Gesetze der Brachot – Brachot, zu welchen die Torah verpflichtet

Datum: | Autor: Rav Benjamin Forst | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
brachot grundregeln

Fortsetzung: Kapitel 1 Teil 2

Brachot, zu welchen die Tora verpflichtet

All das oben erwähnte (s. Beerot Jitzchak Nr.15) gilt im Allgemeinen für alle Brachot. Wir haben jedoch bereits erwähnt, dass man zur min HaTora[1] verpflichtet ist, Birkat Hamason[2] zu sagen, sobald man genügend aß, um davon satt zu werden. Ist man also nicht sicher, ob man Birkat Hamason bereits gesagt hat, muss man es tun, denn im Zweifelsfalle erschwert man bei einer Mitzwa Deoraita[3]. (Dabei spricht man auch die vierte Bracha, welche von Miderabbanan[4] ist.) Dies gilt als Bedingung jedoch, dass man genügend gegessen haben muss, um satt zu werden.

Auch wenn man nicht so viel essen will, geziemt es sich für einen g”ttesfürchtigen Menschen, sich in diesem Fall die Hände zu überschütten, Hamozi[5] zu sprechen, ein Kesajit[6] zu essen und Birkat Hamason zu benschen[7].

Die Poskim[8] sind sich uneinig, ob eine Frau, die nicht sicher ist, ob sie gebenscht hat, die Birkat Hamason wiederholen muss, aber sie empfehlen, dass eine Frau im Zweifelsfalle nochmals benschen soll.

Die Rischonim[9] waren geteilter Meinung, ob es sich bei der Birkat “Me’en Schalosch” (Al Hamichja)[10] auf die Schiw`at Haminim[11] um eine Pflicht min HaTora handelt oder nicht. Hat man deshalb so viele Früchte der Schiw’at Haminim oder von einer gekochten Speise aus den fünf Getreidesorten[12] gegessen, um davon satt zu werden, weiß jedoch nicht mehr, ob man die NachBracha darauf gesprochen hat, so muss man vom selben Gericht nochmals ein Kesajit genießen und danach die NachBracha sagen. Damit befreit man auch das zuvor Gegessene vom Zweifel.

Nach gewissen Meinungen ist auch die Birkat HaTora[13] eine Mitzwa Deoraita, weshalb man diese nochmals sprechen muss, wenn man zweifelt, ob man sie gesagt hat. Die Poskim haben entschieden, dass man sie nochmals sprechen soll, falls man die Bracha “Ahawa Rabba[14] noch nicht gesagt hat, jedoch nur die Birkat “Ascher Bachar Banu”, ohne die übrigen “Birkot HaTora”. Besser wäre es, jemanden, der diese Brachot noch nicht gesagt hat, zu bitten, einen “mozi”[15] zu sein. Man kann aber auch bei der Birkat “Ahawa Rabba” die Absicht hegen, hier seine Pflicht (den Segensspruch vor dem Toralernen zu sagen) erfüllen zu wollen, worauf man aber nach dem Dawenen[16] direkt etwas lernen muss.

Eine Frau, welche sich nicht sicher ist, ob sie die Birkat HaTora bereits gesprochen hat, wiederholt diese unter keinen Umständen.

Bracha über eine Speise, die man nicht isst

Sagte man schon eine Bracha über eine Speise, welche man, noch bevor man sie überhaupt versucht hat, nicht mehr genießen möchte, so muss man dennoch ein wenig davon kosten. Dies, um nicht unnötigerweise eine Bracha gesprochen zu haben. Es wird allerdings vorausgesetzt, dass man sich vor der Speise nicht ekelt, da man sonst das Verbot von “lo teschakzu et Nafschotechem”[17] übertreten würde. In einem solchen Falle wäre dann die Bracha umsonst gesagt, und man muss direkt danach “Baruch Schem K’wod Malchuto Leolam wa’ed”[18] sagen.

Es ist nicht erlaubt, statt der Frucht, die man zu essen beabsichtigte, eine andere zu essen, es sei denn, man hatte von vornherein ausdrücklich die Absicht, auch diese in die Bracha mit einzuschließen.

