Verarbeitet und übersetzt von Rabbiner Dr. S. Bamberger SZL
Rabbi Jitzchak Abuaw SZL war einer der Rischonim von Chachmei Sfarad, der am Anfang des 14. Jahrhunderts der allg. Zeitrechnung lebte. Wir publizieren ausgewählte Auszüge aus seinem berühmten Werk “Menorat Hamaor” – “Der lichtspendende Leuchter.”
Das Pessachfest
In jedem Zeitalter pflegte man in Jisrael, vor den Festen dem Volke die betreffenden Vorschriften öffentlich vorzutragen und zu erläutern[1].
[2]Mosche verkündete den Kindern Jisrael die Feste des Ewigen. Mosche ordnete in Jisrael an, daß man stets über die Vorschriften der Zeit frage und das Volk belehre, über Pessach, wenn dieses Fest bevorsteht, ebenso über Schawuot und Sukkot. Ebenso[3], dreißig Tage vor Pessach beginne man mit der Erläuterung der betreffenden Halachot.
Zur Einleitung diene, daß der Heilige, gelobt sei Er, schon unserem Stammvater Awraham beim Bunde zwischen den Stücken sowohl das Galut Mizrajim als auch alle übrigen Leidenszeiten Jisraels und die einstige völlige Erlösung gezeigt hat.
[4]Siehe, Angst, große Finsternis fiel auf ihn, wozu der Midrasch[5] erklärt, Angst geht auf Bawel[6]; da ward Newuchadnezar von Grimm erfüllt und das Aussehen seines Angesichtes veränderte sich, ob Schadrach, Meschach und Abed Nego, und er befahl den Ofen siebenfach stärker zu heizen als er zum Heizen geeignet war. Finsternis ist Medien, als die Augen Jisraels vom Fasten dunkel wurden ob der Gefahr, die ihnen von Haman drohte. Groß bezieht sich auf das Griechentum mit seinen vielen Astrologen und Verkündern von Irrlehren. Fiel auf ihn, das ist Edom, so heißt es[7],bei ihrem lauten Fall erbebt die Erde, Wehegeschrei, am Schilfmeer wird seine Stimme vernommen; manche sagen Bawel[8], gefallen, gefallen ist Bawel, und alle Bilder seiner G-tter hat Er zur Erde gestürzt…
Dann zeigte ihm der Ewige die Erlösung[9], Er sprach zu Awram, wissen, wissen sollst du, wissen, daß Ich sie vertreiben, wissen, daß Ich sie wieder einsammeln werde;
daß Ich sie den Völkern zum Pfand geben und daß Ich sie wieder erlösen werde…
Fremdlinge werden deine Nachkommen sein, von der Geburt deines Sohnes Jitzchak an beginnen die vierhundert Jahre der Heimatlosigkeit… und auch das Volk, dem sie dienen, richte Ich, wie R‘ Chelbo erklärt, auch bezieht sich auf alle Nationen, die Jisrael knechteten…
Die ganze Galutzeit, die Awraham verkündet wurde, betrug 400 Jahre, vom Hinabzuge Jaakows nach Ägypten bis zur Erlösung sind nur 210 Jahre, die schweren Verfolgungen begannen erst nach dem Tode von Josef. Berichtet uns doch die Tora von der großen Ehre und dem mächtigen Gefolge, die Jaakows Beisetzung auszeichneten.[10] Josef hatte das Glück, seinen Vater zu begraben[11], sie kamen zur Dornentenne, was bedeutet dieser merkwürdige Name? R‘ Abahu sagt, der Sarg Jaakows war mit zackigen Kronen umringt, wie eine Tenne von Dornen umgeben ist; die Söhne Esows und Jischmaels und Keturas waren nämlich alle herbeigekommen, den fremden Zug zu bekriegen; als sie aber Josefs Krone am Sarge Jaakows sahen, nahmen sie auch Ihre Kronen und hingen sie daneben, so daß ihn sechsunddreißig Kronen umgaben…
Erst Nach dem Tode Josefs heißt es[12], es erstand ein neuer König, Raw sagt, wörtlich ein neuer König, Schmuel erklärt, es war der alte König, nur seine Gesetze waren neu.
