Verarbeitet und übersetzt von Rabbiner Dr. S. Bamberger SZL
Rabbi Jitzchak Abuaw SZL war einer der Rischonim von Chachmei Sfarad, der am Anfang des 14. Jahrhunderts der allg. Zeitrechnung lebte. Wir publizieren ausgewählte Auszüge aus seinem berühmten Werk “Menorat Hamaor” – “Der lichtspendende Leuchter.”
Ehre die Schabbatot, die Feiertage und Festzeiten
Am Neumondstag ist das Verrichten von Arbeit nicht untersagt, nur pflegen die jüdischen Frauen an ihm zu feiern. So lesen wir im Jeruschalmi, daß die Frauen am Rosch Chodesch nicht arbeiten, ist ein guter Minhag (Gebrauch).
Weil die Frauen zur Herstellung des goldenen Kalbes ihren Männern die Schmuckgegenstände verweigerten, hat der Heilige, gelobt sei Er, ihnen dafür als Lohn die Feier des Neumondstages gegeben[1].
Es ist darum fromm, ihn durch eine bessere Mahlzeit auszuzeichnen, weil er ein Fest (Moed) genannt wird; man liest das Hallel mit Auslassung von zwei Abschnitten, auch sind Trauerrede und Fasten an ihm verboten. Der Neumondstag ist eine Zeit der Sühne für Jisrael, an ihm brachte man Opfer des Wohlgefallens und Ziegenböcke der Sühne dar, Verzeihung zu erlangen, die Errettung der Seele aus der Hand des Feindes, des bösen Triebes, der den Menschen zur Begierde zu treiben sich bemüht, ihm die Reinheit des Herzens zu trüben.
[2] R. Schimon ben Pafi fragte betreffs des scheinbaren Widerspruches in den Pssukim[3], G-tt machte die beiden großen Lichter, also waren sie beide groß, und dann heißt es, das große Licht und das kleine Licht.
Sie waren ursprünglich beide gleich groß, da sagte der Mond vor dem Heiligen gelobt sei Er, Herr der Welt, es können nicht zwei Könige sich einer Krone bedienen. Und der Heilige, gelobt sei Er, sprach, so sollst du klein werden. Weil ich eine richtige Sache ausgesprochen habe, fragte der Mond, soll ich erniedrigt werden? Der Heilige, gelobt sei Er, tröstete den Mond, du wirst am Tage und in der Nacht herrschen.
Ein Licht am hellen Mittag, sagte der Mond, nützt keinem. – So soll Jisrael nach dir die Tage und Jahre zählen, sprach der Ewige. – Auch die Sonne, klagte der Mond, ist für die Berechnung der Zeiten unentbehrlich, wie die Schrift sagt, sie seien zu Zeichen und zu Zeiten, zu Tagen und zu Jahren. – Der Ewige sprach zu ihm, nach dir werden sich die Frommen nennen, Jakow, wie in der Schrift steht[4], wer richtet Jakow auf, der klein ist, David, so heißt es[5], David ist der kleinste; Schmuel, der Kleine. Da aber der Mond immer noch nicht getröstet war, sprach der Heilige, gelobt sei Er, bringet ein Sündopfer vor Mir dar, weil es nötig war, daß Ich den Mond erniedrigte[6].
R. Jochanan begann[7], Er schuf den Mond für die Zeiten, zum Leuchten ist nur die Sonne erschaffen, der Mond dient der Aufgabe, mit ihm Neumonde und Jahre zu heiligen.
R. Berechja sagt im Namen von R. Schimon, beide sind gebildet worden, Licht zu spenden, so heißt es[8], sie seien zu Lichtern; G-tt setzte sie in den Himmelsraum, auf die Erde zu leuchten. Sie seien zu Zeichen, das sind die Schabbatot, zu Zeiten, das sind die drei Wanderfeste, zu Tagen, das sind die Neumondstage, und zu Jahren, das ist die Heiligung der Jahre.
R. Judan im Namen von R; Tanchum ben Chija … erst werden beide die großen Lichter genannt, dann aber ließ Er das eine klein werden, weil es in das Gebiet des anderen hineingegangen war… Man pflegt am Neumondstage den Tehillim 104 zu lesen, weil er den Passuk enthält, Er schuf den Mond für die Zeiten; uns zu lehren, daß weder der zunehmende noch der abnehmende Mond des Menschen Geschick beeinflußt, wie die Astrologen vermuteten, sondern daß er nur der Festsetzung der Zeiten, der Festtage des Ewigen, dient; denn der Heilige, gelobt sei Er, ist der Beherrscher des Alls, wie dieser Psalm in herrlichen Worten schildert.
Segen und Wohlergehen liegen nicht in der Macht der Sterne, sondern nur in der Hand des Allheiligen, der zu Mosche sprach[9], Ich erweise Gnade, dem Ich Gnade erweisen will, und Erbarmen, dem Ich Erbarmen schenke. Lobe, meine Seele, den Ewigen, beginnt der Tehillim; ohne Vermittlung nötig zu haben, erhebt sich unsere Seele im Gebete zum Schöpfer der Welt und rühmt Seine Allmacht. Und der Psalm schließt mit Haleluja, weil er zuletzt den Sturz der Bösen enthält.
