Gaon Rav Gershon Edelstein (Rosch Jeschiwat Ponewezh) ist einer der ältesten Rosche Jeschiwot unserer Zeit. Er wird auch als einer der Oberhäupter unserer Generation angesehen und nicht nur Schüler von Jeschiwot und Kollelim lauschen seinen Lehren. Wir hoffen, dass die Worte von Gaon Rav Gershon Edelstein auch den Lesern unserer Zeitschrift zugute kommen.
Tränenerfülltes Gebet für Erfolg im Tora-Lernen
Wir alle wünschen uns, im Tora-Lernen erfolgreich zu sein. G-tt sei Dank liebt das jüdische Volk die Tora. Aber den Erfolg im Tora-Lernen muss man verdienen. Ohne besondere Verdienste wird es nicht gelingen, wie unsere Weisen, ihr Angedenken zum Segen, sagten (Pirke Avot 6:6): „Die Tora wird einem zu eigen, wenn achtundvierzig Bedingungen erfüllt sind“, und zählen verschiedene Verdienste, Charaktereigenschaften und gute Taten auf, wozu auch Furcht, Ehrfurcht, Bescheidenheit und viele andere Tugenden gehören, die erfolgreiches Tora-Lernen ermöglichen.
Der Chason Isch (Rabbi Awrohom Jeschajahu Karelitz SZL) sagte einmal, dass auch eine unbegabte Person mit großem Erfolg die Tora lernen kann. Als Beispiel nannte er einen Jehudi, der in seiner Jugend keine große Begabung für das Tora-Lernen zu haben schien, jedoch im Laufe der Jahre auf diesem Gebiet sehr erfolgreich und schließlich ein großer Talmid Chacham wurde. Chason Isch nahm an, dass dies den Gebeten seiner gerechten Großmutter zu verdanken ist, die beim dem Kerzenzünden freitagabends Tränen vergoss und Haschem darum bat, dass ihr Enkel im Tora-Lernen erfolgreich wird. Es gibt ein Gebet, das nach dem Kerzenzünden gesagt wird: „Und gib mir den Verdienst, weise und kluge Söhne und Enkel zu erziehen, … welche die Welt mit der Tora und guten Taten erleuchten werden…“. Seine Großmutter sprach dieses Gebet mit Tränen und ihre Tränen führten dazu, daß er zu einem Talmid Chacham wurde, ohne besondere Fähigkeiten zu haben.
Der Chason Isch sagte, dass er diesen Jedudi persönlich kennt, der ein berühmter Rabbiner in der Diaspora wurde. Er wurde gefragt, wer es war. Die Leute glaubten, dass die Bekanntmachung seines Namens von großem Nutzen sein könnte, denn wenn alle, die als unfähig angesehen werden, die Tora zu studieren, hören, dass der Rabbi so-und-so auch keine Fähigkeiten besaß, und dennoch zu einem berühmten Rabbiner wurde, würde es sie aufheitern und ihnen helfen, mit neuer Kraft zu lernen. Aber Chason Isch sagte, dass wenn man bekanntgibt, wer es ist, dies seine Ehre verletzen könnte. Nach einiger Zeit fragte man Chason Isch erneut, ob es vielleicht schon möglich ist, den Namen dieses Rabbiners zu veröffentlichen, worauf er geantwortet hat, dass dieser bereits gestorben ist, und sein Name jetzt erst recht nicht bekannt gegeben werden darf.
Das ist die Realität. Selbst ein Mensch ohne Fähigkeiten kann in der Tora wachsen und gedeihen. Dies erfordert aber Verdienste, zum Beispiel das Verdienst einer Großmutter, die beim Kerzenzünden mit Tränen betete. Und um so mehr werden einem Menschen, der Erfolg im Tora-Lernen erlangen will, seine eigenen tränenerfüllten Gebete helfen.
