Die zehn Plagen – Teil 2 – Haschem bestraft die Mizrim

Datum: | Autor: Rav Bezalel Brandeis | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Mizrim
Diese Erzählung über die 10 Plagen stammt aus der Haggada schel Pessach, erläutert von Rav Bezalel Brandeis (Zürich) und erschienen im Victor Goldschmidt Verlag. Das Buch kann unter www.goldschmidt-basel.ch/feiertage/schalosch-regalim/die-pessach-haggada.php bezogen werden.

Die zehn Plagen

שְׁחִין – 6. Eiterbeulen

Als sechste Plage liess Haschem alle Mizrim und ihre Tiere an Eiterbeulen erkranken. Ihr ganzer Körper, von Kopf bis Fuss, war mit Eiterbeulen übersät. Alle ihre Glieder schwollen schrecklich an, und sie litten an schweren Entzündungen, die teilweise mit Fäulnis endeten. Sie fürchteten, dass diese Krankheit ihr ganzes Fleisch verzehren würde. Sie wurden von 24 Arten dieser Krankheit befallen, so dass von einer Heilung keine Rede sein konnte, denn das Heilmittel half zwar gegen die eine Art, führte jedoch zum Tod beim Befall mit einer anderen Art. Viele Mizrim starben an dieser Krankheit.

Haschem brachte diese Plage über die Mizrim, weil sie die Jehudim zwangen ihnen das Wasser ihrer Bäder zu wärmen und sie zu waschen. Infolge dieser Eiterbeulen konnten sie sich, jedoch nicht waschen, da Wasser diesen Beulen schadete.

Die Mizrim schlugen unsere Väter bis ihr ganzer Körper mit Wunden und Beulen übersät war. Auch bekamen die Jehudim Ausschläge vom Herstellen der Ziegel. Ihre Arbeiten mussten sie an Plätzen verrichten, die der Sonne ausgesetzt waren, was zu schweren Sonnenbränden führte.

Auch verabscheuten die Mizrim unsere Väter als unreine Rasse, und es ekelte sie mit einem Jehudi zusammen zu speisen. Das bekamen die Mizrim nun an ihrem eigenen Leibe zu spüren. So schämten sie sich mit ihren versehrten Körpern vor Mosche hinzutreten.

בּרָָד – 7. Hagel

Diese Plage verlangte von Haschem ein gewaltiges Wunder. Feuer und Eis schlossen Frieden, um zusammen den Willen des Ewigen auszuführen. Das ganze Land erzitterte durch Blitz und Donner, die vom Himmel schossen. Danach begann ein Hagel aus riesigen Eisbrocken, die mit Feuer durchsetzt waren. Dieser Hagel zerschlug alles, was nicht unter einem Dach war. Als die Eisbrocken aufschlugen, zerschellten sie und Feuer brach aus ihnen hervor, welches alles niederbrannte. Der Lärm von Donner und Hagelschlag wurde auf der ganzen Welt vernommen.

Nach dieser Plage war Mizrajim verwüstet. Haschem brachte diese Plage über das Land, weil die Mizrim unsere Väter zwangen, für sie Gärten und Plantagen anzulegen, schlugen auf sie ein, bewarfen sie mit Steinen und riefen ihnen schikanierende Wörter und Beleidigungen zu. Auch wurde den Jehudim nicht erlaubt im Schatten von Bäumen Schutz vor Hitze zu suchen. Nun wurden alle Gärten und Plantagen in Mizrajim durch den Hagelschlag gänzlich zerstört. Auch hatten die Mizrim dadurch keinen Schutz mehr vor der glühenden Sonne.

א רְַבּהֶ – 8. Heuschrecken

Obwohl die letzte Plage ein harter Schlag war, erfreuten sich die Mizrim an Weizen und Dinkel der neuen Ernte, die dem Hagel standgehalten hatten. Darauf brachte Haschem über sie eine schreckliche Heuschreckenplage. Ein Wind brachte einen riesigen Schwarm von Heuschrecken, der Mizrajim verdunkelte. In Sekunden fielen die Heuschrecken über ganz Mizrajim her und frassen alles, was vom Hagel übrig geblieben war. Die Menge der Heuschrecken war derart gross, dass der ganze Himmel und auch die Erde damit völlig bedeckt waren. Sie frassen nicht nur alle Pflanzen auf, nein, sie verzehrten auch alles noch vorhandene Essbare der Mizrim auf! Als sie nichts Pflanzliches mehr finden konnten, begannen die Heuschrecken am Fleisch der Mizrim zu knabbern und ihnen die Augen auszupicken.

Nicht eines dieser Tiere überflog die Grenze von Mizrajim, auch nachdem ihre Nahrungsquellen versiegt waren. Am Ende der Plage blieb nicht eine Heuschrecke im Land. Sogar Tiere, die zu Nahrungszwecken gefangen gehalten wurden, konnten davon fliegen. Diese Page überkam die Mizrim, weil sie die schwer erarbeitete Ernte der Jehudim raubten und verzehrten.

חשֶֹׁךְ – 9. Dunkelheit

In der nächsten Plage umhüllte Haschem die Mizrim mit absoluter Dunkelheit. Diese Plage war in zwei Teile unterteilt. Die ersten drei Tage war es so dunkel, dass sie niemanden und nichts erkennen konnten. Wie Blinde stolperten sie über das kleinste Hindernis, und standen sich gegenseitig im Weg. Die Dunkelheit war derart total, dass nicht einmal eine Kerze brennen konnte.