Hat man an einem allgemeinen Fasttag irrtümlicherweise auf eine Speise die Bracha gesagt, so soll man von ihr nicht kosten, sondern spreche “Baruch Schem K’wod Malchuto Leolam wa’ed”, da es an einem Fasttag verboten ist, selbst eine geringe Menge zu essen, sogar wenn die Bracha deshalb vergeblich gesprochen worden ist. Allerdings bestehen hier einige Meinungen, gemäß welchen man ein bisschen kosten darf, um die Übertretung des Verbots der unnötigen Bracha zu vermeiden. Mehr aber als nur gerade ein kleines Stückchen ist sicher nicht gestattet.

Ist jedoch die Speise, auf welche man die Bracha gesprochen hat, nicht von Gesetzes wegen (al pi Din) verboten, sondern nur dem Brauch gemäß (al pi Minhag), so soll man ein wenig davon kosten, um es nicht zu einer Bracha Lewatala[19] kommen zu lassen. Hat man beispielsweise zu Beginn des Monats Aw[20] eine Bracha auf Fleisch gesprochen, so koste man ein wenig davon, um die Bracha nicht unnötig gesprochen zu haben. Gleiches gilt, wenn man vor Ablauf von sechs Stunden nach dem Fleischgenuss eine Bracha auf Milch spricht. Auch hier gibt es Meinungen, dass man ein wenig davon kosten soll. Manchmal geschieht es gar, dass ein Verbot aufgehoben wird, um eine unnötige Bracha zu vermeiden. Man darf deshalb am Schabbatausgang von einer Speise kosten, über die man aus Versehen eine Bracha noch vor der Hawdala[21] gesagt hat, und macht erst danach Hawdala.

Aussprache des Schem Haschem

Es ist verboten, den Schem Hawa’ja[22] so auszusprechen, wie er geschrieben wird, also mit der korrekten Punktierung: Das “Jud” mit einem “Schwa”, das “Hej” mit einem “Cholam”, und das “Waw” mit einem “Kamaz”. Chasal[23] erklären, dass man keinen Anteil an der kommenden Welt hat, falls man den Schem seinen Buchstaben gemäß ausspricht. Man muss ihn also so lesen, als handle es sich dabei um den “Schem Adnut”.

Man sollte nicht einmal die Buchstaben des Schem vorlesen, das heißt wenn man das “Jud” und nachher das “Hej” usw. sagt.

Nicht einmal die Buchstaben “Jud” und “Hej” sollen ausgesprochen werden, sondern “Jud, Kej”.

Man soll Wert darauf legen, den Schem mit der richtigen Punktierung und Betonung auszusprechen, also das “Alef“ mit einem “Patach”, das “Daled” mit einem “Cholam” und das “Nun” mit einem “Kamaz”, wobei man das “Jud” so ausspricht, dass man es auch deutlich vernimmt. Die Betonung des Schem liegt auf der letzten Silbe des Wortes, nicht auf einer der beiden ersten.

Konzentration bei der Aussprache

Die Poskim bemerken, dass man beim Aussprechen des Schem seine Bedeutung im Sinne haben soll. Spricht man also den “Schem Adnut”, so habe man im Sinn, dass Haschem der Herr über alles ist, bei “Elokim”, dass Er immerwährend und allmächtig ist, sowie der Herr aller Kräfte ist. Weil der “Schem Hawaja“ als solcher geschrieben, jedoch als “Schem Adnut” gelesen wird, muss man dabei beides im Sinn haben. Da es äußerst schwierig ist, jedesmal, wenn man den Schem ausspricht, an all dies zu denken, empfiehlt es sich, bei der ersten Bracha des Tages, der Bracha “Al Netilat Jadajim”, den Gedanken zu hegen, dass alle Schemot, welche man während des ganzen Tages ausspricht, als Fortsetzung dieses ersten Schem gelten. Manche sind der Meinung, man könne morgens die Absicht formulieren, dass man jedes Mal, wenn man im Verlaufe des Tages den Schem Adnut erwähnt, die Absicht hat zu sagen, dass Haschem der allmächtige Herr ist. Dasselbe Vorgehen kann bei allen anderen Schemot angewendet werden.

