Wochenabschnitt Wajikra – Ganzopfer aus בָּקָר oder aus צֹאן

Datum: | Autor: Rav Schimschon Raphael Hirsch | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
צֹאן

א,ג אִם עֹלָה קָרְבָּנוֹ, מִן הַבָּקָר זָכָר תָּמִים יַקְרִיבֶנּוּ אֶל פֶּתַח אֹהֶל מוֹעֵד יַקְרִיב אֹתוֹ לִרְצֹנוֹ לִפְנֵי ה‘

Vers 1,3 Wenn ein Ganzopfer sein Opfer, und zwar aus dem Rindergeschlechte ist, so soll er es mämmlich, ganz, es nahebringen; zum Eingange des Zusammenkunftsbestimmungszeltes hin soll er es nahebringen, als Ausdruck seines Strebens vor G”tt.

Wir haben schon in unseren “Grundzügen einer jüdischen Symbolik” nachgewiesen, wie Tiere als Ausdruck für Personencharaktere auftreten, und wie durch Rind בָּקָר (Stier פַּר und Kalb עֵגֶל) zunächst die im Dienste eines Höhern schaffende und wirkende Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, während in Kleinvieh צֹאן (Schaf כֶּבֶשׂ und Widder אַיִל, Ziege עֵז und Ziegenbock שָׂעִיר) die von einem Höheren geweidete, d. h. den Bedürfnissen ihres Daseins nach versorgt werdende Persönlichkeit ihren Ausdruck findet.

Durch בָּקָר und צֹאן werden somit die beiden Seiten zum Ausdruck gebracht, die zusammen die Erscheinung des Menschen in seinem Hiersein erschöpfen:

sein Wirken und sein Geschick.

Es wird hier die Wahl gelassen, ein Ganzopfer aus בָּקָר oder aus צֹאן darzubringen. Es kann das Bewußtsein bisher mangelhafter Pflichttreue und der Vorsatz größerer Hingebung an die tätige Erfüllung unserer Pflichten aus dem Bewußtsein der uns von G”tt gestellten Aufgabe entspringen, in deren Dienst wir unsere Kräfte üben sollen. Ein solches Bewußtsein und ein solcher Vorsatz wird sein Ganzopfer aus בָּקָר wählen. Es wird als פַּר oder als werdender פַּר, als עֵגֶל, für den ihm von G”tt zur Bestellung angewiesenen Acker der Tätigkeit zu G”tt näher treten.

Oder es entspringt das Bewußtsein bisheriger Mangelhaftigkeit und der Vorsatz künftig größerer Hingebung an tätige Erfüllung der G”ttlichen Gebote aus dem Bewußtsein der Schuld, die wir unserem Lebenshirten – G”tt – tragen, wir fühlen jede Fiber in uns unter seiner Obhut gewonnen und erhalten, und es drängt uns, jeden von Ihm gespendeten Blutstropfen in seinem Dienste zu verwenden und mit jeder von Ihm gespendeten Kraft seinem Willen zu leben. Ein solches Bewußtsein wird uns unser Ganzopfer aus צֹאן wählen lassen. Wir werden als כֶּבֶשׂ, oder im Hochgefühle unserer Dankesschuld als אַיִל, als unter reicherem G”ttessegen gewachsenes Glied seiner Herde, oder, im Vorsatz des Widerstandes gegen alles, was uns der göttlichen Führung entlocken möchte, als עֵז und שָׂעִיר uns dem Hirten Jisraels (G”tt) nahen.

  1. “Bastard”
  2. mit “anderen Kreisen” meint Raw Hirsch am ehesten nichtjüdische oder jüdische, aber dem eigentlichen Judentum entfremdete Quellen (-Red.)

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