Der Josef nicht kannte, er tat so, als ob er nichts von Josef wisse. Er sprach zu seinem Volke, der Plan ging vom König aus, darum wird auch bei den Plagen der König zuerst genannt[13], zu dir und zu deinem Volke und zu allen deinen Knechten werden die Frösche hinaufsteigen. — Wohlan, wir wollen לו Ihn (nicht להם sie) überlisten, den Helfer Jisraels; wenn wir Jisrael durch Feuer vernichten, so wird uns dieselbe Strafe treffen[14], denn mit Feuer richtet der Ewige und mit Seinem Schwerte alles Fleisch; darum wollen wir sie durch das Wasser töten, da Er geschworen hat[15], keine Flut Noachs mehr über die Erde zu bringen. Pharaos Plan war aber falsch, wohl hat der Ewige verheißen, die ganze Welt nicht durch Wasser zu richten, eine einzelne Nation aber ist nicht ausgeschlossen…
Wie R‘ Elasar sagt zum Passuk Schemot 18,11, in dem Topf, in dem sie gekocht hatten, wurden sie gekocht…
R‘ Chija bar Aba im Namen von R‘ Simai, drei Männer waren im Rate Pharaos, Bilam, Ijow und Jisro. Bilam riet zu, darum kam er um, Ijow schwieg, da überfielen ihn die Leiden, Jisro entfloh, dafür hatten seine Nachkommen das Glück, in der Quaderhalle aus dem Tempelberge, der Stätte des obersten Gerichtshofes, sitzen zu dürfen; von ihnen heißt es[16], Familien der Schriftgelehrten, Bewohner von Jaabez, Tiratim, Schimatim, Suchatim, das sind die Kinim, die von Chamat, dem Vater des Hauses Rechaw, stammen. Kinim sind die Nachkommen Jisros[17] die Söhne Kenis, des Schwiegervaters Mosches, kamen von der Stadt der Palmen herauf[18]. (Exod. 1, 10)
Es wird aus dem Lande fortziehen, Pharao meinte sich und die Ägypter, sie müßten das Land verlassen, erklärt R‘ Aba ben Kahana, er wollte aber diesen Fluch nicht über sich aussprechen.
Sie setzten עָלָיו über ihn (nicht עֲלֵיהֶם über sie) Frohnvögte, das lehrt, sagt R’ Elasar ben R‘ Schimon, sie brachten eine Ziegelform und hingen sie Pharao um den Hals; wenn dann einer von Jisrael sagte, ich kann keine Ziegel machen, ich bin zu empfindlich, so sagte man ihm, bist du vielleicht empfindlicher als Pharao?….
Aber je mehr sie es quälten, um so mehr ירבה (nicht רבו) sollte es sich vermehren und ausbreiten, das ist der Ausspruch des Heiligen, gel. sei Er.
וְיָקוּצוּ Es graute ihnen vor den Kindern Jisrael, sie waren ihnen gleich Dornen in ihren Augen.
Die Ägypter knechteten die Kinder Jisrael בְּפָרֶךְ, R‘ Elasar erklärt בְּפֶה רַךְ durch glatte Überredungskünste, R‘ Schemuel ben Nachmeni sagt, בִּפְרִיכָה durch Zerbröckelung der Körperkraft.
Sie verbitterten ihr Leben durch harte Arbeit, Mörtel und Ziegel und jede Arbeit auf dem Felde, erklärt Raba, erst durch Mörtel und Ziegel und hieraus durch jede Arbeit aus dem Felde.
Alle Arbeiten, die sie von ihnen verrichten ließen, verschärften sie durch Härte, wie R‘ Schimon ben Nachmeni sagt, sie legten den Männern Frauenarbeit und den Frauen Männerarbeit auf.
Die Astrologen hatten Pharao gesagt, der Helfer Jisraels (Mosche) wird durch das Wasser (Haderwasser) bestraft werden, darum verhängte er, die Knäblein in den Nil zu werfen, und hoffte Mosche zu treffen[19].
Drei sahen und erkannten nicht richtig, Newat, Achitofel und die Astrologen Pharaos. Newat sah, wie Feuer von ihm ausging, da dachte er, er würde König werden, doch nicht er, sondern erst sein Sohn Jerowam ward König; Achitofel bemerkte, wie Aussatz an ihm ausbrach, da hoffte er auf die Königswürde, doch das Zeichen bezog sich auf seine Enkelin Bat Schewa, die Mutter von Schlomo. Die Astrologen Pharaos, wie R‘ Chama ben R‘ Chanan erklärt[20], das sind die Haderwasser, die schon Pharaos Ratgeber geschaut, so daß sie glaubten, ihn im Nil töten zu können. Darum konnte Mosche sprechen[21], sechshunderttausend Männer hat dieses Volk, in dessen Mitte ich bin, um meinetwillen seid ihr alle gerettet worden; als nämlich Mosche dem Flusse übergeben worden war, hörte das Verhängnis Pharaos auf.
