Der Monat Marcheschwan: Von den Feiertagen zum Alltag

Datum: | Autor: Rav Igal Polischuck | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag

(nach Schiurim von Rav Polischuk schlite)

Der Name des Monats Marcheschwan bedeutet „bitterer Heschwan“. Bitter heißt er, weil es keine wichtigen Daten in diesem Monat gibt, weder fröhlich noch traurig. Normalerweise bestimmen die speziellen Tage den Charakter des Monats. Im Monat Adar freuen wir uns; der Monat Aw ist durch den 9. Aw geprägt. Was ist denn unsere Aufgabe im Monat Marcheschwan? Woran müssen wir arbeiten, was müssen wir verbessern? Das werden wir verstehen können, wenn wir an die Feiertage denken, die wir gerade begehen…

Marcheschwan ist nicht einfach ein Monat. Das ist ein besonderer Zeitabschnitt, der direkt nach der Periode der Feiertage beginnt, der letzte von denen Simchat Tora ist. In Verbindung mit dieser Zeit können Menschen in zwei Kategorien eingeteilt werden.

Die Ersten haben sofort nach der Beendigung dieser Periode das Gefühl, dass die Feiertage vorbei sind und man ruhig zum Alltag zurückkehren kann. So ein Mensch ist einem Kind ähnlich, das von der Schule wegläuft. Vor dem Rosch a-Schana und Jom Kippur hat er gesagt bekommen, dass es die Zeit für Tschuwa ist, er muss an sich arbeiten und sich verbessern. Nun sind die Tage vorbei, man darf sich wieder entspannen. Wir sprechen hier über religiöse Menschen, die Rosch a-Schana, Jom Kippur, Sukkot und Simhat Tora einhalten — so, wie es sich gehört.

Die Menschen der zweiten Kategorie befinden sich auf der höheren Stufe. Sie verstehen, dass es eine Art der Führung durch den Allmächtigen in unserer Welt gibt, in deren Rahmen er uns sehr hoch erhebt, viel höher, als wir es würdig sind. Und es gibt Zeiten, wenn wir, wie ein Kind, zurück auf die Erde gestellt werden, um selbstständig gehen zu lernen. Beispiele dafür finden wir in unseren heiligen Schriften: während des Auszugs aus Ägypten wurden wir zuerst hoch erhoben und dann auf die Erde gestellt, um uns auf das Empfangen der Tora vorzubereiten. Ähnlich ist die jährlich wiederkehrende Zeit des Auszugs aus Ägypten in der Nacht von Pessach — die Zeit, wenn der Allmächtige uns auf eine sehr hohe Stufe erhebt, auch wenn wir dessen gar nicht würdig sind.

Die ganze Periode der Monate Elul-Tischrej, — Rosch a-Schana, Jom Kippur, Sukkot, Schmini Azeret, Simchat Tora, — ist die Zeit, wenn der Allmächtige uns erhebt. Diejenigen von uns, die sich bemüht haben, die Zeit von Rosch a-Schana und Jom Kippur mit der maximalen Hingabe zu begehen, haben gespürt, dass auf solchen geistigen Höhen waren, die im Alltag kaum erreichbar sind. Wenn wir aber im Marcheschwan „auf die Erde“ zurückkehren werden, ist höchste Zeit, die während der Tage der Ehrfurcht erworbenen Kräfte einzusetzen, und selbständig „gehen“ zu lernen, d.h. zu lernen, wie man selbstständig vorankommt und geistig steigt. Die Aufgabe eines jeden in dieser Zeit ist, nachzudenken und sich in die zweite Kategorie zu positionieren.

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