Gesetze der Brachot – Grundregeln

Datum: | Autor: Rav Benjamin Forst | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
brachot grundregeln

Kapitel 1 Teil 1

Grundregeln

Die Tora gebietet als Mizwat Asse (positives Gebot), nach dem Genuss von Brot zu benschen (einen Segensspruch zu sagen), falls man davon satt wurde. “Weachalta wesawata uwerachta et Haschem Elokecha – und du sollst essen und satt werden und Haschem, deinen G”tt segnen” (Dewarim 8). Unsere Weisen s”l haben verfügt, dass die Birkat Hamason sogar nach dem Genuss eines Kesajit (olivengrosses Stück) Brot gesprochen werden muss. Zusätzlich haben sie alle anderen Segenssprüche, Brachot, angeordnet.

Drei Arten Brachot

Es gibt drei verschiedene Arten von Brachot:

Birkot Hanehenin: Dies sind Brachot, welche man vor dem Genuss von Ess- und Trinkwaren sagen soll, wie auch diejenigen Brachot, welche man nach dem Genuss einer bestimmten Menge dieser Nahrungsmittel spricht. Außerdem verfügten unsere Weisen, dass man auch vor dem Riechen einer wohlriechenden Sache eine Bracha sagen muss.

Birkot Hamizwot: Dies sind Brachot, welche man vor der Durchführung von Mizwot spricht.

Birkot Hahoda’a Wehaschewach: Brachot des Lobes und Dankes, und eine Art des Bittens, die unsere Weisen verfügten. Dies, damit wir an den Schöpfer denken, Der uns stets segnet. So bleiben wir uns Seiner immer bewusst, selbst in Zeiten, wo wir keine Freude empfinden und keine Mizwa erfüllen.

Den Wortlaut jeder Bracha bestimmten Esra und sein Beit Din. Diese werden auch als “Ansche Knesset Hag’dola” bezeichnet. Sie waren es auch, die bestimmten, dass jede Bracha Schem Umalchut enthalten muss, das heißt dass der Name von Haschem erwähnt werden muss; ebenso muss erwähnt werden, dass Er der König der Welt ist. Chasal erklärten, dass ein Segensspruch ohne Schem Umalchut nicht als Bracha gilt. Man erfüllt also damit seine Pflicht nicht und muss die Bracha nochmals sagen. Dies gilt sowohl dann, wenn man Haschem überhaupt nicht erwähnt hat, also weder Seinen Namen, noch dass Er der König der Welt ist, aber auch, falls man die Worte “Melech Ha’olam” nicht sagte. Gleichermaßen muss der Ausdruck “Baruch” in der Bracha vorkommen, denn ohne dieses Wort ist es überhaupt keine Bracha. Hat man jedoch versehentlich das Wort “Ata” vergessen, hat man bediawad (a posteriori) die Pflicht erfüllt.

Kurze und lange Brachot

Die Brachot werden in Kategorien unterteilt: Kurze Brachot und lange Brachot. Eine kurze Bracha besteht lediglich aus einem einzelnen Lobspruch, bei welchem nicht ins Detail gegangen wird. Sie endet nicht mit einer zweiten Bracha. Beispiele dafür sind die Brachot über Früchte und Mizwot. Eine lange Bracha enthält dagegen ein längeres Lob, eine Versöhnung oder Bitte. Jede lange Bracha muss sowohl mit einer Bracha beginnen, als auch mit einer solchen enden, wie etwa die Birkat „Ascher Jazar” oder die erste Bracha bei der Tefilla oder bei Birkat Hamason.

Bei jeder langen Bracha muss nur in der Einleitung Schem Umalchut gesagt werden, am Ende genügt jedoch nur der Schem (Name G”ttes). Das Malchut (die Erwähnung des Königreichs G”ttes) erübrigt sich. Eine lange Bracha aber, die, aufgrund einer Anordnung von Chasal, an eine andere Bracha anschließt, muss nicht mit dem Wort „Baruch” beginnen, da es sich um eine Fortsetzung der ersten Bracha handelt. Aus diesem Grund ist zu deren Beginn weder Schem noch Malchut nötig.

So beginnt etwa die Birkat “Ahawa Rabba” nicht mit dem Wort “Baruch”, denn sie schließt an die Birkat “Jozer Or” an. Gleiches gilt für alle Brachot der “Schmona Esre”, mit Ausnahme der ersten. Und so verhält es sich auch bei der zweiten und dritten Bracha der “Birkat Hamason”, welche ebenfalls nicht mit dem Ausdruck “Baruch” beginnen.

