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Die zehn Plagen – Teil 1

Diese Erzählung über die 10 Plagen stammt aus der Haggada schel Pessach, erläutert von Rav Bezalel Brandeis (Zürich) und erschienen im Victor Goldschmidt Verlag. Das Buch kann unter www.goldschmidt-basel.ch/feiertage/schalosch-regalim/die-pessach-haggada.php bezogen werden.

Die zehn Plagen

Es gib eine Meinungsverschiedenheit, ob Mosche [1] Pharao jeweils 24 Tage lang warnte und jede Plage 7 Tage andauerte, oder ob er ihn 7 Tage lang warnte und die Plage 24 Tage andauerte. Die Plagen werden in drei Kategorien unterteilt: Auf zwei Plagen mit Warnung folgte jeweils eine ohne Warnung.

Bei den ersten der drei Plagen hat Haschem Mosche befohlen, Pharao morgens am Ufer des Nils aufzusuchen, um ihn zu warnen. Die Mizrim hielten Nil für ihren Gott, da er ganz Mizrajim bewässerte. So glaubten sie, dass der Segen von Mizrajim von ihm kam. Auch Pharao selbst hielt sich für göttlich.

Er liess deshalb verkünden, dass er nie austreten müsse. In Wirklichkeit ging er aber jeweils morgens alleine zum Nil, wo er seine ‚Geschäfte‘ erledigte. Deshalb hat Haschem Mosche beauftragt ihn dort aufzusuchen, um ihn zu demütigen.

Um die zweite Serie von Plagen zu verkünden, befahl Haschem Mosche den Pharao in seinem Palast aufzusuchen und ihn dort in Anwesenheit all seiner Fürsten vor weiteren Plagen zu warnen. Wie bereits erwähnt, kamen die dritten Plagen jeweils ohne Vorwarnung.

דָם – 1. Blut

Da die Mizrim den Nil als Ihren Gott betrachteten und ihm dienten schickte, Haschem die erste Plage über den Nil. Sein ganzes Wasser verwandelte sich in Blut. Alle Fische, die im Nil schwammen, starben und hinterliessen in Mizrajim einen schrecklichen Geruch.

Doch nicht nur das Wasser des Nils wurde zu Blut, alles Wasser in jeglicher Form verwandelte sich in Mizrajim in Blut. Sogar wenn ein Mizri eine Frucht auspresste oder auf den Boden spuckte, so verwandelte sich die Flüssigkeit in Blut. Die Mizrim, die dem Verdursten nahe waren, baten die Jehudim um Wasser. Sobald es jedoch in die Hände eines Mizri gelangte, wurde es zu Blut. So versuchten sie, zusammen mit einem Jehudi aus einem Glas zu trinken. Auch dies scheiterte, da der Teil, den der Mizri trank, zu Blut wurde.

In allen Strassen lagen Tote, die verdurstet waren. Andere tranken Blut und starben daran. Die einzige Möglichkeit Wasser zu bekommen war, nach Grundwasser zu graben oder Wasser von einem Jehudi zu kaufen. So wurden die Jehudim reich.

Im Midrasch wird erwähnt, dass auch an allen Steinen und Hölzern Blut war, so dass man sich nirgends hinsetzen und nichts anfassen konnte, ohne sich mit Blut zu beschmieren. Während dieser Plage konnten die Mizrim weder sich selbst noch ihre Kleider waschen.

Der Grund dieser Plage war der, dass die Mizrim die jüdischen Kinder in den Fluss warfen und Pharao sich täglich zweimal im Blut von je 150 Kindern badete. Die Jehudim wurden auch als Wasserträger eingesetzt und es wurde ihnen nicht erlaubt sich zu waschen.

צְפרְַדֵּע -ַ 2. Frösche

Während der zweiten Plage wurden die Mizrim durch ein normalerweise sehr scheues Geschöpf, den Frosch, geschlagen. Anfänglich war es nur ein Tier. Als die Mizrim jedoch begannen auf ihn einzuschlagen, sprangen aus ihm viele Frösche heraus. In ihrer Wut schlugen sie weiter auf die Tiere ein, und je mehr Frösche ihnen entsprangen, desto wilder schlugen sie auf diese ein. Jedem Frosch, den sie töten wollten, entsprangen sechs neue Tiere. Zudem vermehrten sich die Frösche alleine in kurzer Zeit millionenfach.