Während jeder Bracha soll man sich auf die Bedeutung der Worte konzentrieren und die Bracha nicht einfach «herunterleiern». Man muss also Haschem im Herzen für Seine Gnade danken, dass Er uns Brot und Früchte zum Genuss gibt und uns durch Seine Mizwot heiligt. Die Poskim warnen, dass es eine schwerwiegende Awera ist, wenn man eine Bracha spricht, ohne mit dem Herzen dabei zu sein. Deshalb muss man sich auch vorsehen, eine Bracha nicht zu schnell zu sprechen, damit man keine Buchstaben auslässt oder sich im Wortlaut der Bracha vertut.

In den heiligen Sefarim steht, ein Mensch werde erhoben und geheiligt, wenn er sich auf die “Birkot Nehenin”[24] richtig konzentriert. Deshalb ist es richtig, alle Brachot laut zu sprechen, denn die Stimme bringt den Menschen zur Kawana[25]. Falls es nicht anders geht, erfüllt man jedoch auch ohne richtige Konzentration seine Pflicht.

Das Objekt in der Hand halten

Wenn man eine Bracha auf Esswaren oder auf Mitzwa-Gegenstände spricht, muss man das Objekt, auf welches sich die Bracha bezieht, in der rechten Hand halten, um sich beim Sprechen der Bracha darauf konzentrieren zu können. Ein Linkshänder nimmt den Gegenstand in seine linke Hand, da diese der rechten anderen Leute entspricht. So sollte er sich im Prinzip verhalten. Ging es jedoch nicht anders, so hat man seine Pflicht auch dann erfüllt, wenn man den Gegenstand nicht in der Hand hielt.

Befand sich eine Speise allerdings gar nicht vor dem Mewarech[26], sondern wurde sie ihm erst gebracht, nachdem er die Bracha sprach, so erfüllte er die Pflicht nicht, da sich die Speise zum Zeitpunkt der Bracha nicht bei ihm, sondern woanders befand. In diesem Falle muss man die Bracha erneut sprechen.

War man jedoch sicher, dass die Speise gebracht werden würde, und hat aus Versehen zu früh die Bracha gesprochen, so ist man notfalls joze[27]. Dasselbe gilt, wenn das Produkt sich in einer Schachtel oder im Kühlschrank befand. Auch in solch einem Fall muss die Bracha nicht wiederholt werden.

Irrtum im Wortlaut

Jede Bracha setzt sich aus zwei Teilen zusammen: a) Der Name G”ttes und das Königreich (Schem Umalchut), welche darin enthalten sind, und b) das Ende der Bracha, aus welcher ersichtlich wird, worauf sie sich bezieht. So zum Beispiel lobt man Haschem dafür, dass Er so verschiedenartige Esswaren oder die Frucht eines Baumes erschaffen hat. Da der Beginn der Bracha die Hauptsache ist, muss man grossen Wert auf die richtige Konzentration setzen, wenn man sie sagt. Daher gibt es Meinungen, wonach man selbst dann joze ist, wenn man die Bracha versehentlich falsch beendet hat, solange man sie mit der richtigen Absicht begann. Wenn man zum Beispiel mit “Schehakol nihje Bidwaro”[28] endet, statt mit “Bore Pri Hagafen”[29], aber zu Beginn die richtige Endung im Sinn hatte.

Obwohl die Halacha eigentlich nicht so lauten sollte, bestehen im umgekehrten Fall dennoch Zweifel, ob man die Pflicht erfüllt hat. Wenn man also versehentlich auf ein Glas Wasser “Bore Pri Hagafen” sagen wollte, was für Wasser die falsche Bracha ist, und man sich mitten in der Bracha jedoch anders besinnt und diese noch rechtzeitig mit “Schehakol…” beendet, so ist umstritten, ob man joze ist. Grund dafür ist, dass man zum Zeitpunkt, als man den Hauptteil der Bracha sprach, das Schem Umalchut also, nicht die korrekte Bracha im Sinn hatte. In der Praxis entscheiden jedoch die Poskim, dass man die Bracha dennoch nicht zu wiederholen braucht, da man im Zweifelsfalle bezüglich einer Bracha erleichtert – safek Brachot lehakel.