Vor Jahren ging ein Junge, der sehr danach strebte, im Tora-Lernen erfolgreich zu werden, in eine leere Synagoge, ging zum Aron Akodesh (dem Schrank, in welchem die Torarollen aufbewahrt werden) und versteckte sich hinter dem Vorhang. Dort betete er zu G-tt unter Tränen für den Erfolg im Tora-Lernen. Jemand ging zufällig vorbei und sah, was in der Synagoge geschah; der Junge bemerkte ihn nicht. Später wurde dieser Junge ein großer Talmid Chacham, ein gerechter Mann und ein Wundertäter.
Groß ist die Kraft der Tränen und eines aus dem Herzen kommenden Gebets. Es spielt keine Rolle, wer betet: ein Kind, ein Junge oder ein Erwachsener – wenn das Gebet aufrichtig ist, wenn es vom Herzen kommt, wird der betende Mensch mit einem Erfolg beim Lernen der Tora belohnt, ein Erfolg, der jeden natürlichen Rahmen sprengt!
Es ist bemerkenswert: wir bitten im Gebet (der vierte Segen von „Schmone Esre“): „Gewähre uns Wissen, Verständnis und Vernunft“, wir bitten um ein Geschenk, um die Gnade des Allmächtigen, die es uns ermöglichen wird, im Tora-Lernen Erfolg zu haben, denn dieser Erfolg hängt ganz von der Hilfe von Oben ab.
Manchmal sehen wir, dass jemand Fortschritte macht, scheinbar auch ohne für sie zu beten. Es gibt viele Möglichkeiten, dessen würdig zu werden. Vielleicht hat er eine besondere Liebe für die Tora, wissbegierig, lernt mit Eifer und mit Liebe und verdient daher einen besonderen Erfolg. Würde er aber für seinen Erfolg beten, würde er noch viel mehr erreichen.
Das Lernen muss kontinuierlich sein
Gebet ist jedoch noch nicht alles. Wir erwähnten oben die achtundvierzig Bedingungen, welche in Pirkei Avot aufgelistet sind und Erfolg im Tora-Lernen ermöglichen. Die allererste Bedingung, die dort angegeben wird, ist das Lernen. Ganz einfach: um die Tora erfolgreich zu lernen, muss man lernen!
Hier ist es wichtig, wie man lernt. Wenn jemand ein wenig lernt und dann viel Zeit vergeudet – ist es denn möglich, dass er Erfolg haben wird? Schließlich ist dies eine Missachtung der Tora, es gibt nichts Schlimmeres, als das. Wie es geschrieben steht: „Das Lernen der Tora ist gleichbedeutend mit der Erfüllung aller Gebote, folglich hat die Vernachlässigung der Tora die selbe bedeutung wie das Übertreten aller Gebote“ (Sifri, Ekew). Wer die Tora vernachlässigt, sie nicht ehrt, sich nicht um die die Tora kümmert – einem solchen Menschen wird Tora nicht zuteil…
Daher die erste Bedingung – die Tora nicht zu vernachlässigen. Man soll sich davor hüten, die Tora zu vernachlässigen, oder eine sehr starke Liebe zur Tora hegen, die es nicht zulässt, dass sie vernachlässigt wird. Jedoch während des Lernens soll man keine Angst haben, die Tora zu vernachlässigen. Jemand, der beim Lernen angespannt und verängstigt ist, wird keinen Erfolg haben. Er wird einfach nicht verstehen, was er lernt. Man muss in einem Zustand der Ruhe lernen und das Lernen geniessen. Der Lernstil soll für den Lernenden geeignet sein. Das Lernen sollte für ihn interessant sein, er soll die Süße der Tora spüren. Er muss dabei wissen, dass er jetzt lernen muss, ohne sich abzulenken. Er muss sich vor der Vernachlässigung der Tora fürchten; dies wird dazu führen, dass er lernen und keine Zeit verlieren wird.
