Tischa beAw, der 9. Aw, in der „neueren“ Geschichte

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9. Aw

9. Aw 5144 (6. 7. 1384): Gemetzel von Tarrega, Katalonien

Auftakt zur Brunnenvergiftung-Verleumdung.
Zwischen den Jahren 1347 und 1350 wütete eine Seuche, die „schwarze Pest“, in Europa und raffte viele Menschen hin. Eine ungeheure Verleumdung, dass die Juden die Brunnen vergiftet hätten, breitete sich in Katalonien (Nordspanien) aus. Am 9. Aw wurden mehr als 300 Juden der Kehilla von Tarrega niedergemetzelt, die Überlebenden wurden von Hab und Gut beraubt. Von Spanien wurde die Verleumdung nach Savoyen und bald darauf in die Schweiz verbreitet. Dann griff mit der Seuche die Beschuldigung nach Deutschland über. Durch grausame Marter wurden Vergiftungs-„Geständnisse“ erpresst. Überall in Savoyen, der Schweiz (Aargau, Bern, Zürich, Basel) und Deutschland wurden Juden ermordet und geplündert, zum Scheiterhaufen oder aufs Schafott gebracht. In Deutschland allein wurden mehr als 300 Gemeinden völlig zerstört! Neben den Kreuzzügen und dem 3. Reich waren diese Verfolgungen die schwersten, die die Juden Europas befielen.

9. Aw 5252 (2. 8. 1492): Vertreibung der Juden aus Spanien.

Seit der Zerstörung des Tempels lebten Juden auf der Iberischen Halbinsel. Am 31. März 1492 veröffentlichte Ferdinand das Judenvertreibungsedikt – alle Juden Spaniens hätten sich innerhalb 3 Monate zu taufen oder das Land zu verlassen. Nur wenige sind der Versuchung der Taufe erlegen. Die Juden waren gezwungen, ihren Besitz zu verschleudern; was sie zurückliessen, behielt der Staat. Das Schicksal der Exilierten (Hungersnot und Krankheit, Seeräuber und Mörder, Asylverweigerung in vielen Ländern) war vorauszusehen. Die Geschichten gehören zu den schlimmsten Erlebnissen des sefardischen Judentums. Am 9. Aw gingen sie auf Boote und über die Grenze nach Portugal auf der ersten Etappe ihres Martyriums. Die Rabbanim befahlen, dass man trotz 9. Aw Marschmusik spiele – zu Ehren ihres Messirut Nefesch (Aufopferungsbereitschaft).

9. Aw 5674 (1. 8. 1914): Deutschlands Mobilmachung und Kriegserklärung an Russland.

Ausbruch des I. Weltkrieges.
Der Nationalsozialismus in Deutschland und der Kommunismus in Russland, die zwei Autoren des Churban Europa (der Zerstörung des europäisches Judentums, die Schoa), waren direkte Folgen und Fortsetzung des Unheils dieses Krieges.

Wäre doch mein Haupt ein Wasserstrom,
meine Augen ein Tränenquell
auf dass ich Tag und Nacht beweinen könnte
die erschlagenen Kinder und Säuglinge und Greise
meiner, Gemeinden

Und ihr rufet: oj und awoj und allalaj!
weinet unaufhörlich über das Haus Israels
und über das Volk G-ttes
das durch das Schwert gefallen ist

…..
…..
…..

Nehmet es doch zu Herzen und erhebet bitterlich Klagen,
denn ihr Mord ist dem Brand unseres Tempels und unserer Stadt
gleich zu betrauern, im Staube zu sitzen

Nur ist es nicht recht
noch weitere Tage Katastophen und Zerstörung zu weihen.
Anstatt dessen werde ich heute meine Klagen erheben
traure jetzt und jammere und weine aus bitterer Seele
von Morgen bis zum Abend seufzend
über das Haus Israels,
und über das Volk G-ttes
das durch das Schwert gefallen ist

Aus den Klagelieder von 9. Aw
Mi jiten roschi majim
von Rabbi Kalonymus Sohn des Rabbi Jehuda über die Kreuzzüge

Teschuwa


Was hat zu klagen der Mensch, so lange er lebt?
Er werde Herr über seine Sünden!
Lasst uns prüfen unsere Wege
und nachforschen –
und lasst uns zurückkehren zu HaSchem.

Lasst uns unser Herz zu den Händen heben:
zu G-tt im Himmel.

. . . .
. . . .

Du HaSchem thronst in der Ewigkeit,
Dein Thron reicht über alle Geschlechter.
Warum willst Du uns für immer vergessen –
uns verlassen das Leben lang?
Führe, HaSchem, uns zu Dir zurück,
und wir werden Teschuwa tun,
erneuere unsere Tage wie in der Vorzeit!
Denn musstest Du uns auch tief verachten
so zürntest Du doch auch über uns gar sehr.

Führe, HaSchem, uns zu Dir zurück
und wir werden zurück kommen,
erneuere unsere Tage wie in der Vorzeit.

Der Prophet Jermijahu in Megilat Ejcha

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