Jede lange Bracha, ob sie nun mit “Baruch” beginnt oder einer anderen Bracha folgt und nicht mit “Baruch” beginnt, benötigt an ihrem Ende die Erwähnung des Schem. Hat man diesen nicht erwähnt, so muss die Bracha nochmals gesprochen werden.

Änderung des Wortlauts

Es ist nicht erlaubt, den von den Chasal festgelegten Wortlaut der Brachot zu ändern, etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Hat man den Wortlaut der Bracha versehentlich abgeändert, indem man etwas ausließ oder einige Silben hinzufügte, ohne jedoch die Kernbedeutung der Bracha zu verändern, so hat man die Pflicht erfüllt, solange man Schem Umalchut erwähnte und auch die Substanz der Bracha nicht veränderte, also aus einer langen Bracha keine kurze machte oder umgekehrt. Auch muss der Text der Bracha zum Gegenstand passen, über den man die Bracha spricht, zum Beispiel nicht “Bore Pri Ha´ez” auf eine Frucht des Bodens. Man darf zwar den Text einer Bracha nicht lechatchila (a priori) ändern, kann sie jedoch kürzen, um Kinder, die jünger als acht Jahre sind, zu erziehen, damit sie allmählich den Text der gesamten Bracha lernen.

Bracha in einer anderen Sprache

Spricht man die Bracha in einer anderen Sprache, so erfüllt man seine Pflicht nur, wenn man sie versteht. Trifft dies nicht zu, so erfüllt man seine Pflicht nicht, selbst wenn es sich um die Sprache des Landes handelt, in welchem man sich befindet. Auf Laschon Hakodesch erfüllt man die Pflicht hingegen auch dann, wenn man nicht versteht, was man spricht.

Selbstverständlich benötigt auch eine Bracha, welche in einer Fremdsprache gesprochen wird, den Schem Umalchut. Auch darf nichts Grundlegendes in ihrem Wortlaut fehlen. Obwohl man in jeder Sprache joze sein kann, sollte die Mizwa vorzugsweise auf Laschon Hakodesch erfüllt werden. Manche Poskim schreiben, dass es in der heutigen Zeit verboten ist, Brachot in einer Fremdsprache zu sprechen. Dies sei nur auf Laschon Hakodesch gestattet, da man die Worte heutzutage nicht mehr richtig zu übersetzen verstehe. Andere Poskim sind jedoch nicht dieser Meinung.

Laute Aussprache

Wer eine Bracha spricht, soll die Worte derselben genug laut aussprechen, dass er sie mit seinen eigenen Ohren hören kann. Man hat jedoch die Pflicht dennoch erfüllt, solange man die Lippen bei der Bracha bewegt. Ist dies aber nicht der Fall und hat man die Bracha nur in Gedanken gesagt, so erfüllte man die Pflicht in keiner Weise. Eine kranke Person, oder wer sich in einer Notlage befindet, und bei der Bracha die Lippen nicht bewegen kann, darf sie in Gedanken sagen. Allerdings besteht auch hier noch ein Zweifel, ob man damit seine Pflicht erfüllt hat. Aus diesem Grunde sollte man nach Überwindung des Problems die Bracha wiederholen, falls es sich um die Birkat Hamason handelt.

Manche Poskim sind auch der Meinung, dass man sich eine Bracha denken sollte, falls man Zweifel hegt, ob man verpflichtet ist, sie zu sagen, und man sie deshalb nicht sagen darf.

Unnötige Bracha

Ebenso wie es untersagt ist, den Namen G”ttes umsonst auszusprechen, darf man auch eine Bracha nicht umsonst sagen (Bracha Lewatala). Es handelt sich dabei um eine Bracha, die überhaupt nicht notwendig ist. Hat man zum Beispiel zwei Früchte vor sich liegen, welche dieselbe Bracha benötigen, so spricht man die Bracha auf die eine, und kann damit auch die zweite Bracha einbeziehen. Falls man danach auf die zweite Frucht erneut eine Bracha macht, obwohl sie bereits von der Bracha Rischona befreit gewesen wäre, handelt es sich um eine Bracha Lewatala. Gleich verhält es sich, wenn man einfach “Baruch …. Bore Pri Ha’ez” spricht, ohne eine Baumfrucht vor sich liegen zu haben.

