Die Vorschriften für Chanuka

Datum: | Autor: Rav Schlomo Ganzfried | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
chanuka gesetze

Die Vorschriften für Chanuka

1. Als während des zweiten Tempels das griechische Reich die Macht (über Jisrael) hatte, verhängte es Verbote über Jisrael, störte die Gesetzesausübung und erlaubte ihnen nicht, sich mit Tora und Mitzwot zu beschäftigen. Sie streckten ihre Hände nach ihrem Vermögen und nach ihren Töchtern aus, drangen in Heiligtum ein, machten Einrisse darin und verunreinigten‎ das Reine. Jisrael war durch sie in großer Bedrängnis, sie unterdrückten sie mit furchtbarem Druck, bis sich der G-tt unserer Väter über sie erbarmte und sie aus ihrer Hand befreite und rettete; die Hasmonäer, die Hohenpriester, siegten und erschlugen sie. Sie befreiten Jisrael aus ihrer Hand‚ stellten einen König von den Kohanim auf, und das Reich Jisrael erstand wieder für mehr als zweihundert Jahre bis zur zweiten Zerstörung des Tempels. Als Jisrael seine Feinde besiegte und vernichtete, war dies am fünfundzwanzigsten im Monat Kislew. Sie gingen ins Heiligtum und fanden kein reines Öl im Tempel außer einem Krüglein, das unter einem Siegel des Hohenpriesters lag; in ihm war nur so viel, um an einem Tag damit die Lichter anzuzünden; man zündete aber damit die Lichter auf der Ordnung des Leuchters acht Tage an, bis man Oliven gestoßen und reines Öl gewonnen hatte. Darum ordneten die Weisen in jenem Zeitalter an, daß diese acht Tage, die mit dem fünfundzwanzigsten Kislew beginnen, Tage der Freude und des Hallel seien. Man zündet an ihnen die Lichter abends Nacht für Nacht an den Eingängen der Häuser, acht Nächte hindurch, an, um das Wunder zu bekennen und zu verbreiten. Diese Tage werden חנוכה ‎genannt, das‏ ‎bedeutet: חנו – sie ruhten – כה – am fünfundzwanzigsten; denn am fünfundzwanzigsten Tag ruhten sie von ihren Feinden; und ferner, weil sie an diesen Tagen den Tempel weihten, den die Feinde verunreinigt hatten; darum sagen manche, es sei verdienstlich‚ die Mahlzeit am Chanuka etwas zu vermehren; ferner, weil an diesen Tagen das Werk der heiligen Wohnung (in der Wüste) vollendet wurde. Man erzähle seiner Familie den Inhalt der Wunder, die unseren Vätern an diesen Tagen geschehen; dennoch ist es nur dann eine Mahlzeit einer Pflichterfüllung, wenn man bei der Mahlzeit Lob- und Preisgesänge des Ewigen spricht. Man mehrt die Wohltätigkeit an den Chanuka-Tagen, weil sie auserwählt sind, an ihnen die Makel der Seele durch Almosen, besonders, um arme Toralernende zu unterstützen, wiedergutzumachen.

2. Man fastet nicht an den Chanuka-Tagen, aber am Tag vorher und am Tag nachher sind Trauer und Fasten erlaubt.

3. Das Verrichten von Arbeit am Chanuka ist erlaubt; nur pflegen die Frauen keine Arbeit zu verrichten, solange die Lichter im Haus brennen; und man erleichtere ihnen nicht. Der Grund, daß es die Frauen strenger nehmen, ist, weil ein schweres Verhängnis über den Töchtern Jisraels schwebte; die Griechen hatten nämlich verhängt, daß, wenn eine Jungfrau heirate, sie erst dem Heerführer preisgegeben werde, und ferner, weil das Wunder durch eine Frau geschah. Eine Tochter des Hohenpriesters Jochanan war von großer Schönheit, und der feindliche König verlangte, daß sie sein Weib werde. Sie versprach ihm, seinen Wunsch zu erfüllen, ließ ihn Speisen aus Käse genießen, daß es ihn dürste und er Wein trinke, sich berausche und in tiefen Schlaf versinke; so geschah es auch; da schlug sie ihm den Kopf ab und brachte ihn nach Jeruschalajim. Als ihr Heerführer sah, daß ihr König umgekommen war, ergriffen sie die Flucht. Darum pflegen manche, am Chanuka Milchspeisen zu genießen zur Erinnerung an das Wunder, das durch Milch geschah.