R’ Chanina ben Papa sagt, der Tag, an dem Mosche zum Nil gebracht wurde, war der einundzwanzigste Nissan, da sprachen die Engel des Dienstes vor dem Heiligen, gelobt sei Er, Herr der Welt, soll er, der einst an diesem Tage den Gesang am Meere anstimmen wird, heute untergehen? R’ Chama ben R’ Chanina, es war der sechste Siwan, und die Engel des Dienstes sprachen vor dem Heiligen, gelobt sei Er, Herr der Welt, er wird einst an diesem Tage die Tora auf dem Sinai empfangen und soll heute untergehen? — Eine Waltung G-ttes fügte es, daß der Mann, der zum Retter Jisraels erkoren war, im Palaste des Königs aufwuchs; dort erstarkte sein Herz und erlangte er die Fähigkeit, ohne vom Druck durch Mörtel und Ziegel gedemütigt zu sein, furchtlos dem Pharao den Befehl G-ttes zu verkünden.
Durch das Verdienst der frommen Frauen wurden unsere Väter aus der ägyptischen Knechtschaft erlöst.[22]
R’ Akiwa trug vor, die Frömmigkeit der jüdischen Frauen in jenem Zeitalter führte die Erlösung herbei. Wenn sie an den Fluß gingen, Wasser zu schöpfen, fügte der Heilige, gelobt sei Er, daß Fische in ihre Krüge kamen; so schöpften sie zur Hälfte Wasser und zur Hälfte Fische. Dann setzten sie zwei Töpfe auf, einen mit Wasser und einen mit den Fischen, und brachten sie ihren Männern hinaus aufs Feld; sie wuschen und salbten sie, reichten ihnen Speise und Trank und erhielten so das Familienleben, das Pharao hatte zerstören wollen; dafür ward ihnen die Beute von Mizrajim zuteil, wie es in Tehillim[23] heißt, weil ihr zwischen den Hürden gelagert, sind der Taube —(Jisraels) Flügel mit Silber bedeckt und ihre Fittiche mit glänzendem Gold.
Und ihre Kinder gebaren sie, dem argwöhnischen Auge der Ägypter entzogen, auf dem Felde[24], unter dem Apfelbaum habe Ich deine Liebe wachgerufen, dort gebar dich deine Mutter. Und der Heilige, gelobt sei Er, schickte einen Engel aus den Himmelshöhen, der die Kinder wusch und schmückte, wie eine Wärterin den Säugling pflegt[25], deine Eltern, am Tage, da du geboren wurdest, haben sie deinen Leib nicht besorgt, du wurdest nicht in Wasser gebadet zur Reinigung, nicht mit Salz eingerieben, nicht mit Windeln umwickelt. Kein Auge achtete auf dich, dir eins von diesen zu tun sich über dich zu erbarmen; auf die Fläche des Feldes warst du geworfen mit besudeltem Leib am Tage, da du geboren wurdest. Und Ich ging an dir vorüber und sah dich in deinem Blute dich regend, und Ich sprach zu dir, in deinem Blute lebe, und Ich sprach zu dir, in deinem Blute lebe!
Und der Engel reichte jedem Kinde zwei runde Gefäße, eins mit Öl und eins mit Honig, wie es in der Tora heißt[26],
Er ließ es Honig saugen aus dem Felsen und Ol aus hartem Gestein. Wenn dann die Feinde sie bemerkten und herbeieilten, sie zu töten, so geschah ihnen ein Wunder, und sie verschwanden in der Erde; die Ägypter aber pflügten mit Ochsen das Feld, wie es in Tehillim[27] steht, aus meinem Rücken pflügten die Pflüger, zogen lang ihre Furchen.
Entfernten sich die Feinde wieder, so sproßten sie wieder aus dem Boden empor[28], zu Myriaden gleich dem Grase des Feldes ließ Ich dich werden; so daß sie in gewaltigen Scharen in ihre Vaterhäuser heimkehrten, du wurdest zahlreich und groß und kehrtest heim in lieblichem Schmuck, nach der talmudischen Deutung, in reichen Herden.
