Wochenabschnitt Matot-Mass’ej – Wanderungen mit ‘jüdischem‘ Niveau

Datum: | Autor: Rav Chaim Grünfeld | Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
Wanderungen

In der Parschat Mass’ej werden die 42 Ortschaften aufgezählt, an denen die Bne Jisrael während ihrer 40-jährigen Wanderung in der Wüste ihr Lager aufgeschlagen haben. Da die Torah „nizchi“ ist, d.h. für die Ewigkeit geschrieben, betonten die Schüler des Ba’al Schem Tov sZl. die für alle Zeiten gültige Bedeutung dieser Wanderungen für den Klall Jisrael.

Wir befinden uns zwar noch immer auf unserer Reise im langen Galut – auch im ‘Heiligen Land‘ ist man noch lange nicht zur Ruhe gekommen, Grenzen und Siedlungen sind von stetigem Wandel betroffen und hundertprozentige Sicherheit gibt es nach wie vor nirgendwo auf der Welt. Dennoch sind alle unsere Schritte und Erlebnisse auf diesen Wanderungen bereits in der Torah verzeichnet. Folglich kann aus ihr alles Nötige und Wissenswerte dafür entnommen werden.

In den meisten Jahren werden die Parschot Matot mit Mass’ej zusammen geleint.

Rabbi Mordechai Josef Leiner sZl., der Rebbe von Isbiza-Rad’zyn (gest. 5614/1854), lernte daraus, dass die Parscha Matot, die von den Halachot der „Nedarim“ (Gelübde) handelt, eine Einleitung für die ewigen Wanderungen Jisraels sind, die in der Parscha Mass’ej aufgezählt werden.

Vom ‘Neder‘ heisst es (Kohelet 5,4): „Tov ascher lo Tidor, mischeTidor weLo Teschalembesser tue kein Gelübde als etwas zu geloben und es nicht zu erfüllen“. Ein Neder ist nämlich nur für Notfälle gedacht, um sich dadurch in einer Not oder Gefahr zu helfen, wie zum Beispiel das Versprechen Zedaka zu geben oder sonst eine gute Tat zu tun, wie z.B. die Verbesserung der persönlichen Leistungen, deren ‘Sechut‘ (Vedienst) man sich g’ttliche Hilfe erhofft. Daher beginnt die Parscha der Nedarim (30,2) mit „Wajedaber Mosche el Rasche ha‘Matot – Mosche sprach mit den Oberhäuptern der Stämme“. Denn das Neder gleicht einem Mate, einem Stock, auf den man sich in der Not stützt.

Wer sich auf Reisen befindet, ausserhalb der gewohnten Umgebung, kennt die auf ihn zukommenden Gefahren nicht und muss sich daher mit der Mida (Eigenschaft) der „Nedarim“, der Begrenzung und Einschränkung, wappnen: Nicht alle Orte dürfen betreten und zum Übernachten verwendet werden; man muss sich gut überlegen wo, was und mit wem man isst und wohnt, mit wem man sich befreundet und Geschäfte macht etc. Überall lauern physische oder seelische Gefahren!

Deshalb beginnt die Parschat Mass’ej mit (33,1):

Ele Mass’ej Bne Jisrael… beJadMosche weAharondas sind die Wanderungen der Kinder Jisrael… durch Mosche und Aharon“. Wie der Or haChajim haKadosch bemerkt, werden gemäss der bekannten Regel des Wortes „Ele“ – diese und nicht andere – gewisse Wanderungen und Züge ausgeschlossen. „Ele Mass’eh Bne Jisrael“ – nicht alle Orte sind für Jehudim betretbar, nur solche, die Jisrael „durch Mosche und Aharon“ betreten haben. Und eben deshalb – „Wajichtov Mosche…(33,2) – musste Mosche auf den Befehl von Haschem alle ihre Züge und Wanderungen aufschreiben, nicht um einen historischen Bericht zu hinterlassen, sondern weil hier bereits alle Verhaltensregeln und Anleitungen für die künftige Reisen und Wanderungen Jisraels gegeben und geistig geebnet wurden; wie man sich überall richtig zu verhalten hat, um auch dort die nötige ‚Awodat Haschem‘ (G‘ttesdienst) ausführen zu können.

Dazu passt der Remes (Andeutung) des Kabbalisten Rabbi Menachem Asarjo sZl. aus Fano-Italien (‘Rem“a miFano‘ gest. Mantua 4. Aw, 5380/1620), dass hier alle Galujot (Exile) Jisraels – E-dom, M-izrajim/M-odai, B-awel und J-awan – in den Anfangsbuchstaben der Worte „E-le M-ass’ej B-ne J-israel“ angedeutet sind.

Auch auf unseren jetzigen täglichen Wanderungen – und insbesondere in der Urlaubszeit – sollte darauf geachtet werden, dass „Ele Mass’eh Bne Jisrael“, sie den Zügen der Kinder Jisraels gleichen – „beJad Mosche weAharon“ – vorbildlich und in ihrem Sinn…

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