„Wajomer Elokim el Mosche Ehje ascher Ehje – G’tt sprach zu Mosche, Ich bin der, der Ich bin. Wajomer koj tomar liBne Jisrael Ehje schlachani alechem – und Er sprach: Sage den Söhnen Jisraels, der Ewige hat mich zu euch geschickt“ (3,14).
An etlichen Stellen betonen Chasal die besondere Stärke und Intensität des ‘Galut Mizrajims‘ (ägyptisches Exil), dass es das „Schwerste aller Galujot“ war. So erklären sie den Sinn des „Sneh“, des brennenden Dornbusches, den Haschem Mosche Rabejnu zeigte. Der „Sneh“ sei der “schwerste” aller Bäume, denn jeder Vogel, der sich in seinen Zweigen verfängt, kommt nicht unverletzt wieder davon. So war auch das Galut Mizrajim, das schwerste aller Galujot[1].
Wir finden tatsächlich auch bei keinem anderen Galut eine solche starke Auswirkung, das die Bne Jisrael fast bis zur fünfzigsten Stufe der Tum’ah hinunterzog.
Rabbi Schmuel Bornstein von Sochatschov sZl., der Verfasser des Sefer „Schem miSchmuel“, sieht den Grund darin, dass Jisrael bis zu ‘Jeziat Mizrajim‘ (Auszug aus Ägypten) keine Eigenständigkeit besaß und somit keine Existenz als „Volk“ kannte. Es war wie eine Embryo im Leib der Mutter, der eng mit ihr verbunden ist und als Teil ihres Körpers gilt.
Auf diese Weise vergleicht der Midrasch den Auszug der Bne Jisrael aus Mizrajim: „Haschem nahm das Volk aus der Mitte eines anderen Volkes hinaus, wie ein Hirte, der seine Hand in den Leib einer tragenden Kuh steckt und das Junge hinauszieht“[2]. Erst als die Bne Jisrael aus Mizrajim herausgezogen waren und sich die Zusage von (Schmot 6,7) „Welakachti etchem li leAm – Ich werde euch Mir als Volk nehmen“ erfüllte, als sie zu einer eigenständigen Nation wurden, erlangten sie die vierte und abschließende Stufe der Ge’ula (wehozeti, wehizalti, wega’alti, welakachti). Denn jetzt hatten sie sich endgültig dem Einfluss der Mizrim entzogen.
In diesem Sinne erklärt er auch das Wunder von Pharaos Genesung von seinem Aussatz, wie Chasal das „Sterben“ des Königs von Mizrajim (2,23) interpretieren.
Wie im Midrasch berichtet wird, rieten die Ratgeber den aussätzigen Pharao, sich jeden Tag – morgens und abends – im Blut von jeweils 150 jüdischen Kindern zu baden. Hkb“H erhörte daraufhin das Seufzen und Stöhnen Jisraels und erbarmte sich ihrer. Es geschah ein Wunder und Pharao wurde gesund[3].
Dieses Wunder bedarf einer Erklärung: Haschem hätte die jüdische Kinder auch auf andere Weise retten können, indem zum Beispiel ihr Blut dem Pharao noch mehr geschadet hätte, so dass er von seinen Plänen hätte absehen müssen. Weshalb aber musste Pharao geheilt werden? Weil Jisrael damals noch ein Teil Mizrajims war, konnte es keine selbstständige Rettung erhalten. Genauso wie das Kind im Mutterleib, das alles Nötige von und durch die Mutter erhält, konnten auch die Bne Jisrael jegliche Hilfe nur durch die Rettung und Genesung von Pharao bekommen.
Auf diese Weise kann auch die Diskussion zwischen Hkb“H und Mosche Rabenu verstanden werden, als Haschem ihm sagte: „Sage den Söhnen Jisraels „Ehje ascher Ehje – Ich bin der, der Ich bin“, das wie Raschi schreibt, Folgendes bedeutet: „Ich bin derselbe G’tt, der euch jetzt wie auch in allen anderen Galujot beistehen wird“.
Mosche fragte darauf, weshalb er jetzt dem Volk – noch vor seiner Erlösung – bereits von den später kommenden ‘Zarot‘ (Leiden) berichten und ihnen den Mut und die Hoffnung nehmen solle. Darauf entgegnete Hkb“H, dass er Recht habe und es auch nicht seine Absicht und Wille sei, dies Jisrael mitzuteilen. Es genüge daher völlig, wenn Mosche ihnen sage: „Ehje schlachani elechem – G’tt hat mich zu euch geschickt“.
Mosche Rabenu verstand zuerst nicht, was ihm Haschem gesagt hatte. Er wollte den Bne Jisrael zu verstehen geben, wie sich ihre Erlösung aus Mizrajim abspielen sollte, nämlich aufgrund ihrer Eigenständigkeit. Durch ihre endgültige Trennung vom mizrischen Volk würden sie sich für alle Ewigkeit nie mehr mit anderen Völkern mischen, sondern Haschem, ihrem G’tt gleich – „Ehje ascher Ehje“ – sein, immer abgesondert und getrennt.
„Sage den Söhnen Jisraels, der Ewige hat mich zu euch geschickt“. An dieser Stelle verwendet die Tora keinen anderen Namen G’ttes, nur die Bezeichnung „Ehje – der Ewige“.
Denn von jetzt an und weiter, wird Jisrael mit der „Ewigkeit“ verbunden sein, in dem sie von Mizrajim getrennt zur selbstständigen Nation aufsteigen.