4. Alle Öle sind für das Chanukalicht geeignet, doch ist es ein besonderes Verdienst, Olivenöl zu nehmen, dem Wunder im Tempel entsprechend, das mit Olivenöl geschah; wenn solches nicht zu haben ist, wähle man anderes Öl, dessen Licht klar und rein ist, oder Wachskerzen, deren Licht ebenfalls klar ist. Doch‏ ‎seien nicht zwei Kerzen zusammengeflochten, weil das wie eine Fackel‏ ‎wäre, sondern jede Kerze sei einfach. Man mache sie nicht aus Wachs‏ ‎von Götzentempeln, weil das verwerflich ist. Ebenso sind alle Dochte‏ ‎für das Chanukalicht geeignet, doch‏ ist es ein besonderes Verdienst, Baumwolle zu nehmen; man braucht nicht in jeder Nacht neue Dochte, sondern kann auch die ersten anzünden, bis sie zu Ende sind.

5. Wenn man an einer irdenen Lampe anzündet, sobald man eine Nacht daran angezündet hat, ist sie alt geworden, und man zünde in der zweiten Nacht nicht daran an, weil sie unschön geworden ist. Darum besitze man eine schöne Lampe aus Metallarten; und wessen Vermögen hinreicht‚ kaufe sich zur Verschönerung der Pflichterfüllung eine silberne Lampe.

6. In unseren Ländern ist der Gebrauch verbreitet bei denen, die das Gebot besonders schön erfüllen, daß jeder von den Söhnen des Hauses in der ersten Nacht ein Licht anzündet und in der zweiten Nacht zwei, und so fügen sie hinzu, bis sie in der achten Nacht acht Lichter anzünden. Sie müssen aber darauf achten, daß jeder seine Lampe an einen bestimmten Ort stelle, damit zu erkennen ist, wieviele Lichter jeder angezündet hat; man zünde sie nicht an einem Platz an, an dem man das ganze Jahr Licht anzündet, damit zu erkennen ist, daß es Chanukalichter sind.

7. Das Gebot des Chanukalichtes ist, es am Eingang an der Straße anzuzünden, um das Wunder öffentlich zu bekennen; so tat man zur Zeit der Mischna und der Gemara. Heutzutage, da wir inmitten anderer Völker wohnen, zündet man im Haus an, in dem man wohnt; wenn man ein Fenster zur Straße hat, zünde man sie dort an; und wenn nicht, zünde man sie am Eingang an. Es ist verdienstlich, den Leuchter in die Handbreite am Eingang links hinzustellen, damit die Mesusa rechts und das Chanukalicht links und er von Geboten umgeben ist. Besser ist, den Leuchter in den Hohlraum des Eingangs zu stellen. ‏

8. Es ist vorgeschrieben, die Lichter höher als drei Handbreiten von der Erde und unterhalb von zehn Handbreiten hinzustellen; hat man sie über zehn Handbreiten hingestellt, hat man auch das Gebot erfüllt; hat man sie aber über zwanzig Ellen hingestellt, so hat man das Gebot nicht erfüllt, weil über zwanzig Ellen das Auge nicht hinsieht. Wer in einem Stockwerk wohnt, kann sie ans Fenster stellen, obschon es über zehn Handbreiten ist; wenn das Fenster aber über zwanzig Ellen vom Erdboden der Straße an ist, sodass das Auge der auf der Straße Gehenden nicht hinsieht, ist besser, sie an den Eingang zu stellen.

9. Die Lichter seien gleichmäßig in einer Reihe, nicht eins höher und eins niedriger; es sei ein Abstand zwischen einem Licht und dem andern, damit nicht die Flamme des einen dem andern nahekomme und es wie eine Fackel aussehe. Bei Wachslichtern sei der Abstand so groß, daß nicht eins durch das andere erwärmt wird und das Wachs tropft‚ daß sie verderben. Hat man eine Schüssel mit Öl gefüllt und Dochten umringt und ein Gefäß übergestülpt, so gilt jeder Docht für ein Licht; hat man kein Gefäß übergestülpt, so gilt es nicht einmal für ein Licht‚ weil es wie eine Fackel ist. Wenn eine Lampe zwei oder mehr Schnäbel hat, sollen nicht zwei daran anzünden, nicht einmal in der ersten Nacht, weil dann nicht zu erkennen wäre, wieviele Lichter man (an diesem Abend) anzündet.