Das Erlernen der Tora bringt Freude. Im Buch „Chowot Halewawot“ (Tore des Verstehens, Ende des fünften Kapitels) steht, dass Dinge, die existenziell notwendig sind, normalerweise leicht zugänglich sind. Die Luft, ohne die ein Mensch nicht leben kann, ist überall vorhanden. Wasser, das für den Menschen sehr notwendig ist, ist nicht so zugänglich wie Luft, aber es ist nicht schwer, es zu finden. Das Essen ist in geringerem Grad als Wasser lebensnotwendig und es gibt die Möglichkeit, eine Art von Essen durch eine andere zu ersetzen, ist etwas schwieriger zu finden, usw. Der Allerhöchste, gesegnet sei Er, richtete die Welt so ein, dass je notwendiger etwas ist, um das Leben im menschlichen Körper zu erhalten, desto leichter ist es, es zu erlangen.
Dasselbe geschieht mit der Seele des Menschen. Für ihre Existenz in der zukünftigen Welt, der Welt des wahren und ewigen Vergnügens, für ihre Heiligkeit, ist es zuallererst notwendig, die Tora zu studieren, denn „das Lernen der Tora ist gleichwertig mit der Erfüllung aller Gebote.“ Das Lernen der Tora heiligt die Seele des Menschen mehr als alles andere, und da es für die Seele so notwendig ist, machte der Allerhöchste, gesegnet sei Er, die Tora süß und anziehend, so dass der Mensch davon mitgerissen werden und mit Vergnügen lernen kann.
Daher ist es die erste Bedingung für den Erfolg beim Tora-Lernen, ohne Ablenkung zu lernen. Wer die Tora vernachlässigt, verliert das Anrecht, sie zu erwerben.
Es ist klar, dass jeder gemäß seinen Kräften lernen soll. Die menschliche Kraft ist begrenzt, man sollte sich nicht überanstrengen. Aber das, wozu man ja Kraft hat, muss man tun.
Jede Handlung sollte der Erfüllung des Wunsches des Allmächtigen dienen
Am Ende des Buches „Messilat Jescharim“ steht geschrieben: „So kann ein Mann, der genötigt ist, niedrigere Arbeit zu verrichten, ebenso fromm sein, wie einer, der sich ununterbrochen dem Torastudium widmet.“ Das heißt, wenn er arbeiten muss, um seine Familie zu ernähren und nicht den ganzen Tag dem Tora-Lernen widmen kann, ist es für ihn kein Hindernis, ein frommer Jude zu sein, wenn alle seine Gedanken heilig sind und er nur so viel arbeitet wie nötig. Schließlich erfüllt er den Wunsch des Allmächtigen, indem er sich um seine Familie kümmert. Und selbst wenn er einem wenig respektablen Handwerk nachgeht, erfüllt er doch den Wunsch des Allmächtigen, er ist den ganzen Tag damit beschäftigt, Seine Gebote zu erfüllen.
[Der Chafetz Chaim im Buch „Schmirat Halaschon“ (2:29) schreibt, dass jemand, der arbeitet, um eine Familie zu versorgen, um seine Frau und Kinder zu ernähren, und umsomehr um einen Tora-Lehrer für seine Söhne zu bezahlen, sich nicht umsonst abmüht. Und er wird nicht nur für die Stunden belohnt werden, die er dem Studium der Tora widmete, sondern auch für die Zeit, in der er arbeitete, um dadurch den Wunsch des Höchsten erfüllen. Wenn er aber den ganzen Tag arbeitet, um ein schickes Haus zu haben und luxuriöse Kleidung zu kaufen, über das hinaus, was seine Familie braucht, wird seine Arbeit ihm keine Belohnung bringen …]
Die Arbeit, die jemand für die Existenz seiner Familie verrichtet, ist ein Gebot, das niemand anderer an seiner Stelle erfüllen kann. Typischerweise wissen die arbeitenden Menschen nicht, wie wichtig es ist, dass sie es tun, weil sie glauben, dass sie einfach zur Arbeit gezwungen sind, obwohl sie in Wirklichkeit für ihre Arbeit mit großem Verdienst belohnt werden. Es wird gesagt: „Jeder, der einer Seele Existenz gibt – es ist als ob er eine ganze Welt erschaffen würde“ (Sanhedrin, 37a); das bedeutet, dass ein Mensch, der arbeitet, um die ganze Familie zu versorgen, mehrere Welten erschafft! Und es ist notwendig, sich der Wichtigkeit dieses Gebots bewusst zu sein.