In den drei darauffolgenden Tagen wurde diese Dunkelheit so dicht und kompakt, dass die Mizrim sich nicht mehr bewegen konnten. Wer stand, konnte sich nicht setzen, wer sass konnte nicht aufstehen. Wer sich in diesem Moment gerade bückte, konnte sich für die nächsten drei Tage nicht aufrichten. Auch konnten in diesen Tagen die Mizrim weder essen noch sprechen. Es war ein Wunder, dass sie in dieser Luft nicht erstickten. Viele starben an Hunger ohne dabei umzufallen. Erst am Ende dieser drei Tage war zu erkennen, wer noch am Leben und wer schon lange tot war. Das Einzige, was die Mizrim hören und sehen konnten, war, wie die Jehudim assen, tranken und sich freuten.

bei den Mizrim ist es dunkel

Dies war sicherlich eine Strafe dafür, dass auch Jehudim den Mizrim hatten zuschauen müssen, wie diese assen und sich freuten, ohne dabei etwas davon zu erhalten.

Manchmal mussten unsere Väter auch als Kerzenständer dienen. Dabei wurde ihnen ein Licht auf den Kopf gesetzt. Sie durften sich nicht bewegen, bis der Mizri sein Mahl beendet hatte. Sollte man sich bewegen, wurde man sofort enthauptet. Auch zwangen sie die Jehudim ihre Arbeit vor Sonnenaufgang zu beginnen und bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten. Nun mussten die Mizrim im Dunkeln verharren. Für sie war es jetzt ein Gefängnis, wo sie uns doch schon viele Jahre gefangen hielten.

Chasal lehren uns, dass die Jehudim in jenen Tagen in den Häusern der Mizrim umher spazierten und dabei entdecken konnten, wo die Bewohner ihre Wertsachen aufbewahrten. Das war eine Vorbereitung auf die Erlösung, als Haschem den Jehudim befahl von den Mizrim Gold- und Silbergeräte zu fordern. Als dann die Mizrim verneinten etwas zu besitzen, war es für die Jehudim ein Leichtes den Mizrim ihre Verstecke aufzuzeigen. Das führte zu grosser Bewunderung seitens der Mizrim, wo die Jehudim doch zur Zeit der Dunkelheit alles hätten entwenden können. Und so fanden sie Gunst in den Augen der Mizrim. Diese überliessen den Jehudim freiwillig ihre Wertsachen.

מַכַּת בְּכוֹרוֹת – 10. Das Erschlagen der Erstgeborenen

Der Erstgeborene ist im Allgemeinen eine angesehenere Person und gilt meist als Haupt der Brüder in jeder Familie. Er ist dazu bestimmt, die materielle und geistige Verantwortung des Hauses zu tragen. Haschem hat uns als Volk Jissrael auserwählt, das Haupt unter den Völkern der Welt zu sein. Mit der Anerkennung des Ewigen gehen wir den anderen Völkern voraus und unterwerfen uns dem Dienste von Haschem. So sind wir das angesehene Volk und das Vorbild für andere Völker der Welt.

die Erstgeborenen der Mizrim sterben

Haschem sprach zu Mosche, er solle Pharao folgendes mitteilen:

Ko amar Haschem – So sprachHaschem: Beni Bechori Jissrael – Mein Sohn, mein Erstgeborener, ist Jissrael. Du, Pharao, wolltest mein Erstgeborenes, mein Volk Jissrael, vernichten. Nun schlage Ich deine Erstgeborenen.

In der Nacht des 15. Nissan, als alle Jehudim in ihren Häusern das Korban Pessach assen und sich freuten, kam diese letzte, ausschlaggebende Plage über die Mizrim. Genau um Mitternacht erschien Haschem in Mizrajim und erschlug alle Erstgeborenen. Sowohl männliche, als auch weibliche Erstgeborene starben. Dabei gab es keinen Unterschied, ob man Erstgeborener der Mutter oder des Vaters war. Wo kein Erstgeborener vorhanden war, starb der Älteste des Hauses. Es gab kein Haus, wo nicht vier bis fünf Tote zu beklagen waren. Die Mizrim glaubten, sich im Hause eines Jehudi sicher zu fühlen. Deshalb versteckten sie ihre Kinder dort. Andere flüchteten aus dem Land. Doch alle Tricksereien halfen ihnen nichts. Die Erstgeborenen starben, wo immer sie sich aufhielten.

Sogar Statuen, die sich die Mizrim von ihren verstorbenen Erstgeborenen machten, zerbröckelten zu Staub. Die Hunde brachten die toten Erstgeborenen wieder aus ihren Höhlen, wo sie begraben waren und frassen ihre Gebeine. Auch alle Götzen in Mizrajim wurden in dieser Nacht zerstört.

Alle Mizrim erwachten zu dieser Zeit und ein Gejammer und Geschrei setzte in Mizrajim ein, wie es das Land noch nie erlebt hatte und es nie mehr erleben wird.

Pharao, der selbst ein Erstgeborener war und deshalb um sein Leben fürchtete, suchte Mosche und Aharon in ihrem Haus auf und flehte sie an, dass die Jehudim das Land sofort verlassen sollten.

Mosche entgegnete ihm, dass Haschem ihnen verboten habe, in dieser Nacht das Haus zu verlassen. Erst am folgenden Morgen zu heller Tagesstunde in der alle übriggebliebenen Mizrim es sehen konnten, führte Haschem die Jehudim aus Mizrajim. Durch ein Wunder versammelten sich Millionen von Jehudim mit all ihren Tieren und ihrem Vermögen in Ramses. Von dort zogen sie aus und erreichten noch am selben Tag Sukkot.

Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass Haschem genau diese Jahreszeit gewählt hatte, um die Jehudim aus Mizrajim herauszuführen. Die Regenzeit war schon vorbei und die sommerliche Hitze hat noch nicht angefangen!

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