung standhalten können.
Indem man seinen Glauben an den Schöpfer allmählich stärkt, beginnt man zu erkennen, dass die Ereignisse des eigenen Lebens nicht das Ergebnis von Zufall oder “blindem Schicksal” sind, sondern von der Höheren Hand gelenkt werden. Diese Erkenntnis trägt dazu bei, den Glauben noch weiter zu stärken. Das ist es, was der Prophet Chabakuk sagte: „Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben“ – וְצַדִּיק בֶּאֱמוּנָתוֹ יִחְיֶה.