Sie erkannten zuerst den Heiligen, gelobt sei Er, als Er am Schilfmeere sich offenbarte, und riefen[29],
dieser ist mein G-tt, ich will Ihn verherrlichen! – Als das vom Ewigen verheißene Ende des Galut Mizrajim herangekommen, war keineswegs ganz Jisrael würdig erlöst zu werden, doch G-tt erhörte ihr Weheklagen über den furchtbaren Druck und gedachte des Bundes mit den Stammvätern. Darum schickte Er Mosche, sie aus der Knechtschaft in die Freiheit zu führen, und offenbarte ihm Seinen heiligen Namen, daß er als Bote des Höchsten die Naturgesetze vor den Augen des Volkes und den Augen Pharaos verändere und überzeugende, erschütternde Wunder vollziehe.
[30]Ich werde sein, der Ich immer sein werde; der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu Mosche, gehe und sage Jisrael, der Ich mit ihnen gewesen bin in dieser Knechtschaft, Ich werde in allen Bedrohungen, von den Völkern der Erde ihnen bereitet, mit ihnen sein. Mosche sprach vor dem Ewigen, soll ich ihnen jetzt schon die späteren Leiden verkünden?
Und der Ewige antwortete ihm, heute sage ihnen nur, der mit euch sein wird, hat mich zu euch geschickt.
Pharao in seinem Starrsinn und seiner Selbstüberhebung lästerte, als er Mosches Worte gehört; wer ist der Ewige, wagte er in seinem Dünkel zu sprechen, daß ich auf Seine Stimme höre. So zog er sich das Strafgericht G-ttes zu. Und der Ewige gab seinem Herzen Kraft und Festigkeit, daß er nicht zusammenbreche unter der Wucht der Heimsuchungen und nur widerwillig das Volk entlasse.
Die für alle Zeiten denkwürdige Offenbarung der Macht G-ttes, wie sie durch die zehn Plagen Pharaos Auge gezeigt ward, sollte ihn belehren, daß selbst der mächtigste König auf Erden nicht imstande ist, dem Sittengesetze G-ttes ungestraft zu trotzen.
Der Fluß, den die Ägypter abgöttisch verehrten, die Lebensquelle des Landes, wurde von G-ttes Hand geschlagen, das Wasser verwandelte sich in Blut,
daß alle Fische in ihm starben und Pestgerüche die Luft erfüllten, von seinem Ufer kamen unzählige Frösche heraus und verbitterten mit ihrem Geschrei Pharao das Leben, der Staub Ägyptens wimmelte von quälendem Ungeziefer, daß selbst die Zeichendeuter Pharaos eingestanden, es ist ein Finger G-ttes; das Getier der Wüste überflutete die Städte Ägyptens, doch wich es scheu zurück an den Grenzen von Goschen, in dem Jisrael wohnte; ein Sterben raffte den Herdenreichtum, den kostbaren Viehbestand des Landes, dahin; und schmerzhafte Eiterbeulen suchten die Leiber der Menschen heim, daß die Zeichendeuter vor Mosche nicht hintreten konnten, weil die Entzündung an den Zeichendeutern und an ganz Mizrajim war.
Verhängnisschwere Gewitterwolken, Boten des Allmächtigen, den noch immer trotzenden, wortbrüchigen Pharao zu züchtigen, sandten Menschen und Tiere tötende Hagelwetter herab,
die einander widerstrebenden Elemente, Feuer und Eis, einigten sich, die Ernte Ägyptens zu vernichten; und was der Hagel übrig gelassen von der Frucht der Bäume und dem Kraut des Feldes, verzehrten die vom Ostwind herbeitragenen, unersättlichen Heuschreckenschwärme. Die Lust verfinsterte sich, und undurchdringliches Dunkel verhüllte drei Tage lang das Land, daß keiner von seiner Stelle ausstehen konnte, aber allen Kindern Jisrael war licht in ihren Wohnungen. Erst die zehnte Plage brach den Trotz Pharaos. In der Mitte der Nacht schlug der Ewige alle Erstgeborenen im Lande Mizrajim, vom Erstgeborenen Pharaos, der aus seinem Throne saß, bis zum Erstgeborenen der Gefangenen, der im Hause unter der Erde war, und alles Erstgeborene des Viehes.
Da erhob sich Pharao in der Nacht, er und alle seine Knechte und ganz Mizrajim, und es entstand ein lautes Weheklagen in Ägypten denn es war kein Haus, in dem kein Toter war. Er rief Mosche und Aharon in der Nacht und sprach, machet euch auf, gehet hinweg aus der Mitte meines Volkes, sowohl ihr als auch die Kinder Jisrael, gehet, dienet dem Ewigen, wie ihr gesprochen. Auch euere Schafe, auch euere Rinder nehmet, wie ihr gesprochen, und gehet, und segnet auch mich.