Ganz Mizrajim füllte sich mit derart vielen Fröschen, dass man bei jedem Schritt auf ein solches Tier trat. Sie sprangen im ganzen Land umher und kamen in alle Häuser und Zimmer von den Mizrim, in ihre Betten und Schränke. Es gab keinen Ort, wo nicht Frösche anzutreffen waren. Auch dort, wo die Mizrim die Türen verschlossen hielten, geschah ein Wunder. Löcher taten sich in den Wänden auf, damit die Frösche hineinspringen konnten. Auch die Esswaren waren vor ihnen nicht sicher.

Sie sprangen sogar in die Bäuche der Menschen und quakten dort.

Im Sohar steht geschrieben, dass die Frösche in die Öfen sprangen und dort in die Brote drangen. Als die Tiere starben, entschlüpften ihnen einige neue Frösche. Sie sprangen Im Magen des Mizri, der das Brot ass solange umher, bis er starb. Die Frösche bissen die Mizrim am ganzen Körper. Sie bedienten sich aller ihrer Essensvorräte. Das Trinkwasser wurde verseucht durch die Flut verwesender Tiere. Die Mizrim wussten nicht mehr ein noch aus. Wo sie sich auch hinwandten, hunderte von Fröschen bedrohten sie und machten sie durch ihr tosendes Gequake beinahe taub. Der Lärm war derart enorm, dass ein Mizri den anderen nicht mehr hören konnte. Kinder, Säuglinge und schwangere Frauen starben alleine schon des Lärmes wegen.

Einige sind der Meinung, dass die Zefarde`im eigentlich Krokodile waren und zumindest einen Teil der Plage ausmachten. Gegen Ende der Plage starben alle Tiere mit Ausnahme derjenigen, die sich im Nil befanden. Die Mizrim trugen die Millionen verwesender Frösche zu Haufen zusammen. Die Luft des ganzen Landes wurde verseucht, wodurch viele Krankheiten ausbrachen. Dies war ein doppelter Schlag für die Mizrim und führte zu mehr Opfern als zu der Zeit der eigentlichen Plage.

Haschem brachte diese Plage über die Mizrim, weil sie die Jehudim zwangen Ungeziefer mit blossen Händen zu fangen, damit sie mit diesen spielen konnten.

Die Mizrim gewährten den Jehudim keine Ruhe. Als Sklaven hatten unsere Väter gar keine Freiräume: kein Haus, kein Familiengemach, keinen Schlaf, kein Brot. In allen diesen Sphären des täglichen Lebens breiteten sich nun die scheuen Tiere aus. Sie zeigten den Mizrim, was es heisst, nicht einmal sein Haus, sein Bett und sein Brot ruhig geniessen zu können, ohne jeden Augenblick störende, lästige Eingriffe befürchten zu müssen.

Auch waren die Frösche eine Strafe für die Mizrim, dass sie unsere Mütter zum Weinen und Schreien brachten, als sie ihre Kinder in den Nil werfen mussten. So stieg nun vom Nil ein ohrenbetäubendes Gequake auf. Den Mizrim schien es, als ob die toten Kinder als Frösche dem Fluss entstiegen und schreiend Mizrajim zerstörten.

3. Läuse

Die dritte Plage bestand darin, dass Haschem die ganze Erdoberfläche bis zu einer Ama (Elle) tief in Läuse verwandelte. Diese überkamen die Mizrim von Kopf bis Fuss und bissen sie am ganzen Körper wie Nadelstiche. Sie kamen in ihre Töpfe und Teller, aus denen die Mizrim assen, so dass sie beim Essen erbrechen mussten. Im Midrasch wird berichtet, dass es 14 oder sogar 24 verschiedene Arten von Läusen gab. Es waren nicht etwa kleine harmlose Tierchen. Die kleinsten waren so gross wie ein Hühnerei, die grössten so gross wie ein Gänseei. Diese Strafe schickte Haschem über die Mizrim, weil sie sich der Jehudim bedienten, um Strassen und Häuser zu putzen. Die Jehudim durften sich selbst nicht waschen, geschweige denn ihre Kleider reinigen. Deswegen waren ihre Kleider ständig mit Läusen durchsetzt, die ihre Körper plagten.