Hat man sich noch mehr geirrt, also etwa die Bracha auf Wein bereits beendet, sich aber “toch kede Dibbur[30] erinnert, dass es sich nicht um Wein, sondern um Wasser handelt, und fügt man sofort die Worte “Schehakol nihje Bidwaro” hinzu, sodass die Bracha als “Bore Pri Hagafen Schehakol nihje Bidwaro” ertönt, so ist man dennoch joze. Man muss also die Bracha nicht wiederholen.

All dies gilt für Brachot Derabbanan. Bei Brachot min HaTora verhält es sich jedoch anders. Wenn man genügend Brot gegessen hat, um davon satt zu werden, worauf man irrtümlich meinte, man habe Früchte genossen und mit “al Ha’ez weal Pri Ha’ez” zu benschen beginnt, so ist man nicht joze. Meinte man aber, eine der fünf Getreidesorten gegessen zu haben, worauf man mit “Al Hamichja” beginnt und sich “toch kede Dibbur” noch mit “Hasan et Haolam” verbessert, so erfüllt man die Pflicht. Dies, weil der Ausdruck “Michja” alle Arten von Lebensmitteln einschließt.

All dieses gilt, solange man zu Beginn eigentlich die korrekte Bracha sagen wollte, die Speise jedoch eine andere Bracha benötigte. Daher sind manche der Meinung, man könne sie selbst “toch kede Dibbur” nicht mehr korrigieren. Hat man aber von vornherein gewusst, dass die Speise eine andere Bracha benötigt, war jedoch einen Moment lang unaufmerksam und sagte deshalb die falsche Bracha, so muss sie nicht wiederholt werden, falls man sich “toch kede Dibbur” verbessert. Korrigiert man sich jedoch erst, nachdem diese Zeitspanne verstrichen ist, so muss man die Bracha wiederholen.

Daraus können wir lernen, dass man sich vor dem Sagen einer Bracha gut überlegen muss, welche die richtige ist, damit man sich bei der Aussprache des Schem Umalchut konzentrieren kann. Auf diese Weise vermeidet man verschiedene Probleme.

Handlung während der Bracha

Es ist verboten, eine Arbeit (oder irgendeine Tätigkeit) durchzuführen, während man eine Bracha spricht. Ebenso verhält es sich während der Ausübung einer Mitzwa. Selbst Tora sollte man dabei nicht lernen. Macht man nämlich andere Dinge, während man eine Bracha spricht, so beweist man, dass man sich auf die Worte der Bracha nicht konzentriert, sondern diese nur beiläufig spricht.

Deshalb ist es unpassend, sich während der Bracha von “al Netilat Jadajim”[31] die Hände abzutrocknen. Man sollte die Bracha also sprechen, bevor man mit dem Trocknen der Hände beginnt. Hat man aber während des Sagen einer Bracha andere Dinge getan, so wurde die Pflicht dennoch erfüllt.

Bracha mit vollem Mund

Man spricht keine Bracha, wenn man etwas im Munde hat, denn es heißt “jemale Pi Tehilatecha – möge mein Mund Deines Lobes voll sein”. Deshalb spricht man keine Bracha, wenn man ein Bonbon lutscht oder einen Kaugummi kaut. Eine Frau, welche sich zu einer Mahlzeit die Hände überschüttet, soll davon absehen, ihre Ringe im Mund zu halten, die sie vorher von ihren Fingern entfernt hat, denn es ist nicht möglich, die Brachaal Netilat Jadajim” mit Ringen im Mund zu sprechen.