10. Die Zeit des Anzündens ist gleich dem Sichtbarwerden der Sterne, und man schiebe es nicht auf. Man darf vor dem Anzünden nichts tun, nicht einmal lernen; nur, wenn man noch nicht Maariw gebetet hat, bete man zuerst und zünde dann an. Bevor man anzündet, versammle man alle, die zum Haus gehören, um die Sache offen kundzutun. Man muß soviel Öl hineingießen, daß sie wenigstens eine halbe Stunde brennen. Geschehenenfalls, wenn man nicht gleich angezündet hat, kann man immer noch mit Beracha anzünden, solange die Hausgenossen wach sind; wenn aber die Hausgenossen schon schlafen, ist keine Kundgebung des Wunders mehr vorhanden, und man zünde ohne Beracha an. Wenn man bei Nacht keine Zeit haben wird anzuzünden, kann man schon früher anzünden, von der Hälfte der Mincha-Zeit an und weiter, das ist eine und eine Viertelstunde vor dem Sichtbarwerden der Sterne… Nur muß man soviel Öl hineingießen, daß die Lichter bis eine halbe Stunde nach dem Sichtbarwerden der Sterne brennen; wenn sie nicht so lang brennen, hat man das Gebot nicht erfüllt.

11. Die Ordnung des Anzündens, wie sie bei uns gebräuchlich ist: in der ersten Nacht zündet man das Licht an, das einem rechts gegenüber steht; in der zweiten Nacht fügt man links davon ein Licht hinzu, und so in jeder Nacht weiter fügt man links ein Licht hinzu; das Neuhinzugefügte zündet man immer zuerst an und wendet sich nach rechts weiter.

12. In der ersten Nacht sagt der Anzündende vor dem Anzünden drei Berachot; “anzuzünden”, “der Wunder vollbracht hat”, “der uns am Leben erhalten hat”; in den anderen Nächten sagt er nicht שהחיינו; nachdem er die Berachot gesprochen, zündet er ein Licht an, und während er die anderen Lichter anzündet, sagt er “Hanerot halalu”. Einer, der Jude geworden ist, spricht: “der für Jisrael Wunder vollbracht hat”; hätte er “für unsere Väter” gesagt, hat er seine Pflicht auch erfüllt. Ein Trauernder vor der Beerdigung, wovor uns der Ewige behüte, antworte, wenn ein anderer zugegen und mit Berachot anzündet, “Omein”; wenn kein anderer zugegen, zünde er selbst ohne Berachot an.

Raw Aharon Leib Shteinman SZL beim Anzünden des Chanukalichts

13. Es steht uns als Halacha fest: das Anzünden vollbringt das Gebot, das heißt: das Anzünden ist die Erfüllung des Gebotes, und während des Anzündens müssen die Lichter am richtigen Ort stehen und das richtige Maß Öl enthalten. Das will ausschließen, wenn man sie unterhalb von drei Handbreiten oder über zwanzig Ellen angezündet und sie dann brennend an ihren richtigen Ort gestellt hätte; dann wären sie untauglich. Ebenso, wenn beim Anzünden nicht genügend Öl darin gewesen und man nachher hinzugefügt, nützt es nichts mehr. Ebenso, wenn man sie an einen Ort gestellt, wo der Wind weht und die Lichter leicht ausgehen, hat man das Gebot nicht erfüllt und muß man Sie noch einmal anzünden, sage aber nicht nochmals die Berachot. Hat man sie aber vorschriftsmäßig hingestellt, und sie sind durch einen Zufall ausgegangen, so hat man das Gebot bereits erfüllt; doch pflegt man Sie nochmals anzuzünden. Man pflegt zu erschweren und nicht von einem Licht das andere anzuzünden, sondern man zündet mit dem „Diener“ (dem außerhalb der acht Lichter dazu angebrachten Licht) oder einem anderen Licht an.

14. Während der ganzen Zeit des Gebotes darf man ihre Helligkeit nicht benützen. Darum pflegt man, den Diener, mit dem man sie angezündet hat, neben sie zu stellen, damit, wenn man in der Nähe von der Helligkeit Nutzen hat, man die Helligkeit des Dieners benützt; man muß ihn etwas höher als die Lichter stellen, daß zu erkennen ist, daß er nicht zur Zahl der Lichter gehört.