Ausserdem ist es verboten, eine “Bracha sche’ena zricha” (unnötige Bracha) zu sagen, also wenn man zwei Brachot statt einer spricht. Hatte man zum Beispiel beim Sprechen der Bracha auf die erste Frucht die klare Absicht, die zweite Frucht nicht in die Bracha einzubeziehen, oder sprach man nach dem Genuss der ersten Frucht “Bore Nefaschot”, so dass die zweite Frucht nun eine neue Bracha benötigt, so gilt diese als “Bracha sche’ena zricha”. Denn mit der Bracha, die auf die erste Frucht gesagt wurde, hätte auch gleich die zweite Frucht einbezogen werden können. Durch sein Verhalten muss der Mewarech unnötigerweise nochmals eine Bracha sprechen.

Aus diesem Grund ist es auch untersagt, eine Mahlzeit zu halbieren, also in deren Mitte die Birkat Hamason zu sprechen, um zwei Mahlzeiten daraus zu machen. Eine “Bracha sche’ena zricha” ist jedoch keine so schwerwiegende Awera wie eine “Bracha Lewatala”.

Es ist auch untersagt, eine neue Bracha zu erfinden, welche nicht von den Chasal vorgeschrieben wurde.

Die Poskim sind geteilter Meinung, ob es sich beim Verbot der Bracha Lewatala um einen Issur Deoraita (Verbot der Tora) handelt oder um einen Issur Derabbanan (Verbot der Chachm. Nach der ersten Ansicht wird hier der Issur min Hatora von “Lo Tissa et schem Haschem Elokecha laschaw” übertreten – du sollst den Namen von Haschem, deinem G”tt, nicht umsonst erwähnen. Spricht man eine Bracha unnötigerweise, so spricht man den Namen G”ttes ohne triftigen Grund aus. Andere sind aber der Ansicht, dass das Verbot einer Bracha Lewatala lediglich Miderabbanan gelte, da der Name G”ttes, auch wenn er hier umsonst erwähnt worden war, dennoch in der Form des Lobes und Dankes benutzt wurde.

Aussprache des Schem… …in Laschon Kodesch

All das Erwähnte gilt für eine Bracha lewatala. Spricht man G”ttes Namen jedoch absichtlich umsonst aus, so übertritt man ein Verbot der Tora, wie es steht: “Et Haschem Elokecha tira – Haschem, deinen G”tt sollst du fürchten”. Außerdem heißt es: “Im lo tischmor…. lejira et Haschem hanichbad wehanora – wenn du dich nicht hütest…., den erhabenen und furchteinflößenden Namen G’ttes zu fürchten”. Ein Teil der Verpflichtung zur G”ttesfurcht ist, Seinen großen Namen nur in Form des Lobes und Segens zu sagen, wenn man dazu verpflichtet ist.

Allerdings ist es gestattet, Seinen Namen in Form eines Lobes und Dankes oder eines Flehens, eines Gebetes oder einer Bitte zu erwähnen, wenn man etwa spricht: „Jehi Razon milfanecha Haschem Elokenu…“ und dergleichen. Hat man irrtümlicherweise den Namen G“ttes umsonst ausgesprochen (oder eine Bracha ohne Grund gesagt), so beeile man sich, den Namen G“ttes zu loben, indem man „Baruch Schem K’wod Malchuto Le`olam Wa`ed“ oder einen ähnlichen Pasuk sagt. Damit korrigiert man die Verfehlung. Sprach man irrtümlicherweise „Baruch Ata Haschem“ ohne dass man eine Bracha sagen wollte, so ende man mit den Worten „lamdeni Chukecha“ (lehre mich Deine Gesetze). So lautet ein Pasuk in Tehillim, sodass der Name G“ttes im Endeffekt nicht umsonst ausgesprochen wurde. Begann man bereits mit dem Wort „Elokenu“, brach dieses jedoch in der Mitte ab, sodass nur „Eloke“ ertönte, so fügt man die Worte „Israel Awinu Me’olam wead Olam“ an. Dies ist ein Pasuk in Diwre Hajamim. Man fügt aber in diesem Fall dennoch „Baruch Schem Kewod Malchuto Le’olam Wa’ed“ hinzu, da man zuvor keinen vollkommenen Vers gesprochen hat. Der Satz beginnt nämlich eigentlich mit „Wajewarech David“. Das Verbot, den Namen G“ttes umsonst zu erwähnen, umfasst alle Namen, mit welchen man Haschem bezeichnet und welche nicht ausgelöscht werden dürfen. Es sind deren sieben: Der „Schem Hawaja'“, der „Schem Adnut“, „Kel“, „Elokim“, der „Schem E’je'“, „Schakai“ und „Zewakot“. Für Umschreibungen des g“ttlichen Namens, durch welche Seine Eigenschaften beschrieben werden, wie etwa „Rachum Wechanun“ und dergleichen, gilt dieses Verbot aber nicht.