Bracha ohne Kopfbedeckung

Es ist einem Mann verboten, mit entblößtem Haupt eine Bracha zu sagen. Geschah dies aber dennoch, so erfüllte man seine Pflicht bediawad[32] trotzdem. Ebenso ist es untersagt, unbedeckten Hauptes den “Schem Haschem” auszusprechen oder Tora zu lernen. Legt man die Hand auf den unbedeckten Kopf, so nützt dies nur, wenn man zugleich den Hemdärmel auf den Kopf legt.

Nach manchen Meinungen muss der größte Teil des Kopfes zugedeckt sein. Nach ihnen genügt es nicht, nur eine kleine Kopfbedeckung zu tragen. Andere aber erleichtern hier und sind der Meinung, dass es “min Ikkar Hadin”[33] auch genüge, wenn nicht der größte Teil des Kopfes bedeckt ist. Eine Bedeckung des größten Teils des Kopfes gilt als “Middat Chassidut”[34], für solche Personen also, welche mehr als nur das Notwendigste erfüllen möchten.

Aber nach allen Meinungen muss die Kopfbedeckung von allen Seiten des Kopfes gut sichtbar sein, also sowohl von vorne als auch von hinten. Ein kleines Käppchen, das kaum sichtbar ist, ist also unzureichend.

Diese Vorschriften in bezug auf die Kopfbedeckung gelten für Momente, wenn man eine Bracha spricht. Obwohl es zu Zeiten von Chasal als besonders fromm galt, das Haupt immer zu bedecken, war dies jedoch keine Pflicht. In der heutigen Zeit ist es gesetzlich untersagt, mit entblößtem Haupt umherzugehen. Auch das “Fahren” ist in dieser Beziehung als “Gehen” anzusehen. Selbst zu Hause, und sogar im Schlafe, soll man nicht unbedeckten Hauptes sein. Hat man aber keine Kopfbedeckung, so kann man den Kopf mit der Hand bedecken, solange man dabei nicht den Namen G”ttes ausspricht. Unter freiem Himmel sollte man keine vier Amot[35] weit ohne Kopfbedeckung gehen.

Die Poskim schreiben jedoch, dass man in einer Badeanstalt nicht unbedingt auf eine Kopfbedeckung achten muss.

Unterbruch nach der Bracha

Spricht man eine “Birkat Hana’a” (auf Esswaren oder Wohlriechendes) oder eine “Birkat Mitzwa”, so ist jede Unterbrechung zwischen der Bracha und dem Genuss oder der Ausführung der Mitzwa untersagt. Es gibt zwei mögliche Arten von Unterbrüchen: Durch Sprechen (selbst wenn es nur ein einziges Wort ist) und durch Warten (länger als “toch kede Dibbur”, das heißt, länger als es dauert, die Worte “Schalom alecha Rabbi” auszusprechen).

Hat man geredet, dann wurde die Bracha völlig unterbrochen und sie muss erneut gesprochen werden. Wartete man jedoch einfach, so hat man die Bracha nicht entwertet, selbst wenn es sich um eine längere Zeitspanne gehandelt hat. Man muss die Bracha nicht wiederholen. Dies allerdings unter der Bedingung, dass man noch dran denkt, dass man essen will.

Jede Unterbrechung, die dem Essen oder der Mahlzeit dient, ist lechatchilla[36] kein Unterbruch. Hat man also die Bracha auf Brot gesprochen, und muss dann jemanden bitten, das Salz auf den Tisch zu bringen oder zu reichen (“bring bitte Salz!”), obwohl man das Salz nicht eigentlich für das Brot, sondern für die Mahlzeit als solche benötigt, so gilt dies nicht als Unterbruch. Dasselbe gilt für ähnlich gelagerte Fälle. Dennoch sollte man nicht lechatchilla so vorgehen, obschon das Brot nach dem Din in Salz getaucht werden sollte.

Hat man seine Tiere noch nicht gefüttert, so darf man selbst noch nicht essen. In diesem Fall sollte man aber die Bracha dennoch nicht durch Reden unterbrechen, sondern nach der Bracha ein wenig vom Brote essen, es hinunterschlucken und dann die Tiere füttern.

