1) Der Kochherd
Der Kochherd soll vor Schabbat mit einem Blech oder ähnlichem zugedeckt werden. Wenn möglich, sollen alle Speisen, die man auf der Flamme oder Kochplatte stehen lässt, schon vor Schabbat ganz fertig gekocht sein. Wenn dies nicht der Fall ist, darf der Topf nicht bewegt werden, man darf nichts aus dem Topf herausnehmen oder umrühren und man darf den Deckel nicht auf den Topf zurücklegen – weil dies alles das Kochen beschleunigt. Erst wenn man sicher ist, dass es inzwischen fertig gekocht wurde, ist all dies erlaubt. Es ist eine [2]שאלה, ob Backöfen mit automatisch regulierter Hitze am Schabbat geöffnet werden dürfen, denn dadurch wird die Flamme grösser, oder bei einem elektrischen Herd wird der Strom eingeschaltet.
2) Das Zurückstellen
Das Zurückstellen auf den zugedeckten Herd ist unter folgenden Bedingungen erlaubt:
a) Die Speise muss ganz fertig gekocht sein: dann macht es auch nichts, wenn sie durch das längere Kochen besser wird, wie z.B. bei einem „Tscholent“.
b) Man muss den Topf in der Hand halten und darf ihn nicht abstellen, darf ihn aber auf den Tisch stützen.
c) Man muss vorher beabsichtigen, den Topf zurückzustellen.
d) Die Speise muss noch heiß sein.
e) Zu dem Topf, den man zurückstellen will, darf nichts hinzugefügt werden.
f) Es ist besser, nichts aus dem Topf herauszunehmen, solange er noch auf der Flamme steht. Man soll deshalb den Topf in der Hand halten, herausnehmen, was man braucht, und dann den Topf zurückstellen. Das absichtliche Herumrühren soll vermieden werden, sogar wenn der Topf nicht mehr auf der Flamme steht.
3) Die Gesetze von “Kli rischon” etc.
Kli Rischon
a) Ein כלי רישון Kli rischon (=erstes Gefäss) heisst ein Kochgefäß, in welchem man gekocht hat, auch wenn es jetzt nicht mehr auf der Flamme steht. Man darf nichts in ein Kli rischon hineingeben, solange es noch heiß ist (über 40°). Die einzige Ausnahme ist eine trockene, fertig gekochte Speise, z.B. ein Stück gekochtes Fleisch ohne Sauce.
b) Man darf auch nicht aus einem heißen Kli rischon direkt auf eine Speise gießen, weil dies die Speise, wenigstens teilweise, kochen kann (עירוי).
Kli Scheni
c) שני כלי Kli scheni heisst ein Gefäss, in welches man aus dem Kli rischon etwas geleert hat (z.B. die Suppenschüssel, oder ein Glas, in welches man aus dem Kessel heißes Wasser geleert hat). In ein Kli scheni darf man alles, was schon fertig gekocht ist, hineingeben, auch wenn das שני כלי noch heiß ist. Rohe, ungekochte Speisen sollen jedoch nicht in ein Kli scheni gegeben werden.
d) Brot und Matza soll man möglichst nicht in ein Kli scheni geben, weil sie nicht gekocht, sondern gebacken sind[3]. Eier-„Mandelech“ sind in schwimmendem Öl gebacken, was als Kochen betrachtet wird. Infolgedessen darf man sie in die heiße Suppe geben.
e) Wenn das Gekochte etwas Festes ist, wie z.B. Reis oder „Kugel“ (דבר גוש), hat es auch im zweiten כלי den [4]דין von einem Kli rischon.
f) In ein Kli schlischi Kli schlischi (=drittes Gefäß) darf man Brot und Matza geben und sogar rohe Speisen, weil Kli schlischi nicht mehr kochen kann. Ausnahmen sind Eier und Salzheringe, die so leicht gekocht werden können, dass man sie nicht einmal in ein Kli schlischi geben darf, solange es noch heiß (über 40°) ist. Auch Tee und Kaffee sollen aus diesem Grund nicht einmal in einem Kli schlischi zubereitet werden. (Wegen Nescafé und Nestee siehe unten bei Nr.5)
g) Wenn man etwas mit einem Schöpflöffel aus einem Kli rischon nimmt und es in einen Teller leert, besteht ein Zweifel, ob der Teller als Kli scheni oder als Kli schlischi zu betrachten ist.