Der Heilige, gelobt sei Er, sah, daß Jisrael heiliger Pflichten bedurfte, um sich für die Erlösung würdig vorzubereiten,
darum schrieb er ihnen vor, schon am zehnten des Monates Nissan das Pessachlamm zu nehmen, vier Tage vor dessen Bereitung, es zu untersuchen, daß es fehlerlos sei.
Auch wurden alle Männlichen beschnitten, denn ein Unbeschnittener hatte keinen Anteil am Pessachopfer. So erklärt R’ Matia ben Cheresch den Passuk[31], Ich ging an dir vorüber und blickte auf dich, und siehe, deine Zeit war die Zeit der Liebe, da breitete Ich Mein Gewand über dich aus und bedeckte deine Blöße, Ich schwur dir zu und schloß einen Bund mit dir, spricht der Ewige, G-tt, und du warst Mein.
Die Zeit war gekommen, daß Ich den Schwur erfüllte, den Ich Abraham geschworen, seine Kinder zu erlösen; doch es fehlten euch die Mizwot, sie zu üben, um befreit zu werden, Jisrael war nackt und bloß; da gab euch der Ewige das Gebot des Pessachopfers und der Beschneidung[32], Ich sah dich in deinem Blute (des Pessach und der Mila) dich regend, und Ich sprach zu dir, ob deines Blutes lebe, und Ich sprach zu dir, ob deines Blutes lebe[33]! Ziehet (euere Hände Weg Vom Götzendienst) und nehmet euch Lämmer für euere Familien und schlachtet das Pessach[34]
Die Ägypter aßen kein Lammfleisch, weil sie das Lamm anbeteten, die Tora aber befahl Jisrael, Lämmer zu schlachten und ganz am Feuer zu braten, damit die Ägypter sähen, wie ihre G-tter machtlos dem Untergang anheimfielen;
so sagt die Schrift[35], an allen G-ttern von Mizrajim werde Ich Strafgerichte vollziehen; auch die Götzen von Holz, erklären unsere Weisen s. A., verwesten, die von Metall schmolzen. Ferner durfte kein Knochen des Pessachopfers zerbrochen werden, so daß die Ägypter am Morgen noch unzweideutig die Spuren der verzehrten Lämmer erkennen konnten. Und das Blut, ward ihnen befohlen, an die Oberschwelle und die beiden Türpfosten zu sprengen, um offen zu bekennen, daß sie Diener des Ewigen und sich vor den Götzen nicht fürchteten.
Die Verheißung an Abraham in Erfüllung zu bringen, und dann werden sie mit großer Habe ausziehen, gebot ihnen der Allgütige, silberne und goldene Geräte und Gewänder von den Ägyptern zu verlangen. Diese hatten sie in den drei Tagen der Finsternis in den mizrischen Häusern wahrgenommen, als die hilflosen Ägypter auf die Dienstleistungen der Hebräer angewiesen waren. Damals fanden die Kinder Jisrael Gunst in den Augen von Mizrajim, als sie selbstlos, ohne das Eigentum der ohnmächtigen Besitzer anzutasten, sie bedienten[36].
[37]Sprich doch vor den Ohren des Volkes, sie sollen jedermann von seinem Nächsten, und jede Frau von ihrer Nächsten Geräte von Silber und Geräte von Gold verlangen. דַּבֵּר נָא, erklärt Debe R’ Janai, bedeutet eine Bitte. Der Heilige, gelobt sei Er, sprach zu Mosche, sage Jisrael, Ich bitte euch, verlanget von den Ägyptern silberne und goldene Geräte, damit nicht der fromme Awraham sage, man wird sie zu Knechten machen und sie quälen, hat Er an ihnen in Erfüllung gebracht, aber nicht, und dann werden sie mit großer Habe ausziehen. Denn Jisrael hatte gesprochen, möchten wir doch nur erst frei sein; wie ein Sklave im Gefängnis, dem man verspricht, morgen werden wir dich erlösen und dir außerdem noch großes Vermögen geben, antwortet, o macht mich gleich frei, und ich verlange kein Vermögen.
Von einer späteren Zeit, als Jisrael ob seiner Treue dem Perserkönig gegenüber von Alexander, dem Großen, bedroht wurde, wird berichtet, daß die Ägypter die Geschenke, die sie damals Jisrael gegeben hatten, zurückverlangten[38].