Eine Person muss essen und trinken, um das Leben im Körper zu erhalten, um dem Allmächtigen zu dienen. Er ist ein Diener des Höchsten, und ein Diener muss essen, damit er die Kraft hat, seinem Herren zu dienen. Wenn ein Soldat in der Armee des Königs in einen Hungerstreik tritt, wird dies als Rebellion gegen den König angesehen, weil er vor Hunger schwächer und nicht in der Lage sein wird, dem König wie gefordert zu dienen. Jeder von uns ist ein Soldat in der Armee des Höchsten und muss deshalb essen, um Ihm zu dienen. Es stellt sich heraus, dass wir, wenn wir essen, dadurch den Wunsch des Allmächtigen erfüllen; wenn wir essen, dienen wir Ihm, dem Gesegneten! Nicht jeder denkt darüber nach.
Wenn ein Mensch schläft, tut er zu dieser Zeit scheinbar nichts. Rambam sagt in „Hilchot Deot“ (3:3): Wenn er im Namen des Himmels schläft, um Kraft zu gewinnen, gesund zu sein und die ihm auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen, dann ist dieser Schlaf genau das, was der Allmächtige von ihm will. In diesem Fall wird sein Schlaf als Dienst für den Höchsten angesehen! Und wir können diesen Verdienst haben, wenn wir darauf achten, dem Höchsten durch die Ausführung einfachster Handlungen zu dienen. Dann wenn ein Mensch isst, trinkt, schläft und noch mehr, wenn er lernt oder betet, erfüllt er den Wunsch des Höchsten. Er erfüllt seine Gebote jede Minute!
Angst, Zittern, Bescheidenheit…
Was den Erfolg beim Studium der Tora betrifft, gibt es viele Bedingungen, durch deren Erfüllung die Tora einem Menschen zu Eigen wird. Zum Beispiel sind in Pirkei Avot Angst und Furcht erwähnt. Dies sind zwei verschiedene Stufen der G-ttesfurcht. Es gibt viele Arten von Furcht. Zum Beispiel werden im Segen des neuen Monats Furcht vor dem Himmel und Angst vor einer Sünde erwähnt. Ramchal (Messilat Jescharim, 24) erklärt, dass die Furcht vor dem Himmel sich darin zeigt, dass ein Mensch eine Gelegenheit zum Sündigen bekommt, diese aber ablehnt. Angst vor der Sünde ist eine höhere Ebene, in der eine Person ständig davor fürchtet, es könnte sich eine Sünde seinen guten Taten beimischen. All diese Stufen der G-ttesfurcht sind ein Mittel, im Lernen der Tora Erfolg zu haben.
Eine andere dort erwähnte Bedingung für den Erwerb der Tora ist Anava, Bescheidenheit (bis zur Selbsterniedrigung). Aber viele sind weit davon entfernt sogar zu verstehen, was Stolz und was Bescheidenheit ist. Ramchal (ibid., 22-23) erklärt dies sehr ausführlich. Er sagt, dass ein bescheidener Mensch nicht auf sich selbst achtet. Wenn jemand glaubt, dass er in einem bestimmten Bereich eine sehr wichtige Person ist, ist das dem Hochmut nahe. Obwohl es für einen Menschen so natürlich ist, sich für wichtig zu halten, man möchte geschätzt werden… Wenn jemand einige Verdienste hat, ist es für ihn sehr wichtig zu wissen, ob andere Leute es bemerkt haben, ob sie es schätzen… Dies entspricht der menschlichen Natur, ein Mensch genießt, wenn man ihm Ehre zeigt. Aber wenn er glaubt, dass andere ihm Respekt schulden, ist dies ein Zeichen des Hochmuts.