Es ist nicht gestattet, zwischen der Bracha und dem Genuss oder der Mitzwa, auf welche diese gesprochen wird, einen Unterbruch einzuschalten. Nicht einmal zum Antworten von “Amen” oder “Jehe Sch’me Rabba”, für Keduscha oder Barchu darf dies geschehen. In solchen Fällen soll man schweigen und sich auf die Worte des Vorbeters konzentrieren. Hat man in solchen Fällen dennoch unterbrochen, so bestehen Zweifel, ob man die Bracha nochmals sprechen muss.

Man unterbricht nicht, bevor man das Essen gekaut und ein wenig davon hinuntergeschluckt hat. Solange man den Bissen noch im Mund hat, wurde die Pflicht der Bracha noch nicht erfüllt, da man auf einen Geschmack, den man nur im Munde verspürt, keine Bracha spricht. Die Bracha bezieht sich hauptsächlich, oder sogar ausschließlich auf das Hinunterschlucken der Nahrung.

Spricht man jedoch versehentlich etwas, während man das Essen noch kaut, bevor man geschluckt hat, so sind sich die Acharonim[37] im Zweifel, ob man die Bracha nochmals sprechen muss oder nicht. Deshalb wiederholt man die Bracha nicht. Hat man aber bereits ein wenig an der Speise im Mund gesogen und etwas Flüssigkeit, die den Geschmack der Speise aufweist hinuntergeschluckt, so muss man die Bracha mit Sicherheit nicht wiederholen, selbst wenn man den Bissen an sich noch vollständig im Munde hat.

Nachdem man ein wenig von der Speise geschluckt hat, ist das Sprechen wieder gestattet, da man jetzt den Zweck der Bracha bereits erfüllt hat. Sofern möglich empfiehlt es sich jedoch, zuerst ein Kesajit zu essen.

Wie wir bereits erwähnt haben, ist auch unnötiges Warten zwischen der Bracha und dem Essen lechatchilla als Unterbruch anzusehen. Deshalb spricht man keine Bracha über eine Speise, welche zu heiß oder zu kalt zum Verzehr ist. Denn wenn man warten müsste, bis sie zum Verzehr geeignet ist, gälte dies als Unterbruch.

Zwischen der Bracha und dem Essen sollen die Speisen nicht aus der Hand gelegt werden, da auch dies als Unterbruch zu betrachten ist. Aus diesem Grund sollte man nicht über einen ganzen Laib Brot die Bracha sprechen, sondern diesen zuerst ein wenig anschneiden (die Menge, die wir später erläutern werden).

Spricht man eine Bracha auf eine Frucht, deren Schale nicht genießbar ist, so schält man diese, bevor man die notwendige Bracha spricht. Befindet sich ein Lebensmittel in einem Behälter, so ist dieser bereits vor der Bracha zu öffnen. Muss eine Frucht gewaschen werden, so tue man dies ebenfalls vor der Bracha.

Alles das gilt, wenn man zwischen der Bracha und dem Essen oder der Durchführung der Mitzwa redet. Spricht man aber mitten in der Bracha, so unterscheidet der “Din” zwischen einer langen Bracha (die auch mit “Baruch” endet) und einer kurzen Bracha (die nur mit Baruch beginnt). Spricht man während einer langen Bracha, so übertritt man zwar ein Verbot, die Bracha verliert jedoch nicht an Gültigkeit. Dies gilt sogar dann, wenn es sich beim Gespräch um Dinge handelte, welche mit der Bracha nicht in Zusammenhang stehen, oder falls man absichtlich sprach. Hinzu kommt, dass man eine lange Bracha lechatchilla unterbrechen darf, um “Jehe Schme Rabba”, Keduscha, Barchu und dergleichen zu sagen. Es gelten hier dieselben Halachot wie bei den Birkot K’riat Schma.

Wer aber mitten in einer kurzen Bracha unterbricht, muss diese wiederholen, selbst wenn es zum Zwecke der Mahlzeit geschieht, zum Beispiel wenn man etwa Salz für das Brot benötigt. Selbst ein Unterbruch für “Jehe Schme Rabba” etc. ist untersagt. Grund dafür ist, dass man hier zwischen dem Ende der Bracha und dem Schem Umalchut zu Beginn derselben unterbricht, sodass die beiden Teile nicht mehr zusammengehören. Aus diesem Grunde darf man auch bei einer langen Bracha nicht zwischen dem Schem Umalchut und dem Hauptteil der Bracha unterbrechen, ob es sich nun um den Anfang oder das Ende derselben handelt.