Am 28. Nissan wurden die räuberischen Völkerschaften von Jehuda und Jeruschalajim entfernt. Die Ägypter hatten vor Alexander, dem Mazedonier, geklagt, in der Tora heißt es[39], der Ewige ließ das Volk Gunst finden in den Augen von Mizrajim, und sie gaben ihnen, sie leerten Mizrajim aus. Das viele Gold und Silber, das uns die Juden damals genommen haben, sollen sie uns wiedergeben. Da sagte Gewiha ben Pesisa zu den Lehrern Jisraels, erlaubet mir, ich will den Prozeß gegen sie führen; besiegen sie mich, so sprechet zu ihnen, ihr habt nur einen gewöhnlichen Menschen besiegt; wenn ich aber gewinne, dann sollt ihr sagen, die Tora unseres Lehrers Mosche hat euch bezwungen Er begab sich in das Lager Alexanders und trat den Anklägern gegenüber, mit ihnen zu rechten.
Sie sprachen zu ihm, du sollst deine Entgegnung nur mit Beweisen aus der Tora begründen. Das will ich, erwiderte er ihnen; es steht geschrieben[40], der Aufenthalt der Kinder Jisrael, den sie in Mizrajim hatten, betrug 400 Jahre; gebet uns den Arbeitslohn von 600 000 Männern für 400 Jahre. Da konnten sie keine Antwort geben und verließen beschämt die Stätte des Gerichtes[41].
Einst wird das Land Mizrajim dem gesalbten König ein Geschenk darbringen.
Er will es zuerst nicht annehmen, doch der Heilige, gelobt sei Er, spricht zu ihm, nimm es an, weil sie Meinen Kindern in der Vergangenheit ein Obdach gewährt haben; darauf heißt es[42], Edle kommen von Mizrajim.
Und Äthiopien sagt, wenn sie angenommen werden, die Jisrael geknechtet haben, gewiß wir, die ihnen kein Unrecht getan haben, und der Passuk fährt fort, Kusch streckt seine Hände zu G-tt hin.
Über die Vorschriften des Wegräumens des Chomez, das Auskochen und Glühen der Geräte, die Ordnung der vier Becher, die Vorsicht bei der Herstellung der Mazzot und das Essen derselben und der Bitterkräuter und die übrigen Hilchot Pessach hier zu sprechen, würde über den Rahmen dieses mehr für die Hagada bestimmten Buches hinausgehen.
Doch wollen wir erwähnen, daß die Tage des Nissan uns mit der Freude über die vergangene und die zukünftige Erlösung erfüllen sollen. So heißt es auch in Massechet Soferim, im Nissan wird kein Tachanun gesagt, weil in ihm die Fürsten die Einweihungsopfer des Ohel Moed darbrachten und weil in ihm Jisrael aus Mizrajim geführt wurde und in ihm einst wiederum wird erlöst werden. Am Erew Pessach fasten die Erstgeborenen, weil sie einst in Ägypten beim Sterben der mizrischen verschont blieben. Um abends die vorgeschriebene und zu diesem Zweck hergestellte Mazzo schel Mizwo mit Lust zu genießen, ist am Erew Pessach verboten Mazzo zu essen.
In der siebten Nacht Pessach hatten die Mizrim Jisrael am Meere eingeholt.
Der Heilige, gelobt sei Er, befahl Mosche, zu Jisrael zu sprechen, sie sollten ausbrechen und sich mitten ins Meer begeben; Binjamin, der Jüngste, sprang zuerst in die Flut und erhielt als Lohn für sein G-ttvertrauen, daß in seinem Anteil später der Tempel gebaut wurde; manche sagen; Jehuda war der erste[43]. R’ Meir überliefert, als Jisrael am Ufer des Meeres stand, stritten die Männer miteinander, wer zuerst ins Meer hinabsteigen dürfe, da sprang der Stamm Binjamin hinein[44], damals war Binjamin, der Jüngste, ihr Herrscher, רד ים indem er ins Meer sprang, die Fürsten Jehudas bekämpften sie, die Fürsten Sewuluns, die Fürsten Naftalis.
Dafür ward Naftali beschieden, die Schechina ausnehmen zu dürfen[45], auf seinen Schultern (seinem Berge) wohnt Er. — R’ Jehuda lehrt der Stammesfürst von Jehuda, Nachschon ben Aminadaw, sprang zuerst in die Flut. So sagt Hoschea[46], mit Lüge umringte Mich Efraim und mit Trug das Haus Jisrael, nur Jehuda ist G-tt ergeben, רד begab sich in die Wellen hinab, und bewährte sich unter den Heiligen. Von ihm heißt es in Tehillim[47] hilf mir, o G-tt, das Wasser ist bis zum Leben gekommen; ich sinke in die schlammige, bodenlose Flut, gerate in das tiefe Wasser, und die Strömung reißt mich fort. Daß mich des Wassers Strudel nicht entführe und mich die Woge nicht verschlinge und der Abgrund nicht über mir seinen Mund schließe.