In der Tat gibt es keinen Grund, Respekt zu verlangen. Wenn eine Person einige Verdienste hat, ist es klar, dass sie ihm von G-tt geschenkt wurden. Sagen wir, er hat gewisse Begabungen, einen Verstand, gute Eigenschaften. Hat er sich diese Fähigkeiten selbst verschaffen? Alles, was er hat, ist vom Höchsten, er selbst ist wie ein armer Mann, dem Almosen gegeben wurden. Er erhielt die Begabung als Geschenk. Sogar wenn er selbst etwas erreicht – diese Kraft dazu wurde ihm von oben gegeben, in jedem Moment kann es geschehen, dass sie nicht mehr da ist, G-tt bewahre. Oft geschieht es, dass vorhin absolut gesunde Menschen plötzlich nicht mehr “funktionieren”, möge der Allmächtige uns gnädig sein.
Jede Person ist wie ein Patient auf einer Intensivstation. Er ist ständig „verbunden“ mit dem Atem, der von Oben kommt, jede Minute gibt ihm der Allmächtige neue Kräfte. Was er sehen und hören kann, ist eine Manifestation der Barmherzigkeit des Himmels. Und nur weil wir daran gewöhnt sind, fühlen wir nicht, dass hinter unserer Existenz die Gnade des Höchsten steht. Aber das ist die Realität. Und es ist nicht leicht, es zu fühlen, selbst wenn wir gläubige Menschen sind. Einen derart klaren Glauben zu haben, dass man sich immer daran erinnert und es fühlt, ist sehr schwierig.
Die Wahrheit ist, dass wir keinen Grund haben, Respekt zu fordern, denn alles, was wir haben, ist uns von Oben gegeben. Und über denjenigen, der Stolz zeigt, heißt es (Mischle, 16: 5): „Ein Greuel vor G-tt ist jeder Überhebliche…“, und wenn er in den Augen des Höchsten widerlich ist, hat er keinen Verdienst! Und wenn es ihm gelingt, die Tora zu lernen, liegt das nicht an seinen Verdiensten. Vielleicht dank Großmutters Tränen. Er selbst kann keinen Verdienst haben, weil er „ein Greuel für den Herrn“ ist.
Und es ist so schwer, es ist gegen die Natur der Menschheit – nicht Respekt für sich selbst zu erwarten, nicht zu wollen, dass andere uns schätzen, keine Befriedigung durch die Ehrerbietung zu verspüren. Das ist übernatürlich!
In der Gemara gibt es viele Geschichten über unsere Weisen Amoraim, die große Angst vor einer ihnen erwiesenen Ehre hatten. Im Traktat Sanhedrin (7b) wird über den Raw berichtet, der das Haupt seiner Generation war. Er wurde nach jedem von ihm angehaltenen Tora-Vortrag von großen Talmide Chachomim begleitet, die ihm Ehre erwiesen. Rav fürchtete, dass er dadurch stolz werden könnte. Buchstäblich steht im Kommentar von Raschi: „Dass sein Geist sich verschiebt“. Die Rede war nicht von einem echtem Stolz, er hatte nur Angst, dass sein Geist sich ein wenig in Richtung Hochmut bewegte, und seine Bescheidenheit würde nicht so vollkommen sein wie sie war. Damit dies nicht geschieht, wiederholte er immer wieder Verse aus der Tora, die von Bescheidenheit und Demütigung sprechen, um den Einfluss der ihm erwiesenen Ehre zu neutralisieren und zu fühlen, dass er selbst keine Bedeutung hat.
Ein anderer Weise, Mar Sutra Chasidah, von welchem die gleiche Gemara berichtet, dass man ihn am Schabbat auf Schultern trug, um die Tora zu ehren, wiederholte auch Verse der Tora, die von Bescheidenheit sprechen. Und auch hier ging es nicht um einen Stolz, sondern nur um die mögliche Schwächung der Bescheidenheit.
Unsere Weisen (Avoda Sara, 20b) sagten, dass Anava (außergewöhnliche Bescheidenheit) über allem steht. Die Eigenschaft der Bescheidenheit gibt einem Menschen viele Verdienste und macht ihn glücklicher. Ein demütiger Mensch ist glücklich, denn er ist immer zufrieden mit dem, was er hat, er fühlt, dass ihm viel mehr gegeben wird, als er verdient. Das ist ein wunderbares Gefühl, das ihn bindet und ihn gleichzeitig glücklich macht! Gleichzeitig macht er sich immer Sorgen, ob er alles getan hat, was er kann und versteht, dass er seine Schuld nie ganz abzahlen kann.