Tägliche Pflicht von 100 Brachot

Jeder Mensch ist verpflichtet, mindestens einhundert Brachot täglich zu sprechen. Obwohl man seine Pflicht bei jeder anderen Bracha auch damit erfüllen kann, dass man sie von jemand anderem hört (siehe Kapitel 3), ist es für die Erfüllung der täglichen hundert Brachot notwendig, diese lechatchilla selbst zu sagen.

Wenn man die täglichen drei Gebete sagt, und sich zweimal die Hände zu einer Mahlzeit mit Brot wäscht, so erreicht man bereits mehr als die Zahl der verlangten Brachot. Zudem muss in der Regel jeder Mensch mehrmals täglich nach der Toilette die Bracha “Ascher Jazar” sagen. Während des größten Teils des Jahres besteht also – insbesondere für Männer – kein Problem, diese Pflicht zu erfüllen.

Am Schabbat jedoch, wo man in der Schmona Esre jeweils nur sieben Brachot spricht, verfehlt man trotz des zusätzlichen Mussafgebetes die erforderliche Anzahl Brachot, um auf hundert zu kommen. Dies macht man mit dem zusätzlichen Verzehr von Früchten und dergleichen wett. Ist dies nicht möglich, so kann man die Anzahl vervollständigen, indem man die Birkot HaTora und diejenigen der Haftara anhört und auf sie mit Amen antwortet. Dies gilt so, als wenn man diese Brachot selbst gesprochen hätte.

Am Jom Kippur, wo man weder isst noch trinkt und demzufolge auch keine Brachot darüber spricht, erreicht man normalerweise nicht die Summe von hundert Brachot. Man kann jedoch an verschiedenen wohlriechenden Kräutern oder Pulvern riechen oder mehrmals “Ascher Jazar” sagen. Genügt auch dieses nicht, so ist man eventuell auch durch das Anhören der Brachot während der Wiederholung der Schmona Esre joze.

Die Poskim diskutieren die Frage, ob es gestattet ist, eine eigentlich unnötige Bracha zu sagen, um die Zahl 100 zu vervollständigen. Man hat schließlich entschieden, dass man es nicht tun solle.

Frauen sind wahrscheinlich überhaupt nicht verpflichtet, einhundert Brachot zu sagen, da ihnen die meisten Gebete und die dazugehörigen Brachot nicht befohlen wurden.

“Baruch Hu ubaruch Schmo”

Wer eine Bracha hört, muss die Worte “Baruch Ata Haschem” mit “Baruch Hu ubaruch Schmo” beantworten. Unsere Weisen stützten sich hierbei auf den Pasuk “Ki Schem Haschem ekra hawu Godel lElokenu – wenn ich den Namen von Haschem ausrufe, erweiset unserem G”tt Grösse!”

Einen weiteren Hinweis finden wir im Brauch, bei der Erwähnung eines verstorbenen Zaddik “Secher Zaddik Liwracha” zu sagen. Umso mehr also gilt dies, wenn der Name von Hkb’H gesagt wird. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine so strenge Vorschrift, dass man sein Tora-Lernen zu unterbrechen hätte. Wenn man an einer Stelle hält, wo man nicht unterbrechen darf, zum Beispiel Psuke Desimra, darf man kein “Baruch Hu ubaruch Sch’mo” sagen.

Weiss man, dass derjenige, welcher die Bracha spricht, diese bereits beendet haben wird, bevor man die Worte ‚Baruch Hu ubaruch Sch’mo” zu Ende gesprochen hat, so ist es besser, zu schweigen und nach Beendigung der Bracha sofort Amen zu sagen. Noch besser wäre es jedoch, wenn der Sprechende sich beim Sagen der Bracha nicht so sehr beeilt, sodass die Zuhörer sowohl “Baruch Hu” sagen, als auch das Ende der Bracha mitbekommen können, um zu wissen, worauf sie eigentlich mit Amen antworten.