עָרוֹב – 4. Wilde Tiere

Die nächste Plage, mit der der Ewige die Mizrim strafte, war Arow. Eigentlich bedeutet Arow „vermischt“. Haschem schickte alle Arten von Tieren zusammen, ohne dass diese sich gegenseitig Schaden zufügten. In Harmonie kamen sie alle durcheinander um den Willen von Haschem zu erfüllen und über Mizrajim herzufallen. Raubtiere, Reptilien, Vögel und Insekten waren dabei. Die fliegenden Tiere waren so zahlreich, dass sich der Himmel über Mizrajim verdunkelte. Auch Tiere, die normalerweise nicht wildern, wie Rinder, Esel und andere Haustiere, fielen nun über die Mizrim her. Wo sie sich aufhielten, zerstörten sie alles. Mizrajim war danach ein verwüstetes Land. Sie zerrissen und frassen Mensch und Tier und die Mizrim konnten nirgends Schutz vor ihnen finden.

Nicht eines dieser wilden Tiere verirrte sich nach Goschen. Keinem Jehudi wurde Leid angetan. Ein Jehudi konnte mit einem Mizri zusammen auf einem Weg gehen. Der Mizri wurde von Tieren überfallen, während der Jehudi nicht von den wilden Tieren angegriffen wurde. Am Ende dieser Plage verschwanden alle Tiere, wie sie gekommen waren, damit die Mizrim keinen Vorteil von ihrem Fleisch und Fell ziehen konnten. Diese Plage brachte Haschem über die Mizrim, weil sie die Jehudim zwangen, ihnen wilde Tiere für ihre Tierkämpfe zu bringen. Auch das Verhalten der Mizrim den Jehudim gegenüber ähnelte dem wilder Tiere. Sie drangen in die Häuser unserer Väter ein und machten dort, was sie wollten. Sie raubten ihnen ihre Kinder und mordeten sie.

דֶּברֶ – 5. Pest

Die nächste Plage, auch wenn sie von aussen her nicht so schlimm erscheint, war ein harter Schlag für die Mizrim. Sie traf sie in allen Bereichen des täglichen Lebens. An einem Tag starben alle Tiere, die sich auf Mizraims Feldern befanden an der Pest. Beim Sterben der Pferde traf es den Stolz der königlichen Macht. Den Handel traf es beim Sterben aller Lasttiere wie Esel und Kamele.

Die täglichen Feldarbeiten wurden durch das Sterben ihrer Arbeitstiere, der Ochsen beeinträchtigt. Durch die Wegraffung des Kleinviehs fehlte es ihnen nun an Nahrung und Kleidung. Bei den Jehudim starb an diesem Tag nicht ein Tier. Nachdem dieser Plage eine Warnung vorausgegangen war, verkauften viele Mizrim ihr Vieh den Jehudim zu Spottpreisen. Nach der Plage mussten sie aber teures Geld bezahlen, um ihre Tiere wieder zurück zu erhalten. Dadurch steigerte sich der Reichtum der Jehudim.

Diese Plage schickte Haschem über die Mizrim, weil sie unsere Väter als Hirten anstellten und es ihnen teuer für jedes verloren gegangene oder verendete Tier vergalten. Die Mizrim raubten den Jehudim ihre Tiere und liessen ihnen keine Zeit, um sich um die eigenen Tiere zu kümmern. Dazu kam noch, dass sie die Jehudim anstelle ihrer Tiere vor den Pflug spannten, um ihre eigenen Tiere zu schonen. Nun mussten die Mizrim selber um ihren Verlust trauern.

Fortsetzung folgt ijH