Das große Glück der Lernenden
G-tt sei Dank gibt es auch in unserer Zeit Menschen, die auf einer hohen Stufe stehen und in die Tora versunken sind. Die Tatsache, dass junge Jeschiwa-Bachurim sitzen und lernen, ist nicht so ein großes Wunder, denn es fehlt ihnen eigentlich an nichts. Sie haben alles, was sie brauchen – Essen, Kleidung, Bett und haben keine Sorgen. Sie können ruhig sitzen und mit Interesse lernen, die Süße der Tora fühlen. Etwas anders verhält es sich mit verheirateten Kollel-Männern. Sie haben mehr Sorgen, und dennoch sitzen sie und lernen, und je mehr sie in die Tora vertieft sind, desto glücklicher sind sie!
In unserer Generation gibt es eine besondere Hilfe von Oben. Wir sehen, dass diejenigen, die die Tora lernen, einen Lebensunterhalt haben, und sie sind glücklicher als solche, die die Tora nicht lehren, glücklicher als viele reiche Menschen. Selbst wenn sie nur das Minimum haben – Brot mit Wasser – sind sie immer noch glücklicher als die, die reich sind! „Glücklich in dieser Welt“, und nicht nur sie selbst, sondern ihr gesamter Haushalt.
Ich hörte über eine Familie, die sehr bescheiden lebte – so weit dass es manchmal keine Möglichkeit gab, für Schabbat Fleisch zu kaufen; dann machten sie eben milchige Mahlzeiten. Dabei waren sie vollkommen glücklich. Eines der Kinder sagte einmal ohne jeglichen Hintergedanken, dass der Allmächtige sie mit dem Reichtum prüft, denn es fehlt ihnen an nichts. So fühlten die Kinder. Sie haben immer zu essen, sind nie hungrig, sind glücklich, brauchen nichts mehr… Der Test des Reichtums …
G-tt sei Dank sehen wir es auch in unserer Generation, dass je mehr ein Mensch in die Tora eintaucht ist, desto glücklicher er ist.
Manchmal gibt es Schwierigkeiten mit dem Bestreiten des Lebensunterhalts. Was ist in einem solchen Fall zu tun, wie kann man nach einer Einnahmequelle zu suchen? Es wird empfohlen, Lebensunterhalt in der Tora zu suchen. Zum Beispiel kann man Schüler unterrichten oder Vorträge über die Tora halten. Und man kann einfach mehr lernen, und das ist ein bewährtes Mittel: je mehr ein Mensch in die Tora eingetaucht ist, desto glücklicher ist er. [Anmerkung der Redaktion: Es ist wichtig zu beachten, dass diese Worte von Raw Edelstein an diejenigen gerichtet sind, die das Studium der Tora als ihre ständige Beschäftigung gewählt haben – an die Lernenden in Jeschiwot und Kollelim. Jede schwierige Situation im Leben erfordert Lösungssuche und Beratung mit den Weisen der Tora.]
Für all das ist G-ttesfurcht unabdingbar. Es ist notwendig, Mussar-Bücher zu lernen, sich mit Cheschbon Hanefesch (“Selbst-Rechenschaft”) und Selbstkritik zu beschäftigen. Selbstkritische Menschen sind glücklicher. Sie werden respektiert. Ich kannte einen Mann, der sich ständig mit Cheschbon Hanefesch beschäftigte, nicht übertrieben, nur etwas, aber man schätzte ihn dafür sehr. Es ist nur wichtig, nicht stolz zu werden…
Jeder kann in die Tora eintauchen, jeder auf seinem Niveau, und glücklich sein. Selbst wenn er eine große Familie und viele Sorgen hat – wenn er aber in seiner Situation so viel wie möglich mit der Tora beschäftigt ist und das Studium der Tora mit dem Studium von Musar verbindet, wird er glücklich sein. Es soll der Wille des Allmächtigen sein, dass wir alle eines so glücklichen Lebens teilhaftig sein sollten!