15. Man zündet Lichter in der Synagoge an, um das Wunder öffentlich zu verkünden, und sagt die Berachot darüber; man stellt sie an die Südwand und zündet sie zwischen Mincha und Maariw an. Mit den Lichtern in der Synagoge hat keiner seine Pflicht erfüllt, und jeder muß nochmals zu Hause anzünden. Ein Trauernder, der Ewige bewahre uns davor, zünde in der ersten Nacht nicht in der Synagoge an, weil er שהחיינו sagen müßte und ein Trauernder in der Gemeinde nicht שהחיינו sagen soll; zu Hause aber spreche er שהחיינו.

16. Frauen sind auch zu Chanuka-Lichtern verpflichtet, denn auch sie waren an jenem Wunder beteiligt, (siehe oben § 3.). Eine Frau kann für ihre ganze Familie anzünden. Ein Kind, das zur Gewöhnung an die Gebote gelangt ist, ist ebenfalls verpflichtet. Wenn ein Blinder sich bei einem anderen mit einer kleinen Münze am Chanukalicht beteiligen kann, ist es gut; wenn er eine Frau hat, zündet sie für ihn an; wenn er keine Frau hat, aber er hat eine eigene Wohnung und kann sich bei niemand beteiligen, zünde er an, indem ihm ein anderer behilflich ist.

17. Am Erew-Schabbat zündet man zuerst die Chanukalichter und dann die Schabbatlichter an; nur sei es nach der Mitte der Minchazeit (aber beide noch vor Sonnenuntergang;) manche beten vorher Mincha. Man muß soviel Öl hineingießen, daß sie bis 1/2 Stunde nach dem Sichtbarwerden der Sterne brennen; denn sonst wäre es eine vergebliche Beracha. Wenn man am Eingang anzündet, muß man darauf achten, mit einem Gegenstand zwischen den 1 Lichter und der Tür eine Scheidewand zu machen, daß der Wind die Lichter nicht auslösche‚ wenn man die Tür auf- oder zumacht.

18. Nach Ausgang des Schabbats macht man zuerst Hawdala, und dann zündet man die Chanukalichter an; in der Synagoge zündet man vor ויתן לך an.

19. Wenn jemand nicht zu Hause ist, sondern sich woanders aufhält, wenn er weiß, daß seine Frau zu Hause anzündet, zünde er da, wo er sich aufhält, ohne Berachot an. Wenn es möglich ist, ist gut, wenn er zuerst die Berachot von jemand hört, der dort anzündet, und dabei die Andacht hat, mit diesen Berachot seine Pflicht zu erfüllen, und mit Omein darauf antwortet; und dann zünde er ohne Berachot an. Wenn seine Frau zu Hause nicht anzündet, ebenso Bachurim in ihrer Bleibe, müssen sie mit Berachot anzünden oder sich an den Lichtern des Hausbesitzers beteiligen, indem sie ihm eine kleine Münze geben, damit sie am Öl und am Docht beteiligt seien; und der Hausbesitzer füge etwas Öl zu dem vorgeschriebenen Maß hinzu für die sich beteiligenden; sie sollen sich aber Mühe geben, daß jeder für sich anzünde. Wer sich in der Stadt, nur in einem anderen Haus, aufhält, muß, sobald die Zeit des Anzündens herankommt, nach Hause zurückkehren und anzünden.

20. Von dem Öl, das nach Chanuka in der Lampe übrig ist, ebenso von den Dochten macht man ein Feuer und verbrennt sie, weil sie für ihr Gebot bestimmt waren und man keinen Nutzen von ihnen haben darf, außer wenn man vorher eine Bedingung gemacht hat, daß man das, was übrig bleibt, nicht für das Gebot bestimmt.

21. Alle acht Tage Chanuka sagt man in Schemona-Esrej ‏”al Hanissim”; wenn man es vergessen und nicht gesagt hätte, wenn man sich erinnert, nachdem man den Schem gesagt, vollendet man die Beracha und wiederholt nicht.

22. Alle acht Tage Chanuka sagt man das Hallel-Gebet. Man sagt nicht Tachanun und nicht ‏”Haschem erech apajim”‎ auch nicht “Lamnatzeach”‎ und nicht “Zidkatcha Tzedek”.

Übersetzung von Rabbiner Dr. Selig Bamberger SZL

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