…in nichtjüdischer Sprache

Auch in nichtjüdischen Sprachen ist es untersagt, den Namen G“ttes vergeblich auszusprechen. Zwar bestehen hierbei geteilte Meinungen. Da zu diesem Thema aber ein gerechtfertigter Zweifel besteht, ist es richtig, das Aussprechen von G“ttes Namen auf Deutsch, Englisch oder in anderen Sprachen zu vermeiden. Möglicherweise stammt daher der Brauch: „Baruch Haschem“ statt „Toda LaKel“ (oder „G“tt sei Dank“) und dergleichen zu sagen.

…beim Lernen

Es bestehen Situationen, wo es gestattet ist, den Schem sogar ohne Bracha auszusprechen. Wenn man Gemara oder dergleichen lernt (und um so mehr bei Chumasch, Newiim oder Ketuwim), und man kommt zu Psukim, die darin erwähnt sind, darf man die „Schemot“ in den Psukim aussprechen.

Man braucht also nicht „Haschem“ zu sagen, selbst wenn die Gemara einen unvollständigen Pasuk zitiert (wobei man hier aber auch „Haschem“ sagen kann). Die Poskim empfehlen jedoch, den Wortlaut der Brachot, welche in der Gemara erwähnt werden, nicht mit dem Schem zu lesen, da dies umstritten ist.

Wer kleinen Kindern die Brachot beibringt (nicht im Rahmen des Gemarastudiums) darf mit ihnen den Namen G“ttes aussprechen, um sie korrekt zu unterrichten und ihnen die Erfüllung der Mizwot beizubringen.

Nach einer solchen Bracha, die lediglich zum Zwecke des Unterrichtes gesprochen wurde, antwortet man jedoch nicht mit Amen. Gleiches gilt für jemanden, der einem Erwachsenen die Brachot lehrt. Auch in diesem Falle ist es gestattet, den Schem Haschem zu erwähnen, falls es nicht anders geht. Spricht man vor dem Essen mit einem Erwachsenen eine Bracha, so darf man jedes Wort derselben mit ihm zusammen aussprechen – auch den Schem.

Jedesmal, wenn man etwas sagen möchte, das den Namen von Haschem enthält, sollte man anstelle des Schem Haschem einfach „Haschem“ sagen, aber nicht „Ado-schem“, da dies keine ehrwürdige Anrede ist.

…mittels Elektronik

Wurden Brachot oder Psukim auf Tonband oder CD aufgenommen, so besteht zum kein Verbot, G”ttes Namen vergeblich abzuspielen. Manche Poskim aber finden, es sei nicht richtig, dies einfach zum Vergnügen und ohne jeden Zweck zu tun, da dies nicht ehrenhaft sei. Will man jedoch etwas von der Aufnahme lernen, so braucht man in solch einem Falle nicht zu erschweren. Jedenfalls dürfen solche Aufnahmen nicht an Orten abgespielt werden, wo es nicht genügend sauber ist.

Bracha im Zweifelsfall

Da es verboten ist, eine unnötige Bracha zu sprechen, ist es auch nicht gestattet, in einem Zweifelsfall eine Bracha quasi als “Sicherheit” zu sagen. Grund dafür ist, dass es sich möglicherweise um eine vergebliche Bracha handeln könnte. Dies gilt auch, wenn die Gründe für das Sagen der Bracha vielfältig sind, wie etwa, falls man eine ganze Frucht (zum Beispiel eine ganze Traube) aß, die möglicherweise das Maß eines Kesajit hatte. Hier gäbe es zwei Gründe für eine Nachbracha: Möglicherweise war es ja ein Kesajit, und falls nicht, so besteht eine Ansicht, dass man auf etwas “Ganzes” selbst dann eine Nachbracha spricht, wenn es kein Kesajit war. Trotz des Zweifels sagt man aber keine Nachbracha.

Die Poskim schreiben aber, dass man in jedem Zweifelsfalle die Bracha in Gedanken sprechen solle. Andere finden, man müsse sie ohne den Schem sagen, und wieder andere empfehlen, den folgenden Wortlaut zu benutzen: “B’rich Rachmana Mara Malka De’alma Bore Nefaschot ..” etc. Manche gestatten es, die Bracha in einer nichtjüdischen Sprache zu sprechen. Doch führen wir uns nicht so. Es scheint das Beste zu sein, die ganze Bracha richtig auszusprechen, aber den Schem nur in Gedanken zu sagen.

Fortsetzung folgt ijH

übersetzt von Z. Leiner / Mit Erlaubnis des DJZ-Verlags

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