Wer war das?
Singen Sie am Schabbatmittag „Dror Jikra“?
Womit beginnt das feierliche Benschen bei Schewa Brachot? „Dwaj Hosser wegam Charon…“. Wem klingt die Melodie nicht im Ohr! Er hat die Worte verlasst, neben vielen anderen Zemirot und Pijutim.
Rabbi Mosche ibn Esra berichtet: Er sei in Bagdad geboren und habe noch bei Rabbi Saadja Gaon in Bawel gelent (was ihn nicht daran hinderte, oft anderer Meinung zu sein), ging nach Fez (Marokko) und wurde von dort von Rabbi Chisdai ibn Schaprut nach Cordoba gerufen.
Er stammte aus guter Familie. Wir sind an seinen spanischen Namen gewöhnt, sein hebräischer klingt wie ein Adelstitel.
Man nimmt an, dass er es war, der das Versmaß der arabischen Dichtung auf Laschon Kodesch übertragen hat und damit die Basis zur jüdischen Dichtkunst des Mittelalters gelegt hat. Das Versmaß, mit dem auch Rabbi Jehuda Halevi seine herrlichen Lieder gliederte: Den „Jated“, ein Schwa Na, dem ein oder mehr Vokale folgen, wobei sich beim „Schließen der Tür“, d.h. der zweiten, abschließenden Zeile der Einsatz von Schwa Na und Vokal wiederholt und damit diesen klangvollen Effekt erzielt – von der Erhabenheit des Inhaltes abgesehen.
Begeben wir uns nun vorsichtig auf Glatteis: Wir wissen, dass jedes Wort in Laschon Kodesch, im Gegensatz zu anderen Sprachen, eine Wurzel hat. Aus wievielen Buchstaben besteht die Wurzel? Aus drei Buchstaben, aus zweien, manchmal aus vier Buchstaben oder gar aus nur einem? Im zehnten Jahrhundert stieg man für die Antwort auf Barrikaden. Der große Rabbi Chisdai ibn Schaprut, uns auch durch seine Korrespondenz mit dem König der Chusaren bekannt, zog viele jüdische Gelehrte an seinen „Hof“ in Cordoba, und beschäftigte u.a. den Grammatiker Menachem ben Saruk, der so oft von Raschi erwähnt und zitiert wird. Menachem ben Saruks „Machberet“ war wohl die erste hebräische Konkordanz. In jahrelanger Arbeit studierte er als erster die Zusammensetzung jedes Wortes der heiligen Sprache. Und doch fand Menachem in ihm einen scharfer Gegner.
Bei ca. 180 Worten reimte er ihm seine Gegenargumente:
Gehört das „Jud“ des Wortes „Jagea – müde“ zur Wurzel? Er sagt nein. Gehört das „Mem“ des Wortes „Pecham – Kohle“ zur Wurzel? Bei Wortanalysen muss man sich bewusst sein, dass das Verständnis der Wurzel in einer bestimmten Richtung verschiedene Deutungen veranlasst.
Nehmen wir den Passuk aus Tehilım: „Zam’a Lecha Nafschi – Kama Lecha Besari“. Er übersetzt „Kama“ mit „trocken“, so wie der erste Teil des Passuks von Durst spricht. Menachem ben Saruk überträgt es in „Sehnsucht“, vom Worte „dahinschmelzen“.
In Tehilim 39: „Ach Bezelem jishalech Isch“ nennt Raschi zwei Übersetzungen, Menachem ben Saruks und seine. Raschi lehnt Menachem ben Saruks Meinung ab.
Sachlich, in reinster Objektivität, seinem Zidkut und seiner Kompetenz entsprechend, geht der „Grosse“ der Baale Tossfot, Rabenu Tam (Rabbi Jaakow ben Rabbi Meir) auf jede einzelne fachliche Kontroverse ein. Meistens fiel seine Entscheidung zu Gunsten von Menachem Ben Saruk aus, aber bei weitem nicht immer.
Wir begreifen, dass eine genaue Definition und Erklärung eines einzigen Wortes der Tora lebenswichtig ist.
Die Heftigkeit seines Angriffes auf das „Machberet“, das Umwerben des Mäzen, (Rabbi Chisdai ibn Schaprut) in Prosa und Poesie – war der Stil der damaligen Zeit, dem Überschwang der arabischen Sprache entlehnt. Menachem ben Saruk kostete es seinen Posten bei R. Chisdai ibn Schaprut. Menachems berühmtester Schüler, Rabbi Jehuda ben David Chajug, kämpfte den Kampf seines Lehrers weiter. Er, Rabbi Jehuda ben David Chajug war es, der das Verb auf drei Wurzelbuchstaben basierte.
Rabbi Schlomo ibn Gawirol lobt ihn in einem Brief an Rabbi Jehuda Halevi als einen der bedeutendsten Dichter. Doch sind die meisten Werke nicht in unserer Hand.
Stimmt, der Schöngeist war ein vehementer Kämpfer. Doch Ausgangspunkt und Ziel war die Genauigkeit des Verständnisses der Worte der Tora.
Dunasch ben Labrat, R. Adonim, 920-990
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags DJZ