4) Aufärmen von Speisen
a) Wenn man etwas Kaltes aufwärmen will, sogar wenn es noch ungekocht ist, kann man es in ein כלי geben und dieses in heißes Wasser stellen, vorausgesetzt, dass das Wasser nicht in einem Kli rischon ist. So kann man z.B. eine Baby-Flasche mit Milch in einen Krug mit heißem Wasser stellen, um sie zu wärmen.
b) Man darf auch Speisen in die Nähe der Heizung oder des Kochherdes stellen, um sie lauwarm zu machen, z.B. Speisen, die aus dem Kühlschrank genommen wurden und zu kalt sind. Dies ist aber nur erlaubt, wenn es an dieser Stelle nicht 40° erreichen kann[5]. Wenn es zu dieser Temperatur kommen kann, darf man es nicht dorthin stellen, auch wenn man die Absicht hat, es vorher wegzunehmen.
5) Tee-Essenz soll vor Schabbat vorbereitet werden und wenn möglich auch schon von den Teeblättern getrennt sein (wegen des Problems der Selektion am Schabbat). Am Schabbat kann man dann das Wasser vom Kessel in die Tasse leeren (Kli scheni) und darauf die Tee-Essenz. Nescafé, Nestee, Zucker oder Saccharin kann man in ein Kli scheni geben, da sie schon gekocht sind, aber nicht vom Kli rischon direkt darauf gießen. Gekochte oder pasteurisierte Milch darf auch in das Kli scheni geleert werden.
6) Abwaschen
a) Geschirr oder Besteck, welches am Schabbat wieder gebraucht wird, darf man abwaschen. Wenn man es nicht mehr braucht, soll man es am Schabbat nicht waschen (wegen “Vorbereitung”[6]). Wenn man schon abwaschen muss, braucht man nicht abzählen, wieviel man benötigt, sondern man kann alles waschen.
b) Beim Abwaschen muss das heiße Wasser zuerst in die Schüssel geleert werden, erst dann soll man das schmutzige Geschirr in das Kli scheni geben. Man soll aber nicht das heiße Wasser direkt vom Kli rischon auf das Geschirr gießen. Die Heisswasserleitung darf nicht benützt werden, auch wenn der Strom abgeschaltet ist, da kaltes Wasser in den Boiler einläuft, welches durch das heiße Wasser gekocht wird.
c) Ein Lappen darf nicht zum Abwaschen benützt werden (wegen des Libbun – des am Schabbat verbotenen “Weisswaschens” der Kleider).
d) Wenn das Geschirrtuch sehr nass ist, darf man es nicht auswringen (auch wegen Libbun). Es darf auch nicht über die Heizung zum Trocknen gehängt werden, wenn diese über 40° ist.
7) הטמנה – Warmhalten (“Verstecken”)
Man darf einen heißen Topf nicht vom Kochherd nehmen, und ihn am Schabbat zum Warmhalten in Wolldecken oder dergleichen einwickeln. Vor Schabbat ist dies erlaubt, aber nur wenn keine neue Hitze hinzukommt (מוסיף הבל). Deshalb darf ein Topf, der auf dem Herd steht, nicht mit Wolldecken umwickelt werden, auch wenn der Herd mit einem Blech bedeckt ist. Man darf jedoch ein Getränk am Schabbat in eine Thermosflasche gießen. Wenn die Flamme des Gasherds am Schabbat ganz ausgeht und das Gas ausströmt, darf man den Gashahn abdrehen. Wenn die Flamme nur halb ausgegangen ist oder wenn eine „falsche Flamme“ im Rohr brennt, muss man durch einen Nichtjuden abdrehen lassen.
8) Oneg Schabbat (= Schabbat-Genuss). Trotz allen halachischen Fragen, die damit verbunden sein können, soll man am Schabbat warmes Essen haben wegen der Verpflichtung, Schabbat zu ehren und zu geniessen[7].
- Viele Begriffe, welche in der Originalausgabe in hebräischer Sprache stehen, wurden zumeist transliteriert und manchmal übersetzt; alle Fußnoten stammen von der Redaktion von Beerot Jitzchak. ↑
- aus halachischer Sicht fraglich bzw. unklar ↑
- Weil hier die Frage besteht, ob ein Kochen nach dem bereits stattgehabten Backen noch ein Kochen ist oder keine Bedeutung hat. ↑
- halachischen Status ↑
- sog. “Jad soledet bo” – d.h. die Temperatur, bei welcher man die hineingelegte Hand sofort unwillkürlich herausziehen würde. ↑
- Vorbereitung einer wochentäglichen Sache am Schabbat, in diesem Fall des Geschirrs, welches erst nach Schabbat wieder verwendet wird. ↑
- D.h., man soll nicht auf den Gedanken kommen, nur kalte Sachen am Schabbat zu essen, um den halachischen Schwierigkeiten, die mit dem Kochen verbunden sein können, zu entrinnen. ↑