Wenn alle Geschöpfe die Größe und die Güte des Herrn erkennen, dann werden die Sünder von der Erde verschwinden und die Frevler nicht mehr bestehen.[10]
R. Schimon ben Pasi, hundertunddrei Tehillim sagte David im Buche Tehillim, aber mit Haleluja schloß er erst, als er den Sturz der Bösewichter sah,… wenn die Verwüster der Welt untergegangen sein werden dann werden alle Geschöpfe jubeln[11], wenn die Frevler zugrunde gehen, erhebt sich Jauchzen. [12]Und die vom Ewigen Erlösten kehren heim und kommen nach Zijon mit Jubel, ewige Freude ist aus ihrem Haupte; da die Bosheit von der Erde geschwunden ist. So lehren auch unsere Weisen s. A. zur Stelle[13], weil Zor über Jeruschlajim gesprochen, ha, zerbrochen ist die Pforte der Völker, ist mir anheim gefallen, ich fülle mich von der zerstörten Zor triumphiert nur, solange Jeruschalajim verödet ist , wenn aber Zion wieder ersteht, wird Zor verwüstet sein. [14]Deine Schuld ist gesühnt, Tochter Tzions, Er wird dich nicht ferner in die Verbannung führen, Er ahndet deine Schuld, Tochter Edoms, entblößt deine Sünden.
Durch den Segensspruch beim Erscheinen des Neumondes prägen wir uns ein, daß der Schöpfer das All regiert, das durch Sein Wort entstanden, damit der Wahn völlig von der Erde verschwinde, als ob irgendeine Naturgewalt gegen den Willen des Allmächtigen Gutes oder Böses herbeiführen könne. Darum sagen unsere Weisen s. A., wer den Segensspruch beim Erscheinen des Neumondes ausspricht, ist, als ob er den König des Alls begrüßen dürfte[15].
Tana debe R. Jischmael, wenn Jisrael das Glück hat, auch nur einmal jeden Monat vor dem Angesicht ihres Vaters im Himmel erscheinen zu dürfen, können sie damit zufrieden sein. Darum, sagt Abai, soll man den Segensspruch stehend aussprechen.
Er lautet nach R. Jehuda, gelobt seist Du, Ewiger, unser G-tt, König der Welt, der durch Sein Wort die Himmel erschaffen und durch den Hauch Seines Mundes all ihr Heer, Gesetz und Zeit hat Er ihnen gegeben, auf daß sie ihre Aufgabe nicht verfehlen, froh und voll Lust den Willen ihres Herrn zu erfüllen. Er ist der Schöpfer in Wahrheit, und Sein Werk ist Wahrheit, und zum Monde sprach Er, daß er sich in lieblicher Pracht erneuere für das Volk, beschützt vom Mutterschoße an, dass ich einst gleich ihm erneuern und seinen Schöpfer preisen wird ob des Namens der Herrlichkeit Seines Reiches. Gelobt seist Du, Ewiger, der die Monde erneuert.
R. Acha b. Chanan im Namen von R. Asi, von R. Jochanan, wie lange darf man den Segensspruch über den Neumond sprechen? Bis seine Lücke ausgefüllt ist[16]. Man sehe daraus, diese Bracha am Ausgang des Schabbat zu sprechen, wenn man fröhlich ist und schöne Kleider an hat.
Der Neumondstag bedeutet auch eine Verjüngung in der Welt der Seelen[17].
Der Prophet Elijahu pflegte in die Mesiwta von Rabbenu Hakodoisch zu kommen. Eines Tages, an einem Neumond, wurde es spät, und der Prophet Elijahu kam immer noch nicht. Als er endlich doch wieder erschien, fragte ihn Rabbi, warum kommt der Herr erst jetzt? Er antwortete, Awraham erhob sich heute von seiner Lagerstätte, und ich reichte ihm Wasser, er wusch sich die Hände, betete und legte sich wieder zur Ruhe hin, hierauf Jizchak, und hierauf Jakow. Rabbi erwiderte, erheben sie sich nicht gleichzeitig, daß du früher kommen kannst?
Er sprach, das sollen sie nicht, sie würden vereint beten und den gesalbten König (מָשִׁיחַ) herbeiführen, ehe die Zeit gekommen. Rabbi fragte, gibt es Männer gleich ihnen unter dem heutigen Geschlecht? Der Prophet Elijahu nannte ihm R. Chija und seine beiden Söhne. – Einmal brauchte die Welt Regen, und Rabbi ordnete einen Fasttag an und hieß R. Chija mit seinen Söhnen vor die heilige Lade hintreten. Als er die Worte sprach, Er läßt den Wind wehen, rauschte es in den Lüften, und den Regen herabfallen, da begann es zu regnen. Als sie die Wiederbelebung der Toten erwähnen wollten, ging ein Zittern durch die Welt. Eine Stimme im Himmel rief, wer hat dieses Geheimnis den Menschen mitgeteilt? Da strafte man den Propheten Elijahu mit sechzig feurigen Schlägen, und er begab sich in die betende Gemeinde in der Gestalt eines reißenden Bären, daß sie aufhörten und auseinandergingen.
- Pirke deRebi Elieser 42 ↑
- Chulin 60b ↑
- Bereschit 1,16 ↑
- Amos 7,2 ↑
- Schmuel1 17,14 ↑
- Bereschit Rabba ↑
- Tehillim 104,19 ↑
- Bereschit1 14, 17 ↑
- Schemot 33,9 ↑
- Brachot 9b ↑
- Mischle 11,10 ↑
- Jesschaje 35,10 ↑
- Jechezkel 26,2 ↑
- Eicha 4,22 ↑
- Sanhedrin 42a ↑
- Massechet Seforim ↑
-
Bawa Mezia 85b ↑