In jener Stunde verweilte Mosche im Gebete.
Da sprach der Heilige, gelobt sei Er, zu ihm, Mosche, Meiner Hände Werk versinkt im Meere, und du verweilst im Gebete vor Mir. Mosche fragte, Herr der Welt, was soll ich tun? Er sprach, sage zu den Kindern Jisrael, sie sollen ausbrechen, und du erhebe deinen Stab. — Dafür ward Jehuda die Herrschaft in Jisrael zuteil[48], Jehuda ward Sein Heiligtum und Jisrael Sein Reich; das Meer sah es und floh, der Jarden wich rücklings.
Der Heilige, gelobt sei Er, teilte das Meer in zwölf Straßen und erwies Jisrael zehn Wunder[49]. Die Flut bildete ein Gewölbe[50], Du durchbohrtest mit Stäben die Höhe seiner Fläche. Das Meer wurde gespalten[51], neige deine Hand über das Meer und spalte es. Es ward trocken[52], die Kinder Jisrael gingen aus dem Trockenen. Für die Ägypter aber bildete es einen Sumpf[53], übers Meer ließest Du die Gespanne dahineilen, die Gährung der mächtigen Gewässer. Das Wasser ward zu Krumen[54], Du zerbröckelst mit Deiner Macht das Meer. Es entstanden harte Felsen[55], (dort) zerbrachst die Häupter der Schlangen (der Mizrim) am Wasser. Mauern erhoben sich[56], Er spaltete das Schilfmeer in Mauern. Hügel bildeten sich[57], (Exod.15, 8), die Wasser türmten sich. Süße Quellen entsprangen in der Salzflut. Das erstarrte Wasser war durchsichtig wie Glas.
R’ Jehuda sagt, aus zehn verschiedenen Versen ersiehst du die Wunder, die der Einige uns erwiesen hat.
Ein Gleichnis möge sie dir veranschaulichen. Ein Wanderer ließ seinen Sohn vor sich hergehen, Räuber bedrohten das Kind von vorn, und der Vater schickt es hinter seinen Rücken, es zu schützen; ein Wolf naht von hinten, der Vater nimmt den Sohn auf seinen Arm. Auch der Heilige, gelobt sei Er, sah vor Jisrael das Meer und hinter ihnen die Mizrim, da nahm Er sie auf Seinen Arm. Als Sonne und Regen ihnen Schmerzen verursachten, breitete Er die Wolke als Decke aus[58]; ihren Hunger zu stillen, gab Er ihnen Brot vom Himmel; für ihren Durst[59] ließ Er rinnendes Wasser aus dem Felsen hervorkommen, daß es in Strömen sich ergoß.
Den zehn Wundern entsprechen die zehn Lobgesänge Jisraels,
- der erste in Mizrajim;
- der zweite am Meere, damals sangen Mosche und die Kinder Jisrael dieses Lied dem Ewigen;
- der dritte beim Brunnen[60], damals sang Jisrael dieses Lied, komm herauf, Brunnen, rufet ihm zu;
- der vierte von Mosche gesprochen, lauschet, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde vernehme die Worte meines Mundes;
- der fünfte[61] damals sprach Joschua vor dem Ewigen, am Tage, da der Ewige den Emori vor den Kindern Jisrael hingaben;
- der sechste[62], Debora sang;
- der siebte[63] David sprach vor dem Ewigen die Worte dieses Liedes am Tage, da der Ewige ihn gerettet hatte;
- der achte[64] Tehillimlied bei der Einweihung des Hauses durch David;
- der neunte[65] Lied der Lieder von Schlomo.
- Der zehnte Lobgesang wird einst bei der Erlösung gesungen werden[66], Tehillim, singet dem Ewigen ein neues Lied, denn Er hat Wunder vollbracht, Seine Rechte half Ihm und Sein heiliger Arm[67].
Raba ben Mari trug vor[68], sie murrten über das Meer im Schilfmeer, das lehrt, daß Jisrael in jener Stunde sprach, so wie wir das Meer verlassen, so steigen wohl auch die Ägypter an einer anderen Seite empor. Da sprach der Heilige, gelobt sei Er, zum Fürsten des Meeres, wirf sie aufs Trockene.