Wer sich durch jemand anderen mit einer Bracha mozi sein lässt, sagt nicht “Baruch Hu ubaruch Sch’mo”.

Auf jede Bracha, die man hört, muss man mit Amen antworten.

Fortsetzung folgt ijH

übersetzt von Z. Leiner / Mit Erlaubnis des DJZ-Verlags


  1. Eine von der Tora (nicht von unseren Weisen) eingeführte Verpflichtung.
  2. Segensspruch, welcher nach dem Essen von Brot gesagt werden muss.
  3. Gebot der Tora.
  4. Von unseren Weisen eingeführt.
  5. Segensspruch vor dem Brotessen «…Hamotzi lechem min haaretz» – …der Du das Brot aus der Erde hervorbringst.
  6. Ein «olivengrosses» Stück Brot, welches als eine minimale Menge, welche als «Essen» bezeichnet wird, definiert ist.
  7. Segensspruch sagen.
  8. Chachamim, die als Poskim, d.h. Dezisoren im jüdischen Recht, hier bezeichnet werden.
  9. Weisen der «ersten Generationen» – ca bis Ende des Mittelalters.
  10. «NachBracha», welche nach dem Genuss einer ausreichenden Menge von Sieben Arten – s. nächste Fussnote – gesagt wird.
  11. Sieben Arten, mit welchen Eretz Jisrael berühmt ist – Weizen, Gerste, Weinrauben, Feigen, Granat, Oliven, Datteln.
  12. Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Dinkel.
  13. Segensspruch, der vor dem Toralernen gesagt wird.
  14. Zweiter Segensspruch vor dem „Kriat Schema“ am Morgen.
  15. D.h. im Sinn haben, dass der Segensspruch auch für den anderen gilt, welchen man „motzi“, d.h. aus seiner Verpflichtung „hinausführen“, d.h. von derselben befreien möchte.
  16. Beten (hier Morgengebet Schacharit)
  17. Verbot der Tora, Sachen zu essen oder zu tun, welche ekelhaft sind oder Ekel erregen.
  18. Lobspruch, der nach Erwähnung des Namens G-ttes gesagt wird (z.B. nach dem ersten Vers von Keriat Schema).
  19. Unnötige, „vergeblich“ gesprochene Bracha.
  20. Von Anfang des Monats Aw bis einschließlich des 9. Aw darf man kein Fleisch essen.
  21. „Trennung“, Kiddusch, welcher am Schabbatausgang Schabbat von den Wochentagen trennt; es ist verboten, vor der Hawdala etwas zu essen.
  22. Aus vier Buchstaben bestehender G-ttesname (Jud, Hej, Waw, Hej).
  23. Unsere Weisen.
  24. Segenssprüche, die vor dem Genuss von Speisen, Getränken und Gerüchen gesagt werden.
  25. Innere „Ausrichtung“ beim Sagen der Segenssprüche, Beten etc.
  26. Demjenigen, der benscht
  27. Man ist aus seiner Pflicht, den Segensspruch zu sagen, „hinausgegangen“, d.h. hat diese Pflicht erfüllt.
  28. Bracha, die vor dem Genuss all dessen gesagt wird, was nicht aus der Erde oder auf einem Baum wächst.
  29. Bracha, die man vor dem Genuss von Wein oder Traubensaft spricht.
  30. “toch kede Dibbur” = so lange wie es dauert, die Worte “Schalom alecha Rabbi” auszusprechen.
  31. „auf das Hädewaschen“
  32. Aposteriori
  33. „Kernstück des Gesetzes“, d.h. ohne Erschwerungen etc.
  34. Wenn man mehr tut, als das „Kernstück des Gesetzes“ es erfrdert.
  35. Ellen
  36. Apriori
  37. Rabbinische Dezisoren der letzten Generationen (nach dem Ende des Mittelalters bzw. der Verfassung des Schulchan Aruch)

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