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Deutungen zum Schofar von Rabenu Saadja Gaon

Wie alle Mitzwot der Torah ist das Schofarblasen am Rosch Haschana [1] ein Dekret des Schöpfers. Die כונה (Kawana, bewusste Absicht, Andacht) die man an erster Stelle beim Schofar haben soll, ist die Mizwa des Schöpfers, der uns befohlen hat, am Rosch Haschana das Schofarblasen zu hören, zu erfüllen. Derjenige, der das Schofar bläst, muss zusätzlich die כונה haben, den Hörern durch das Hören seiner Töne zu ihrer Pflichterfüllung zu verhelfen.

Obwohl das Schofarblasen ein Dekret ist, werden Deutungen für diese Mitzwa in den heiligen Sefarim gebracht. Das Beherzigen der Töne gehört zum Wesen der Mitzwa.

Rabbi David Abudraham (Sevilla, Spanien vor ca. 600 Jahren) bringt in seinem Siddur-Kommentar 10 Deutungen im Namen des Raw Saadja (Gaon in Sura, Babylonien vor ca. 1100 Jahren) Diese Deutungen, die auch in Mussaf von Rosch Haschana vorkommen, verdeutlichen unsere Aufgaben an diesem heiligen Tage.

Rabenu Saadja gibt die folgenden 10 Deutungen für die Mizwa, am Rosch Haschana Schofar zu blasen:

An diesem Tag war der Schöpfungsbeginn, an ihm erschuf G-tt die Welt und regierte über sie.

Die Könige gehen zu Beginn ihrer Herrschaft so vor: es wird vor ihnen mit Trompeten und Hörnern geblasen, um den Beginn ihrer Herrschaft zu verkünden und überall bekannt zu geben.

Und auf diese Weise nehmen wir die Herrschaft des Schöpfers an diesem Tag auf uns. Und so heißt es in Tehillim: „Mit Trompeten und Shofarschall lasst tönen vor dem König G-tt“[1] [2]

Rosch Haschana ist der erste der zehn Tage der Umkehr.

Der Schofar wird an diesem Tage als zu uns gerichteter Mahnruf geblasen, warnend und proklamierend „jeder, der umkehren will, soll umkehren; wer es nicht tut, soll nachher nicht mit Klagen kommen.“

So verfahren die Könige: über ein Dekret wird zuerst eine Warnung ausgesprochen. Wer es nach dieser Mahnung übertritt, kann keine Einwände mehr geltend machen.

Uns an unser Stehen am Berg Sinai zu erinnern, wo es heißt

„und es war… ein sehr mächtiger Schofarton…. Und der Schofarton wurde immer mächtiger. Mosche redete und Haschem antwortete ihm mit der Stimme“[2] [3]

Neu sollen wir uns dazu verpflichten, wozu unsere Väter sich damals verpflichteten: ‏נעשה ונשמע – wir wollen (alle G-ttes Worte) tun und wir wollen (sie) hören![3] [4]

Uns zu erinnern an die Worte der Propheten, die als Schofarrufe dargestellt werden, so wie es heißt:

“Der, welcher den Schofarruf hört und sich nicht in Acht nimmt, das Schwert kommt und rafft ihn hinweg, die Schuld seines Blutes wird er selber tragen. Den Schofarruf hat er gehört und sich nicht in Acht genommen, sein Blut fällt auf ihn, und nimmt er sich in Acht, hat er sein Leben gerettet.”[4] [5]

Uns zu erinnern an die Zerstörung des Bet Hamikdasch und die Kriegsposaunen der Feinde, so wie es heißt:

„Mein Inneres, mein Inneres pocht in mir, die Wände meines Herzens, mir tobt mein Herz, ich kann nicht schweigen! Denn Schofar-Schall hörst du meine Seele, Kriegslärm!“[5] [6]

Beim Hören der Schofartöne, sollen wir von Haschem den Wiederaufbau des Bet Hamikdasch erbitten.

Uns zu erinnern an die Akejda, die Opferdarbringung unseres Vaters Jitzchak, der bereit war, sein Leben dem Himmel hinzugeben.

Ebenso sollen wir entschlossen sein, unser Leben zur Heiligung Seines Namens aufzuopfern. Dadurch möge unser Gedenken zum Guten vor Haschem emporsteigen.

Dass wir uns fürchten und aufschrecken und zu Demut und Unterwerfung vor G-tt kommen, denn der Schofar bewirkt Zittern und Erschrecken, so wie es heißt:

„Wenn der Schofar in der Stadt ertönt, schreckt das Volk nicht auf?!“[6] [7]

An den grossen Tag des G-ttesgerichtes zu erinnern und unsere Furcht davor zu stärken, So wie es heisst:

„Nahe ist der grosse Tag G-ttes, er ist nahe und eilet sehr… ein Tag des Schofar und der Teruah…“[7] [8]

Uns zu erinnern an Kibbuz Nidchej Jisrael, die Einsammlung der Verstoßenen Jisraels und unser Verlangen danach zu stärken. So wie es heißt:

„An jenem Tag wird in dem großen Schofar geblasen, und es kommen die Verlorenen im Lande Aschur und die im Lande Mizrajim Verirrten, und bücken sich vor G-tt auf dem heiligen Berge in Jeruschalajim.”[8] [9]

Uns zu erinnern an Techiat Hamejtim, die Auferstehung der Toten, und unseren Glauben daran zu vertiefen. So wie es heißt:

„Alle Weltbewohner und in der Erde Schlummernden! Wenn das Panier auf dem Berge erhoben wird, werdet ihr sehen, und wenn der Schofar geblasen wird, werdet ihr hören.”[9] [10]

Heil ist dem Volk, das Schofartöne kennt, Haschem, im Licht Deiner Präsenz werden sie gehen.

  1. Tehillim 98,6 [11]
  2. Schemot 19,16-19 [12]
  3. Schemot 24,7 [13]
  4. Jecheskel 33, 4-5 [14]
  5. Jirmijahu 4,19 [15]
  6. Amos 3,6 [16]
  7. Tzefanja 1,14-16 [17]
  8. Jeschajahu 27,13 [18]
  9. Jeschajahu 18,3 [19]