Und Jisrael vertraute auf den Ewigen und Seinen Knecht Mosche.
Da sangen Mosche und die Kinder Jisrael. Dazu heißt es in der Mechilta, R’ Nechemja sagt, wer ein Gebot voll Treue erfüllt vor Ihm, der durch Sein Wort die Welt erschuf, ist wert, daß prophetischer Geist auf ihm ruhe und er einen Lobgesang ausspreche. So finden wir bei unseren Vätern, weil sie auf den Ewigen vertrauten, waren sie würdig, daß die Schechina auf ihnen ruhte und sie ein Loblied sangen.
Awraham erwarb diese und die zukünftige Welt nur durch sein G-ttvertrauen[69], er vertraute aus den Ewigen, und Er rechnete es ihm als Frömmigkeit an. Die Erlösung aus Mizrajim war der Lohn für das Vertrauen[70], das Volk vertraute, sie hörten, daß der Ewige die Kinder Jisrael bedacht und daß Er ihr Elend gesehen, sie neigten sich und bückten sich[71]. Auf Treue achtet der Ewige[72]. Mosches Hände blieben treu bis zum Sonnenuntergang[73]. Öffnet die Tore, daß ein Volk einziehe, daß die Treue bewahrt hat[74]. Ob des Vertrauens zu Dir in den Nächten… erfreust Du mich, Ewiger, durch Dein Werk. Die Nächte sind das dunkle Galut.
Durch die Wunder und die Allmacht, die der Schöpfer uns schauen ließ, sollte die ganze Welt erkennen, daß Er der König des Alls ist, auch einst am Ende der Zeiten wird der Ewige wiederum seine Größe offenbaren, uns zu erlösen[75].
- Megilla 32a ↑
- Wajikro 23,44 ↑
- Pessach 6a ↑
- Bereschit 15,12 ↑
- Midrasch Rabba 42 ↑
- Daniel 3,19 ↑
- Jirmijahu 49,12 ↑
- Jeschaja 21,9 ↑
- Bereschit 15,13 ↑
- Sota 13a ↑
- Bereschit 50,10 ↑
- Schemot 1,8 ↑
- Schemot 7, 29 ↑
- Jeschaja 66,16 ↑
- Jeschaja 54,9 ↑
- Diwrej Hajomim 1 2,55 ↑
- Schoftim 1,16 ↑
- Schmeot 1,10 ↑
- Sanhedrin 101b ↑
- Bamidbar 20,13 ↑
- Bamidbar 11,21 ↑
- Sota 11b ↑
- 68,14 ↑
- Schir 8,5??? ↑
- Jechezkel 16,4 ↑
- Dewarim 32,13 ↑
- 129,3 ↑
- Jechezkel 16,7 ↑
- Schemot 15,2 ↑
- Brachot 9b ↑
- Jechezkel 16,8 ↑
- Jechezkel 6 ↑
- Schemot 12,21 ↑
- Schir 1,5??? ↑
- Schemot 12,12 ↑
- Brachot 9a ↑
- Schemot 11,2 ↑
- Sanhedrin 91a ↑
- Schemot 12,36 ↑
- Schemot 12,40 ↑
- Pessach 118b ↑
- Tehillim 68,32 ↑
- Sota 37a ↑
- Tehillim 68,28 ↑
- Dewarim 33,12 ↑
- 12,1 ↑
- 69,2 ↑
- Tehillim 114,2 ↑
- Tanchuma Beschalach ↑
- Chabakuk 3,14 ↑
- Schemot 14,16 ↑
- Schemot 14,29 ↑
- Chabakuk 3,15 ↑
- Tehillim 74,13 ↑
- dort ↑
- Tehillim 136,13 ↑
- Schemot 15,8 ↑
- Tehillim 105,40 ↑
- Tehillim 18,16 ↑
- Bamidbar 21,17 ↑
- Joschua 10,12 ↑
- Schoftim 5,1 ↑
- Schmuel 2 22,1 ↑
- Tehillim 30,1 ↑
- Schir Haschirim 1,1 ↑
- Tehillim 98,1 ↑
- Pessach 118b ↑
- Tehillim 106,7 ↑
- Bereschit 15,6 ↑
- Schemot 5,31 ↑
- Tehillim 31,24 ↑
- Schemot 17,12 ↑
- Jeschaja 26,2 ↑
- Tehillim 92,3&5 ↑
-
Brachot 58a ↑